3. KAPITEL

Es war der Augenblick, den Mara seit Jahren herbeigeträumt und gefürchtet hatte, das erste Mal, dass Vater und Sohn mit aktivierten Lichtschwertern die Sparringarena des Jedi-Tempels betraten. Gleichwohl, sie hatte sich nie vorgestellt, dass es so sein würde. Dass Luke so entschlossen sein würde, seinem Sohn eine Lektion zu erteilen, statt ihn zu trainieren. Dass Ben derart aufgebracht und verängstigt wirken würde. Sie sorgte sich um beide, verspürte den Wunsch, dort unten auf dem Boden der Arena zu sein, anstatt hier oben in einer heißen Kontrollkabine, vollgestopft mit Schiebereglern, Schaltern und Bestätigungsknöpfen.

Die hintere Tür der Arena öffnete sich, und Luke trat ein. Er ging zur Mitte des Stockwerks, schaute hoch zur Kontrollkabine und warf Mara ein beruhigendes Lächeln zu, dann stand er da und wartete auf Ben. Bei der Sparringarena handelte es sich im Grunde um eine kesselförmige Kammer voller Schwebebalken, verschiedenen Arten von Schaukeln und schwebenden, repulsorbetriebenen Wackelbällen. Die Umgebungsbedingungen wie zum Beispiel Temperatur und Beleuchtung konnten von der Kontrollkammer aus verändert werden, und ein automatisches Sicherheitsfeld stoppte jeden, der ausrastete.

Die Tür in der Nähe öffnete sich, und Ben kam herein. Seine blauen Augen schweiften durch das Gewölbe, studierten alles in der Kammer außer seinem Gegner. Im Gegensatz zu der schlichten grauen Robe, in die Luke gekleidet war, trug Ben einen Sparringanzug, eine leichtere, flexiblere Version der Vonduun-Krabbenpanzerrüstungen, die sich bei den ersten Auseinandersetzungen der Jedi mit den Yuuzhan Vong als so schwierig zu durchdringen erwiesen hatten.

Trotz seiner offenkundigen Besorgnis marschierte Ben geradewegs zur Mitte des Gewölbes, und Mara war verblüfft, wie erwachsen ihr dreizehnjähriger Sohn geworden war. Er trug sein rotes Haar in einem helmfreundlichen Bürstenschnitt mit einem einzelnen längeren Zopf, und sein Gesicht verlor zusehends seine Rundlichkeit. Die größten Veränderungen jedoch waren sein hoch erhobenes Kinn und seine breiten Schultern, sein energischer, entschlossener Gang und sein stolzer Gesichtsausdruck.

Er verbeugte sich förmlich, dann sagte er: »Schüler Skywalker meldet sich wie befohlen zum Kampftraining, Meister.«

Luke hob die Augenbrauen, als Ben den Titel Schüler benutzte, korrigierte ihn aber nicht. »Sehr gut.« Er musterte Bens Sparringrüstung einen Moment lang, dann deutete er auf die Brustplatte. »Nimm sie ab.«

Bens Braue glitt in die Höhe, aber er löste die seitlichen Verschlüsse. Die Brust- und Rückenplatten fielen ihm in die Hände, und er legte sie auf den Boden neben sich.

Als Nächstes wies Luke auf die Arm- und Beinschützer. »Alles davon.«

Ben verlor genügend von seiner Gelassenheit, um seine Gefühle aufblitzen zu lassen, und durch die Macht spürte Mara, wie nervös ihr Sohn war, formell zu einem privaten Sparringkampf mit seinem Vater beordert zu werden, und wie beunruhigend er es fand, dass man ihm befahl, seine Rüstung abzulegen. Allerdings konnte sie auch seinen Mut fühlen. Ben war entschlossen, einen guten Eindruck zu machen, seine Beklommenheit beiseitezuschieben und sich des Vertrauens würdig zu erweisen, das in ihn gesetzt wurde.

Und das erinnerte Mara daran, warum ihr Neffe gut für Ben war. Es war Jacen gewesen, der ihren Sohn aus seinem Schneckenhaus geholt und ihm dabei geholfen hatte, die Macht anzunehmen; der ihn gelehrt hatte, sich seinen Ängsten zu stellen und über sich selbst hinauszublicken. Jacen brachte Ben Verantwortungsbewusstsein bei, vermittelte ihm das Gefühl, selbst jemand zu sein, nicht bloß der Sohn von Luke Skywalker, Großmeister des Jedi-Ordens.

Ben entfernte seinen letzten Schienbeinschoner und legte ihn neben sich auf den Boden. Dann, als er sich wieder aufrichtete, registrierte Mara ein tief gehendes Gefühl von Selbstsicherheit; es war so kraftvoll wie eine Machtvision, bloß dass seine Quelle zehn Meter unter ihr stand, in Gestalt ihres eigenen Sohnes. Die Macht hatte ihn aus einem bestimmten Grund zu Jacen geführt, und wenn sie und Luke es wagten, sich einzumischen, würde das zu Bens Lasten gehen.

Luke schnappte das Lichtschwert von seinem Allzweckgürtel los und schaute nach oben zum Kontrollraum.

»Fang mit einfachen Hindernissen an«, befahl Luke. »Dann arbeiten wir uns zu einer Klasse-Fünf-Umgebung hoch.«

»Volles Risiko?«, fragte Mara verblüfft. Selbst für Meister waren Klasse-Fünf-Umgebungen eine Herausforderung. »Bist du sicher?«

»Ich bin sicher«, antwortete Luke mit seiner besten Stellst-du-tatsächlich-den-Großmeister-in-Frage-Stimme. Er sah wieder zu Ben hinüber. »Wie soll ich sonst testen, was Jacen ihm beigebracht hat?«

»Mach dir keine Sorgen, Mom.« Ben hielt dem Blick seines Vaters scheinbar gelassen stand, aber die Unruhe in seiner Stimme verriet eine Anspannung. »Ich kriege das schon hin.«

Nicht sehr wahrscheinlich, dachte Mara. Aber Luke würde nicht zulassen, dass ihrem Sohn irgendetwas zustieß – zumindest nichts Körperliches.

»Wenn du das sagst.« Mara musste Ben seine eigenen Fehler machen und ihn seine eigenen Lektionen lernen lassen. Genau wie Luke es tat. War das nicht das, was die Macht ihr riet? »Wir fangen mit wechselnder Schwerkraft an, und alle neunzig Sekunden lege ich noch ein bisschen was drauf. Bereit?«

Bens Gesicht erbleichte, aber er löste das Lichtschwert von seinem Gürtel. »Bereit.«

Mara streckte die Hand nach dem Schieberegler der Gravitationskontrolle aus. Sie mussten darauf vertrauen, dass Ben seinen eigenen Weg fand, dass er aus seinen eigenen Erfahrungen lernte. Taten sie das nicht, würde er gekränkt und wütend sein und sich verschließen, und alles, was er je im Leben sein würde, war der Sohn des großen Luke Skywalker.

Das war es, was die Macht ihr sagte – oder nicht?

Luke spürte, wie sich seine Beinmuskeln anspannten, als Mara die Schwerkraft auf zwei G erhöhte. Durch die Macht konnte er fühlen, dass sie daran zweifelte, dass er das Richtige tat; dass sie glaubte, er solle einfach nur mit Ben reden und ihm dabei helfen, zu erkennen, wie Jacen auf die Dunkelheit zuglitt. Aber Luke hatte es mit Reden versucht, war geduldig gewesen, und ihr Sohn begleitete die Garde der Galaktischen Allianz immer noch auf Razzien. Ben hatte sogar in Notwehr einen Mann getötet – und der Umstand, dass er sich in solcher Gefahr befunden hatte, machte das Ganze bloß noch beunruhigender.

Luke wollte nicht, dass sein Sohn in dem Glauben aufwuchs, dass solche Dinge für Jedi alltägliche Notwendigkeiten waren. Es war an der Zeit, Ben zu zeigen, dass es noch einen anderen Weg gab, einen besseren Weg für jemanden, in dem die Macht stark war, um seine Fähigkeiten einzusetzen.

»In Ordnung, Sohn«, sagte Luke. »Schauen wir mal, wie gut Jacen dich ausgebildet hat.«

Ben hob den Griff seines Lichtschwerts in Salutposition, ohne jedoch die Klinge aufflammen zu lassen. »Du weißt, dass ich das hier nicht machen will, oder?«

»Das ist schwer zu übersehen.« Luke blieb, wo er war, seine eigene Waffe an seine Seite haltend. Mit seinen großen Augen und den rundlichen Wangen sah Ben für ihn immer noch wie ein kleiner Junge aus, wie ein Kind, das Jedi-Schüler spielte. »Warum nicht?«

Ben zuckte die Schultern und vermied es, Luke in die Augen zu sehen. »Ich will’s bloß einfach nicht.«

»Hast du Angst, dass ich dich verletze?«

»Ja, genau.« Bens Stimme war sarkastisch. »Der beste Schwertkämpfer der Galaxis schlitzt versehentlich seinen eigenen Sohn auf. Als würde das je passieren.«

Luke musste sich zwingen, einen ernsten Gesichtsausdruck zu wahren. »Dann hast du Angst, mich zu verletzen. Ist es das?«

»Vielleicht.« Ben nickte unbehaglich. »Aus Versehen.«

Luke wartete darauf, dass Bens Blick zu ihm zurückkehrte, dann sagte er: »Das wirst du nicht. Hab ein bisschen Vertrauen, in Ordnung?«

Bens Wangen röteten sich. »Das tue ich«, sagte er. »Aber ich habe trotzdem Angst. Etwas hieran fühlt sich falsch an.«

»Etwas hieran ist falsch«, sagte Luke. »Du solltest nicht zusammen mit Jacen auf die Jagd gehen, du solltest kein Mitglied der GGA sein, und du solltest mit Sicherheit keine Türen aufbrechen und Leute umbringen. Du bist zu jung für so was.«

Bens Gesicht verhärtete sich – nicht aufgrund der Verstimmung, die Luke erwartet hätte, sondern vor Entschlossenheit. »Jedes Mal, wenn ich auf eine Mission gehe, rette ich Leben. Ist das nicht das, was von Jedi erwartet wird?«

»Ben, du bist kein Jedi«, sagte Luke. »Du bist nicht einmal ein richtiger Schüler. Du hast bislang noch keine der Akademieprüfungen abgelegt.«

»Ich war ziemlich damit beschäftigt, Terroristen zu schnappen.« Bens Tonfall war scharf, ohne verärgert zu sein. »Abgesehen davon sagt Jacen, dass die Macht in mir stärker ist als bei irgendeinem der Schüler an der Akademie.«

»Das zu beurteilen steht Jacen nicht zu.« Luke war erleichtert festzustellen, wie schwer man Ben in Wut versetzen konnte – das ließ ihn hoffen, dass Mara vielleicht recht hatte und Jacen ihren Sohn noch nicht auf den dunklen Pfad geführt hatte. »Wenn du Jacen und der GGA weiterhin helfen willst, musst du mir beweisen, dass du bereit dazu bist.«

»Ich höre nicht bei der GGA auf«, beharrte Ben. »Jacen braucht mich. Die Allianz braucht mich.«

»Dann zeig mir, dass du bereit bist.«

Luke brachte sein Lichtschwert in Abwehrposition, ohne es zu aktivieren.

»Wenn ich unbedingt muss.« Ben ließ seine eigene Klinge aufflammen, dann runzelte er die Stirn, weil Luke es ihm nicht gleichtat. »Willst du dein Lichtschwert nicht einschalten?«

»Erst, wenn ich es muss«, sagte Luke. »Wenn du mich dazu bringst

Ein Schimmer von Begreifen trat in Bens Augen, und er trat vor, um einen hoch angesetzten Hieb zu führen. Die doppelte Schwerkraft verlangsamte die Attacke, und Luke hatte jede Menge Zeit, um über das Zögern nachzusinnen, das er in den Augen seines Sohnes sah. Ben mochte Übungskämpfe nicht. Er hatte an ihnen noch nicht oft genug teilgenommen, um sich sicher zu sein, dass er seinen Gegner nicht verletzen würde – oder sein Gegner ihn. Luke wich dem Angriff aus, indem er sich in die Hocke fallen ließ und stieß den Fuß vor, um Ben das Standbein unter sich wegzutreten.

Ben krachte zu Boden, dann sicherte er das Gebiet, indem er seine Klinge im Kreis um seinen Körper peitschen ließ. Der Junge mochte vielleicht nicht viel von Sparring halten, aber er wusste, wie man kämpfte. Wäre Luke nicht bereits nach hinten gesprungen, hätte der Angriff ihm die Beine an den Knien amputiert. Er landete knapp außer Reichweite und ließ Bens Klinge vorbeischnellen, dann trat er wieder vor und legte den Brachialnervenknoten lahm, indem er Ben unter den Arm kickte – fest.

Bens Hand öffnete sich, und die Klinge seines Lichtschwerts erlosch mit einem Zischen, als der Griff durch das Gewölbe wirbelte. Luke vollführte einen Salto, um drei Meter weiter oben auf einem Schwebebalken zu landen.

»Du musst dich schon ein bisschen mehr anstrengen, Sohn«, sagte er. Obwohl sein Tonfall locker klang, versetzte es ihm einen Stich, wie schwer Ben auf dem Boden aufgeschlagen war. Das Sicherheitsfeld würde nicht zulassen, dass jemand so fest aufprallte, dass er irgendwelchen echten Schaden erlitt, aber kein Vater mochte es, sein eigenes Kind zu verprügeln – selbst wenn es dieses Kind klüger und stärker machen würde. »Mit solchem Kinderkram zwingst du mich nicht dazu, meine Klinge einzuschalten.«

Bens Gesicht rötete sich, mehr aus Verlegenheit als aus Verärgerung. Er sprang auf die Füße und versuchte, nach seinem Lichtschwert zu greifen. Als es ihm nicht gelang, seinen Schwertarm zu heben – die Nerven waren noch immer gelähmt von Lukes Tritt –, streckte er die andere Hand aus und ließ die Waffe zurück in seine Finger schnellen.

Er aktivierte die Klinge und vollführte ein paar Testschwünge, um sicherzugehen, dass sein Einhandgriff fest und nicht rutschig von Schweiß war, dann schaute er zu dem Schwebebalken empor, auf dem Luke stand. »Ich verstehe nicht, warum du das hier machst.«

»Doch, das tust du«, sagte Luke. »Ich muss wissen, dass du dich selbst verteidigen kannst.«

»Warum greife dann bloß ich an?«, wollte Ben wissen. »Das verrät dir gar nichts.«

»Es verrät mir eine Menge.« Luke deutete auf den in der Nähe schwebenden Wackelball, dann setzte er die Macht ein, um ihn auf Ben zu schleudern. »Es gibt viele Arten von Gefahren.«

Ben duckte sich unter dem Wurfgeschoss weg und vollführte daraufhin einen Machtsprung in die Luft. Luke warf einen weiteren Wackelball, und diesmal musste Ben ihn abwehren: Er riss sein Lichtschwert herum, um den Ball in zwei Hälften zu schneiden. Er landete auf dem hinteren Ende des Schwebebalkens – und das war der Moment, in dem Mara den Wind einschaltete.

Die plötzliche Bö reichte beinahe aus, um Luke von dem Balken zu stoßen, doch Ben lehnte sich einfach in den Wind hinein und ging vorsichtig vorwärts.

Luke sah stirnrunzelnd zum Kontrollraum hoch und fragte sich, ob Mara die Macht genutzt hatte, um Ben eine kleine Warnung zukommen zu lassen.

Der Gedanke war ihm kaum in den Sinn gekommen, als er auch schon ihre Berührung spürte, mit der sie ihm versicherte, dass sie das nicht getan hatte – während sie ihn gleichzeitig drängte, nicht zu hart zu ihrem Sohn zu sein.

Aber das musste Luke sein. Er musste wissen, welche Lektionen Jacen ihm beibrachte. Er verankerte sich selbst mittels der Macht auf dem Balken, dann schaute er hoch zu einem weiteren Wackelball und ließ ihn von hinten auf seinen Sohn herabfliegen.

Bens Augen weiteten sich, als er die Gefahr durch die Macht spürte, und er ließ sich flach oben auf den Balken fallen. Im nächsten Moment setzte er einen Machtstoß ein, um dem schweren Wackelball Schwung zu verleihen und ihn gegen Lukes Brust zu donnern, der daraufhin trudelnd auf den Boden zufiel.

Auf dem Weg nach unten packte Luke das Haltekabel einer nahe gelegenen Schaukel und hakte ein Bein über den Sitz – dann sah er, wie Ben mit einer Reihe von Saltos zu ihm herunterkam, während sein Lichtschwert ein wildes Lichtmuster webte. Diesmal gewahrte Luke kein Zögern. Ben wollte ihn dazu bringen, sein Lichtschwert zu aktivieren – selbst auf die Gefahr hin, ihm dabei irgendetwas abzuschneiden.

Luke ließ die Schaukel los und ließ sich auf den Boden zufallen. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, seine Beine nach unten zu bringen, um auf seinen Füßen zu landen – wobei er so tief in die Hocke ging, dass seine Knie seine Brust trafen.

Ben nutzte die Macht, um seine eigene Flugbahn zu korrigieren, und sauste mit dem Kopf voran nach unten, sein Lichtschwert vor sich ausgestreckt. Luke rollte nach hinten, um in einen Rückwärtssalto überzugehen, und unversehens breitete sich ein gespenstisches Prickeln über seinen gesamten Körper aus, als das Sicherheitsfeld Bens unkontrollierten Sturz abfing.

Allerdings verhinderte das Sicherheitsfeld nicht, dass sich Bens Lichtschwert in den Boden rammte. Ein lauter elektrischer Knall hallte durch die Arena, und plötzlich war die Luft erfüllt vom beißenden Gestank geschmolzener Schaltkreise. Ein furchtbarer, dumpfer Aufschlag ertönte, und als Luke seinen Salto zu Ende brachte, sah er seinen Sohn zusammengekrümmt daliegen; er wandte das Gesicht in die entgegengesetzte Richtung und stöhnte.

Der brüllende Sturm starb ab, und Maras Stimme drang aus dem Lautsprecher. »Ben!«

Luke eilte zu ihm. »Ben! Sag irgendwas!«

Als keine Antwort folgte, ließ sich Luke vor ihm fallen – und hörte das vertraute Zz-sssch eines aufflammenden Lichtschwerts.

Ben wirbelte herum, um in eine Schulterrolle überzugehen, und Luke sprang auf, um mit einem kompletten Machtsalto Abstand zwischen sie zu bringen. Als er fünf Meter entfernt wieder landete, kniete Ben noch immer dort, wo er zu Boden gegangen war, und starrte Luke mit verblüffter Frustration an.

Luke lächelte. »Netter Schachzug.«

Ben schürzte skeptisch die Lippen. »Der dich immer noch nicht dazu gebracht hat, dein Lichtschwert einzuschalten.«

»Aber beinahe«, sagte Luke. »Hat Jacen dir das beigebracht?«

Ben rollte mit den Augen. »Komm schon, Dad. Tot zu spielen ist ziemlich simples Zeug.«

Luke hob eine Braue. »Hättest mich fast damit erwischt.«

»Ich setze bloß deine Vaterliebe gegen dich ein.« Ben schaltete sein Lichtschwert aus und erhob sich. »Ich bin mir nicht sicher, ob das fair ist.«

»Ich auch nicht.« Luke gluckste, dann deutete er auf das Loch im Boden. »Und das ist auch nicht gut. Wahrscheinlich hast du eine Lücke ins Sicherheitsfeld gerissen.«

Ben musterte das Loch einen Moment lang, dann schaute er wieder zu Luke. »Dafür kannst du mir nicht die Schuld geben«, sagte er. »Du bist derjenige, der nicht abblockt.«

»Nächstes Mal tue ich’s, versprochen.« Luke nahm Kampfhaltung ein und winkte Ben nach vorn. »Komm schon.«

Ben machte ein entmutigtes Gesicht. »Warum? Wir haben bereits festgestellt, dass ich nicht an dich herankomme – und ich lerne nicht das Geringste dabei.«

»Bist du dir da sicher?« Luke glitt langsam nach vorn. »Ben, ich mache das hier nicht, um gemein zu dir zu sein. Wenn dein Sparring für irgendetwas ein Beleg ist, dann eindeutig dafür, dass du mehr von deiner Zeit deinen Jedi-Studien widmen musst und weniger, um der GGA zu helfen.«

»Sparring ist nicht kämpfen«, sagte Ben. »Wenn mein Leben auf dem Spiel steht, kann ich mich schon zur Wehr setzen.«

»Gegen die meisten Leute, ja.« Luke gelangte in Schlagweite und verharrte. »Aber erinnerst du dich noch an diese Frau, von der ich dir erzählt habe? Lumiya?«

Bens Augen weiteten sich. »Das verrückte Sith-Weib?«

»Genau die«, bestätigte Luke. »Ich weiß noch immer nicht, wann sie zurückgekehrt ist oder warum, aber ich habe ein bisschen über sie in Erfahrung gebracht – und ich habe darüber nachgedacht. Ich bin davon überzeugt, dass sie versuchen wird, mir durch dich zu schaden, wenn sie die Möglichkeit dazu hat.«

»Durch mich?« Zum ersten Mal sah Ben verängstigt aus – und Luke wagte zu hoffen, dass es ihm womöglich tatsächlich gelang, zu seinem Sohn durchzudringen. »Wie?«

Luke konnte bloß den Kopf schütteln. »Ich wünschte, ich wüsste es. Aber du musst vorbereitet sein – und das bedeutet, dass du richtig ausgebildet werden musst.«

»Ich werde bereits ausgebildet.«

»Nicht von einem Meister. Und nicht gut.« Luke hielt inne, um seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen und Ben zu etwas zu bringen, was dreizehnjährige Jungs niemals taten: an die Zukunft zu denken. Schließlich sagte er: »Mit einer Sache hast du recht, Ben. Jacen und die Allianz brauchen dich. Du hilfst ihnen dabei, Leben zu retten, und das ist etwas Gutes.«

Ben beäugte ihn misstrauisch. »Dad, es wäre wirklich nett, wenn du dir den Rest einfach sparst.«

»Tut mir leid, das kann ich nicht. Was du nicht verstehst, ist, dass die Jedi dich ebenfalls brauchen. Wir wollen, dass du dich jetzt vorbereitest, weil Jacen und die Allianz und der Rest der Galaxis dich in der Zukunft sogar noch mehr brauchen werden, als sie es jetzt tun. Ben, du brauchst einen Meister.«

»Ich habe einen Meister«, entgegnete Ben. »Jacen bildet mich aus – und er wird mich auch vor Lumiya beschützen.«

Luke schüttelte den Kopf. »Jacen kann dich nicht immer beschützen, und er bildet dich nicht aus. Ich habe schon Trainingskämpfe gegen Rontos gehabt, die besser waren.«

Trotz der Beleidigung – Rontos waren acht bis zehn Jahre alte Akademieschüler – blieb Ben überraschend ruhig. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das glaube. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich besser bin als irgendein anderes Kind, das noch mit einem Trainingsdroiden arbeitet.«

»Dann beweis es«, sagte Luke. »Du musst mich nicht einmal dazu bringen, mein Lichtschwert einzuschalten. Bring mich einfach nur dazu, meine Füße zu bewegen.«

Ben blickte mürrisch drein und wirkte argwöhnisch. »Dad, komm schon. Wir wissen beide …«

»Tu’s!«, befahl Luke. »Wenn Jacen dich so gut trainiert, dann beweis es. Bring mich einfach nur dazu, einen Fuß zu bewegen.«

Ben runzelte die Stirn, ging jedoch in Kampfhaltung und umkreiste Luke, um hinter ihn zu gelangen.

Luke schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Summen des Lichtschwerts, während er Bens Präsenz die ganze Zeit über mit der Macht verfolgte und auf das verräterische Aufflackern der Entschlossenheit wartete, das bedeuten würde, dass sein Sohn angriff. Es kam nicht, bis Ben direkt hinter ihm war, was Luke dazu zwingen sollte, sich umzudrehen, um die Attacke kommen zu sehen.

Aber Luke brauchte sie nicht zu sehen. Er lauschte einfach bloß, bis das Summen des Lichtschwerts die Tonhöhe zu ändern begann, dann hob er die freie Hand und machte eine Greifbewegung, packte mit der Macht den Griff von Bens Waffe und hielt sie zwei Meter entfernt reglos in der Luft.

Ben grunzte überrascht, aber er war gleichermaßen einfallsreich wie flink. Luke hörte, wie sich das Lichtschwert abschaltete, als der Griff losgelassen wurde. Dann spürte er, wie sein Sohn auf die Mitte seines Rückens zuflog. Er ließ sein eigenes Lichtschwert fallen und richtete seine Waffenhand auf den Boden, um sich mithilfe der Macht zu verankern. Einen Lidschlag später rammte ihn Ben mit beiden Füßen, in dem Versuch, Luke umzuwerfen.

Luke rührte sich nicht, und Ben krachte mit einem weiteren lauten Poltern zu Boden.

»Rodder!«

Luke blieb bewegungslos, aber er öffnete die Augen und ließ Bens Lichtschwert in seine Hand schnellen. »Heißt das, du gibst auf?«

»Noch … nicht.«

Luke spürte ein weiteres Aufflackern von Anspannung in der Macht, dann warf er einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie Ben das Lichtschwert zu sich fliegen ließ, das Luke nur einen Moment zuvor fallen gelassen hatte.

Als er es aufgefangen hatte, wog Ben es ein paarmal in der Hand, dann runzelte er die Stirn und öffnete den Boden des Griffstücks.

Nichts rutschte heraus.

Ben sah Luke erstaunt an. »Du konntest die Klinge gar nicht aktivieren!«, beschwerte er sich. »Da ist keine Energiezelle drin!«

»Nein, es ist keine drin.« Luke wandte sich um, um seinen Sohn direkt anzusehen. »Die beste Waffe eines Jedi ist sein Verstand.«

Bens Gesicht lief rot an. »Das habe ich auch schon mal gehört.« Er erhob sich und reichte Luke dessen Lichtschwert. »Danke, dass du es mir unter die Nase reibst.«

Luke gab Ben seine Waffe zurück. »Das habe ich nicht getan.«

»Ich weiß, was du getan hast, Dad. Du musstest mich auf die Probe stellen.« Ben befestigte das Lichtschwert wieder an seinem Allzweckgürtel, dann fügte er hinzu: »Aber ich verfalle nicht der Dunkelheit. Ich werde nicht von Zorn beherrscht. Und auch nicht von Furcht.«

Luke nickte. »Das sehe ich, Ben. Ich will aber noch immer, dass du dir einen richtigen Meister nimmst.«

»Dann mach Jacen zum Meister«, erwiderte Ben. »Er weiß mehr über die Macht, also irgendjemand sonst.«

»Das wird nicht passieren, Ben.«

Ben dachte einen Moment lang darüber nach, ehe er mit resignierter Stimme sprach: »Ich nehme an, das zu entscheiden ist an dir, Dad. Du bist der Großmeister.« Er sammelte seine Sparringrüstung ein. »Ich muss jetzt gehen – wir haben eine Razzia um zwanzig hundert.«

»Ben, ich wünschte, du …«

»Ich muss, Dad. Sie verlassen sich auf mich.« Ben richtete sich auf und ging auf die Tür zu, dann blieb er plötzlich stehen und sah Luke an. »Aber ich könnte ein bisschen mehr Sparring gebrauchen, wenn du Zeit dafür hast.«

»Sicher.« Luke war über das Friedensangebot so überrascht wie erfreut. »Das würde mir gefallen – sehr.«

»Mir auch.« Ben wandte sich ab, dann rief er über seine Schulter: »Aber dann solltest du lieber eine Energiezelle mitbringen. Nächstes Mal werde ich es dir nicht so leicht machen.«

Mara betrat die Sparringarena, um Luke in der Mitte des Gewölbes auf dem Boden kniend zu finden. Er musterte das Loch, das Ben verursacht hatte, ohne es jedoch richtig zu untersuchen. Sie konnte spüren, dass er besorgter war als je zuvor, aber ob das mit Bens Ausbildung oder etwas anderem zu tun hatte, vermochte sie nicht zu sagen.

»Macht es dir wirklich so sehr zu schaffen?«, fragte sie.

Luke krauste die Stirn. »Was?«

»Dass Ben deinen Test bestanden hat«, sagte sie. »Was auch immer er von Jacen lernt, es führt ihn nicht auf die Dunkle Seite. Ich habe keinerlei Zorn in ihm gespürt.«

»Ich auch nicht.« Lukes Blick wurde abwesend und nachdenklich. »Er war fast zu ruhig.«

Mara stieß verzweifelt den Atem aus. »Wann hätte Jacen ihn darauf vorbereiten sollen?«, wollte sie wissen. Luke hatte Ben mit Absicht zu einer Zeit herbeordert, zu der Jacen in einem Treffen mit Cal Omas und Admiralin Niathal festsaß. »Und du solltest mir lieber nicht erzählen, dass du es nicht spüren würdest, wenn dein eigener Sohn dir etwas vorspielt.«

»Nein, er hat mir nichts vorgespielt.« Luke stand auf und ging auf den Ausgang zu. »Aber ich würde es nach wie vor vorziehen zu sehen, dass Ben angemessen unterwiesen wird. Seine Ausbildung leidet.«

»Das ist wahr«, sagte Mara, die neben ihm ging. Selbst wenn Bens Selbstverteidigungskünste zufriedenstellend sein mochten, hatte das Sparring einen Mangel an Vertrauen in seine eigenen Fertigkeiten gezeigt. »Aber ist dir je in den Sinn gekommen, dass Ben womöglich recht hat? Vielleicht solltest du Jacen zum Meister erheben.«

Luke blieb an der Tür stehen und blickte sie so finster an, als wäre sie eine Närrin oder eine Verräterin – oder beides.

»Komm schon, Skywalker«, sagte Mara. »Du kannst Jacens Wissen um die Macht nicht von der Hand weisen. Und ein Meister zu sein bringt ihn möglicherweise in den Jedi-Orden zurück. Vielleicht verschafft dir das eine gewisse Kontrolle über ihn – oder zumindest hättest du formelle Gründe dafür, im Auge zu behalten, wie er Ben ausbildet.«

Das Missfallen verschwand aus Lukes Gesicht. »Das, was du da sagst, hat einiges für sich, aber ich kann das einfach nicht machen. Jacen ist nicht dazu bereit, ein Meister zu sein. Und ich glaube nicht, dass er das jemals sein wird. Je eher wir Ben von ihm wegbekommen, desto besser.«

Er wollte durch die Tür zu den Umkleideräumen, aber Mara hielt ihn am Arm fest.

»Um ehrlich zu sein, Luke, bin ich mir da nicht so sicher.« Sie berichtete ihm von dem tief gehenden Gefühl der Gewissheit, das sie vorhin gewahrt hatte, davon, wie überzeugt sie war, dass die Macht Ben aus gutem Grund zu Jacen geführt hatte. »Was auch immer mit Jacen vorgeht, wir müssen uns gut überlegen, uns da einzumischen. Ich glaube, sein Schicksal ist mit Bens verknüpft.«

Lukes Gesicht verfinsterte sich, und Mara konnte spüren, dass er – obwohl er nicht anzweifelte, was sie ihm sagte – Schwierigkeiten damit hatte, es zu akzeptieren. Jacen wandelte sehr nah am Weg der Dunklen Seite, das musste selbst Mara zugeben, und doch war sie hier und sagte ihm, dass ihr dreizehn Jahre alter Sohn diesen Weg mit ihm gemeinsam gehen musste.

»Ich weiß, das ist viel verlangt«, sagte sie. »Aber alles, was ich fühle, sagt mir, dass wir Ben aus seinen eigenen Erfahrungen lernen lassen müssen – selbst wenn zu diesen Erfahrungen auch Jacen gehört. Tun wir das nicht, wird Ben uns das übel nehmen und sich wieder zurückziehen – vor uns und der Macht.«

Endlich nickte Luke, doch sein Gesichtsausdruck blieb bedeckt. »In Ordnung, solange er weiter mit mir die Übungskämpfe durchführt.«

»Das sollte kein Problem sein. Das war seine Idee.« Mara hielt Luke weiterhin in der Tür fest. »Aber ich habe das Gefühl, dass es da etwas gibt, das du mir nicht sagst.«

Luke runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob beides miteinander zusammenhängt.«

»Aber du hältst es für möglich?«

Er nickte. »Meine Träume sind schlimmer geworden.«

»Ich verstehe«, sagte Mara. Schon seit einiger Zeit hatte Luke Träume von einer gesichtslosen Gestalt in einem Kapuzenmantel, von der er glaubte, dass es sich um Lumiya handelte. »Definiere schlimmer

»Sie sitzt auf einem Thron«, sagte Luke. »Sitzt auf einem Thron und lacht mit einer Männerstimme.«

Mara schluckte. Sie konnte das, was Luke in der Macht sah, ebenso wenig abtun, wie sie die Richtigkeit dessen abstreiten konnte, was sie bloß ein paar Sekunden zuvor gefühlt hatte. »Hast du gesehen …« Ihre Kehle war so trocken, dass sie sich zusammenzog, und sie musste es erneut versuchen. »War Ben …«

»Nein«, sagte Luke. »Sonst war niemand da. Nur sie – er, es, was auch immer –, die runterschaut und lacht.«

»Aber es hat etwas mit Ben zu tun?«, drängte Mara. »Wolltest du ihn deshalb heute auf die Probe stellen?«

»Darum wollte ich ihn testen, ja, aber ich weiß nicht, wie viel der Traum mit ihm zu schaffen hat«, sagte Luke. »Ich habe das Gefühl, dass das etwas Größeres ist als Ben und Jacen.«

»Nun, das ist eine Erleichterung – irgendwie«, sagte Mara. »Dieser Thron gefällt mir allerdings nicht. Das riecht nach Imperium.«

»Mit Sicherheit«, sagte Luke nickend. »Deshalb denke ich, ist es an der Zeit, mein Shoto rauszuholen.«

Mara hob die Brauen. Das Shoto war ein spezielles, halblanges Lichtschwert, das Luke gebaut hatte, nachdem er zum ersten Mal Bekanntschaft mit Lumiyas Lichtpeitsche gemacht und dabei beinahe sein Leben verloren hatte. Die kürzere Klinge erlaubte es ihm, im Jar’Kai-Stil zu kämpfen, mit einer Waffe in jeder Hand, was dem Vorteil der doppelt gepolten Stränge von Energie und Materie der Lichtpeitsche entgegenstand.

»Also machst du dich auf die Suche nach ihr?«, fragte Mara.

Luke nickte. »Ich denke, es ist an der Zeit, Lumiya zu finden und dieser Sache auf den Grund zu gehen.«

»Dann sollte ich mir besser auch ein Shoto bauen«, sagte Mara. »Denn du wirst nicht allein nach ihr suchen.«