38.

Connor kehrt heim:

Grün-weißes Polohemd (Gant)

Weiße Jeans (Ralph Lauren)

Brauner Gürtel (dito)

Tennisschuhe (Dunlop)

 

Geschätzte Gesamtkosten: 280 £

»Der nimmt dich ran, bis der Arzt kommt.«

Kein Grund zur Eifersucht, Annie und ich kennen uns schon seit einer halben Ewigkeit.« Mit diesen Worten legte Connor die Hand auf Annies linke Brust und drückte sie.

Annie klebte ihm eine, doch Ed lachte nur. Er saß auf dem Sofa, den beiden gegenüber, und fand es komisch und ziemlich sexy, dass seine Liebste einem berühmten Fernsehstar am Hals hing.

Doch wie Connor schon gesagt hatte: Er und Annie kannten sich seit einer halben Ewigkeit, »aber nicht, bevor ich schwul war«, hatte er früher am Abend mit Nachdruck hinzugefügt.

Abend! Ha! Ed blickte flüchtig auf seine Uhr. Es war erst 16:15 Uhr und er bereits besoffen. Gott sei Dank, dass Sonnabend war!

Connor hatte diesen Effekt.

 

Connor war in triumphalem Glanz nach London zurückgekehrt und hatte auf der Stelle nach Party und Feiern mit massenweise Schnaps verlangt. Am Vortag um elf Uhr morgens war er in Gatwick gelandet, hatte sein Gepäck abgestellt, geduscht und sämtliche Agenten, Produzenten und Regisseure angerufen, um eine Reihe von Konferenzen und Geschäftsessen zu vereinbaren. Dann hatte er den Kontakt zu seinen Personal Trainers und seiner Masseuse wieder aufgenommen und war schließlich mit zwei Tüten voll Duty-free-Alkohol bei Annie und Ed aufgetaucht, um sich dort in der Küche niederzulassen.

Nicht um zu kochen, sondern um mit Limonen, Crushed Ice und Mixer zu hantieren und sensationelle Margaritas zu produzieren.

»Ich weiß, das ist dermaßen Neunziger-Stil«, sagte er, »aber genau das Richtige für einen feuchten Sonnabendnachmittag.«

Dann zog er mit einem ganzen Krug voll Margaritas ins Wohnzimmer um und setzte eine ausführliche Klatsch- und Tratsch-Runde in Gang, die nur von Owens und Milos Kommen und Gehen und Daves freudigem Gebell für jeden Passanten vor dem Haus unterbrochen wurde.

»Ihr habt einen Hund!«, begeisterte Connor sich, kaum dass er Dave gesichtet hatte. »Wieso habt ihr nie erwähnt, dass ihr einen Hund habt?«

Annie verdrehte die Augen, bevor sie betonte: »Dieser Hund hat nichts mit mir zu tun.«

Inzwischen hatte Connor sich auf seine Knie niedergelassen und knuddelte Dave gemäß dem kompletten Bauchkraulprogramm inklusive wortreicher Hätscheleien wie »Na, alter Junge?«, »Braves Kerlchen!«, »Das gefällt dir, wie?«, die Hundefreunde von Hundefeinden unterscheiden.

Der Margarita-Nachmittag bot ihnen Gelegenheit, alle möglichen Neuigkeiten auszutauschen. Hector hielt sich noch in Kalifornien auf und regelte die Wohnungsübergabe, die Rückgabe der Sportgeräte und des Mietwagens. Den gesamten Star-Management-Kram, den er für den Mann seines Lebens offenbar sehr gern übernahm.

»Und ist denn kein kleines amerikanisches Baby mit dir nach Hause gekommen?«, erkundigte Annie sich, einerseits im Scherz, aber auch neugierig darauf, was aus diesem Plan geworden war.

»Glaub nicht, dass es ganz so leicht war, wie wir gehofft hatten! Wie’s aussieht, kann man nicht einfach rüberfliegen, verkünden: ›Ich bin ein Star‹, und sich eine Bambina schnappen«, erklärte Connor gedehnt und so unbekümmert, wie er alles in seinem Leben aufnahm.

»In Kambodscha funktioniert es aber offenbar so«, konnte Ed sich nicht verkneifen zu bemerken.

»Ich glaube, für die weiblichen Stars da drüben ist es einfacher«, betonte Connor. »Weiß nicht, wie scharf sie auf gleichgeschlechtliche Adoptiveltern sind. Wahrscheinlich würden sie uns die Hände abhacken … oder noch schlimmer.«

»Du bist also zurück?«, fragte Annie und lehnte ihren Kopf an Connors breite gemütliche Brust, entzückt, ihn wieder in ihrer nächsten Nähe zu haben. »Du willst nicht mehr in LA leben? Du wirst ein anständiger britischer Kino- und Fernsehstar … wie …«

»… Dame Judi Dench«, witzelte er. »Du weißt schon: Sag niemals nie. Erst einmal bin ich zu Hause. Ich hab was Neues in Planung …« Er wackelte mit einer Augenbraue.

»Erzähl!«, verlangte Annie.

»Ausgeschlossen. Es ist ein Geheimnis. Absolut topsecret.« Er legte beide Hände über seine Lippen.

»Schenk ihm noch mal ein, Schätzchen!«, wies Annie Ed an. »Wir quetschen es schon aus ihm heraus.«

»Nein!«, wehrte Connor ab. »Da drüben habe ich pro Woche knapp ein Glas Wein getrunken – fünf Monate lang! Ich bin jetzt schon beschoffen«, fügte er leicht übertrieben hinzu, aber dennoch längst in Gefahr zu lallen.

»Wenn man bedenkt, dass du mal Anonymer Alkoholiker warst«, warf Annie ein.

»Ach, das war doch nur wegen der Showbiz-Kontakte«, gestand Connor. »Das machen alle, die was auf sich halten, weißt du?«

»Himmel, ist das seicht!«, meinte Ed.

»Ich weiß, aber ich bin nun mal von Natur aus seicht«, entgegnete Connor mit einem trägen Grinsen.

»Immerhin siehst du gut aus«, ließ Annie ihn wissen.

Und das entsprach der Wahrheit. Er war schön gebräunt, aber echt, nicht in diesem künstlichen orangebraunen Ton aus der Flasche. Und er war durchtrainiert, seine schmale Taille ging direkt in geschmeidige Tänzer-Hüften über. Und dieser Hintern! Tja, Annie war er aufgefallen, und sie fand ihn hinreißend. Mädels, es ist so unheimlich schade!, ging es ihr durch den Kopf.

»Ed sollte Sport treiben; vielleicht könntest du ihm ein paar Tipps geben«, schlug Annie hoffnungsvoll vor, und Ed prustete, dass ihm Tequila aus der Nase sprühte.

»Hey, ich laufe … gelegentlich. Ich bin Schiedsrichter beim Rugby«, verteidigte Ed sich.

»Du bist schon in Ordnung«, versicherte Annie lächelnd.

»Ed, sonnabendmorgens um elf Uhr. Du musst unbedingt Ben kennenlernen. Der nimmt dich ran, bis der Arzt kommt.«

»Wir reden hier doch über Sport?« Annie wollte einfach nur sicher sein.

»Nun zu deiner Karriere«, setzte Connor an und legte einen Arm schützend um seine Freundin. »Wir müssen über deine Karriere sprechen. Ich habe die DVD von dem Pilotfilm gesehen, die du mir geschickt hast. Sie haben dich vergeudet! Dich haben sie rausgeschmissen, das Herzstück der ganzen Show. Der Produzent ist eine dumme Sau.«

»Ach, wie lieb, du sagst das nur, weil du mein Freund bist!«

»Nein, ich sage das, weil du meine Rivalin bist. Du hast das magische gewisse Etwas, Mädel.«

»Oh ja«, bekräftigte Ed vom Sofa aus.

»Du hast Charisma.« Connor boxte sie spielerisch unters Kinn. »Hat Rafie sich gemeldet?«

»Ach was!«, entfuhr es Annie. »Er hat vermutlich geringfügig wichtigere Dinge zu tun, wie zum Beispiel den Abschluss deines nächsten streng geheimen Megavertrags. Du bist doch nicht zufällig etwa der neue James Bond oder so?«, fragte sie aufgeregt.

»Ach bitte, ich finde, Daniel Craig kleiden diese knappen Badehosen ausgesprochen gut … vorläufig. Und wie läuft es bei dir?«, erkundigte Connor sich, indem er wieder auf Annies Karriere zurückkam. »An welche Türen hast du geklopft? Und woher kommt dieses komische Summen?«

Annie richtete sich auf und schaute sich im Zimmer um. »Könnte mein Handy sein«, überlegte sie und entdeckte das Gerät auf einem der Beistelltische. Sie nahm es an sich. »Drei versäumte Anrufe und eine Nachricht.«

Gewöhnlich hätte das leichte Besorgnis in ihr geweckt … Weil es um die Kinder hätte gehen können. Aber im Moment wusste sie Owen mit Milo und einer Riesenschüssel Popcorn in seinem Zimmer, wo sie Dr.-Who-Wiederholungen anschauten, und Lana war bei Greta. Gretas Mutter hatte sogar telefonisch Bescheid gesagt, dass sie angekommen war.

»Unterhaltet euch allein«, wies sie Ed und Connor an, dann wählte sie die Nummer ihrer Mailbox.

Was sie da hörte, überraschte sie – gelinde gesagt.

»Hi, Annie, hier ist Bob, muss dich dringend sprechen. Ruf mich an! Habe mit Tamsin Hinkley gesprochen. Sie inszeniert zwei tolle Koch-Shows für Channel 4. Sie liebäugelt mit dem Umstyling-Format, fragt sich aber noch, wie sie es frisch und modern gestalten könnte. Ich habe dich erwähnt. Sie möchte mit dir reden, und du solltest dich so bald wie möglich bei ihr melden. Ruf mich an!«

Annie riss vor Begeisterung die Augen auf. Channel 4? Channel 4! Sie liebäugelt mit dem Umstyling-Format … sie möchte mit dir reden!

»Oje«, sagte Connor zu Ed und deutete in Annies Richtung. »Wie es aussieht, hat sie gerade etwas erfahren …«

»Mhm«, musste Ed ihm zustimmen.

Annie wollte auf der Stelle Bob anrufen, doch das duldete Connor nicht.

»Erzähl!«, verlangte er.

»Nur ein Gedanke … nur eine Idee … Aber jemand möchte, dass ich sie anrufe …«

»Wer?«, fragte Connor sofort.

»Tamsin Hinkley …« Connor zog die Brauen zusammen, was Annie zweierlei vermuten ließ: Tamsin bedeutete nichts Gutes, und Connor hatte noch kein Botox gespritzt.

»Ich habe nie von ihr gehört«, äußerte er schließlich.

»Ach!«

Annie konnte nicht abstreiten, dass sie enttäuscht war. Tamsin war höchstwahrscheinlich auch so ein Finn-Typ und kratzte alles für einen Sendeplatz im Digitalfernsehen zusammen. Vielleicht war ihr schon zu Ohren gekommen, dass Annie für tausend Pfund im Monat arbeiten würde.

»Was für eine Sendung soll das werden?«, wollte Connor wissen.

»Sie denkt an eine Umstyling-Show, aber augenscheinlich will sie es anders angehen.«

»Es muss deine Show werden«, steuerte Connor bei. »Annies preiswerte Garderobe. Annies Rezessions-Schick.«

»Warum Costco cool ist«, ergänzte Ed.

»Wie man bei eBay Prada kauft«, fuhr Connor fort.

»Wie man sich mit Mango begnügt, wenn man eigentlich Miu Miu will«, konnte Ed sich nicht verkneifen, und dann verkündete er: »Annie Valentine, die Nigella der Kostenbudgetierung.«

»Uuuh, das finde ich gut!« Connor grinste.

»Würdet ihr beide mal die Klappe halten?« Allmählich wurde Annie nervös, trotz der vier oder – du liebe Zeit! – fünf Margaritas, die sie getrunken hatte.

»Ich rufe Bob an und bespreche das mit ihm. Dann … dann versuche ich, Tamsin an die Strippe zu kriegen.«

Connor wie auch Ed erkannten die Angst in ihrem Tonfall.

»Lass mich helfen!«, bot Connor an. »Ich könnte zuerst mit ihr sprechen. Ich könnte dich vorstellen.«

»Nein, Schätzchen«, wehrte sie ab und drehte sich auf dem Weg aus dem Zimmer noch einmal um. »Ich schätze, diese Sache sollte ich in eigener Regie erledigen.«

»Ist sie nicht einfach zum Anbeißen?«, fragte Ed an Dave gewandt und kraulte dem Hund den Kopf.