Die Neurobiologie als Navigationshilfe in der Welt der Arbeit

Was die Arbeit aus dem Menschen macht, ist kein Zufallsgeschehen, sondern richtet sich nach neurobiologischen Regeln. Wer diese Regeln beachtet, kann als Firmenchef, als Leitungskraft, als einfacher Vorgesetzter oder als Betriebsarzt Einfluss auf die Motivation, auf die Arbeitseffektivität, auf das Wohlbefinden, auf die Gesundheit und damit auf die Ausfallzeiten seiner oder ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nehmen. Die Beachtung der Regeln, nach denen sich die Begegnung zwischen unserem Körper und der Arbeit abspielen, ist jedoch nicht nur für Arbeitgeber und Vorgesetzte von Belang. Diese Regeln können jedem einzelnen Beschäftigten als Richtschnur dienen. Sie können die Wahrnehmung von Störungsursachen am Arbeitsplatz schärfen und helfen, sich selbst hilfreich zu verhalten und falls nötig an der richtigen Stelle die richtigen Forderungen zu stellen. Die oben dargestellten Zusammenhänge können nicht zuletzt Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften inspirieren, ihr Aktivitätsspektrum sinnvoll zum Wohle der Belegschaft und damit des Gesamtbetriebes zu erweitern.

Aus neurobiologischer Sicht sinnvoll ist es, wenn Beschäftigte Aufgaben haben, die sie herausfordern, die zugleich aber auch gut bewältigt werden können. Die Aufgaben sollten klar definiert sein. Beschäftigte sollten konzentriert arbeiten können, Multitasking-Arbeit sollte nur begrenzt stattfinden. Vorgesetzte sollten in einem kontinuierlichen – nicht zu dichten und nicht zu geringen – Kontakt mit ihren Mitarbeitern sein, Beschäftigte sollten zu dem, was sie leisten, Rückmeldungen bekommen. Kritische Rückmeldungen sind in Ordnung, Ausgrenzungen und Demütigungen sind jedoch kontraproduktiv. Was vor dem Hintergrund der ausgeführten neurobiologischen Zusammenhänge deutlich werden sollte, ist die immense, bis vor wenigen Jahren noch völlig vernachlässigte Bedeutung, die eine professionelle Beziehungsgestaltung und ein angstfreies Arbeitsklima für effektive und gute Arbeit haben.