33

KONOWA ZWANG SICH, ruhig zu bleiben. Der Tod der Königin war tragisch. Er hatte das alte Mädchen einmal getroffen und war von der scharfen Intelligenz beeindruckt gewesen, die aus diesem fetten, aufgedunsenen Gesicht sprach. Würde der Prinz jetzt in Tränen ausbrechen und sich in seiner Kabine verstecken? Vielleicht würde er ja eine tapfere Miene aufsetzen, oder schlimmer noch, fröhlich darauf reagieren, dass er endlich König war. Nach seinem untröstlichen Gram wegen der Zerstörung der verschollenen Bibliothek von Kaman Rhal wäre das der letzte Strohhalm, der sein königliches Rückgrat brechen könnte oder ihn vielleicht, aber auch nur vielleicht, endlich in einen Mann verwandeln würde.

Mitgefühl verringerte Konowas Ärger, während er wartete. Der Prinz hatte seinen Vater schon vor Jahren verloren, und jetzt seine Mutter. So merkwürdig seine eigenen Eltern auch sein mochten, es tröstete Konowa zu wissen, dass sie beide noch am Leben waren. Er wollte nicht darüber nachdenken, welche Lücke sie hinterlassen würden, wenn sie erst verschwunden waren.

Ein ersticktes Schluchzen veranlasste Konowa, sich umzudrehen. Pimmer stand mit offenem Mund da und hatte die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Visyna ging zu ihm und half ihm, sich auf eine Kiste zu setzen. Der Mann war vollkommen erledigt. Konowas Respekt für ihn sank ein bisschen, und das bedauerte er, aber welcher Diplomat ließ sich denn so gehen?

»Pimmer, es tut mir so leid«, sagte der Prinz leise und mit viel mehr Mitgefühl, als Konowa aufbringen konnte. Aber warum drückte er Pimmer gegenüber sein Mitgefühl aus?

Eine Gruppe von Soldaten und Seeleuten hatte sich um sie geschart. Als sie sahen, dass Konowa sie musterte, machten sie Anstalten wegzugehen, aber er bedeutete ihnen zu bleiben.

»Steht da auch, wie sie gestorben ist?«, wollte der Prinz wissen. Seine Stimme war ruhig und verriet nichts von seinen Gefühlen.

Rallie antwortete nach kleinen Pause. »Sie wurde ermordet. Von einer Agentin der Schattenherrscherin.« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und schob sich eine Zigarre in den Mund, die sich sofort entzündete. Sie zog zweimal daran, und ihre nächsten Worte wurden von einer dicken Rauchwolke begleitet. »Die Nachricht besagt weiterhin, dass wegen der Beerdigung der Königin und seiner Krönung zum König des Calahrischen Imperiums die sofortige Rückkehr Seiner Hoheit nach Celwyn erforderlich ist.«

Erneut hielt sie inne, und Konowa vermutete, dass sie von ihren Gefühlen überwältigt wurde. Als sie weitersprach, begriff er, dass es mehr ein Schock gewesen war.

»Aufgrund der derzeitigen Unruhen, die das Imperium erschüttern, und des Vordringens der Kreaturen der Schattenherrscherin nach Calahr wird allerdings gleichzeitig davon abgeraten, dass Seine Hoheit derzeit versucht zurückzukommen. Seine Sicherheit sowie die des Königshofs und der Bürger selbst können nicht länger garantiert werden.«

Konowa traute seinen Ohren nicht. Und dem erstaunten Keuchen der Umstehenden nach zu urteilen, war er nicht der Einzige.

Rallie sprach weiter. »Finstere Kreaturen durchstreifen jetzt die Lande. Bürger aus kleinen Ortschaften und Bauernhöfen sind geflüchtet und suchen in den größeren Städten Zuflucht. Die Gefahr von Seuchen verstärkt die Leiden der Bevölkerung noch.«

Der Prinz brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Es ist genauso, wie wir befürchtet haben und warum so viele von Ihnen dazu geraten haben, direkt ins Hyntaland zu segeln und zum Berg der Schattenherrscherin zu marschieren. Im Lichte dieser Neuigkeiten stimme ich Ihnen zu. Wir müssen jetzt …«

»Nein!«, schrie Pimmer, sprang auf die Füße und lief über das Deck, bis er sich vor dem Prinzen aufbaute. »Ihr müsst zurückkehren. Ihr müsst die Krone nehmen!«

Wenn sich die Ereignisse noch schneller abgespielt hätten, hätte Konowa sich setzen müssen, weil ihm schwindlig wurde. »Vizekönig«, sagte er und trat vor, »Sie wissen genau, warum wir zu ihrem Berg müssen. Ich kann verstehen, dass Sie aufgeregt sind, aber …«

»Nein, das können Sie nicht.« Pimmer nahm seinen Blick nicht vom Prinzen. »Wenn es keinen König mehr gibt, wird das Imperium nicht einfach nur zerfallen, sondern es wird in einer Orgie der Rebellion und des Bürgerkriegs explodieren. Haben Sie eine Ahnung, wie viele verschiedene Rassen und Stämme einzig und allein durch die Anwesenheit der Imperialen Streitkräfte daran gehindert werden, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen? Wissen Sie, warum nur ein paar Tausend Silberjacken eine Nation von Hunderttausenden befrieden können? Weil sie ein Symbol für die Macht des Throns darstellen. Solange er stark ist, übt er enormen Einfluss aus. Aber sobald er verlassen ist, regiert das Chaos.«

»Pimmer«, sagte der Prinz, streckte die Hand aus und packte seinen Arm. »Ich weiß, wie Sie leiden. Ich leider, auch, aber wenn es hier darum geht …«

Pimmer riss sich los. »Darum geht es nicht! Darum geht es schon lange nicht mehr. Ich wollte den Thron noch nie. In dem Punkt waren wir uns immer einig.«

Konowa hatte Theaterstücke besucht, in denen die Irrungen und Wendungen nicht annähernd so kompliziert gewesen waren. Gab Pimmer gerade zu, dass er der wahre Thronerbe wahr? Plötzlich fiel Konowa auf, wie ähnlich sich die Königin und Pimmer sahen. Bei beiden lauerte Intelligenz hinter dem schwerfälligen Äußeren …

Du Hundesohn.

»Vizekönig, vielleicht können wir diese Unterhaltung unter vier Augen fortsetzen«, sagte Rallie.

Natürlich wusste Rallie es, dachte Konowa. Sie war seit Jahrzehnten die Schreiberin Ihrer Majestät.

»So etwas wie Privatsphäre gibt es nicht mehr«, sagte Pimmer und sah sich um. »Das Schicksal unserer Existenz steht in diesem Augenblick auf dem Spiel.«

»Ich hab’s euch ja gesagt«, ertönte Yimts Stimme aus der Menge der Soldaten. »Alles eine Frage des richtigen Moments.«

Pimmer drehte sich zu Prinz Tykkin herum. »Es geht um Eure Bestimmung, Eure Pflicht. Wenn Ihr den Thron nicht besteigt, dann geht nicht nur das Imperium unter, sondern mit ihm alles, was lebt. Ist das das Vermächtnis, das Ihr hinterlassen wollt?«

»Und wenn wir die Schattenherrscherin nicht beseitigen, was dann?«, erkundigte sich Konowa, der einfach nicht mehr an sich halten konnte. »Sie haben mir selbst gesagt, dass es das einzig Richtige wäre, sie zu vernichten«, sagte er. Er wusste, dass er das Vertrauen des Mannes missbrauchte, aber es kümmerte ihn nicht.

»Da war es das auch noch, aber jetzt ist es das nicht mehr.«

Der Prinz hob Ruhe heischend die Hand. Konowa unterdrückte seine Erwiderung und wartete.

»Die Ereignisse überstürzen sich, und das weit schneller, als wir erwartet haben. Wir haben das große Unglück erlebt, die falsche Herrscherin zu verlieren. Aus diesem Grund habe ich keine andere Wahl, als nach Celwyn zu segeln und den Thron zu besteigen.« Er drehte sich um und brachte Konowa mit einem zwingenden Blick dazu, weiter zu schweigen. Es war, als wäre der Mann plötzlich gewachsen. Er wirkte größer, stärker.

»Wir beide hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, Major. Ich bezweifle allerdings, dass es noch einen anderen Offizier in dieser oder irgendeiner anderen Armee gibt, der derartig regelmäßig und wiederholt den Gehorsam verweigert. Ihr Verhalten Ihren Vorgesetzten gegenüber ist gelinde gesagt beklagenswert.«

Falls der Prinz ein Kompliment machen wollte, ließ er sich relativ viel Zeit, auf den Punkt zu kommen. Konowa wollte etwas erwidern, aber er fühlte die Blicke von drei Augenpaaren auf sich und klappte den Mund wieder zu. Er redete sich ein, dass er es freiwillig tat und nicht unter dem vereinten Druck der drei Frauen, die ein Stück neben ihm standen.

»Weiterhin sind Sie leichtsinnig und jähzornig. Es ist ziemlich überraschend, dass Sie erst einmal vor ein Kriegsgericht gestellt wurden.«

Konowa spürte die ersten Funken von Frostfeuer in seinen geballten Fäusten, aber er blieb stumm, obwohl es ihn so viel Anstrengung kostete, dass das Blut in seinen Ohren rauschte.

»Ich könnte weitersprechen, aber wir haben wenig Zeit, und ich glaube, ich habe mich unmissverständlich ausgedrückt«, sagte der Prinz. Er zog den Saum seiner Jacke glatt und reckte sein Kinn vor. »Aus all den zuvor genannten Gründen ist es mein großes Privileg und meine ebenso große Ehre, hiermit das Kommando über die Stählernen Elfen an Sie zu übergeben. Ich gratuliere, Colonel Flinkdrache.«

Die Soldaten an Deck murmelten erfreut. Eine Breitseite von einem anderen Schiff war perfekt dazu geeignet, als militärischer Salut zu dienen. Einige laute Lang-lebe-der-König-Rufe drohten diesen ernsten und feierlichen Moment in etwas anderes zu verwandeln. Der Prinz hob die Hand, und es wurde wieder ruhig.

Dann drehte er sich zu der versammelten Menge um. »Meine Damen und Herren, wir sind Zeuge einer wahrhaft seltenen Begebenheit. Colonel Flinkdrache hat es die Sprache verschlagen.«

Woraufhin Konowa selbstverständlich sofort seine Stimme wiederfand. »Ich danke Euch für diese Ehre, Euer Hoheit, aber sie hat wenig zu bedeuten, wenn wir nach Celwyn segeln und nicht ins Hyntaland.«

»Es freut mich zu sehen, dass Ihre Beförderung Ihren Charakter nicht verändert hat«, antwortete der Prinz mit einem spöttischen Unterton. »Selbstverständlich hätten Sie recht. Wenn Sie mich nach Celwyn begleiten würden.«

Hoffnung regte sich in Konowa. »Das tue ich nicht?«

Der Prinz lächelte. »Meine Pflicht ist klar, wie Vizekönig Alstonfar so nachdrücklich umrissen hat. Ich muss in die Hauptstadt zurückkehren und den Thron besteigen. Das Imperium muss verteidigt werden. Sollte Calahr fallen, geht alles unter. Ihre Pflicht jedoch und die der Stählernen Elfen ist ebenso klar. Die Schattenherrscherin muss vernichtet werden. Ich stelle dieses Schiff unter Ihr Kommando. Segeln Sie so schnell Sie können in Ihr Heimatland, und ergreifen Sie alle Maßnahmen, die notwendig sind, um die Schattenherrscherin von ihrem Thron zu stoßen.«

Konowa nahm Haltung an und salutierte. »Jawohl, Sir!«

Der Prinz sah ihn nachdenklich an. Und dann machte er etwas Erstaunliches. Er streckte seine Hand aus.

Konowa sah sie an. »Sir? Der Schwur, das Frostfeuer.«

»Das Vorrecht des Königs.«

Konowa lächelte und nahm die Hand des Mannes. Frostfeuer knisterte zwischen ihren Handflächen. Der Prinz zuckte zusammen, verstärkte jedoch seinen Händedruck. Dann beugte er sich vor und flüsterte Konowa ins Ohr:

»Nur für den Fall, dass wir uns nie wiedersehen: Ich halte Sie immer noch für einen Halunken und eine Schande für die Armee … und ich fühle mich außerordentlich geehrt, neben Ihnen gedient zu haben. Ich danke Ihnen.«

»Wir werden uns wiedersehen«, antwortete Konowa und drückte die Hand des Prinzen noch ein bisschen fester. »Und Ihr seid arrogant und eitel, und es wird mir eine große Ehre und ein ebenso großes Privileg sein, Euch eines Tages als Euer Majestät, den König, begrüßen zu dürfen.«

Sie traten voneinander weg und lösten ihre Hände. Diesmal jubelten die Soldaten und die Leute, die um sie herumstanden.

»Also gut, es wird Zeit, dass sich unsere Wege trennen. Ich überlasse Sie Ihrer Aufgabe, und möge das Glück Ihnen gewogen sein.«

»Und Euch ebenfalls, Hoheit«, erwiderte Konowa und salutierte erneut.

Der Prinz erwiderte seinen Gruß und drehte sich dann zu Vizekönig Alstonfar herum.

»Bedauerlicherweise sieht es so aus, als gehörten die Südlichen Einöden nicht länger zum calahrischen Imperium, was bedeutet: Ihre Aufgabe als Vizekönig ist hiermit beendet.«

»Das ist eine zutreffende Interpretation der politischen Situation«, antwortete Pimmer. Er stand gelassen da, eine Hand auf dem Griff seines Säbels, die andere auf dem Knauf seiner Pistole, die in seinem Gürtel steckte. Konowa lächelte. In der kurzen Zeit, die er ihn kannte, hatte sich Pimmer von einem Bürokraten in einen Krieger verwandelt. Wenn der Mann noch ein paar Monate im Feld diente, unter der richtigen Anleitung, versteht sich, würde aus ihm ein exzellenter Anführer werden.

»Als König suche ich mir meine Ratgeber aus. Und ich wünsche, dass Sie mein Erster Ratgeber werden.«

Der Mann nickte. »Das ist ein wundervolles Angebot, und ich freue mich darauf, es eines Tages annehmen zu dürfen. Aber mit Erlaubnis des Königs würde ich jetzt gerne in die calahrische Armee eintreten.«

Es wurde still auf dem Schiff. Der Prinz beugte sich ein bisschen vor. »Pimmer, jeder kennt Ihren Mut. Sie haben viele Leute beeindruckt, einschließlich meiner Person. Sie müssen nichts beweisen. Kommen Sie mit mir zurück und helfen Sie mir in Celwyn.«

»Das werde ich, Euer Majestät, wenn es so weit ist. Jetzt jedoch liegt die dringendste Aufgabe im Norden, und mit Eurer Erlaubnis werde ich die Stählernen Elfen begleiten.«

»Nicht als Vizekönig. Das können Sie nicht«, sagte Konowa und mischte sich in das Gespräch. »Es tut mir leid, aber wir haben nur Platz für Soldaten.« Er sah den König an und zwinkerte.

»So ist es«, erklärte der Prinz. »Wohlan denn. Vizekönig Pimrald Alstonfar, hiermit enthebe ich Sie Ihres Titels und Ihres Ranges im Diplomatischen Korps von Calahria und nehme Sie in die calahrische Armee auf, im Range eines Majors und stellvertretenden Befehlshabers des Regiments der Stählernen Elfen.«

Noch vor einer Woche hätte es einen Aufstand gegeben, jetzt gab es nur Jubelrufe. Major Pimrald Alstonfar lächelte und salutierte, wobei er sich glatt seinen Tschako vom Kopf fegte.

»Er gehört Ihnen, Colonel«, erklärte der Prinz. Dann drehte er sich um und winkte Rallie zu sich. »Da Sie die Schreiberin Ihrer Majestät waren, beanspruche ich Ihre Dienste jetzt für mich«, sagte der Prinz.

Konowa erwartete einen Kommentar von Rallie, aber sie neigte nur zustimmend den Kopf.

»Aus diesem Grund«, fuhr der Prinz fort, »befehle ich Ihnen, Colonel Flinkdrache und die Stählernen Elfen ins Hyntaland zu begleiten. Ich bin ebenso neugierig wie der Rest Ihrer Leser zu erfahren, wie sich die Ereignisse entwickeln und wie der Sieg in der Schlacht gegen die Dunkelheit errungen wird.«

Diesmal brandete donnernder Jubel auf. Es verblüffte Konowa immer wieder, wie fatalistisch und gleichzeitig begeistert ein Soldat sein konnte. Trotzdem, er verspürte dies auch. Sie alle hatten gelitten und so viel verloren, ihretwegen. Und Vergeltung, selbst wenn sie selbstmörderisch wirkte, wollten alle.

Er riskierte einen kurzen Blick zu Visyna und hoffte verzweifelt, dass sie nicht allzu finster dreinschaute. Als er sah, dass sie lächelte, musste er grinsen. Er pfiff auf jeden Anstand, ging zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie, dass die Funken stoben.

Einen Moment später löste er seinen Mund von ihrem. Seine Lippen und seine Zunge brannten. Die Soldaten drängten sich um sie, und Visyna, Rallie und seine Mutter verschwanden plötzlich aus seinem Blickfeld.

Konowa stand einen Moment regungslos da und nahm alles in sich auf. Ich habe die Stählernen Elfen wieder. Die Tatsache, dass sie nur noch eine Handvoll waren und nicht ein Einziger von dem ursprünglichen Regiment dabei war, spielte nicht die geringste Rolle. Als die Soldaten sich um ihn drängten, um ihm zu gratulieren, lächelte Konowa und schüttelte alle Hände, die ihm gereicht wurden. Der junge Korporal Feylan mit seinen nautischen Ambitionen; der riesige, bodenständige Soldat Hrem Vulhber; der unerschütterliche Fahnensergeant Salia Aguom; der kindliche und doch so entschlossene Soldat Scolfelton und der unzähmbare Regimentssergeant Yimt Arkhorn. Er sah ihnen in die Augen und war stolz auf das, was er sah. Sie waren schmutzig, müde, hungrig und verängstigt, aber sie waren Stählerne Elfen. Das waren seine Männer, seine Brüder. Ein Schmerz, der nichts mit der schwarzen Eichel zu tun hatte, die auf seinem Herzen ruhte, durchzuckte ihn, als er an die anderen dachte, die er verloren hatte. Sein Lächeln erlosch für einen Moment, als er sich umsah und vergeblich die Gesichter so vieler anderer suchte.

Dann holte er tief Luft und atmete langsam aus. Ihre Zahl hatte ständig abgenommen. Monate harten Lebens und noch härterer Kämpfe hatten ihren Tribut von denen gefordert, die überlebt hatten. Die Narben, ob sie nun körperlich oder tief im Inneren geschlagen worden waren, würden vermutlich nie heilen, jedenfalls nicht ganz. Ihr Imperium fiel an den Rändern auseinander, und der Sieg schien immer unwahrscheinlicher, je näher sie ihrem Berg kamen. Und trotz alledem hatten sie einander.

Konowa grinste und begann dann zu lachen. Seine Soldaten lachten mit ihm. Von irgendwo in der kleinen Gruppe erhob sich eine Stimme über den Lärm, und die Worte des Liedes wurden von jedem stählernen Elfen aufgenommen, der anwesend war:

 

Wir fürchten nicht die Flamme, obschon sie uns verbrennt,
wir fürchten nicht das Feuer, obschon es uns verzehrt,
auch fürchten wir sein Licht nicht,
obschon es die Dunkelheit unserer Seelen enthüllt
– denn darin liegt unsere Macht!
Aeri Mekah!