Winter, 1986

Sydney

Sarah kam mit ihren zwei Freundinnen Shelley und Kate aus dem Kino.

»Oh, ich fand den Film toll!«, rief Shelley aus und kuschelte sich in ihre weiße Jacke. Der Wind blies böig über die George Street. »Tom Cruise war einfach cool, und dieser Val Kilmer …«

»Na, der hat vielleicht einen Körper«, stimmte Kate zu und zündete sich im Laufen eine Zigarette an. »Aber mein Lieblingsfilm bleibt immer noch Ferris macht blau.«

»Machst du Witze? Findest du ihn besser als Top Gun?« Sarah hakte sich bei beiden ein, und sie gingen über den Fußgängerüberweg zu einem kleinen italienischen Restaurant, das Sarah weniger wegen des Essens ausgesucht hatte, als wegen seiner Nähe zum Kino. Sie wurden an einen Ecktisch geleitet, und bevor die Mädchen sich entscheiden konnten, was sie nehmen sollten, bestellte Sarah drei West Coast Coolers.

»Ich bin völlig ausgetrocknet.« Shelley trank ihren sofort aus und bestellte eine weitere Runde. »Und, hast du in der letzten Zeit irgendwelche leckeren männlichen Models fotografiert?«

»Ich wünschte, es wäre so. Aber ich habe bei zwei Model-Portfolios mitgearbeitet. Das waren allerdings Frauen«, enthüllte sie, als Kate sie erwartungsvoll anschaute. »Man verdient ganz gut dabei.« Sie stand kurz auf und zeigte ihre neue Guess Jeans und die violette Swatch.

»Wunderschön.« Shelley präsentierte ebenfalls ihr Handgelenk. »Ich auch.« Ihre Swatch war rot wie ein Feuerwehrauto. »Mögt ihr diese Marke auch so gerne? Morgen sollten wir einfach nur mal zum Shoppen gehen. Ich habe ein unglaublich schickes Kostüm gesehen – es wäre einfach perfekt fürs Büro.«

»Abgemacht.« Kate stieß mit Shelley an. »Ich habe allerdings um neun einen Termin bei der Maniküre. Manchmal wünsche ich, ich hätte diesen blöden Schreibmaschinenkurs nie angefangen.«

»Och.« Shelley verzog den Mund. »Dann hättest du uns auch nie kennengelernt.«

»Sollen wir uns um halb elf in der Stadt treffen?«, schlug Sarah vor. »Ich möchte zuerst morgen früh noch in den Centennial Park und meine neue Linse ausprobieren.«

»Na, denk an uns, wenn du reich und berühmt bist.« Shelley prostete Sarah zu.

»Sollen wir in The Aussie Rules Club gehen?« Shelley griff nach einem Stück Knoblauchbrot. »Da gibt es echtes Smorgasbrod, Mädels.«

»Es geht doch nichts über einen kleinen Augenschmaus«, stimmte Sarah zu.

Kate deutete mit dem Finger auf sie. »Du benimmst dich. Du hast schon einen Mann. Ich liebe es, wenn Jeremy seine adretten College-Klamotten anhat.«

»Aber gucken darf ich doch, oder?«

»Ich dachte, du hättest schon genug zum Gucken gehabt, als du letztens zu Hause warst«, neckte Shelley sie. »Du hast doch erzählt, Anthony sei wegen der Überschwemmung früher zurückgekommen.«

»Sieht er immer noch so gut aus?«, fragte Kate. »Du hast ihn doch schon ein paar Jahre lang nicht mehr gesehen.«

Shelley beugte sich vor. »Du hast uns noch gar nichts davon erzählt.«

Sarah lächelte und trank einen Schluck. Ihr war klar, dass ihre Freundinnen auf eine Antwort warteten.

»Und?«, drängte Shelley.

»Möchten Sie bestellen?«

Ihr üblicher Kellner, ein Mann in den Sechzigern, der die irritierende Angewohnheit hatte, sich geräuschlos an den Tisch anzuschleichen, stand mit einem Bestellblock und gezücktem Kugelschreiber vor ihnen. Sarah wandte ihre Aufmerksamkeit der Speisekarte zu, dankbar für die Ablenkung. Als sie das nächste Mal aufblickte, schauten sie drei Augenpaare erwartungsvoll an. »Entschuldigung, ich habe nicht zugehört.«

Shelley warf ihr einen wissenden Blick zu.

»Nun, da meine Freundinnen sich anscheinend nicht entscheiden können und ich gleich vor Hunger umkomme, nehmen wir …« Kate überflog die Karte. »Spaghetti marinara und Rotwein. Sie wissen schon, diesen italienischen Wein in der grünen Flasche mit dem Korbzeug darum herum.«

»Natürlich.«

Als der Kellner gegangen war, hob Sarah ihr Glas. »Ein Toast auf uns!«

»Auf uns!« Kate und Shelley hoben ebenfalls ihre Gläser.

»Und auf die Männer in unserem Leben«, fuhr Shelley fort. »Wir mögen zwar nicht in der Lage sein, mit ihnen zu leben …«, sie warf Sarah einen Blick zu, »… aber wir können auch nicht immer ohne sie leben.«