Was erleben Beschäftigte als »gute« oder »schlechte« Arbeit?
In einer repräsentativen, von Infratest durchgeführten Befragung gaben 33 Prozent aller Beschäftigten an, dass sie »schlechte Arbeit« zu verrichten haben94. Befragt man jene Untergruppe von Arbeitnehmern/innen, die von ihrem Arbeitseinkommen nicht leben können (d. h. Beschäftigte in sogenannten »prekären« Beschäftigungsverhältnissen, siehe dazu unten), erleben sogar 51 Prozent das, was sie tun, als »schlechte Arbeit«95. Eine vom Berliner Robert Koch Institut durchgeführte repräsentative Untersuchung an über 13 000 Erwachsenen ermittelte, dass 14 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer ihre Arbeitsbedingungen als stark oder sehr stark gesundheitsgefährdend erleben96. 36 Prozent aller Beschäftigten glauben nicht, dass sie ihren Beruf bis zum Rentenalter durchhalten können, mit steigender (negativer) Tendenz97. Bei denen, die ihre Tätigkeit als »schlechte Arbeit« bezeichnen, wird die pessimistische Perspektive mit Blick auf die Erreichung des Rentenalters sogar von 60 Prozent geteilt. Angesichts der Tatsache, dass die demografische Entwicklung der nächsten Jahrzehnte eine längere Lebensarbeitszeit unvermeidlich machen wird, werden wir uns als Gesellschaft Arbeit, welche ein Drittel der Menschen gesundheitlich ruiniert, bevor sie das Ruhestandsalter erreichen, in Zukunft kaum mehr leisten können.
Die bereits erwähnte, vom Robert Koch Institut an einer großen Population innerhalb der Wohnbevölkerung durchgeführte Untersuchung erkundete, welche Umstände am häufigsten als Arbeitsbelastungen genannt werden. Auf den vorderen Plätzen der Belastungsskala rangieren Zeit- und Leistungsdruck (40 %), gefolgt von langen Arbeitszeiten und Arbeitswegen (35 %). Erst danach folgen physische Einwirkungen wie Lärm, Kälte oder Hitze (34 %), das Heben bzw. Tragen schwerer Lasten (27 %), Arbeiten in gebückter oder unbequemer Stellung (26 %), Schichtarbeit (21 %) sowie Arbeit unter strengen Vorgaben (19 %)98.
Eine Nachfrage, welche Belastungsfaktoren sich am stärksten auf die Gesundheit auswirken, ergab einen Spitzenplatz für den Faktor »Beeinträchtigung im Arbeitsklima«. Die Plätze 2 und 3 belegten bei den weiblichen Beschäftigten Zeit- und Leistungsdruck sowie Heben bzw. Tragen schwerer Lasten, bei den Männern Lärm, Kälte oder Hitze sowie Schichtarbeit99.