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Ägypten war atemberaubend schön.
Die Pyramiden, die unvorstellbar großen Pyramiden aus tonnenschweren Steinquadern, die so perfekt zusammengefügt sind, dass es niemandem je gelungen ist, sie nachzubauen. Die prachtvollen Tempel mit ihren Statuen aus rosa Granit und mächtigen Säulen voller Hieroglyphen, von denen ich manche lesen konnte, das meiste aber nicht. Das lecker gewürzte Essen. Rosa Karkadeh aus Hibiskusblüten. Seltsamerweise schmeckte dieser Tee in Ägypten göttlich und zu Hause fade und säuerlich.
Wegen alldem wollte ich so schnell wie möglich wieder hin.
Ein Traum war auch das Ägyptische Museum in Kairo mit den jahrtausendealten Mumien und herrlichen Schmuckstücken aus Gold und Lapislazuli. Und dann die bildschönen Tempelkatzen, schwarz mit goldenen Ohrringen.
Die Ägypter waren die Ersten, die Katzen als Haustiere hielten. Sie schützten die Getreidevorräte gegen Mäuse und galten als lebensspendende Gottheiten.
Ich selbst hatte nun endlich auch eine Katze. Eine schwarze aus Stein.
Die ganze Zeit kam ich mir vor wie eine Prinzessin. Im Vergleich zu den ägyptischen Kindern lebte ich im Luxus und wurde nach Strich und Faden verwöhnt. Ich brauchte mich nicht um sieben kleine Geschwister zu kümmern, nicht den lieben langen Tag mühsam und mit gebeugtem Rücken Teppiche zu knüpfen, nicht eine Schule zu besuchen, wo man morgens weben lernt und nachmittags Koranunterricht hat.
Sogar Tibby wäre dort steinreich.
Als Mitbringsel für sie hatte ich eine hübsche kleine Anubis-Figur gekauft. So kam sie doch noch zu ihrem Schäferhund. Und für meine anderen Freundinnen niedliche Armbänder mit blauen Katzen und Steinskarabäen. Und eine witzige Rassel mit flach geklopften Kronkorken für Easy. An ihn musste ich immerzu denken und trotz allem, trotz der Märchenfische im Roten Meer, sehnte ich mich auch ein wenig nach Hause.