Arbeitsunfähigkeit durch allgemeine Gesundheitsstörungen

Von Interesse ist nicht nur das Ausmaß der durch psychische Störungen bedingten, sondern auch der generellen Arbeitsunfähigkeit. Eine insgesamt stark beeinträchtigte – mit chronischen Mehrfachbeschwerden einhergehende – Gesundheit beklagen über 16 Prozent der Beschäftigten185. Geringe Anerkennung und geringe Bildung sind nicht nur, wie bereits erwähnt, ein Prädiktor für depressive Störungen, sondern für die Gesundheit von Beschäftigten ganz allgemein186. Der durchschnittliche Krankenstand aller Beschäftigten liegt bei durchschnittlich etwa zehn Krankentagen im Jahr pro Person187. 1991 betrug der durchschnittliche jährliche Krankenstand noch über zwölf Tage, war dann 2006 und 2007 auf einen langjährigen Tiefstwert von acht Tagen gefallen und stieg dann wieder an188. Nicht nur Arbeit, auch keine Arbeit zu haben kann krank machen: Menschen ohne Arbeit stehen mit Blick auf Arbeitsunfähigkeitstage pro Jahr an der Spitze der Statistik189.

Besonders hohe Krankenstände finden sich wiederum bei Beschäftigten im Gesundheitswesen (insbesondere bei Pflegekräften190), außerdem im Verkehrswesen, in der Industrie und im Baugewerbe, besonders niedere bei Banken und Versicherungen sowie im Bereich der Medien191. Bildung schützt vor Krankheit, von einigen besonders stark belastenden Akademikerberufen – darunter Hausärzte192 und schulische Lehrkräfte193 – abgesehen.

Die statistisch belegte Tatsache, dass die Gesundheitsbelastung in Medienberufen besonders gering zu sein scheint, sollte ein Grund sein, dass Medienschaffende die Gesundheitsbelastung im übrigen Erwerbsleben in verantwortlicher Weise thematisieren und das Thema nicht ironisieren, bagatellisieren oder psychiatrisieren. Insbesondere die von einigen Psychiatern verfolgte Strategie, das (arbeitsbezogene) Burn-out-Syndrom für nicht existent zu erklären und zu einer (rein personenbezogenen) Depression zu erklären, sollte vonseiten der Medien keinen Begleitschutz erhalten, Psychopharmaka sind kein Ersatz für gute Arbeitsbedingungen.