Jetzt weiß ich es: Dieser verunglückte Discoabend muss den Ausschlag gegeben haben, dass es endgültig schiefging. Ohne dass ich daran etwas hätte ändern können.
»Sechs Wochen kein Theater mit Tibby« – wenn man so was denkt, müssten eigentlich die Alarmglocken Sturm läuten. Um das zu erkennen, braucht es kein Flüsterbuch.
Ich streiche über den Umschlag und blättere ein wenig darin, auch wenn mir klar ist, dass es keine Antworten auf meine Fragen gibt. Trotzdem ist mir, als wollte das Buch etwas sagen. Vielleicht wissen die blütenweißen Seiten doch etwas, das ich noch nicht weiß. Ich lasse sie durch die Finger gleiten: unbeschrieben, weiß und harmlos.
Übersehe ich etwas?
Nein.
Meldet sich eine leise Stimme, irgendwo im Hinterkopf?
Nein.
Die leeren Blätter rascheln vor sich hin. Sie flüstern nicht mehr. Kein einziges Wort. Nichts ...
Das Nichts schwillt an, wird zu einem schwarzen Loch, das alles in sich hineinsaugt.
Ich fühle mich leer, ausgebrannt, machtlos. Und ich bekomme Angst. Ich will das nicht, will mich nicht so fühlen.
Schnell klappe ich das Buch zu und schiebe es beiseite. Aber das schwarze Nichts bleibt. Es bläht sich auf, es greift nach mir, mit langen Tentakeln will es mich umschlingen und in sich hineinziehen, mich endgültig aufsaugen.
Fort mit dem Buch! Fort!
Ich schiebe es ganz weit weg. Doch das Nichtsgefühl wird trotzdem stärker und die leeren Seiten sind mit einem Mal schwarz. Ich habe Angst.