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Claudia hatte es gewusst, kaum dass die andere Frau die Tür aufgemacht hatte.
Dieser Besuch war keine gute Idee gewesen.
Jeromes Mutter wirkte ungepflegt. Sie trug einen hässlichen Morgenrock aus Velours, dessen Reißverschluss sie bis zum Hals zugezogen hatte, und ihre Füße steckten in dicken Socken. Soweit Claudia sehen konnte, ähnelte sie ihrem Sohn kein bisschen.
Die beiden Frauen waren sich noch nie begegnet; dennoch schien die ältere Frau ihre Besucherin sofort zu erkennen. Ihre Augen waren voller Abscheu.
»Ich bin Claudia.« Claudia hatte das Verlangen unterdrückt, einfach davonzulaufen; stattdessen hatte sie die Hand ausgestreckt.
»Ja«, hatte Roxanne Lucca erwidert.
Die dargebotene Hand hatte sie nicht genommen, war aber einen Schritt ins Haus zurückgetreten.
»Du solltest lieber reinkommen.«
Das ist deine letzte Gelegenheit zur Flucht.
Doch Claudia wollte nicht mehr feige sein.
Und so betrat sie das Haus.