Deutschland hat 82 Millionen Einwohner, 51 Prozent sind weiblichen Geschlechts. Etwa 16 Millionen der hier lebenden Menschen (19,5 %) haben Migrationshintergrund. Der Anteil von Kindern unter fünf Jahren mit Migrationshintergrund beträgt 35 Prozent100, was bedeutet, dass in etwa 20 Jahren rund ein Drittel der erwerbsfähigen Erwachsenen Migrationshintergrund haben wird.
Die Ausbildung spielt für die spätere Integration ins Erwerbsleben eine entscheidende Rolle spielt. Wie gut sind junge Menschen – mit Blick auf ihre Ausbildung – auf das berufliche Leben vorbereitet? Der Anteil von Menschen ohne Schulabschluss beträgt bei hier Lebenden ohne Migrationshintergrund 1,8 Prozent, bei Personen mit Migrationshintergrund 14 Prozent. Keinen Berufsabschluss haben 16 Prozent der hier Lebenden ohne Migrationshintergrund, bei Mitbürgern mit Migrationshintergrund liegt die Rate bei 41 Prozent. Speziell bei den jungen Leuten gehen derzeit neun Prozent eines jeden Jahrgangs (19 % bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund) ohne Schulabschluss ins Leben. Keine Berufsausbildung machen 14 Prozent (Migrationshintergrund: 38 Prozent) eines Jahrgangs. Ausbildungsdefizite bei Kindern und Jugendlichen sind, anders als einige Autoren immer wieder suggerieren, nicht biologisch – insbesondere nicht genetisch – bedingt.
Das menschliche Gehirn entwickelt sich abhängig von den Anregungen, die ein Kind aus seiner Umwelt erhält, ein wissenschaftlich bestens belegtes, als »neuronale Plastizität« bezeichnetes Phänomen. Neurobiologische Entwicklungsdefizite sind in der Regel die Folge und nicht die Ursache einer dem Kind vorenthaltenen Förderung. Die Ursachen für die bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei denen mit Migrationshintergrund, festzustellenden gravierenden Schul- und Ausbildungsdefizite liegen ganz überwiegend in der fehlenden vorschulischen – insbesondere sprachlichen und sozialen – Förderung dieser Kinder. Kinder aus bildungsfernen Milieus würden von einer allgemeinen Kindergartenpflicht ab dem dritten Lebensjahr vermutlich besonders profitieren.
Erwerbstätig sind in Deutschland derzeit etwa 41 bis 42 Millionen Menschen (also rund die Hälfte der Bevölkerung), davon sind 46 Prozent Frauen (1991 lag der Anteil noch bei 42 %)101. Fast drei Viertel aller Befragten messen der Berufstätigkeit von Frauen die wichtigste Rolle für deren Selbstbewusstsein bei102. In Führungspositionen sind Frauen allerdings nur zu 30 Prozent vertreten. Sehr niedrig ist der Anteil des weiblichen Geschlechts im Übrigen bei den Beschäftigten in der Landwirtschaft und Fischerei (22 %), bei den Anlagen- und Maschinenbedienern/innen (15 %) und den Handwerksberufen (9 %).
Über 3 Millionen Menschen in Deutschland – und damit etwa sieben Prozent der Erwerbstätigen – waren Anfang des Jahres 2013 Arbeitslose und bezogen Leistungen nach Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt103. In Familien, in denen Arbeitslosengeld II/Hartz IV bezogen wird, wachsen 15 Prozent aller Kinder auf. Sie erleben in vielen Fällen eine außerordentlich fatale, weil demoralisierende und deprimierende Situation. Selbst erlebte Vorbilder graben sich bei Kindern und Jugendlichen stärker ein als alle Belehrungen.
Übertarifliche Mehrarbeit ist in Deutschland – wie offenbar auch in vielen anderen europäischen Ländern – die Regel. Verglichen mit anderen europäischen Ländern liegt Deutschland bei der wöchentlichen Arbeitszeit mit durchschnittlich etwa 41–43 wöchentlichen Arbeitsstunden – bezogen auf alle Vollzeitbeschäftigten – im mittleren Bereich104. Bei Einbeziehung aller Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten liegt Deutschland mit durchschnittlich 35–38 Wochenstunden ebenfalls im europäischen Durchschnitt105. Innerhalb der deutschen Bevölkerung gibt es erwartungsgemäß große Unterschiede. Während Vollzeitbeschäftigte, wie erwähnt, im Durchschnitt 41–43 Stunden pro Woche arbeiten, sind Teilzeitbeschäftigte etwa 18 Stunden pro Woche erwerbstätig (21 % der Teilzeitbeschäftigten befinden sich unfreiwillig in Teilzeit und wünschen sich eine Vollzeitarbeitsstelle)106. Rund 30 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten arbeiten faktisch bis zu 48 Stunden wöchentlich, 13–16 Prozent mehr als 48 Stunden und fünf Prozent mehr als 60 Stunden in der Woche107. 64 Prozent derer, die in einer abhängigen Beschäftigung stehen, leisten regelmäßig Samstagsarbeit, 38 Prozent arbeiten an Sonn- und Feiertagen, die Quoten derjenigen Beschäftigten, die regelmäßig Schicht- oder Nachtarbeit leisten, liegen – je nach Untersuchung – zwischen 17 und 27 Prozent108.