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Jerome Cooper hatte keine Strafakte; trotzdem war Frank Luccas armseliger, erpresserischer Stiefsohn ein Widerling, und allein bei dem Gedanken, dass der Kerl sich in der Nähe seiner Familie herumtrieb, drehte sich Sam der Magen um.
»Ich habe mit einem Freund bei der Polizei von Bay Harbor gesprochen«, sagte er am Telefon zu Grace. »Keine Sorge, ich bin nicht in die Einzelheiten gegangen. Ich habe ihnen nur gesagt, wir hätten hier einen unwillkommenen Gast, damit sie die Augen aufhalten können.«
»Die wollten doch bestimmt mehr wissen als nur das, oder?«, hakte Grace zweifelnd nach.
»Ich habe ihnen eine Halbwahrheit aufgetischt und gesagt, es wäre eine Familienangelegenheit. Das haben sie verstanden.«
Im Laufe der Jahre hatten Sam und Grace eine Reihe guter Beziehungen auf den Inseln aufgebaut. Dabei hatte Sam sich damals, 1998, als sie noch nicht zusammengelebt hatten, Sorgen gemacht, dass einige Leute hier vielleicht nicht so gerne einen schwarzen Detective in ihrer Mitte sehen würden, auch wenn er mit einer Psychologin zusammen war, die als Säule der Gemeinde galt. Doch diese Sorgen hatten sich rasch zerstreut, denn die Leute hatten ihn beinahe von Anfang an willkommen geheißen.
Nun hoffte er, dass ihre freundlichen, gut erzogenen Nachbarn nicht gesehen hatten, wie er Cooper heute Morgen in den Arsch getreten hatte.
Andererseits, hätten sie auch nur ein bisschen über den Bastard gewusst, sie hätten Sam vermutlich applaudiert.
Was Barun Adani wohl nicht tun würde, wenn er heute Nachmittag in Sams Büro kam. Adani hatte früher am Tag angerufen und um ein Gespräch gebeten.
Allerdings gab es keinerlei Fortschritte, was die Ermittlungen im Mord an Baruns Bruder betraf.
Auch das bereitete Sam Übelkeit.