33.
Svetlana an der Tür:
Kaschmirmorgenrock (Harrods)
Schaffell-Stiefel in Beige (Ugg)
Unglaubliche Unterwäsche (Myla)
Perlen (Tokyo)
Parfüm (Givenchy)
Geschätzte Gesamtkosten: 1800 £
»Was wollt ihr?«
Ooohhhh, du böses, böses Mädchen! Wirklich böse … zuuu böse!«, stöhnte Harry in echtem Schmerz. Er drückte sein Gesicht wieder in das schwarze Laken und atmete Svetlanas satten exotischen Parfümduft ein.
Inzwischen saß Svetlana in einem ihrer Lieblings-Dessous-Ensembles auf ihm: Knickers aus blassrosa Seide und schwarzer Stretch-Spitze mit einem passenden Viertelschalen-BH. Ein einziger Blick auf ihre wogenden voluminösen weißen Brüste, kaum gehalten von diesem bautechnischen Meisterwerk, reichte gewöhnlich, damit Harry alles versprach …, nun, was immer sie wollte. Andererseits neigte er ohnehin zu solchen Versprechen, und das war lieb. Svetlana hielt es nur für angebracht, die hübschen Schlafzimmersachen weiterhin einzusetzen, um sicherzugehen, dass er auch künftig so lieb war.
Schwarze Seidenstrümpfe und sehr hohe schwarze High Heels vervollständigten ihren Look, zusätzlich zu der Perlenschnur um ihren Hals. Hin und wieder setzte sie die Perlen gern beim Liebesspiel ein: ließ sie über seinen Bauch gleiten, schlang sie um sein feuchtes hartes Glied. Und das mochte er. Das mochte er sehr.
»Neiiiin!«, protestierte er keuchend. »Nein! Nein!«
Doch sie grub ihre Finger noch tiefer ein.
»Das ist zu viel«, stöhnte er.
»Nein!«, wehrte sie ab. »Ist gut. Ist sehr, sehr gut!« Sie drängte sich noch enger an ihn und tastete nach den verborgensten, empfindlichsten Stellen.
»Aaahhh!«, klagte er, als ihre Finger sie fanden und sie erbarmungslos manipulierten.
»Ist gut«, beharrte sie und bearbeitete die Muskelfasern in seinem Genick.
Nach Svetlanas Meinung benötigte jeder Mann in Harrys Alter neben regelmäßigem Sex auch zweimal pro Woche eine gehörige Dosis Schwedischer Massage, um gesund zu bleiben.
Ed stellte den Jeep am Straßenrand ab.
»Na gut, wir sind da«, verkündete er und öffnete die Fahrertür.
»Kommst du, Elena?«, fragte er. Sie nickte und stieg aus.
Lana blickte verschlafen zu Ed auf. »Sind wir zu Hause?«, erkundigte sie sich.
»Nein, noch nicht. Bleib, wo du bist, ich bringe Elena heim.«
Lana erhob keine Einwände, nickte nur und schloss die Augen wieder.
Ed ging mit Elena zur Tür und klingelte. Einen Moment später öffnete Maria. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie Elena erkannte.
»Guten Abend«, begann Ed, »ich möchte Svetlana sprechen. Ich bringe Elena nach Hause.«
Jetzt waren die Augen des Mädchens rund wie die einer Eule.
»Ich verstehe …«, sagte sie und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.
Elena sah Ed an, während sie warteten. »Sie will mich nicht«, erklärte Elena unüberhörbar traurig.
»Sie muss dich kennenlernen«, erklärte Ed. »Diese Gelegenheit will ich ihr geben.«
»Wird ihr das nicht passen«, betonte Elena.
»Tja, gerade das, was einem nicht passt, erweist sich manchmal als genau richtig«, war alles, was Ed dazu einfiel.
Die Tür öffnete sich, und Maria stand wieder vor ihnen. Im Flüsterton sagte sie: »Ganz schlechter Zeitpunkt jetzt, kommen Sie bitte morgen wieder!«
»Nein«, erwiderte Ed, »morgen passt es nicht. Ich muss jetzt mit Svetlana sprechen. Elena bleibt hier.«
Das Mädchen schloss die Tür und huschte davon.
»Und jetzt?«, fragte Ed sich laut.
Seine Frage wurde beantwortet, als die Tür sich öffnete und Svetlana persönlich auf der Schwelle erschien, das Haar zerzaust und nur mit hohen Schaffell-Stiefeln und einem gegürteten Kaschmirmorgenrock bekleidet. Vielleicht war sie bereits im Bett gewesen. Wahrscheinlicher aber war nach Eds Vermutung, dass sie lediglich faulenzte und sich von irgendeinem dienstbaren Geist die Nägel maniküren ließ oder so.
Sie wirkte verstimmt, gelinde gesagt.
»Was wollt ihr?«, erkundigte sie sich drängend und sah von Elena zu Ed und wieder zurück. »Jetzt nicht! Und nicht hier!«, verlangte sie.
»Doch«, widersprach Ed, »jetzt und hier!«
Mit bemüht leiser und beherrschter Stimme erläuterte er knapp: »Elena kann nicht bei uns bleiben. Sie will auch gar nicht bei uns bleiben. Wir haben eine sechzehnjährige Tochter. Ich habe sie gerade angetrunken und kurz vorm Erbrechen mit deiner Tochter und einem Haufen zwielichtiger Männer in einer Bar aufgefunden.«
Als Svetlana sich nicht dazu äußerte, fuhr Ed fort: »Mit deiner Tochter Elena, die übrigens überlegt, ob sie Tänzerin werden will – Nachtclub-Tänzerin. Ist dir denn völlig schnuppe, was aus ihr wird?«, bohrte er. »Interessiert es dich nicht? Willst du ihr überhaupt nicht helfen?
Sie ist nicht mein Problem«, fuhr Ed fort und wand sich innerlich bei diesen Worten, denn es war nicht seine Art, junge Menschen, die Hilfe brauchten, im Stich zu lassen, aber irgendwie musste er an Svetlana herankommen. »Sie ist dein Problem. Kümmere du dich um sie!«
Noch nie hatte jemand so mit Svetlana gesprochen. Alle sagten immer genau das, was sie hören wollte. Und wenn sie etwas zu sagen hatten, das sie nicht hören wollte, dann ließen sie es ihr durch einen Anwalt per Fax übermitteln.
Sie schnappte schockiert nach Luft und überlegte, welche Drohungen sie Ed entgegenschleudern könnte. Doch ihr fiel nichts Brauchbares ein. Er arbeitete nicht für sie. Er brauchte nichts von ihr. Sie konnte ihm in keiner Weise von Nutzen sein. Er und Annie hatten ihre Tochter aus reiner Gefälligkeit aufgenommen! Sie hatte sie nicht in der Hand.
Noch einmal rang sie nach Luft – dieses Mal, weil sie hörte, wie oben eine Tür geöffnet wurde und jemand eilig die Treppe hinunterkam.
Jetzt tauchte in nachlässig geordneter Kleidung Harry hinter ihnen in der Eingangshalle auf.
»Was zum Kuckuck ist hier los?«, wollte er wissen.
Zuerst sah er Ed auf der Türschwelle, dann fiel sein Blick auf Elena. Mit ihrem hellen Teint, dem blonden Haar, der stolzen aufrechten Haltung und den hellgrauen trotzigen Augen hätte sie sich die Worte, die jetzt von ihren Lippen kamen, beinahe sparen können.
»Hallo, ich bin Elena. Ich bin Svetlanas Tochter.«