38
SIE MARSCHIERTEN FAST zwei Stunden den Berg hinauf, ohne auch nur eine einzige lebende Kreatur zu sehen, außer gelegentlich den Kadaver eines Sarka Har. Sie waren alle tot oder lagen im Sterben.
»Was hat sie getötet?«, erkundigte sich Konowa, der kurz den Pfad verlassen hatte und einen der schwarzen Bäume genauer betrachtete. Er sah nicht so aus, als wäre er angegriffen worden, sondern eher, als wäre er einfach verdorrt und gestorben.
»Die Natürliche Ordnung ist hier zu sehr vergiftet, und es gibt nichts Brauchbares, von dem sie sich ernähren könnten«, erwiderte Visyna. Ihre Stimme zitterte.
Konowa machte sich Sorgen um sie. Sie wirkte schwach und krank. Er fühlte ebenfalls die Seuche im Boden, aber das verstärkte nur sein Verlangen, zum Gipfel zu kommen. »Vielleicht solltest du …«
Visyna warf ihm einen bösen Blick zu, und er hielt lieber den Mund.
»Ich gehe den ganzen Weg mit dir. Wenn du nur auf die Idee kommst, etwas anderes vorzuschlagen, dann ist die Schattenherrscherin dein kleinstes Problem.«
Konowa lächelte trotz der schwierigen Situation. »Wie du meinst.«
Ein Musketenschuss durchbrach die unnatürliche Stille.
»Rakkes!«
Die Bestien strömten wie Ameisen zwischen den Felsen hervor. »Ruhig! Schließlich ist es ja nicht so, als würden wir so etwas zum ersten Mal sehen!«, schrie Yimt und trat schnell zwischen die Soldaten. Er ließ sie in einer doppelten Reihe antreten; die ersten knieten sich bereits hin und zielten.
Konowa vermutete, dass er nah genug am Gipfel war, um jetzt loszulaufen, aber irgendetwas hinderte ihn daran. Die Rakkes, die sich jetzt auf sie stürzten, waren nicht wie jene, die sie noch vor ein paar Stunden angegriffen hatten. Sie wirkten desorientiert und schwach. Die erste Musketensalve traf sie, mähte dreißig Rakkes nieder und schleuderte mindestens die gleiche Zahl zurück. Sie blieben brüllend stehen, schlugen sich an ihre Brust, machten aber wenig Anstalten, noch einmal anzugreifen.
Die Soldaten jubelten, aber Konowa traute dem Frieden nicht. Irgendetwas stimmte da nicht. Zuerst die toten Sarka Har und jetzt Rakkes, die nicht wie wahnsinnig angriffen.
»Bogenschützen!«
Der Himmel wurde dunkel, als Hunderte von Pfeilen in einem hohen Bogen auf sie zuflogen. Konowas Misstrauen war berechtigt gewesen. Er wollte Visyna packen und sie in Sicherheit bringen, aber Rallie trat ihm in den Weg und stieß ihn zur Seite. Die Pfeile hatten ihren Scheitelpunkt erreicht und senkten sich jetzt direkt auf sie herunter.
Ein plötzlicher Windstoß fegte über den Pfad und wehte die meisten Pfeile davon. Die wenigen, die ihr Ziel fanden, trafen entweder den felsigen Boden oder prallten von den Rinden der Sarka Har ab, welche die Soldaten als Rüstung trugen. Konowa sah zu Visyna hinüber. Sie schwankte, aber sie wob ihre Magie. Rallie hielt ihren Federkiel über einen Stapel mit Papier.
»Visyna!«
»Wir können sie in Schach halten«, sagte sie und lächelte ihn tapfer an.
Konowa hätte das Lächeln erwidert, aber als er das Klicken von Hunderten Nadeln auf Felsen hörte, wurde er blass. Dutzende von Korwirds krochen zwischen den Rakkes hindurch und griffen die Stählernen Elfen an. Konowa überlief es schon beim Anblick dieser Kreaturen kalt. Sie klapperten über die Felsbrocken wie gepanzerte Schlangen, auf Hunderten von spitzen Stacheln als Beinen. Jedes Korwird war gut einen Meter fünfzig lang und hatte am Kopfende zwei klackende Zangen. Er hatte nie zuvor eins gesehen, aber Yimt hatte sie ihm in allen Einzelheiten beschrieben, obwohl sie in seinen Schilderungen fast sieben Meter lang gewesen waren. Trotzdem konnte er diese widerlichen Kreaturen nicht verwechseln, die jetzt auf sie zukrabbelten.
»Feuer!«
Musketenkugeln fegten fünfzig Meter durch die Luft, bevor sie Rakkes und Korwirds gleichermaßen trafen. Sie zerfetzten sie zu einem Gemenge aus Blut und Chitinpanzern. Mehr Pfeile stiegen singend in die Luft, und Visyna wob einen anderen Wind, der jedoch nicht so stark war wie der erste. Ein Soldat schrie auf und stürzte zu Boden. Er hatte die Hände auf die Hüfte gepresst, aus der ein schwarzer Schaft hervorragte, und das Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
Rallies Federkiel kratzte über Papier und erzeugte ein Summen in der Luft. Die nächste Salve schwarzer Pfeile ging weit daneben. Konowa fluchte. Sie waren hier festgenagelt. Sie konnten zwar ihre Kreaturen in Schach halten, aber sie würden nicht weiterkommen. Außerdem dämmerte es bereits, und die Schatten auf dem Boden wurden immer länger.
»Colonel«, sagte Major Alstonfar, der herbeigelaufen kam und sich neben Konowa auf den Boden hockte. Er schwitzte und keuchte, aber er klang ruhig und kontrolliert. »Die Männer erledigen ihre Aufgabe hervorragend, aber so wie wir feuern, dürften sie innerhalb der nächsten halben Stunde die gesamte Munition verschossen haben. Ich habe ihnen befohlen zu warten, bis sie ihr Ziel ganz deutlich sehen, aber auch das wird uns nur wenig mehr Zeit erkaufen.«
Konowa streckte die Hand aus und schlug dem Mann anerkennend auf die Schulter. Er riss die Hand zurück, als das Frostfeuer Pimmers Uniform versengte. Es war Pimmer hoch anzurechnen, dass er das Feuer einfach nur mit der Hand löschte. Dann ertönte ein lautes Brüllen weiter oben am Berg. Was auch immer es war, es war in ihre Richtung unterwegs. »Sagen Sie den Männern, sie sollen die Bajonette aufpflanzen.«
»Was ist das?«, erkundigte sich Pimmer.
»Keine Ahnung, aber es wird bestimmt nichts Nettes sein«, antwortete Konowa. Dann lief er zu Rallie und Visyna, um nach den beiden Frauen zu sehen. Sie hatten sich hinter einen großen Felsen gehockt und unterstützten weiter das Regiment mit ihrer Magie. Visyna lehnte mit zitternden Händen an dem Stein. Rallie hockte an ihrer Seite, ein großes Blatt Papier auf einem Schenkel, während ihr Federkiel über die Seite flog. »Wisst ihr, was da kommt?«
Beide Frauen schüttelten den Kopf, weil sie zu konzentriert waren, ihre Magie zu wirken, als dass sie hätten sprechen können. Die Haare auf Konowas Armen richteten sich auf, und kalter Schweiß lief seinen Rücken herunter. Er drehte sich um und rannte zur Schlachtreihe zurück, während es ihm immer mehr zusetzte, dass er keinen passenden Plan hatte, wie er weitermachen sollte. Wäre das irgendein beliebiges Gefecht gewesen, hätte er einen taktischen Rückzug zu einer besser zu verteidigenden Stellung befohlen, aber diese Möglichkeit bestand nicht, nicht hier, nicht, wo er so nah am Ziel war.
Das Knurren wurde lauter. Konowa zückte seinen Säbel, und sofort funkelte Frostfeuer auf der Klinge.
»Ganz ruhig«, befahl Yimt, der hinter die Schlachtreihe trat und die Truppen ermutigte. Er hielt seinen Drukar in der rechten Hand, und genau wie bei Konowas Säbel funkelte auch hier die Schneide von schwarzem Frost.
Einem langen, gutturalen Schrei antwortete ein Dutzend anderer, und im nächsten Augenblick sprang ein Rudel missgestalteter Dyre-Wölfe zwischen den Sarka Har hervor und rannte auf die Stählernen Elfen zu. Jeder Wolf hatte mindestens die Größe von Jir, aber während der Bengar aus schlanken Muskeln bestand, sich flüssig bewegte und seine Brutalität kontrollieren konnte, waren diese Kreaturen fast verhungert und rannten seltsam schwankend, fast stolpernd. Widerlicher, gelber Schaum troff aus Schnauzen voll gezackter Zähne, und schwarzer Eiter sickerte aus ihren milchweißen Augen.
Noch bevor der Befehl zum Feuern gegeben werden konnte, sprang Tyul von den Felsen hoch, trat vor die Feuerlinie und schoss Pfeile auf die Wölfe ab. Innerhalb von wenigen Sekunden lagen vier von ihnen tot am Boden, aber nicht einmal die fast lichtschnellen Reflexe des Elfen konnten alle auslöschen, bevor sie die Schlachtreihe erreicht hatten.
»Tyul! Verschwinde da, zum Teufel!«, schrie Konowa und rannte nach vorne.
Tyul drehte sich nicht einmal um, sondern schoss einen Pfeil nach dem anderen ab, während die Wölfe sich auf ihn stürzten. Als die Kreaturen nur noch wenige Schritte entfernt waren, drang das Surren von unzähligen Bogensehnen an Konowas Ohren. Pfeile zischten an seinem Kopf vorbei, zwischen den Stählernen Elfen hindurch und trafen die Wölfe mitten im Sprung. Ihre Leichen fielen zu Boden und kamen rutschend nur Zentimeter vor der Stelle zu liegen, wo Tyul stand.
Konowa drehte sich um. Elfen der Langen Wacht tauchten aus den Schatten auf. Sie feuerten immer noch, während sie sich auf ihre Elfen, die Rakkes und die Korwirds stürzen. Jurwan schlenderte zwischen ihnen umher, immer noch so heiter, als machte er einen Spaziergang an einem warmen, sommerlichen Tag.
»Vater?«, schrie Konowa.
»Die Elfen der Langen Wacht mögen vielleicht nicht auf den Rat eines anderen Elfen hören«, erwiderte Jurwan, »aber wenn eine ihrer Wolfseichen es für richtig ansieht, dir zu helfen, fühlen sie sich wohl ermuntert, das ebenfalls zu tun.«
Immer mehr Rakkes tauchten zwischen den Bäumen auf, und ihre heiseren Schreie nahmen an Intensität zu. Konowa wusste, dass er jetzt handeln musste.
»Bestell ihnen meinen Dank!«, schrie er und wandte sich wieder der Schlachtreihe zu. »Major, Bajonette aufpflanzen! Auf meinen Befehl hin rechtsum und zwischen diese Bäume. Die Elfen werden Ihnen Deckung geben. Sobald Sie diese Position gesichert haben, gehen Sie in Deckung und halten sie in Atem.«
Pimmer nickte. »Und Sie, Colonel?«
»Führen Sie einfach den Befehl aus.«
Pimmer salutierte und gab den Befehl an Yimt weiter.
Eine Salve von Pfeilen der Elfen der Langen Wacht säuberte den Wald etwa zwanzig Meter tief. Die Stählernen Elfen sprangen auf und griffen an; auf ihren Bajonetten funkelte Frostfeuer. Jedes Rakke und jedes Korwird, das ihnen in die Quere kam, wurde niedergestochen. Die wenigen überlebenden Dunkelelfen traten vor, um die Lücken zu füllen, aber jene, die nicht von der Langen Wacht getötet wurden, fielen der Klinge von Tyul zum Opfer. Der Elf glitt wie ein Tänzer zwischen den Bäumen hin und her und tötete mit einer unglaublichen Effizienz und absoluter Präzision. Konowa hätte ihm den ganzen Tag zusehen können, aber es kam bereits ein weiteres Rudel von Dyre-Wölfen zwischen den Sarka Har heran, und auch die Rakkes sammelten sich wieder.
Konowa lief an den Soldaten vorbei. Als er Yimt sah, verlangsamte er seinen Schritt. »Ich komme wieder!«, schrie Konowa über seine Schulter hinweg und lief den Pfad hoch. Er blickte auf seinen Säbel, als er lief. Höllischer, schwarzer Frost funkelte auf der Schneide der Klinge.
Ein schwarzer Schatten rannte vor ihm den Weg entlang, zerfetzte einem Rakke die Kehle und schüttelte die Bestie so stark, dass der Kopf abriss. Dann ließ Jir die Leiche fallen und stürzte sich auf die nächste Bestie, schlug mit seinen Krallen nach ihren Schenkeln und sprang ihr auf die Brust, woraufhin die Kreatur auf brüllte und zu Boden stürzte. Einen Moment später ertönte ein lautes Knacken, und die Schreie verstummten.
Konowa sprang über Jir hinweg und lief weiter. Jetzt war er dran.
Er war sich nicht sicher, wie viele Rakkes, Dunkelelfen und andere Kreaturen seinen Weg kreuzten. Er schlug und stach, während er rannte, ignorierte die Pfeile, die an seinem Kopf vorbeizischten, und die Klauen, die versuchten, ihm das Gesicht zu zerfetzten. Das Frostfeuer zuckte wie Blitze von seinem Körper und traf Kreaturen, die fünf und zehn Meter von ihm entfernt waren. Schon bald brauchte er seinen Säbel gar nicht mehr zu schwingen. Als die Sonne hinter den Berggipfeln verschwand und die Dunkelheit sich herabsenkte, folgte er dem Weg im Licht seiner eigenen schwarzen Flamme.
Er war bereits weit in das dornige Dickicht ihres Forsts auf dem Gipfel des Berges vorgedrungen, als er es bemerkte. Er hatte eine wütende Gegenwehr erwartet, aber die Sarka Har, die hier standen, vermochten nur in irrsinniger Verzweiflung um sich zu schlagen. Er schob sich einfach an ihnen vorbei und zerstörte die Blutbäume mit mächtigen Schlägen seines Säbels. Statt sich jedoch ermutigt zu fühlen, wurde er zunehmend vorsichtiger. Es war ein Trick, das war die einzige Erklärung. Die Schattenherrscherin war zu mächtig. Ihr Forst und ihre Kreaturen konnten nicht einfach sterben, denn wenn sie starben … hatte Rallie vielleicht recht.
Er blieb stehen und atmete tief die kalte Luft ein. Dabei beobachtete er, wie sein Atem vor ihm eine Wolke bildete. Es spielt keine Rolle! Du bist hergekommen, um dem ein Ende zu setzen. Also beende es!
Konowa packte den Griff seines Säbels so fest, dass schwarze Flammen meterweit von der Spitze der Waffe loderten. Er schlug sich durch den letzten Ring von Bäumen und trat auf die felsige Lichtung, wo die Schattenherrscherin neben ihrer Silbernen Wolfseiche kniete.
Die hier herrschende Macht vergiftete die Luft. Die Eichel an seiner Brust flammte auf und trieb Nadeln von Kälte tief in sein Herz. Er hustete und atmete die Mischung aus kalter, giftiger Magie ein, welche die Felsen ringsum durchdrungen hatte. Der Boden unter seinen Füßen stöhnte. Riesige Spalte durchzogen kreuz und quer die Lichtung, aus deren Abgründen Stöhnen und Schreie empordrangen. Konowa bewegte sich sehr vorsichtig um sie herum und hielt sich von den Rändern fern. Er konnte die Spuren von Klauen erkennen, wo Rakkes und andere Kreaturen aus diesen Spalten herausgeklettert waren.
Die Schattenherrscherin drehte sich zu ihm herum, als er näher kam, und wie in seinem Traum blickte eine kleine, verängstigte ältliche Elfe zu ihm hoch.
»Mein Kind«, sagte sie und streckte ihre Hände nach ihm aus. Ihre Stimme klang rau in seinen Ohren; sie war hoch und zittrig, weit entfernt von der gebieterischen Stimme, die er so oft in seinen Träumen gehört hatte.
Konowa blieb stehen und sah sich um. Selbst hier sahen die Sarka Har krank aus. Er betrachtete die Silberne Wolfseiche und empfand Ekel bei ihrem Anblick. Was ein großer, majestätischer Baum hätte sein sollen, war nicht mehr als eine knorrige, verdrehte Masse aus Zweigen, bei denen sich die Rinde abschälte. Die metallischen Blätter waren entweder verwelkt oder bereits abgefallen, und schwarzer Eiter sickerte aus Hunderten Rissen in ihrem Holz. Sie lag im Sterben.
Er wusste, dass sie ihn nicht aufhalten konnte, ebenso wenig, wie die Silberne Wolfseiche es vermochte. Er brauchte nur noch die letzten Meter zu überwinden und zuzuschlagen. Aber noch brachte er es nicht über sich. Noch nicht.
»Warum?«, erkundigte er sich und deutete mit seinem Säbel über die Lichtung. »Warum? Warum hast du das getan?« Er hätte am liebsten gelacht … oder geweint. »Warum musste überhaupt irgendetwas von all dem hier geschehen?«
Die Schattenherrscherin begann zu plappern. Konowa wartete, weil er mit einer Falle rechnete. Tränen liefen der alten Elfe über das Gesicht, als sie sanft versuchte, die abgefallenen Zweige und die Borke der sterbenden Silbernen Wolfseiche wieder zusammenzusetzen.
»Sie hat keine Antworten«, sagte Rallie und trat auf die Lichtung. »Die hat sie noch nie gehabt. Sie hat ihren Verstand schon vor langer Zeit verloren.«
Konowa wirbelte herum. Die Eichel an seinem Herzen brannte vor Kälte. »Rallie, Sie?« Seine Welt schien sich unter ihm zu drehen. Nein, sie konnte es nicht sein!
»All die lange Zeit, und Sie haben wirklich geglaubt, sie wäre die Macht hinter alldem?«, erkundigte sich Rallie.
Es fühlte sich an, als hätte ihn jemand von einer Klippe gestürzt. Seine Muskeln wurden schwach, und ihm war schwindlig. Rallie zog eine Zigarre aus ihrem Umhang und schob sie zwischen die Zähne. Dann holte sie eine Zündholzschachtel heraus und entzündete eines.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Konowa, der versuchte, seine Sinne beisammenzuhalten. Er hörte das Gleiten und Knarren der Zweige um sich herum. Irgendetwas ging da vor. Er wusste, dass ihm ein wichtiges Stück des Puzzles fehlte, aber welches?
»Nicht? Das überrascht mich nicht«, erklärte Rallie. Ihre Zigarre hatte kein Feuer gefangen, also versuchte sie es mit einem zweiten Streichholz. Funken stoben, aber die Zigarre wollte nicht brennen.
Konowa blinzelte. Seit er Rallie kannte, hatte er noch nie gesehen, dass sie ein Streichholz benutzte. »Du Hexe!« Mit einem Schlag kehrte seine Kraft zurück. »Ich bin vielleicht nicht der Hellste, aber ich erkenne eine Täuschung, wenn ich eine sehe.« Er hob den Säbel und trat einen Schritt auf die Schattenherrscherin zu. Sie kniete immer noch am Baum, jammerte jetzt leise und wiegte sich vor und zurück.
»Erledige sie, Konowa, und all dies wird vorbei sein«, sagte Visyna, die zwischen den Bäumen hervortrat und sich neben Rallie stellte. Erneut flammte die Eichel auf, und Konowa schrie laut vor Schmerz. Er sank auf ein Knie.
»Du bist nicht Visyna«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Deine miesen Tricks funktionieren bei mir nicht.«
»Dann töte sie und bring es hinter dich«, forderte Yimt ihn auf, der von der rechten Seite der Lichtung herankam. Konowa sank auf beide Knie, als der Schmerz scharf durch seinen Rücken zuckte. »Töte sie und befreie mich.«
Die Zweige um Konowa herum begannen sich zu bewegen. Er zwang sich dazu aufzustehen. Er ignorierte Yimt und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Silberne Wolfseiche. »Du sagtest, befreie mich.«
»Töte sie, Konowa, töte sie«, sagte der Herzog von Harkenhalm, der nur wenige Meter von ihm entfernt zwischen den Bäumen hervortrat. Seine langen roten Locken hingen ihm ins Gesicht, und er hielt sein Langschwert Wolfszahn mit beiden Händen. Aber der kalte Schmerz, der Konowas Brust durchzuckte, verriet ihm, was er ohnehin schon wusste. Das war nicht sein Freund. Tränen traten Konowa in die Augen und verwandelten sich auf seinen Wangen in Eis.
»Du hast gesagt … befreie mich.« Er trat einen Schritt vorwärts, dann noch einen und richtete seinen Säbel auf die Schattenherrscherin. »Du warst es, die vor all den Jahrhunderten zu ihr gesprochen hat!«
Jurwan tauchte auf, die Hände ausgestreckt. »Ich bin es wirklich, mein Sohn. Du musst dich konzentrieren. Töte sie, und die Angelegenheit ist erledigt.«
Konowa lachte, obwohl es sich anfühlte, als würden seine Rippen brechen. Die Kälte sickerte in jedes Gelenk. Er ignorierte die Abbilder seiner Freunde und seiner Familie und blickte an der Schattenherrscherin vorbei direkt auf die Silberne Wolfseiche. »Es geht nicht um sie. Es ging immer nur um dich. Kaman Rhal hat denselben Fehler gemacht, den sie gemacht hatte. Denn du bist die eigentliche Macht hier, nicht sie.«
Als Antwort drängten sich die Avatare derjenigen, die er liebte, dichter um ihn. Konowa hielt den Säbel vor sich ausgestreckt und fachte das Frostfeuer zu einem schimmernden schwarzen Hochofen an. Er hörte das Knirschen von Holz auf Holz. Die Gestalten um ihn herum erschauerten, und er konnte durch die Trugbilder hindurch die pervertierten Äste und den schwarzen Ausfluss erkennen, die die Strukturen bildeten, auf welche die Illusionen projiziert wurden.
Seine Mutter tauchte in dem Kreis auf, der ihn umringte. Ihr trauriger Blick fand seinen. Sie streckte die Hände aus. »Töte sie, mein Sohn. Töte sie und befreie mich.«
Die Kälte war jetzt so intensiv, dass Konowa Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen. Sein ganzer Körper zitterte so stark, dass er alle Kraft zusammennehmen musste, um auch nur seinen Säbel festzuhalten. Er sah entsetzt zu, wie das Frostfeuer auf der Klinge anfing zu flackern.
»Du musst es tun«, sagte Chayii und näherte sich ihm zusammen mit den anderen Gestalten, sodass sich der Ring um ihn immer enger zusammenzog.
Konowa schüttelte den Kopf und schwang seinen Säbel wie ein Betrunkener. Er wäre fast umgefallen, gewann aber gerade noch rechtzeitig sein Gleichgewicht zurück. »Nein! Das werde ich nicht. Ich will wissen, warum. Warum hast du uns gezeichnet? Warum hast du uns auserwählt?«
Das Geräusch von knarrenden Zweigen wurde immer lauter. Der Kreis öffnete sich und ließ Konowa nur einen Weg, den geradeaus. Die Gruppe von Leuten, die er kannte, näherte sich ihm auf Armeslänge, aber Konowa konnte seinen Arm nicht mehr heben. Das Frostfeuer auf seinem Säbel erlosch. Tränen der Wut und Enttäuschung strömten über sein Gesicht und wurden zu Eis. »Ich will … eine Antwort!«
Ein Zweig zuckte vor und schlang sich um sein rechtes Handgelenk. Frostfeuer brannte an der Stelle und versengte seine Haut. Der Zweig schlang sich fester um ihn, richtete seinen Säbel auf die Schattenherrscherin und zog ihn dorthin.
Konowa grub seine Stiefelabsätze in den Boden und hinterließ eine Spur von schwarzen Flammen in seinem Kielwasser. »Warum?«
Chayii trat neben ihn. »Töte sie, mein Sohn, töte sie!«
Konowa bemühte sich, seinen Arm zu befreien, bis sein Schultergelenk brannte und er Sterne sah. »Sag … mir … warum!« Schließlich zerrte er ein letztes Mal und konnte tatsächlich seinen Arm von dem Zweig losreißen. Aber weitere Zweige und Äste krochen auf ihn zu. Erneut loderte das Frostfeuer auf seiner Klinge, und er schlug heftig nach jedem Zweig, der sich ihm näherte, setzte alle in Brand. Die Schattenherrscherin zuckte heftig und schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen.
Chayii bewegte sich auf ihn zu, aber er streckte seinen Säbel vor sich aus und hielt sie auf Abstand. »Mein Sohn, das alles kann bald vorbei sein. Sie hat so viele getötet, die du liebst. Sie hat mich getötet. Töte sie, und der Schwur ist gebrochen.«
Erneut brandete eine kalte Welle über Konowa hinweg. Die Schatten der toten Stählernen Elfen tauchten auf und nahmen ihren Platz neben ihm ein. Der Kreis von Avataren, die Konowa umzingelt hatten, wich zurück. Regimentssergeant Lorian auf Zwindarra war da. Der einäugige Meri. Soldat Teeter. Und Soldat Renwar. Sie sagten nichts, aber das war auch nicht nötig. Sie und er waren eins. Ihr Schmerz war sein Schmerz. Ihr Verlangen war sein Verlangen.
»Brich den Schwur. Befreie sie«, sagte Chayii.
Konowa trat erneut vor. »Nein.«
Wellen der Qual spülten über Konowa hinweg, als die Schatten sich krümmten. Er war auf einen Kampf vorbereitet gewesen, aber das war etwas anderes. Die Bilder so vieler Gestalten, deren Leben viel zu früh geendet hatte, zuckten durch seinen Verstand. Männer, die niemals zu ihren Ehefrauen zurückkehren würden. Söhne, die ihre Eltern nie wiedersehen würden, und Väter, die ihre Kinder niemals im Arm halten konnten. Die Trauer raubte ihm den Atem. Er schluchzte, bis er glaubte, ohnmächtig zu werden.
»Warum?«, schrie er und machte einen weiteren stolpernden Schritt nach vorn.
Das Bild von Chayii zerbarst, und an ihrer Stelle sah er die Silberne Wolfseiche, wie sie sich selbst sah, wie sie sein wollte. Sie stand stolz da, ein erhabenes, gewaltiges Exemplar einer Wolfseiche, deren Laubkrone wie eine den Himmel auslöschende Sammlung glitzernder Sterne wirkte. »Deshalb«, antwortete eine Stimme, die aus dem Baum drang. »Ich war zu viel mehr bestimmt! Ich bin mehr, und das werde ich auch sein, sobald sie erst verschwunden ist.«
Konowa brüllte. »Du bist ein Baum! Du bist ein verdammter, blöder Baum! Warum? Warum all das? Wenn du sie so hasst, dann töte sie doch selbst! Warum hast du mich gezeichnet?«, fragte er und deutete auf sein verstümmeltes Ohr. »Warum hast du uns gezeichnet?«
»Du fragst, warum ich dich gezeichnet habe? Warum ich die anderen gezeichnet habe? Sie stirbt. Sie stirbt schon seit Langem. Weißt du, was mit einer Wolfseiche passiert, wenn ihr Ryk Fauree stirbt?«
Endlich dämmerte es Konowa. »Du stirbst ebenfalls. Nicht sofort, aber du verkümmerst und stirbst. Das Band hat seinen Preis. Wenn du sie tötest, tötest du dich selbst.«
»Deshalb brauche ich ein neues Band, ein neues Leben, das ihren Platz einnimmt. Die Eichel, die dein Vater dir gegeben hatte, war ein Geschenk von mir. Sie hat meinen Wünschen gehorcht, als wären es ihre eigenen. Aber jetzt brauche ich mehr. Ihre Kraft versiegt. Ich brauche einen starken Elfen, einen, der nicht von der natürlichen Welt fasziniert ist wie all die anderen Elfen. Wie sie es ebenfalls war. Also habe ich versucht, einige von euch davon zu trennen, in der Hoffnung, dass ich eines Tages einen finden würde, der stark genug wäre, um sich mit mir zu verbinden und eine neue Welt zu schaffen.«
Die Eichel an Konowas Herz brach. Er fühlte, wie der erste Tentakel von dem, was sich darin befunden hatte, seine Haut durchdrang und begann, sich in sein Fleisch zu bohren.
»Ich habe dich geschaffen, mein Kind, und jetzt werden wir eins werden.«
Konowa kreischte und griff sich an die Brust. Er riss sich Uniformjacke und Hemd vom Leib, bis seine Haut nackt war. Dann packte er die Eichel und zog, aber er konnte sie nicht entfernen. Ihm fiel der Säbel aus der Hand. Alles wurde dunkel. Immer mehr Zweige schlangen sich um ihn.
Er sah sich nach den Schatten um, aber sie waren hinter einer schimmernden Wand aus Frostfeuer gefangen. Er war alleine.
Ein Zweig wickelte sich um sein rechtes Handgelenk, während ein anderer sich zu seinem Säbel auf dem Boden tastete. Aber der Säbel war nicht da. Konowa hob den Kopf. Die Schattenherrscherin stand neben der Silbernen Wolfseiche, seinen Säbel in ihren Händen.
»Ich kann dich nicht töten, meine Liebe, mein Leben«, sagte sie, während ihr die Tränen das Gesicht hinunterliefen. »Ich habe dich gerettet, ich habe dir das Leben geschenkt.« Ihre Stimme wurde beinahe von ihrem Schluchzen erstickt. Die Liebe und die Qual darin schmerzten selbst Konowa.
Die Zweige der großen Silbernen Wolfseiche bebten und peitschten durch die Luft, um die Schattenherrscherin zu erreichen, aber sie hatten sich so um Konowa gewunden, dass sie es nicht schafften. Sie trat vor, bis sie neben dem verdrehten Stamm des Baumes stand. Ihr Schluchzen wurde lauter, als sie daneben auf die Knie sank.
Zweige brachen, als die Sarka Har auf der Lichtung um sich schlugen. Der gesamte Berg begann zu erzittern. Konowa taumelte, als der Fels unter ihm bebte. Die Luft wurde so kalt, dass er nicht mehr atmen konnte. Ihm wurde grau vor Augen.
»Du musst es tun!« Konowa würgte. Er versuchte vorwärtszugehen, aber die Kälte und der bebende Boden machten es ihm unmöglich.
Die Schattenherrscherin drehte sich zu ihm herum. »Nein, das kann ich nicht. Und ich werde es auch nicht. Aber wenn ich nicht mit meiner Liebe in diesem Leben vereint sein kann, dann werde ich mit ihr in dem nächsten zusammen sein.« Sie drehte den Säbel um, sodass die Spitze auf ihr Herz zeigte, und dann stürzte sie sich hinein.
Der Berg wurde von einem gewaltigen Schlag erschüttert. Felsen zerbarsten und flogen in die Luft, als die Wurzeln der Silbernen Wolfseiche sich aus der Tiefe emporrissen und zurück zur Oberfläche kletterten, um Konowa zu fesseln. Die erste Wurzel schaffte es und wickelte sich um seine Knöchel, aber sie kam zu spät.
Die Lichtung explodierte in einem Schauer aus schwarzen, kristallenen Flammen. Der Körper der Schattenherrscherin verschwand in einem Feuersturm aus Frostfeuer. Die Flammen entzündeten den Eiter, der aus der Silbernen Wolfseiche sickerte, und setzten ihn in Brand. Sie loderte sofort auf und brannte mit einem Feuer, das so dunkel war, dass die Nacht dagegen fast taghell wirkte. Konowa brannte ebenfalls, aber jetzt hatte er keinen Schutz durch das Frostfeuer. Er stolperte blindlings durch die Flammen, bemühte sich, einen Ausweg zu finden. Er stolperte und stürzte, landete hart auf einem Felsen. Er kämpfte darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren, als die schwarzen Flammen in den Himmel emporloderten und alles verzehrten, was sich auf dem Berggipfel befand. Er wusste, dass er sterben würde, falls er hierblieb.
Der Schmerz schien ihn am Boden festhalten zu wollen, aber das Feuer in ihm zwang ihn dazu, sich herumzurollen. Dann rappelte er sich hoch, immer noch schwankend. Er konnte nichts sehen. Alles loderte lichterloh. Sarka Har kreischten, während sie verbrannten. Die Zweige der Silbernen Wolfseiche schlugen um sich und zerfetzten sich selbst in diesem Scheiterhaufen aus hässlichen, schwarzen Flammen.
Plötzlich umwehte ihn eine Woge kalter Luft. Er blickte hoch. Die Schatten der Toten standen wieder neben ihm und schützen ihn vor dem tosenden Feuer. Soldat Renwar trat vor. Seine schattenhafte Form verfestigte sich für einen Moment und zeigte den jungen Burschen, den Konowa kennengelernt hatte. Ihre Blicke begegneten sich. Alwyn lächelte und salutierte. Die anderen Schatten folgten seinem Beispiel. Lorian. Meri. Seine Männer. Seine Brüder.
Konowa bemühte sich, aufrecht zu stehen, und erwiderte ihren Gruß, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Aber es war nicht der Gruß, der ihn weinen ließ. Sondern es war ihr Lächeln.
Der Schwur war gebrochen.
»Danke«, sagte Alwyn und war verschwunden.
Konowa blinzelte. Er war alleine auf dem Berggipfel. Das Feuer loderte immer noch. Er sprang von dem Felsen herunter, rutschte taumelnd herab, bis er die eisigen Flammen nicht mehr fühlte. In einer Mulde zwischen zwei Felsen kam er zur Ruhe. Unter ihm schüttelte sich der Berg. Felsen zersplitterten und brachen, als Abgründe, die zu weit und zu tief gegraben worden waren, in sich zusammenfielen. Trümmer stürzten an ihm vorbei. Er musste grinsen, als er über die Ironie nachdachte, dass er diese Begegnung auf dem Berggipfel zwar überlebt hatte, dann aber möglicherweise von einem Stein getötet wurde, der ihm auf den Kopf fiel.
Er wartete auf den tödlichen Schlag, aber er kam nicht. Der Berg hörte auf zu beben. Konowa erhob sich und presste die Faust an seine Brust. Als er die Hand wegnahm und hinsah, bemerkte er, dass der schwarze Fleck auf seiner Brust über seinem Herzen zwar noch da war, aber er spürte bereits die Wärme, die seinen Körper durchströmte. Er riss an der schwarzen Eichel, die auf seiner Brust klebte, und diesmal löste sie sich. Als er sie in der Hand hielt, spürte er, wie die Kälte daraus wich. Er dachte darüber nach, was sein Vater gesagt hatte, nämlich dass der Kontakt mit ihm die Eichel verändert haben könnte.
Er holte zögernd tief Luft und wartete darauf, dass ein schmerzhafter Stich ihm das Bewusstsein nahm, aber bis auf die Tatsache, dass ihm jeder Muskel und jeder Knochen im Körper wehtaten, woran er sich bereits gewöhnt hatte, fühlte er sich verdammt gut.
Er blickte hoch. Die schwarzen Flammen waren erloschen. Er sah sich um. Nirgendwo war etwas von den Sarka Har zu sehen. Er ballte die Fäuste. Nichts. Kein Frostfeuer.
Langsam stieg er zum Gipfel hinauf. Dichte, schwarze Aschewolken schwebten in der Luft und überzogen alles. Nichts war übrig geblieben, was bewiesen hätte, dass die Schattenherrscherin und ihr Hoher Forst jemals existiert hatten. Der Fels, auf dem die Silberne Wolfseiche gewachsen war, war vom Frostfeuer vollkommen gesäubert worden. Konowa schlurfte mit seinen Stiefeln durch die schwarze Asche, bis er ein vertrautes Klirren hörte. Er bückte sich und hob seinen Säbel auf. Er wog ihn in seinen Händen und hieb damit einige Male durch die Luft. Dann wirbelte er herum, weil er erwartete, dass etwas oder jemand hinter ihm stand, aber er war allein.
Konowa schob den Säbel in die Scheide. Es gab nicht einmal ein Echo. Er hätte gern etwas mehr gefühlt, aber nach all der Zeit war das einzige, alles überlagernde Gefühl, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben vorstellen konnte, glücklich zu sein.
Es war ein Angst einflößender Gedanke. Er erschauerte und kam zu dem Schluss, dass es Zeit wurde zurückzukehren. Er warf einen letzten Blick um sich und wollte gerade den Berg hinabgehen, hielt dann jedoch inne.
Er öffnete die Hand und blickte auf die Eichel. Konnte sein Vater recht haben? War dies eine Chance, die Dinge möglicherweise zu verändern? Vielleicht konnte er nach alldem doch einen Weg finden, um sich mit der Natur zu verbinden. Sanft kniete er sich hin und legte die Eichel auf den Boden. Er richtete sich auf und betrachtete sie. Ein hauchzarter Wind wehte über die Lichtung und zerzauste sein Haar, das ihm ins Gesicht fiel. Er starrte die Eichel lange an und wartete. Dann hob er den Stiefel und rammte mit aller Kraft seinen Absatz darauf. Die Eichel zerbrach in mehrere Stücke. Er hob seinen Stiefel und trat immer wieder zu, bis nichts mehr von ihr übrig war.
»Verdammte Bäume!«, murmelte er, drehte sich um und ging den Berg hinab, ohne noch einmal zurückzublicken.
»Die Szenen, wo ich geschrien habe, lasse ich einfach aus«, sagte er zu sich, als er begann, sich seine Geschichte so zurechtzulegen, wie er sie den anderen schildern würde. Und den Rest, sagte er sich, erzähle ich mehr oder weniger so, wie er sich zugetragen hat.
Mehr oder weniger.
Konowa lächelte.
Es fühlte sich … gut an.