13
KONOWA WACHTE NICHT direkt auf; eher schienen ihn die Prellungen und Wunden, die seinen ganzen Körper bedeckten, aus der Bewusstlosigkeit in eine Art Wachzustand zu zerren. Schmerzen. Endlose Schmerzen.
»Au«, sagte er.
»Ach, weilen wir wieder unter den Lebenden?«, fragte Rallie. Ihre üblicherweise mürrische Stimme klang eine ganze Oktave … freudiger.
Konowa öffnete seine Augen ein kleines Stück. Es war immer noch dunkel, es schneite, wenngleich auch nicht mehr so stark, und er schien flach auf dem Rücken zu liegen, unter einer improvisierten Plane auf der Pritsche von Rallies Karren. »Fragen Sie mich in einem Jahr noch mal«, erwiderte er. Er bemerkte, dass der Wagen ziemlich mitgenommen aussah, andererseits, wer tat das nicht? Zersplitterte Holzplanken, welche die Pritsche bildeten, waren mit Seilen zusammengebunden. Er versuchte sich zu bewegen und registrierte, dass er sich nicht rühren konnte. Er war wie ein neugeborenes Baby in mindestens ein Dutzend Hasshugeb-Umhänge eingewickelt und außerdem in etwas, das wie frischer Dung roch.
»Das war die Idee des Vizekönigs«, meinte Rallie und entfernte die oberste Schicht seines Kokons.
»Ist das …?«, begann Konowa, bevor er würgen musste.
Rallie hielt das widerliche Ding hoch. »Kamelhaut, frisch abgezogen. Offenbar handelt es sich um ein altes Stammesheilmittel für alle möglichen Verletzungen. Sie wickeln ihre Verletzten in so etwas, und zwar fester, als eine Zecke sich in feuchte Wolle gräbt, und bevor man sich versieht, sind die Betroffenen wieder auf den Beinen und laufen herum.«
»Zweifellos, um vor dem Gestank zu flüchten«, sagte Konowa. Tränen traten ihm in die Augen, während er nach Luft rang. Trotz der Protestschreie seiner Gelenke und Muskeln gelang es ihm, seine Arme zu befreien und sich in eine sitzende Position hochzustemmen, indem er sich gegen das lehnte, was vom vorderen Rand der Pritsche übrig geblieben war. Es sah so aus, wie Konowa sich fühlte, zerfranst und zerschlagen.
»Und, he, er erhebt sich«, sagte sie, raffte die Kamelhaut zusammen und benutzte sie dann als Kissen, als sie sich neben ihn setzte. Sie schob sich eine Zigarre in den Mund und holte Luft. Das Ende der Zigarre entzündete sich selbstständig.
Konowa betrachtete sie einen Moment und schüttelte den Kopf. Im selben Moment wünschte er sich, er hätte es nicht getan. »Autsch.«
»Allerdings, autsch«, sagte Rallie. Sie griff in ihren schwarzen Umhang und zog ein kleines, silbernes Flakon heraus. »Sie können von Glück reden, dass Sie noch am Leben sind, ganz zu schweigen davon, dass Sie unversehrt sind und sich nicht einmal etwas gebrochen haben. Hier, trinken Sie das. Es wird Ihre Schmerzen lindern.«
Konowa streckte die Hand aus und bemerkte, dass sie zitterte. Rallie nahm den Stöpsel aus dem Flakon und reichte es herüber. Er setzte es an die Lippen und kippte den Inhalt herunter. Es fühlte sich an, als würde flüssige Lava durch seine Kehle rinnen. Hitze strahlte durch seinen ganzen Körper und linderte jeden Schmerz und jedes Leid. Er lächelte, schloss die Augen und ließ sich in seinen Roben zurücksinken.
»Was ist das für ein Zeug?«, erkundigte er sich und trank noch einen Schluck. Das Flakon wurde ihm aus der Hand genommen, und als er die Augen öffnete, sah er, wie Rallie es wieder in ihren Umhang schob.
»Sagen wir der Einfachheit halber, es ist eine sehr mächtige Medizin, die man nicht in großen Mengen zu sich nehmen darf.«
»Magie?«, fragte Konowa.
Rallie kicherte. »Absolut nicht. Zum größten Teil besteht sie aus Sala Brandy, ein paar Spritzern von diesem und jenem und außerdem aus dem Öl eines besonderen Pilzes mit … ganz besonderen Qualitäten.«
»Ich würde gern ein Fass davon bestellen«, sagte Konowa, der darüber staunte, wie gut er sich plötzlich fühlte. Er war zwar nicht wirklich geheilt, aber er fühlte sich viel besser, als wären die scharfen Spitzen des Schmerzes plötzlich gelindert und von etwas Weichem, Flaumigem überzogen worden.
»Ein bisschen ist gut, zu viel ist tödlich«, erwiderte Rallie und schnalzte mit der Zunge. »In Maßen, Major, alles in Maßen.«
Konowa seufzte. »Ich kenne das Konzept, aber es ist mir nie wirklich gelungen, es auch umzusetzen.« Er bemerkte ein großes Bündel, das ebenfalls in Hasshugeb-Umhänge gewickelt zu seinen Füßen lag. »Was ist da drin?«
Rallie sah nicht einmal hin. »Das sind Stücke von den beiden Drachen – Sarka Har.«
Konowa richtete sich ein wenig gerader auf und rutschte an das andere Ende des Karrens. »Ich habe hier mit diesen Missgeburten gelegen? Und wenn sie jetzt wieder lebendig werden?«
»Sie sind vollkommen sicher verpackt. Was sagte Pimmer noch gleich …?« Rallie nahm die Zigarre aus dem Mund und betrachtete das glühende Ende. »Ach ja, inaktiv. Sie können nicht wiederbelebt werden oder explodieren, es sei denn durch einen Funken, der von einem metallischen Objekt erzeugt wird.«
Konowa musste nicht fragen, wer dahintersteckte. »Hat der Vizekönig gesagt, weshalb der Prinz sie haben will? Ich hoffe, nicht als Souvenirs.«
Rallie schob ihre Zigarre wieder in den Mund, bevor sie antwortete. »Er sagte nur, sie könnten sich später vielleicht noch als nützlich erweisen. Ich habe nicht nachgefragt, aber glauben Sie mir, meine Neugier ist ganz eindeutig geweckt.«
»In meinem Fall ist es eher ein Gefühl von Furcht«, meinte Konowa, der sich plötzlich sehr unwohl in seiner Haut fühlte. Selbst tot und zu Holzscheiten verarbeitet fanden die Sarka Har einen Weg, ihn zu quälen.
»Um das Thema zu wechseln«, meinte Rallie, deren Stimme eine beiläufige Sanftheit annahm, die sofort Konowas Argwohn weckte, »ich hatte Sie etwas fragen wollen, bevor wir von diesen fliegenden Sträuchern so rüde unterbrochen wurden. Als Sie auf dem Karren geschlafen haben, haben Sie vor sich hingemurmelt. Haben Sie vielleicht geträumt? Die Schreiberin in mir ist immer neugierig … natürlich nur im Interesse meiner Leser in der Heimat.«
Konowa richtete sich auf und zuckte zusammen. Er hielt einen Moment inne, um Luft zu holen. »Das habe ich vollkommen vergessen. Verdammt, ich kann mich kaum noch daran erinnern …« Er bemühte sich, den Traum in sein Gedächtnis zurückzurufen, wohl wissend, dass er wichtig gewesen war. Rallie schwieg; die Zigarre in ihrem Mund glühte hellorange, als sie rasch daran zog.
»Ich erinnere mich … an eine Axt, und daran, dass Yimt dort war. Wir waren auf der Geburtswiese. Er sagte ständig, ich solle die Axt benutzen, aber als ich zu der Schattenherrscherin und ihrer Wolfseiche kam, war es nicht mehr sie.« Konowa drehte sich zu Rallie herum und ignorierte den Schmerz. »Sondern die Person war ich selbst. Yimt hat mir gesagt, ich solle mich umbringen … glaube ich.«
Rallie schob die Zigarre in ihren anderen Mundwinkel, bevor sie antwortete. »Interessant … aber das klingt nicht ganz einleuchtend. Sind Sie sicher, dass er das gemeint hat?«
Konowa schüttelte den Kopf, sehr langsam und behutsam diesmal. »Ich bin nicht einmal sicher, ob ich mich richtig erinnere. Wir haben auch eine Weile über Bergbau geredet, wegen der Axt. Wie sich herausstellte, benutzen Zwerge deshalb Streitäxte, weil sie Bäume für ihre Minen fällen müssen. Das wusste ich nicht.«
Rallie lächelte. »Ich wusste es, und ganz offensichtlich wussten Sie das auch.«
»Aber das ist es doch«, sagte Konowa, »ich wusste es wirklich nicht. Yimt hat mir etwas gesagt, das ich nie zuvor gehört habe. Wie ist das möglich? Bedeutet das, dass er wirklich in meinem Traum gewesen ist? Und wenn er das wirklich war, was hat er dann versucht, mir zu sagen?«
Rallie setzte sich ein bisschen aufrechter hin und blickte an der Plane vorbei in den Himmel, bevor sie antwortete. »Ein Traum ist eine heikle Angelegenheit, so wie der Versuch, den Wind zu fangen. Man weiß, dass er da ist, man fühlt ihn, aber das Beste, was man tun kann, ist, ein Segel zu bauen und sich von ihm helfen zu lassen, dorthin zu kommen, wohin man will.«
Konowa dachte darüber nach. »Ich bin wirklich nicht für so was geeignet. Rätsel und Verwirrspiele bereiten mir nur Kopfschmerzen.« Er suchte in seiner Jacke und fand eine Tasche, in der zwei Arr-Bohnen steckten. Er zog sie heraus, blies ein paar Fussel davon weg und hielt sie dann Rallie hin. Seine Hand zitterte nicht mehr, was ihn freute.
Sie streckte die Hand aus, nahm eine der Bohnen von seiner Handfläche und stopfte sie sich in den Mund, ohne die Zigarre herauszunehmen. Die Spitze der Zigarre glühte plötzlich blau. Konowa schob sich die andere Bohne in den Mund und verzog die Lippen, als der scharfe Geschmack auf seiner Zunge brannte. Tränen traten ihm in die Augen, und der Nebel aus seinem Kopf verschwand.
»Diese Bohnen sind wirklich klasse«, sagte Konowa, der die Bohne in seinem Mund herumrollte und den Schock genoss, den sie seinem Nervensystem bereitete. Er fühlte zwar noch ein bisschen Schmerz in seiner rechten Schulter, aber es war mehr wie eine entfernte Erinnerung, oder jedenfalls wie etwas, das bald eine Erinnerung sein würde.
»Sie sollten das mal irgendwann mit Schnaps probieren«, meinte Rallie. »Sie werden glauben, dass Sie fliegen können.«
»Aha … haha«, antwortete Konowa, als Bilder seines jüngsten Fluges vor seinem inneren Auge vorbeizogen und sich irgendwo tief in seiner Wirbelsäule eingruben, wie vibrierende Harfensaiten. »Ich ziehe es vor, dicht am Boden zu bleiben. Dann stehen die Chancen besser, dass ich überlebe, wenn ich abstürze, was unweigerlich geschehen wird.«
»Sie haben jedenfalls ziemlich viel Talent dafür«, räumte sie ein.
Der Gedanke an den Sturz weckte andere Sorgen. Alles um ihn herum war ruhig, aber er traute dem Frieden nicht, nicht nach der Nacht, die er gerade hinter sich hatte.
Konowa fühlte sich wacher und hob seine linke Hand an seine Brust. Die schwarze Eichel war immer noch da. Unabhängig davon, warum die Schattenherrscherin es ihm ermöglicht hatte, über eine solche Macht zu verfügen, konnte er sie jetzt einsetzen, um seinem Regiment zu helfen.
Also gut, sagte er zu sich. Du bist ein Elf. Trotz aller Beweise des Gegenteils bist du ein Geschöpf der Natur und eins mit der Natürlichen Ordnung. Er schloss die Augen und suchte nach einem Anzeichen dafür, dass ihre Streitkräfte in der Nähe waren. Er wollte sich nicht noch einmal von diesen verdammten Sarka Har überrumpeln lassen.
Die von der schwarzen Eichel ausstrahlende Kälte drang in seine Brust wie ein Barren aus gefrorenem Stahl, aber mit diesem Schmerz kam auch eine Wahrnehmung der ihn umgebenden Wüste. Der metallische Schnee verschwand, als sein Geist um Felsen herum und über Dünen glitt. Der Pfad, dem er folgte, tauchte plötzlich vor ihm auf, als würde er ihn am helllichten Tag sehen. Er konnte jede Kurve, jede Biegung erkennen und jede geschwungene Sanddüne. Er verstärkte seine Anstrengungen und fühlte jetzt die Welt um sich herum. Die dumpfe Kälte der Felsbrocken, die vollkommene Erschöpfung der Soldaten, die Macht, die Soldat Renwar an der Spitze der Kolonne ausstrahlte, und eine uralte Macht, die direkt neben ihm …
Etwas traf ihn heftig in die Rippen, und er riss überrascht die Augen auf. Er sah Rallie an, die seinen Blick mit all der Unschuld erwiderte, die sie samt ihrer unheimlichen, blau glühenden Zigarre zwischen den Zähnen aufbringen konnte.
»Entschuldigung, Major, ich dachte, Sie würden einfach einschlafen. Da Sie jetzt wach sind, ist es wohl auch besser, wenn Sie wach bleiben.«
Konowa rieb sich die schmerzende Stelle und verzerrte das Gesicht zu einem Lächeln. »Ist schon gut. Wissen Sie, ich habe die unmittelbare Nachbarschaft abgesucht und etwas sehr Interessantes gefunden. Wenn Ihr Ellbogen mich nicht in diesem Moment ganz aus Versehen gestreift hätte, hätte ich wahrscheinlich noch eine ganze Menge mehr bemerkt.«
Rallie nahm die Zigarre aus dem Mund und stieß eine lange Rauchwolke aus. Konowa sah zu, wie sie sich unter der Plane drehte und wand, als wäre sie etwas Lebendiges. Nach einer, wie ihm schien, unmöglich langen Zeit fand der Rauch schließlich den Weg nach draußen und verschwand im Nachthimmel. Konowa drehte sich zu Rallie um und stellte fest, dass sie ihn anstarrte. Wenigstens war es kein direkt unfreundlicher Blick.
»Also«, sagte Konowa, um das Thema zu wechseln, »wie ich feststellen muss, bewegen wir uns nicht von der Stelle. Gibt es irgendeinen Grund, warum meine Befehle nicht befolgt werden? Uns läuft die Zeit davon. Wir müssen zu Suhundams Hügel.« Er machte sich nicht die Mühe hinzuzusetzen, weil meine Eltern dort sind und ich sie finden muss, bevor wir diese Wüste verlassen und zu ihrem Berg marschieren.
Rallie starrte ihn noch einen Augenblick länger an, dann lächelte sie und schob die Zigarre wieder in den Mund. »Wir sind bereits da, Major.«
»Wir sind da?«, fragte er, warf die Umhänge ab und kniete sich hin, bevor er nach oben griff, die Plane zur Seite stieß und aufstand. Die kalte Nachtluft zerzauste sein Haar. Er strich sich ein paar Strähnen aus den Augen und spähte in die Dunkelheit hinaus.
Ein Haufen schneebedeckter Felsen lag etwa eine halbe Meile entfernt. Er sah weniger aus wie ein Hügel, sondern mehr wie die Reste eines Steinschlags von einem schon lange abgetragenen Berg. Das ganze Gebilde wies nicht eine einzige glatte Linie auf. Jeder Zentimeter war zerklüftet und brüchig, wie ein Eisblock, den man mehrmals zu Boden geschleudert hatte.
»Major, ich bin wirklich froh, Sie wieder auf den Beinen zu sehen!«
»Wie bitte?«, fragte Konowa und versuchte sich zu konzentrieren. Als er zu dem jungen Soldaten hinabblickte, der zu ihm aufsah, bemerkte er, dass das schmutzige Gesicht des Jünglings lächelte. »Ah, Soldat Feylan. Ich nehme an, es braucht wohl mehr als einen verdammten, fliegenden Baum, um mich umzubringen.« Allerdings nicht viel mehr.
»He, der Major ist wieder auf den Beinen!«, schrie Feylan. Regimentssergeant Aguom rannte herbei und schimpfte den Soldaten aus.
»Red leise! Willst du uns vielleicht eine ganze verfluchte Plantage von diesen verdammten Dingern auf den Hals hetzen?«
Feylan nickte, lächelte aber weiter. Er nahm Haltung an und salutierte. Konowa erwiderte den Gruß und drehte sich dann zu Aguom herum. »Wie ist die Lage?«, fragte er, ging zum Ende der Pritsche und starrte auf den Boden etwa einen Meter unter ihm. Er spielte mit dem Gedanken, sich hinzusetzen und dann vorsichtig herunterzurutschen, aber mittlerweile sammelten sich bereits Soldaten um den Karren. Und er war ihr Offizier, ihr Anführer in der Schlacht.
Er sprach ein lautloses Gebet, fragte sich, warum er sich damit aufhielt, und sprang. Als er auf dem Boden landete, spürte er, wie jeder Knochen und jedes Gelenk knackte. Er unterdrückte einen Schrei, holte tief Luft und richtete sich auf. Trotzdem, es hätte schlimmer kommen können, und wenigstens verschwamm ihm nicht die Sicht. Was auch immer in Rallies Medizin war, es wirkte. Er schlug mit der Hand an seine linke Seite und konnte seinen Säbel nicht ertasten. Bevor er sich umdrehen konnte, hörte er ein Klappern auf dem Holz hinter sich. Säbel und Scheide kamen rutschend am Rand der Pritsche zum Stehen. Konowa lächelte, packte seine Waffe und schnallte sie sich um die Taille. Das fühlt sich schon besser an. »Ich nehme an, meine Muskete hat niemand gefunden?«
»Leider nicht, Major«, antwortete Aguom, »aber wir haben ein paar übrig …«
Konowa hielt inne, als ihm die Bedeutung dieser Worte klar wurde. »Das nehme ich an. Falls wir Grostrils Waffe noch haben, würde ich mich geehrt fühlen, wenn ich sie benutzen könnte.«
Die Soldaten murmelten anerkennend. Konowa hatte zwar darauf spekuliert, dass sie eine solche Geste zu würdigen wussten, aber er wollte den Soldaten auch wirklich ehren. Niemand hatte es verdient, wegen eines verdammten Baumes zu sterben.
»Unsere Lage ist so, wie man es unter diesen Umständen erwarten kann«, antwortete Regimentssergeant Aguom. Er deutete mit einer Handbewegung auf die Soldaten um sich herum. »Das Wetter ist nicht sonderlich hilfreich, und wir haben so gut wie keine Vorräte mehr, bis auf Schießpulver und Musketenkugeln, und bei dem Tempo, das wir vorlegen, werden auch sie bald zu Ende sein. Major«, fuhr er fort, trat vor und senkte seine Stimme, »wenn dieses Regiment weiterkämpfen soll, brauchen wir Nachschub. Wenn es auch nur einen Krumen schimmeliges Brot in diesem Fort gibt, müssen wir ihn uns holen.«
»Das werden wir auch, das werden wir.« Konowa richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Suhundams Hügel. Er schien an der höchsten Stelle vielleicht hundertdreißig Meter hoch zu sein, obwohl er aus dieser Entfernung nicht sicher sein konnte, wo der Hügel endete und der Nachthimmel begann. Er suchte nach dem kleinen Fort, das, wie er wusste, sich dort oben befand, hielt Ausschau nach einer Laterne oder nach dem Schimmer eines Kochfeuers, aber er sah nichts als den metallischen Glanz des Schnees.
»Blöder Mistkerl«, sagte Konowa und verfluchte den verstorbenen Captain Trilvin Suhundam. In der Geschichte wurde es als ein einzigartiger Akt ungewöhnlicher Kühnheit beschrieben, dass Suhundam die mutigen Verteidiger, eine Kompanie Soldaten der damaligen Grenadiere des Königs, gegen mehr als fünfhundert Hasshugeb-Krieger geführt hatte. Das war vor mehr als hundertsechzig Jahren auf diesem Geröllhaufen passiert. Überlebende berichteten, dass der Offizier seine Truppen nicht weniger als zwölfmal wieder sammeln konnte, während die Eingeborenen sie zu überrennen drohten. Beim dreizehnten Mal jedoch rutschte Suhundam aus und brach sich das Genick. An diesem Punkt kamen die überlebenden Soldaten zu einem Schluss, der, wohlmeinend ausgedrückt, eine taktische Reorientierung ihrer Bewegungsrichtung bedeutete, sprich: Sie machten das einzig Kluge, nämlich kehrt und gaben Fersengeld.
Konowa hoffte, dass sie hier deutlich weniger aufregende Erfahrungen machen würden, aber irgendwie bezweifelte er das.