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»Wir haben einen Neuen in der Klasse«, erzählte Sam beim Abendessen.

Ja, Bruderherz, ich weiß: groß, blond, cool – und DJ! Erzähl mir mehr von ihm!

»Er heißt Easy«, berichtete Sam weiter. »Und er arbeitet als DJ im Sisters

Easy. Das wiederum hatte ich noch nicht gewusst … ein bisschen seltsam, aber okay. Easy …

»Easy? Seltsamer Name«, sagte Pa. Konnte der Mann etwa Gedanken lesen? »Take it easy, Easy. Easy listening mit DJ Easy!« Pa lachte. Als Einziger.

»Und woher kommt er?«, wollte Ma wissen. Das fragt sie immer.

»Meinst du den Namen?«, sagte Sam. »Das ist ’ne Abkürzung oder so. Der Typ ist ziemlich nett. Er hat vorher in Den Haag gewohnt.«

»Wie schmeckt euch die Spaghettisoße?«, wechselte ich rasch das Thema, um nicht rot anzulaufen. Ich hatte ein Rezept von Tibby ausprobiert. Tomatensoße mit Hack, angebratenen Paprikawürfeln und frischem Oregano.

»Was für eine Sorte ist das?«, fragte Ma.

»Tiberiasoße«, sagte ich. »Die Variante mit Oregano.«

»Schmeckt.«

Das war alles. So läuft das bei uns. Ich kochte zum ersten Mal im Leben allein eine köstliche Spaghettisoße aus lauter frischen Zutaten und sie wussten nichts anderes zu sagen als »schmeckt«.

Plötzlich bekam ich großes Heimweh nach Tibbys behaglicher Wohnküche mit dem merkwürdigen Brotschneidetisch, an dem Jeff saß und Gitarre spielte, während wir am Herd in irgendwelchen Töpfen herumrührten. Bei uns hockte jeder abends am Computer oder ging seiner Wege. Dass wir zusammensaßen, kam so gut wie nie vor.

»Wollen wir’s uns heute Abend mal gemütlich machen?«, fragte ich. »Wir könnten Risiko spielen. Oder Carcassonne oder Siedler von Catan

Keine Reaktion.

»Oder gemeinsam einen Film ansehen. Habt ihr Lust? Ich kann Popcorn für alle machen.«

»Ich geh gleich zu Sarah«, sagte Sam und stellte die Teller zusammen.

Na klar, Sam war mal wieder bei seiner Freundin.

»Nachher vielleicht, wenn ich mit der Arbeit fertig bin«, sagte Ma. Leicht abwesend fuhr sie sich mit den Händen durchs Haar. »Ich muss noch einen Stapel Abrechnungen durchsehen …«

Pa hatte sowieso keine Zeit. Sein Laptop rufe nach ihm, behauptete er. »Womöglich haben sich da schon irgendwelche Würmer eingenistet, weil ich so lange nicht dran war. Hör mal, wie die Viecher brummen!« Er hatte den PC bereits angeschaltet. »Hopsala, an die Arbeit! Hörst du’s?« Er lachte albern.

Hopsala?! Liebe Güte, Pa! »Das ist bloß die Lüftung«, sagte ich. »Und außerdem bin ich nicht mehr vier, sondern vierzehn. Bald fünfzehn.«

»Ich werd’s mir notieren. Und stampf bitte nicht so auf der Treppe!«, rief er mir nach.

Als ob ich je stampfen würde!