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KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG 

 

Am nächsten Morgen nahm Maris das morgendliche Mahl alleine in ihrem Zimmer zu sich. Sie verspürte kein Verlangen den ihr versprochenen Ehemann früher zu erblicken, als es der Tag der Hochzeit denn verlangte. Sie war so verdattert gewesen, wegen seiner Küsse und dann von der Breitseite seines eiskalten Befehls, dass sie ihm einen Erben schenken solle, dass sie außerstande war, etwas anderes zu tun, als ihm mit offenem Mund nachzublicken, wie er sie dort im Hof stehenließ. 

Dirick hatte sie dann aber nicht zu Tisch geleitet, wie er es versprochen hatte, denn der König hatte den Rat seiner Barone einberufen, um die Probleme mit seinem Bruder in Anjou zu besprechen. Als neu ernannter Baron, auf den der König auch gern hörte, erwartete man von Dirick bei diesem Ereignis zugegen zu sein, und – so dachte Maris – es war auch kein großes Opfer für sie. Fürwahr, sie hoffte, er würde auch seine übrige Zeit in der Gesellschaft seines obersten Lehensherren verbringen. 

Er hatte sie verwirrt zurückgelassen, unsicher, zitternd, wegen etwas, was sie nicht verstand. Und bis sie herausfand, wie sie sich in seiner Gegenwart am Besten verhielt – kühl und unnahbar, leichtfertig und schmeichelnd, oder auf eine andere Art –, war sie froh, ihm nicht zu begegnen. 

Laut Diricks Ankündigung, dass sie sich zu ihm in sein Bett gesellen müsste, war dafür ja noch Zeit genug. Später. 

Agnes half ihr beim Ankleiden: ein Reisekleid für einen Ausflug in die Stadt London. Trotz ihrer Verärgerung über Dirick wegen seiner groben, beleidigenden Befehle vom Tag zuvor wusste Maris, dass sie in drei Tagen Hochzeit feiern würde und der feminine Teil in ihr wünschte, dass sie dem Anlass entsprechend gekleidet sein würde. Und sie musste eine Hochzeitsgabe für ihren Ehemann finden. 

Raymond und fünf weitere Soldaten warteten vor ihrem Gemach auf sie und folgten ihnen, als sie und Agnes sich auf den Weg hinunter zur Halle machten. 

Ihre Pferde standen bei den großen, königlichen Stallungen für sie bereit. Maris bot Hickory eine geschrubbte Karotte an zur Entschuldigung dafür, dass sie Hickory tags zuvor keinen Besuch abgestattet hatte. Dann – indem sie einen Baumstumpf benutzte, der eigens dafür gedacht war – saß sie federleicht auf. 

Als sie sich dem Stadtviertel näherten, wo der Markt war, scharten sich die sechs Männer enger um die beiden Frauen. Als sie dann die Marktstände erreicht hatten, stiegen Maris und Agnes von ihren Reittieren ab und ließen die Pferde mit zwei von ihren kräftig gebauten Leibwächtern zurück, während sie sich durch die Menschenmassen schlängelten. 

Raymond und die übrigen Männer machten den Frauen den Weg frei, wobei sie immer beiseite traten, wann immer sie an einen Stand kamen, der Maris interessierte. 

Sie hatte schon den größten Teil des Morgens mit der Suche nach einem Stoff verbracht, um daraus ihr Hochzeitsgewand zu schneidern, und jetzt befühlte sie Seidenstoffe und Wollstoffe und Leinen aus Frankreich Italien, ja sogar aus dem Heiligen Land. Zu guter Letzt entdeckte sie einen Händler mit wunderbar gewebten Stoffen von so leuchtender Farbe, wie Maris sie noch nie zuvor gesehen hatte. Aber jeder Ballen kostete mehr Geld, als eine Bauernfamilie in Langumont für einen Monat zum Leben brauchte, und beinahe wäre Maris zum nächsten Stand weitergegangen. 

Aber der Händler verstand sich auf sein Geschäft und als er das Interesse in ihren Augen sah und ihm ihre sehr eleganten Kleider aufgefallen waren, zog er ein ganz besonderes Tuch aus den Tiefen einer Truhe hervor. Maris’ Augen staunten nur noch, als sie es sah, und ihr Mund öffnete sich zu seinem leisen Seufzen. Nie zuvor hatte sie etwas derart Schönes gesehen wie das schimmernde, blassgoldene Tuch. Fast durchsichtig und darin fein verwoben glänzende Fäden von Gold wie zum Muster eines Spinnennetzes. Der Stoff glitt ihr fast flüssig über die Finger, wie ein zarter Hauch. Es würde ein atemberaubendes Untergewand abgeben. Maris befühlte es einen Augenblick lang nachdenklich, gab dann schließlich der Schönheit in ihren Händen nach und begann mit dem Feilschen um einen guten Preis. 

Ihr unverhohlenes Interesse war ihr Verderben und obwohl sie sich gewöhnlich im Feilschen recht geschickt anstellte, gelang es dem Händler doch, ihr mehr Gold abzuluchsen, als sie eigentlich zahlen wollte. Maris kaufte bei demselben Händler noch einen zweiten Ballen von Seide in einem dunkleren Goldton zu einem wesentlich niedrigeren Preis, sowie einen leichten, zimtfarbenen Wollstoff für einen Umhang. 

Das Grüppchen zog weiter, an den Stoffauslagen der Händler vorbei, legte eine kurze Rast ein, um Fleischpasteten und Käse für ein Mittagsmahl zu erstehen. Die Erfrischung, die ihr eine ansässige Wirtsfrau verkaufte, schmeckte kräftig und angenehm bitter und verursachte einen angenehmen Kitzel in Maris’ Bauch. An einem anderen Stand fanden sie süße Pasteten und verzehrten diese genüsslich im Stehen, gleich da am Straßenrand inmitten all des Gedränges. 

Jetzt kam der schwierige Teil: eine Hochzeitsgabe für ihren Verlobten zu finden. 

Die Soldaten bummelten hinter Maris her die Straße entlang, während sie Stand um Stand in Augenschein nahm, Händler um Händler, und nicht in der Lage war etwas zu finden, was sie für Dirick als passend empfunden hätte. 

Schließlich langten sie bei dem Teil des Marktes an, der die Juweliere und die Goldschmiede beherbergte. Während sie die schmalen Wege zwischen den Ständen dort auf und ab wanderte, wurde Maris allmählich wütend und verzweifelt, weil dort anscheinend nichts zu finden war, was ihr für ihren zukünftigen Mann passend schien. Und warum diese Aufgabe ein Geschenk zu finden, ihr derart zusetzte, wusste sie nicht ... aber so war es. 

Schließlich blieb sie bei einem Goldschmied stehen, der sich auf das Anfertigen von Broschen und Umhangschnallen spezialisierte, die sowohl von Männern wie auch Frauen getragen werden konnten. Der Einfall kam ihr urplötzlich. 

„Wie schnell könnt Ihr eine Brosche mit dem Wappen meines Gemahls gestalten?“, fragte sie den Goldschmied. 

Der Mann runzelte die Stirn und sagte, „in sechs Tagen ... möglicherweise, Mylady.“ 

Sie schüttelte den Kopf. „Noch einmal halb so viel Gold, wenn Ihr es Sonntagmorgen für mich bereit habt.“ 

Da er sich die gute Gelegenheit offensichtlich nicht entgehen lassen wollte, dachte der Goldschmied nur kurz nach und schlug dann ein. Maris kramte nach ihrem Lederbeutel, um ihm eine erste Anzahlung zu geben. Als sie zwei Silbermünzen aus der Tiefe hervorholte, fiel ihr Dolch dabei auf den Boden. 

Der Goldschmied bückte sich, um ihn für sie aufzuheben, und stieß einen kleinen Schrei des Entzückens aus. „Ah. So ein wunderschönes Stück. Ich habe diese Arbeiten schon seit vielen Jahren nicht mehr erblickt, Mylady!“ 

Augenblicklich war ihre Aufmerksamkeit nicht mehr bei den Münzen, sondern auf ihm. „Ihr kennt diese Arbeit?“ 

„Jawohl. Dies hier ist das Werk Friedrichs von Gladwythe.“ 

„Wo kann ich diesen Friedrich finden?“, fragte sie, weil sie wusste, dass Dirick die gleiche Frage stellen würde, wäre er hier. 

Der Mann zuckte mit den Schultern. „Mylady, ich habe den Mann seit fünf oder sechs Sommern nicht mehr gesehen. Es kann durchaus sein, dass er tot ist, da ich auch schon seit langer Zeit keine neuen Arbeiten von ihm gesehen habe. Er war kein junger Mann mehr.“ 

Maris kramte eine weitere Münze aus ihrem Geldbeutel. „Wenn Euch noch irgendetwas zu ihm einfallen sollte oder wo man ihn finden kann, lasst mir eine Nachricht zukommen oder meinem zukünftigen Gemahl, Dirick von Ludingdon. Es geht um Leben und Tod.“ 

Er nahm die dritte Münze freudig entgegen. „Jawohl, Herrin. Das werde ich. Und ich werde dafür sorgen, dass Euch die Nadel für Euren Gatten vor der Messe am Sonntag zukommt.“ 

„Ich danke Euch, guter Mann.“ Sie wünschte ihm einen schönen Tag und kehrte beschwingten Schritts zu Raymond und ihren anderen Begleitern zurück. An ihrem Hochzeitstag würde sie zwei Geschenke für ihren Ehemann bereit haben. 

Da die Straßen übervoll waren, saß niemand aus dem Grüppchen wieder auf. Sie wanderten gemächlich weiter, die Dringlichkeit des Ausflugs hatte sich verflüchtigt, als hinter ihnen ein lautes Geräusch sie aufhorchen ließ. 

Ein schwerer Karren raste durch die enge Straße hindurch und auf sie zu, holperte wild auf und nieder, hinter zwei sehr großen Pferden. Schreie und Rufe flogen durch die Luft und Passanten sprangen aus dem Weg. 

Der Wagen verpasste um Haaresbreite den Stand, wo Maris’ Goldschmied saß, und rumpelte dann ohne innezuhalten weiter. Als die Menge losrannte und in alle Richtungen zerstob, wurde Maris von ihren Begleitern getrennt. 

„Herrin!“, schrie Raymond, als er sah, wie die Pferde geradewegs auf sie zu galoppierten. 

Sie versuchte sich auf die Seite zu werfen, aber der Wagen änderte die Richtung und folgte ihr, als sie aus der Straße flüchtete. Er rumpelte schnell hinter ihr her, riss dabei Stände aus ihren Verankerungen und stieß Auslagen um, während er ihr immer näher kam, wie sie da eine Gasse hinunter flüchtete. 

Die Lungen taten ihr weh und ihr Bein schmerzte, wo sie damit gegen die Seite von einem Stand gestolpert war, aber Maris blieb nicht stehen. Der Wagen kam näher, das Getöse hinter ihr wie das Donnern einer wilden Brandung, und sie wusste, sie würde hier nicht mit dem Leben davonkommen. 

Auf einmal – da wo die Gasse in eine breite Straße mündete, erspähte sie die Umfassung aus Stein von einem öffentlichen Brunnen. Während sie darauf zu rannte, sprach sie ein Stoßgebet. Maris packte die dicke Strebe aus Holzbalken quer darüber, an denen ein Eimer hing und sprang hoch und dem Karren aus dem Weg. 

Der Wagen raste an ihr vorbei und hinterließ eine Staubwolke. Dann verschwand er in einer Seitenstraße. 

Raymond rannte herbei, das Gesicht ganz angespannt vor Angst, und rief aus, „Mylady, Mylady, seid Ihr unversehrt?“ 

Zitternd kletterte Maris von ihrem Ausguck dort über dem Brunnen herunter. Obwohl sie wusste, dass ihre Augen noch ganz weit aufgerissen sein mussten und ihre Angst daher nicht zu verhehlen war, sprach sie ruhig, „ja, mir ist nichts geschehen, nur meinem Bein.“ Sie schaute auf ihr schmutziges, zerrissenes Kleid herab und wusste, dass ihr Haar, das bei dieser Hatz den Schleier darüber eingebüßt hatte, ihr in zerfledderten Zöpfen und wilden Locken am Rücken herunterhing. Unauffällig hob sie ihren Rock etwas an, um ihr zerschürftes, blutiges Bein in Augenschein zu nehmen. 

Rufus, einer der übrigen Soldaten, brachte Hickory zu ihr und half Maris in den Sattel. Das Bein bereitete ihr Schmerzen und es schwindelte ihr der Kopf, aber sie war wild entschlossen eigenständig nach Westminster zurückzureiten. 

Sie waren schon beinahe an der Burg angelangt, als sie einer kleinen Truppe von Männern unter dem Kommando von Dirick von Ludingdon begegneten. Dirick selbst ritt an der Spitze und brachte sein Pferd zum Stehen, als die Männer von Langumont und ihre Herrin näher kamen. 

„Ho!“, rief er und legte etwas Distanz zwischen sich und seine Männer, um an die Seite von Maris zu reiten. Seine Augen weiteten sich angesichts ihres etwas wüsten Aussehens. „Maris! Was ist Euch nur widerfahren?“ 

Sie rieb sich mit einer etwas schmutzigen Hand über das Gesicht. „Nichts, ich habe nur knapp einem Karren ausweichen können. Er rollte herrenlos durch die Gassen des Marktes und ich bin hingefallen, bei dem Versuch nicht unter die Räder zu kommen.“ 

Sein Mund wurde schmal. „Ihr habt mir nicht gesagt, dass Ihr einen Ausritt nach London macht. Hätte ich davon gewusst, wäre ich Euer Begleiter gewesen.“ 

Maris wurde fuchsig, selbst noch als sie spürte, wie Raymond neben ihr ganz steif wurde. „Meine Männer sind wahrlich genug Eskorte für mich, Mylord, und ich werde den Markt besuchen, wann immer ich will, mit oder ohne Eurer Erlaubnis.“ 

Diricks Gesicht wurde ganz ausdruckslos. Er beugte sich nach vorne und nahm ihr die Zügel aus den Händen, dann führte er Hickory und ihre Herrin weg von den Männern. Es war erst, als er auf sie herabschaute, dass sie bemerkte, dass sie ihn noch nie so voll eiskalter Wut gesehen hatte. 

„Ich habe nicht verlangt, dass Ihr um meine Erlaubnis bittet, um dem Markt einen Besuch abzustatten, Maris“, sprach er mit einer Stimme, die sehr darum bemüht war, keine Gefühle zu verraten. „Nichtsdestotrotz werdet Ihr nie wieder in Gegenwart meiner Männer oder der Euren auf diese Art mit mir reden. Ich war lediglich um Eure Sicherheit besorgt, da Ihr immer noch Jungfer seid und eine begehrenswerte Partie für jeden Mann – und nach dem Zustand Eurer Kleidung zu urteilen, kann ich sehen, dass meine Annahme richtig war.“ 

Und damit drehte er sich um und gesellte sich wieder zu seiner Truppe von Soldaten. Maris blieb nichts übrig, als ihm zu folgen. 

„Sir Raymond“, sagte Dirick, wobei er sich zwang seinen Ärger zu unterdrücken, „reitet ein Stück mit mir, wenn es Euch beliebt. Der Rest von Euch, kümmert Euch darum, dass meine Dame nach Westminster zurückkommt, ohne noch mehr Dreck auf ihr Gesicht zu bekommen.“ 

Raymond näherte sich ihm mit einem störrischen Ausdruck auf dem sommersprossigen Gesicht. Dirick hielt sich eine schützende Hand vor die Augen wegen der grellen Sonne, damit er ihm direkt in die Augen schauen konnte. „Schaut mich nicht mit solcher Wut an, Mann. Es war nicht meine Absicht Euch zu beleidigen – ich wünsche nur in Zukunft darüber unterrichtet zu werden, wo meine Frau sich aufhält.“ Er hob die Hand abwehrend, um den anderen Mann am Reden zu hindern. „Nein, es ist nicht Eure Aufgabe mich zu informieren. Es ist lediglich ein Gefallen, den ich von meiner Frau erbitte. Fürwahr, Raymond, außer mir selbst kann ich mir keinen besseren Mann denken, den ich als Begleiter meiner Dame lieber hätte als Euch. Ehrlich und aufrichtig.“ 

Der andere Mann schien seine Entschuldigung anzunehmen. „Mylord, ich danke Euch für das Vertrauen, das Ihr mir damit erweist. Ich habe Langumont schon über zwanzig Jahre treue Dienste geleistet und ich werde fortfahren meiner Herrin Maris zu dienen, bis zu dem Tag, an dem sie selbst beschließt, sie möchte mich nicht mehr um sich haben.“ 

Dirick nickte und erkannte, dass der Mann, wenn er auch nicht offen Streit suchte, hier auch ganz offensichtlich seine Loyalitäten darlegte – und die zu Maris kam vor der Treue zu Dirick. Solch eine Unverschämtheit hätte Dirick noch mehr verärgern können, aber Dirick war klüger. Die Sicherheit von Maris war ihnen beiden das oberste Anliegen und daher würden sie ihrer beider Pläne hier dementsprechend aufeinander abstimmen. „Fürwahr, Raymond, und indem Ihr der Dame dient, dient Ihr auch mir. Und ich muss Euch sagen, dass es mir nicht allzu viel Freude bereitet, dass Ihr Eure Pflichten so ernst nehmt, dass Ihr der Lady Maris helfen würdet, einen unerwünschten Gemahl loszuwerden–“ 

„Lord Dirick“, der andere Mann unterbrach ihn, ein beschämter Ausdruck warf einen Schatten über sein Gesicht, „Ich meinte nicht–“ 

„Nein, entschuldigt Euch nicht. Eure Absicht war einzig und allein Eure Herrin zu schützen, wie jeder Mann es tun sollte, ganz besonders vor solchen Gestalten wie Victor d’Arcy. Nichtsdestotrotz, da ich jetzt ihr Verlobter bin, würde ich es als eine persönliche Beleidigung empfinden, solltet Ihr versuchen, sie von meiner Gegenwart zu befreien.“ Er ließ zu, dass ihm hier die Augen ein bisschen humorvoll aufblitzten, selbst als er seine Stimme gebieterisch klingen ließ. 

Raymond lächelte, offensichtlich erleichtert. „Ich danke Euch, Mylord, und Ihr könnt Euch sicher sein, dass ich mir Eure Worte zu Herzen nehme, da ich nur zu gut weiß, dass Ihr mich im Schwertkampf schlagen könnt.“ 

„Nur mit großer Anstrengung und mit einem bisschen Glück“, sagte er zu ihm, als er an ihren Übungskampf auf Langumont zurückdachte. „Und jetzt sagt mir, was heute auf dem Markt genau geschehen ist.“ 

Raymond wurde ernst. „Das war kein Karren, der sich losgerissen hat, Mylord, ich würde meine Ehre darauf verwetten.“ 

Dirick richtete sich in seinem Sattel auf. „Was sagt Ihr da, Mann?“ 

„Es war kein Unfall, Mylord. Der Karren wurde nicht langsamer und die Pferde benahmen sich nicht, als ob sie von Sinnen wären ... es schien mir, als hätte der Fahrer sie vorangetrieben. Und–“, er schaute hinter sich, als wolle er sehen, wie weit weg Maris stand, „–er folgte ihr, als sie in eine Gasse abbog.“ Er schilderte, wie sie dem Wagen entkommen war. 

Dirick fluchte, kalte Furcht legte sich um ihn. Jemand hatte versucht Maris zu töten. Sie wäre fast gestorben. Das Blut wich ihm aus dem Kopf und raste ihm in die Glieder hinein, wo es hämmerte. „Ihr habt den Fahrer nicht gesehen oder ihn erkannt?“ 

Raymond schüttelte den Kopf. „Nein Mylord, er trug einen tief sitzenden Helm und einen Umhang um das Gesicht. Es waren keine Erkennungszeichen auf seiner Kleidung oder auf seinem Karren.“ 

Dirick holte einmal tief Luft, schaute zum Himmel hinauf und sprach ein Dankesgebet. Dann schaute er Raymond an. „Ich werde das untersuchen und ich würde jede Hilfe, die Ihr dabei leisten könnt, willkommen heißen. In der Zwischenzeit, verdoppelt Eure Wachen und die Wachsamkeit um sie, ganz besonders dann, wenn ich nicht in der Nähe bin, und erzählt ihr noch nichts von unserem Verdacht. Sie würde nur Streit anfangen oder uns verlachen.“ 

Raymond nickte mit einem grimmigen Lächeln zustimmend.