13. KAPITEL

Über dem Hügel hinter Villa Solis stiegen die scherenförmigen Silhouetten von einem Dutzend Miy’til-Raumjägern auf, um dann auf Säulen aus blauen Abgasen himmelwärts zu schießen. Jaina reckte den Hals und verfolgte schweigend, wie das Jägergeschwader auf eine Ansammlung heller Punkte zuhielt, die bereits über den Nachthimmel von Terephon trieben. Sie schätzte die Zahl der Punkte auf annähernd dreißig, und noch während sie hinsah, nahmen sie die offene Diamantformation eines Kampfverbands ein, der sich auf den Sprung in den Hyperraum vorbereitet.

»Irgendetwas stimmt hier einfach nicht«, sagte sie, ohne den Blick von dem Verband abzuwenden. Nachdem der Flugleiter ihnen den Zutritt zum Hangar verweigert hatte, waren sie und Zekk erst vor kurzem draußen vor dem Haupttor gelandet. »Eigentlich sollten wir diejenigen sein, die Tenel Kas Mobilmachungsbefehle überbringen. Um eine Flotte so schnell einsatzbereit zu machen, hätte die Ducha Galney von dem Putschversuch wissen müssen, schon bevor wir Hapes verlassen haben.«

»Nun, ihre Schwester ist Tenel Kas Hofmeisterin.« Zekk meinte die arrogante Lady Galney, die sich nach dem Putschversuch so überzeugt davon gegeben hatte, dass Jainas Eltern an dem Angriff beteiligt gewesen waren. »Möglicherweise hat Lady Galney der Ducha berichtet, was geschehen ist.«

»Wie?«, fragte Jaina. »Terephon liegt in den Vergänglichen Nebeln. Hier gibt es kein HoloNetz, schon vergessen?«

Zekk grunzte bloß und drehte sich um, um die stachelgekrönten Kuppeln zu betrachten, die sich von der Mauer der Villa aus in die Höhe schoben. Jaina musste nicht auf die Macht zurückgreifen, um zu wissen, dass er sich nicht wirklich für die schlichte Architektur der Villa interessierte, sondern auf diese Weise vielmehr eine Unterhaltung mit ihr vermeiden wollte. Auf der langen und komplizierten Reise von Hapes hierher hatte er lediglich den Machtkontakt zugelassen, der notwendig war, um ihre Hyperraumsprünge zu koordinieren, und seine einzigen Worte bislang hatten sich darum gedreht, dass sie die Ducha aufsuchen mussten.

Jaina ergriff seinen Arm und drehte ihn um, sodass er sie ansah. »Hör zu, wir haben eine Mission zu erfüllen. Also, was immer dir über die Leber gelaufen ist – komm darüber hinweg!«

Zekk zog seinen Arm weg, doch seine Stimme klang sanft. »Ich glaube, ich bin darüber hinweg.«

»Gut«, sagte Jaina. Dann runzelte sie die Stirn, als ihr klar wurde, dass sie zum ersten Mal seit Jahren keine Ahnung hatte, was Zekk damit meinte. »Über was genau?«

»Hör auf, Jaina«, sagte Zekk. »Du kannst dich nicht besonders gut verstellen.«

»Mich verstellen?« Nun war Jaina wirklich verwirrt. Sie konnte fast immer sagen, was Zekk durch den Kopf ging – zumindest bisher. »Zekk, ich weiß nicht, worüber du redest. Ich weiß es wirklich nicht.«

Zekk musterte sie einen Moment lang, dann sagte er: »Komm schon – so schwach ist das Neunisterband zwischen uns nun auch wieder nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Du hast das jahrelang gewollt. Hör auf, so zu tun, als wäre dem nicht so.«

Er sicherte seinen StealthX und setzte sich in Richtung Villa in Bewegung, um Jaina allein zurückzulassen. Sie war so an seine blinde Zustimmung gewöhnt, dass sie nicht so richtig glauben konnte, dass er mit ihr sprach wie mit einem verzogenen kleinen Mädchen. Sie rief sich die letzten Stunden ins Gedächtnis, als die Dinge zwischen ihnen normal zu laufen schienen, kurz nachdem sie beim Fontänenpalast angekommen waren und entdeckt hatten, dass ihre Eltern der Beteiligung an dem Putschversuch verdächtigt wurden.

Zekk hatte versucht, sie zu besänftigen, indem er erklärte, dass ein Attentat einfach nicht der Stil ihrer Eltern war, und sie hatte ihn daraufhin angeblafft. Er war zur anderen Seite des Raums hinübergegangen, und obgleich er ihre Eltern vor Tenel Ka und Prinz Isolder weiterhin verteidigt hatte, war er ihr gegenüber stumm und reserviert geblieben.

»Bei der Macht!« Jaina sicherte ihren eigenen StealthX und schloss zu ihm auf. »Geht es darum? Was ich im Warteraum gesagt habe? Ich habe mir Sorgen wegen meiner Eltern gemacht! Das kannst du mir nicht zum Vorwurf machen.«

»Das tue ich nicht«, erwiderte Zekk. »Mir ist nur endlich klar geworden, dass …« Er sammelte sich, und sein Tonfall wurde sanfter. »Hör zu, Jaina, mir ist bloß klar geworden, dass du die ganze Zeit über recht hattest. Wir sind bessere Freunde, als wir ein Liebespaar wären. Ich weiß, dass du das schon seit Jahren sagst, aber ich schätze, ein Teil von mir hat das bis jetzt nicht so recht geglaubt.«

Jaina war so verblüfft, dass sie stehen blieb und einfach nur dastand, um auf Zekks breiten Rücken zu starren. Sie hatte ihre Romanze beendet, als sie Jugendliche gewesen waren. Also warum fühlte es sich mit einem Mal so an, als hätte sie irgendetwas verloren?

Nun, da sie verstand, was passiert war, stellte Jaina fest, dass sie Zekks Gegenwart noch immer hinten in ihrem Verstand spüren konnte. Er war stark und entschlossen und unabhängig … Und über sie hinweg. Endlich war er ihrem Wunsch nachgekommen.

Und das war eine gute Sache – das war es wirklich.

Jaina beeilte sich aufzuschließen, dann marschierte sie neben Zekk her. »Das wurde auch Zeit«, brummte sie. »Jetzt muss ich vielleicht nicht mehr ständig warten, bis du schläfst, bevor ich unter den Sanistrahl gehe.«

Zekk lachte. »Es hat ohnehin nicht funktioniert«, sagte er. »Ich hatte trotzdem weiterhin diese Träume …«

»Hattest du?« Jaina schaute ihn an, um ein schelmisches Glitzern in Zekks Augen auszumachen, aber nun, da sie ihre Verbindung zueinander wiedergefunden hatte, wusste sie, dass er die Wahrheit sagte. »Und du hast nichts gesagt?«

Zekk zuckte mit den Schultern und ließ ein verlegenes Grinsen aufblitzen. »Ich habe gedacht, es wären bloß … naja, Träume.«

Jaina akzeptierte seine Erklärung – ehe ihr mit einem Mal klar wurde, dass er sie veralberte.

»Lügner!« Sie knuffte ihn gegen die Schulter. »Lass uns einfach Tenel Kas Nachricht überbringen.«

»Sicher«, gluckste Zekk. »Genau das habe ich zu tun versucht.«

Jaina marschierte mit großen Schritten voraus, während sie die letzten paar Meter zum Tor zurücklegten. Villa Solis war eine Ansammlung gedrungener, runder Gebäude, im Herzen der abgelegensten Moorlandschaft des Planeten aus weißem Gratenit erbaut. Sie war von zweihundert Kilometern Sumpfland umgeben, und man konnte sie einzig und allein durch die Luft erreichen. Alles in allem war es einer der isoliertesten und unzugänglichsten Rückzugsorte, die Jaina je besucht hatte – gleichwohl, sie nahm an, dass es genau darum ging. Lady Galney hatte sie davor gewarnt, dass das Einzige, was ihre Schwester, die Ducha, noch mehr mochte als ihre Privatsphäre, die Jagd sei, und in Villa Solis würde es von beidem mit Sicherheit jede Menge geben.

Während sie sich näherten, rechnete Jaina die ganze Zeit über damit, dass in dem mit Tarnbemalung versehenen Krodium-Tor eine Klappe aufgleiten würde, durch die ein Wächter – oder zumindest ein Sicherheitsdroide – sie dazu aufforderte, das Gelände zu verlassen. Doch die Villa blieb gespenstisch stumm; nichts regte sich, außer der feuchtkalten Sumpfbrise.

»Zu still«, sagte Zekk. »Sie müssen wissen, dass wir hier sind.«

»Ja«, sagte Jaina. So schwer auszumachen SteathX-Jäger auch sein mochten, selbst sie erzeugten einen Überschallknall, wenn sie mit einem Vielfachen der lokalen Schallgeschwindigkeit in die Atmosphäre eintraten. »Vielleicht haben wir sie eingeschüchtert.«

Sobald sie vor dem Tor stehen geblieben waren, schoss zu beiden Seiten von ihnen ein messingummantelter Tentakel empor. Jaina und Zekk lösten hastig die Lichtschwerter von ihren Gürteln und wirbelten herum, sodass sie Rücken an Rücken standen, und Jaina sah sich der tanzenden, dunkelblauen Linse des Augenzylinders eines Dien-O-Droiden-Torwächters gegenüber.

»Sie haben eine Minute Zeit, das Anwesen zu verlassen.« Die Stimme des Torwächters – die aus einem kleinen Vokabulator drang, der hinter dem Auge verborgen war – war so modifiziert, dass sie zischend und bedrohlich klang. »Sich dieser Aufforderung zu widersetzen wird schwer geahndet.«

»Wir sind hier mit einer Nachricht für die Ducha«, entgegnete Jaina.

»Sie stehen nicht auf der Liste.« Diesmal war es der Torwächter auf Zekks Seite, und er sprach mit einer zuckersüßen und feminin klingenden Stimme. »Sie hätten einen Termin vereinbaren sollen.«

»Wie das denn?«, fragte Zekk. »Das HoloNetz erreicht Terephon nicht.«

»Unsere Nachricht ist von Königinmutter Tenel Ka«, fügte Jaina hinzu. »Es ist wichtig.«

»Dann werden Sie einen Termin vereinbaren und zurückkehren müssen, wenn Sie einen Termin haben«, sagte der erste Torwächter. »Die Ducha hält sich im Augenblick nicht in der Residenzzz auf.«

Jaina runzelte die Stirn. »Dem Königlichen Geheimdienst zufolge tut sie das sehr wohl. Und hinsichtlich des Aufenthaltsorts all der anderen Adeligen, die wir aufgesucht haben, haben sie stets richtig gelegen.«

Die beiden Torwächter glitten auf ihren Motilitätstentakeln nach hinten. »Ihnen bleiben dreißig Sssekunden, um abzuheben«, sagte der Erste. Mit süßer Stimme fügte der Zweite hinzu: »Terminierungsmaßnahmen wurden bereits eingelei …«

Jaina aktivierte ihr Lichtschwert im selben Moment, als Zekks Klinge zum Leben erwachte, und sie schlugen gleichzeitig zu, um die Augenzylinder einzuäschern, dann kehrten sie ihre Hiebe in perfektem Gleichklang um, schnitten die Motilitätstentakel in Bodenhöhe durch und wirbelten herum, um das Tor zu betrachten.

»Wir sind auch bessere Missionspartner als ein Liebespaar«, stellte Jaina fest.

»Keine Überraschung«, grunzte Zekk. »Wir haben zusammen immerhin schon ein paar Missionen absolviert.«

Als der Angriff, den die Torwächter angedroht hatten, nicht erfolgte, fragte Jaina: »Warum sollte es der Ducha derart widerstreben, eine Nachricht von Tenel Ka zu bekommen?«

»Keine Ahnung«, sagte Zekk. »Schätze, das müssen wir sie selbst fragen, wenn wir sie aufgespürt haben.«

Jaina blickte zum Nachthimmel empor und musterte die hellen Flecken der sich sammelnden Flotte der Ducha. »Ich glaube, es gibt einige Dinge, über die wir sie befragen müssen.«

Sie konzentrierte sich auf die Macht und war ein wenig überrascht, auf der anderen Seite des Tors bloß eine einzige empfindungsfähige Präsenz wahrzunehmen.

»Aufmachen!«, forderte sie. »Wir sind nicht hier, um irgendjemandem zu schaden.«

Es erfolgte keine Reaktion.

Nach einem Moment schaute Zekk zu Jaina hinüber und krümmte fragend eine Augenbraue. Jaina zuckte mit den Schultern und trat hinter ihm in Position, darauf vorbereitet, sämtliche Angriffe zu kontern, denen sie sich womöglich gegenübersahen. Zekk rammte sein Lichtschwert dort in das Metall, wo das Tor auf die Wand traf, und zog die Klinge langsam nach unten, um die inneren Schließriegel zu durchtrennen.

Auf der anderen Seite ertönte eine gedämpfte Stimme. »Stopp!«

Sie hörten ein lautes Tschunk, dann zog sich das Tor mit einem pneumatischen Wuusch in die Wand zurück. Auf der anderen Seite stand eine muskulöse, mondgesichtige Frau, die über einer fleckigen Tunika eine schmutzige Lederschürze trug. Ihre Augen waren schmal und verquollen, ihre Nase war breit und flach, und ihre dicken Lippen waren zu einem dauerhaften Spottlächeln verzogen. Alles in allem war sie vermutlich die hässlichste Hapanerin, die Jaina je gesehen hatte.

Die Frau blickte Jaina finster an. »Es war nicht nötig, dass Ihr Mann das Tor der Ducha beschädigt«, sagte sie. »Ich hätte euch auch so hereingelassen.«

»Dann hätten Sie sich nicht so lange Zeit lassen sollen, sich das zu überlegen.« Jaina deaktivierte ihr Lichtschwert, starrte die Frau jedoch weiterhin durchdringend an. »Wie ist Ihr Name?«

»Entora«, entgegnete die Frau. »Entora Zar.«

»Nun, Entora«, sagte Jaina. »Das nächste Mal, wenn ein Jedi-Ritter Sie zu etwas auffordert, sollten Sie dem vielleicht besser gleich nachkommen.«

Sie und Zekk traten durch das Tor in eine verblüffende Ansammlung kuppelförmiger, weißer Gratenitbauwerke, die so dicht beieinanderstanden, dass es auf den ersten Blick unmöglich schien, sich zwischen ihnen hindurchzuquetschen. Jedes Fenster war verschlossen, jede Tür zu, und abgesehen von der hässlichen Frau war niemand sonst in Sicht.

Jaina dehnte ihr Machtbewusstsein ein paar Dutzend Meter tiefer in die Anlage aus und registrierte lediglich die verstohlene Präsenz winziger Schädlinge.

»Wo sind alle hin?«, wollte Zekk wissen.

»Fort«, sagte Zar. »Eure armseligen Flugkünste waren eine Beleidigung für das Zartgefühl der Ducha.«

Jaina war viel zu erstaunt über Zars Unverfrorenheit, um sich angegriffen zu fühlen. »Unsere Flugkünste

»Euer Eintrittswinkel war zu steil«, behauptete Zar. »Ihr konntet nicht schnell genug abbremsen für einen eleganten Anflug. Ich bin überrascht, dass ihr euch nicht die Flügel abgerissen habt.«

»Wir haben überhaupt nicht versucht, einen eleganten Anflug hinzubekommen«, sagte Jaina durch zusammengebissene Zähne. »Und ich kann mich nicht daran erinnern, Sie diesbezüglich nach Ihrer Meinung gefragt zu haben.«

»Unsere Schiffe verfügen über einzigartige Flugeigenschaften«, erklärte Zekk. »Sie verhalten sich nicht wie XJ-7er, besonders nicht in der Atmosphäre.«

»Ich bezweifle, dass Sie mit einer XJ-7 auch nur einen Deut besser umgehen können«, erwiderte Zar. »Sie benötigen offensichtlich mehr Simulatorzeit für alles, was Sie fliegen.«

Das war zu viel für Jaina. »Hören Sie mal, Verehrteste, ich habe schon angefangen, Kampfeinsätze mit XJs zu fliegen, bevor ich alt genug war, meine eigenen Verträge unterzeichnen zu können. Wie viele Stunden haben Sie denn vorzuweisen?«

»In einer XJ

»Nein, in einem Tretauto!«, erwiderte Jaina. »Natürlich in einer XJ

Zar wandte den Blick ab. »Um ehrlich zu sein, keine.«

»Keine?« Jaina konnte nicht glauben, was sie da hörte. Kein vernünftiger Pilot würde behaupten, den korrekten Atmosphäreneintrittswinkel für ein Schiff zu kennen, das er überhaupt noch nie geflogen war. »Was fliegen Sie dann?«

»Eine Menge verschiedenes Zeug«, antwortete Zar voller Stolz. »Die Naboo-Royal-N-1, die Mark-1-Headhunter, die Xi-Char-DFS …«

»Das sind Antiquitäten, keine Raumjäger!«, widersprach Jaina.

»Und die DFS war ein Droidenjäger«, sagte Zekk mit einem argwöhnischen Stirnrunzeln. »Wo haben Sie diese Schiffe geflogen?«

Zar sah Zekk an, offenkundig beleidigt darüber, dass ein einfacher Mann es wagte, ihre Referenzen infrage zu stellen. »Da, wo ich immer fliege«, sagte sie. »In meinem Holosimulator. Ich bin eine geschätzte Ausbilderin.«

Jainas klappte das Kinn nach unten. »Sind Sie verrückt? Das ist völlig …« Sie spürte, wie Zekk ihr einen Machtschubs gab, und stellte fest, dass sie zuließ, sich von etwas ablenken zu lassen, das im besten Falle eine Belanglosigkeit und im schlimmsten eine absichtliche Hinhaltetaktik war. »Vergessen Sie’s. Bringen Sie uns einfach zur Ducha.«

Aber Zar war nicht gewillt, die Holosimulator-Debatte fallen zu lassen. »Tatsächlich bin ich wahrscheinlich eine bessere Pilotin als ihr, da meine Einheit …«

»Das sind Sie nicht«, unterbrach Jaina. »Und diese Diskussion ist jetzt beendet.«

Jaina drängte sich an einer Seite vorbei und Zekk auf der anderen. Beide ignorierten Zars Proteste, dass sie keine Erlaubnis dazu hatten. Als Tochter einer berühmten Staatsfrau hatte Jaina früh gelernt, dass es stets am besten war, Aufschneider und Schwachköpfe einfach nicht zu beachten.

In keinem der nahe gelegenen Gebäude befand sich eine menschliche Präsenz. Jaina ließ ihre Machtsinne tiefer in die Villa vordringen und war überrascht, auch dort nichts zu registrieren. Als sie ihr Bewusstsein allerdings über die Anlage hinaus und auf das umliegende Gelände ausdehnte, entdeckte sie tief unter dem Hügel ein Grüppchen verängstigter Leute, in der Nähe des unterirdischen Hangars der Villa.

»Fühlst du das?«, fragte Jaina, an Zekk gewandt. »Sie verstecken sich vor uns.«

Zekk nickte. »Vermutlich ein Notfallschutzraum unter dem Hügel mit dem Hangar.«

»Das würde Sinn ergeben«, sagte Jaina. »Aber warum sollten sie Angst vor uns haben?«

Zekk zuckte mit den Schultern. »Schätze, da werden wir sie fragen müssen.«

Er brachte die Möglichkeit nicht zur Sprache, Zar danach zu fragen, und Jaina schlug es nicht vor. Ein weiteres Gespräch mit der Frau würde nur zu weiteren Verzögerungen führen, und Jaina bezweifelte, dass sie irgendetwas Nützliches erfahren würden. Zar war schwerlich der Typ Frau, dem eine scharfsinnige hapanische Adelige vertrauliche Informationen anvertrauen würde.

Sie drangen weiter in die Villa vor, mit der protestierenden Zar im Schlepptau. Hin und wieder schwirrte ein Mausdroide über eine Weggabelung vorbei, und einmal kamen sie an einem Reinigungdroiden vorbei, der sorgfältig die Gratenitblöcke polierte, die den Weg pflasterten. Abgesehen davon blieb das Innere der Villa so verlassen, wie es der Eingangsbereich gewesen war.

Aufgrund des Umstands, dass alle Gebäude verschlossen und sie bloß hier waren, um eine Nachricht zu überbringen, sah Jaina davon ab, irgendwo einzubrechen. Gleichwohl, den Hinweisen nach zu urteilen, die sie beim Vorbeigehen bemerkte – verschrammte Türrahmen, eine Räuchergrube draußen im Freien, der säuerliche Geruch von Gerbfässern –, war die Villa ohne Zweifel der bevorzugte Jagdsitz einer sehr wohlhabenden Adeligen. Das einzig Seltsame daran war, dass sich die Ducha genötigt gesehen hatte, sich mit ihrem gesamten Hausstand zu verstecken, weil zwei Jedi mit einer Nachricht von Tenel Ka eingetroffen waren.

Ein paar Sekunden später erreichten sie den Hügel im hinteren Teil der Anlage, wo eine steile Felswand auf die Quelle des Gratenits hinwies, das für den Bau von Villa Solis verwandt worden war. Zwei weiße Türme standen dicht an den Felsen gedrängt, einer zu jeder Seite einer großen Grube. Die Grube war von einer brusthohen Mauer umgeben, und aus ihrem Inneren stieg der schwache Gestank von Verwesung und Unrat auf.

Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass beide Türme ebenso fest versiegelt waren wie die übrigen Gebäude, machte sich Jaina daran, die Grube in Augenschein zu nehmen. Vom Fuß der Mauer aus ging sie ungefähr drei Meter in die Tiefe, und der matschige Grund war mit zerschmetterten Knochen und Tierschädeln übersät. In der dünnen Matschschicht waren die Abdrücke Dutzender großer, paddelförmiger Füße auszumachen, jeweils in Paaren zu beiden Seiten einer langen, gewundenen Vertiefung angeordnet.

Die Rückseite der Grube führte unter den Fels, um unter dem Hügel eine gewaltige Höhle zu erzeugen. Tief im Innern der Höhle gewahrte Jaina eine Ansammlung halbintelligenter Präsenzen.

Zekk trat an ihre Seite und spähte über die Mauer, um dann angesichts des Gestanks das Gesicht zu verziehen. »Ich hoffe, das ist nicht der einzige Zugang.«

»Kann nicht sein.« Jaina deutete auf die sonderbaren Spuren, die sich am Grund der Grube in den Matsch gedrückt hatten. »Keine Menschenfüße.«

»Und ich glaube auch nicht, dass die Ducha durch den Matsch kriechen würde, bloß um uns aus dem Weg zu gehen.« Zekk wandte seine Aufmerksamkeit den Türmen neben der Grube zu. »Der Eingang muss in einem von denen sein.«

Er ging auf den Turm zu, der ihnen am nächsten war, und hielt sein Lichtschwert vor sich, in der eindeutigen Absicht, sich den Weg hinein freizuschneiden.

»Warte«, sagte Jaina. »Lass uns nicht mehr Schaden anrichten als unbedingt nötig – angeblich ist Ducha Galney eine von Tenel Kas loyalsten Verbündeten.«

Sie drehte sich zu Zar um, die schließlich aufgehört hatte zu protestieren, den beiden Jedi aber noch immer durch die Anlage folgte. »Wie gelangen wir in den Schutzraum?«, fragte Jaina. »Sie können uns entweder helfen oder Ducha Galney später erklären, warum wir uns den Weg hinein freischneiden mussten.«

Zar runzelte vor Verwirrung die Stirn. »Schutzraum?«

Die Worte waren ihr kaum über die Lippen gekommen, als ein Chor schriller Quieklaute aus der Grube empordrang. Jaina und Zekk wirbelten herum, um sechs Kreaturen zu entdecken – zumindest war das die Anzahl der Mäuler, die Jaina sah –, die in einem schleimigen grauen Wirrwarr aus der Höhle schossen. Sie waren ungefähr so lang wie Speederbikes, mit dicken, röhrenförmigen Leibern, Stummelbeinen und schwimmflossenartigen Füßen.

Sobald sie Jaina und Zekk erspähten, warfen sie sich gegen die Seiten der Grube. Sie krachten mit den Bäuchen voran dagegen und hieben mit ihren Klauen wie von Sinnen auf den Stein ein, um sich hoch genug zu ziehen, dass sie ihre rundnasigen Köpfe über die Mauer stoßen konnten, um quiekend nach den beiden Jedi zu schnappen.

Jaina und Zekk traten einen Schritt zurück und schalteten ihr Lichtschwerter ein – ehe sie beinahe von den Füßen gerissen wurden, als Zar zwischen ihnen hindurchdrängte und sich zwischen die Lichtschwerter und die Kreaturen aus der Grube stellte.

»Nein! Bitte!« Sie wirbelte herum und stellte sich mit ausgestreckten Armen vor die beiden Jedi, um die sonderbaren Geschöpfe zu beschützen. »Ich sage euch alles, was ihr wissen wollt – nur tut meinen Babys nicht weh!«

Die Kreaturen quiekten noch aufgeregter. Ihre Häupter hüpften hinter Zar auf und ab, während sie ihre Ohren und Arme ableckten und ihren Kopf und ihre Schultern dabei mit klebrigem gelbem Schleim besudelten.

Jaina rümpfte angewidert die Nase. »Ihre Babys

»Das sind die Lieblings-Jagdmurgs der Ducha«, sagte Zar. »Ich richte sie ab.«

Zekk deaktivierte sein Lichtschwert. »Keine Sorge«, sagte er. »Wir werden ihnen nichts tun …«

»Solange Sie uns helfen«, unterbrach Jaina. Sie spürte Zekks instinktive Missbilligung, trat aber dennoch näher an Zar heran. Manchmal war Zekk einfach ehrenhafter, als gut für ihn war. »Warum versteckt sich die Ducha vor uns?«

»Sie versteckt sich nicht«, sagte Zar. »Ich sagte Ihnen doch: Sie war von eurer Ankunft so mitgenommen, dass sie beschlossen hat abzureisen.«

»Sie hat beschlossen abzureisen, nachdem wir angekommen sind?«, fragte Zekk. »Sind Sie sicher?«

»Natürlich bin ich sicher.« Zar hielt noch immer schützend die Arme ausgestreckt. »Nachdem euer Überschallknall ihre Ruhe gestört hat, rief sie mich zu sich, um mir mitzuteilen, dass sie und der Rest des Hausstands abreisen würden. Ich sollte hierbleiben, um mich um meine Babys – die Murgs – zu kümmern und aufzupassen, dass ihr nicht irgendetwas stehlt.«

»Irgendetwas stehlen?« Jaina hatte allmählich ein ungutes Gefühl. »Wusste die Ducha, wer wir sind?«

»Sie sagte Jedi.« Zars Arme fingen an zu zittern, und ihr Blick fiel auf Jainas noch immer eingeschaltetes Lichtschwert. »Bitte, tun Sie meinen Babys nicht weh. Es ist nicht ihre Schuld.«

»Niemand wird Ihren Murgs wehtun«, sagte Zekk. Er sah Jaina mit gerunzelter Stirn an. »Richtig?«

Jaina deaktivierte ihre Klinge. »Ich schätze, schon.« Zu Zar sagte sie: »Aber Sie müssen uns zeigen, wie wir zum Hangar gelan …«

Aus den Tiefen des Hügels erklang ein dumpfes Rumpeln. Einen Augenblick später schoss die mandelförmige Silhouette einer hapanischen Luxusyacht in Sicht und begann, auf einer Säule blauer Abgase himmelwärts zu steigen. Jaina streckte ihre Machtfühler in den Hangar aus und fühlte nichts als Leere.

»Zar«, fragte sie, »ist es für die Ducha üblich, ihren gesamten Hausstand mitzunehmen, wenn sie Villa Solis verlässt?«

»Überhaupt nicht«, antwortete Zar. »Ungefähr zwanzig von uns bleiben immer hier. Abgesehen von den Murgs gibt es noch vieles andere, worum man sich kümmern muss.«

»Ich hatte befürchtet, dass Sie das sagen.« Jaina stieß einen lautlosen Fluch aus, dann fragte sie: »Ist Ihnen die Flotte aufgefallen, die Terephon im Orbit umkreist?«

»Ein guter Pilot behält den Himmel stets im Auge«, entgegnete Zar empört. »Außerdem haben sie die ganze Woche über Jägergeschwader runtergeschickt, um sie neu auszurüsten.«

»Die ganze Woche über?«, wiederholte Zekk.

Zar runzelte die Stirn und zählte die Tage an ihren Fingern ab. »Ja, die ganze …«

»Schon gut«, sagte Jaina. Sie wandte sich an Zekk. »Bevor sie von dem Putschversuch wissen konnte.«

»Es gab einen Putschversuch?«, fragte Zar. »Hier auf Terephon bekommen wir nie irgendwas mit.«

Zekk legte ihr eine Hand auf die Schulter und drehte sie in Richtung des nächststehenden Turm. »Gehen Sie. Suchen Sie sich irgendeinen Ort, wo es sicher ist.«

Jaina blickte finster drein. »Du glaubst, die Ducha wird ihre eigene Villa angreifen?«

»Ich weiß, dass sie das tun wird.« Zekk wies mit einem Kopfnicken auf Zar, die sich bislang geweigert hatte zu gehen. »Wenn du einen Lockvogel zurücklassen müsstest, wer wäre das wohl?«

»Ich?« Zar schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Niemals. Ich bin die Lieblings-Reitbegleiterin der Ducha!«

Jaina ignorierte Zars Protest und nickte Zekk zu. »Ich verstehe, was du meinst«, sagte sie. Die Ducha hatte bereits vor dem Putschversuch ihre Flotte mobilisiert, was bedeutete, dass sie einer der Drahtzieher des Attentats war, und das war zweifellos ein Geheimnis, das es wert war, gehütet zu werden – besonders, da Tenel Ka noch immer zu glauben schien, dass ihr die Familie Galney treu ergeben war. »Aber mir war nicht klar, dass sie bereit ist, ihre eigene Jagdvilla in Schutt und Asche zu legen, bloß um uns zu erledigen.«

»Wir sind Jedi«, hielt Zekk dagegen. »Und du weißt, was es für sie heißen würde, wenn wir entkommen. Sie muss auf Nummer sicher gehen.«

»In Ordnung.« Jaina musste sich lediglich einige HoloNetz-Berichte über das wundersame Entkommen von Jedi aus gefahrvollen Situationen ins Gedächtnis rufen, um zu wissen, dass Zekk recht hatte. Die Ducha musste fürchten, dass sie Tenel Ka über ihre Beteiligung an dem Putsch unterrichten würden, falls sie alle Versuche, sie zu töten, überlebten. Sie wandte sich um, um zu gehen. »Lass uns zu den Schiffen zurück …«

Sie blieb stehen, als hinter einer Behausung zwei schwerfällige Gestalten hervortraten. Sie hatten keilförmige Oberkörper, massige, mit Waffensystemen vollgepackte Arme und graue Laminanium-Panzerungen. Die roten Fotorezeptoren, die in den Sockelbuchsen ihrer charakteristischen Totenschädelgesichter glommen, ließen keinen Zweifel über das Fabrikat der Droiden aufkommen.

»Wei-Vees!« Jainas Herz machte einen Satz. Selbst Jedi hatten der Zielgenauigkeit und überragenden Feuerkraft von YVH-Kampfdroiden wenig entgegenzusetzen. Sie und Zekk ließen ihre Lichtschwerter aufflammen. »Onkel Luke sollte sich besser mal mit Lando darüber unterhalten, an wen er diese Dinger verkauft.«

Zar blickte stirnrunzelnd auf ihre summenden Klingen. »Dazu besteht kein Anlass, Jedi Solo. Das sind bloß Wachdroiden.« Sie trat vor und verstellte den Droiden das Schussfeld. »Ihr zwei könnt wegtreten. Diese Gäste sind gerade im Begriff zu gehen.«

»Negativ.« Der Droide, der näher war, hob den Arm mit seiner Blasterkanone. »Machen Sie bitte den Angriffsvektor frei. Die Eindringlinge sind erklärte Ziele.«

Zar stemmte ihre Hände in die Hüften. »Ich entscheide, wer hier die Ziele sind, Zwei-Zwanzig. Ich bin diejenige, die in Abwesenheit der Ducha das Sagen hat.«

»Ähm, Entora«, sagte Jaina. »Vielleicht hören Sie besser auf ihn …«

Jaina wurde vom rasanten Wummern der Blasterkanone unterbrochen, und plötzlich waren überall Blut und heißes Licht. Sie und Zekk waren klug genug, nicht zuzulassen, dass die Droiden ihre verheerende Feuerkraft konzentrierten, und sprangen in entgegengesetzte Richtungen davon, um in einer wilden Spirale aus Drehungen und Saltos durch die Luft zu wirbeln, während sie sich auf die Macht verließen, um den Zielcomputern der Droiden einen Lidschlag voraus zu bleiben.

Ein fürchterliches Krachen hallte durch das Anwesen, als Kanonenfeuer die Mauer rings um die Murg-Grube traf und Steinsplitter und superheißer Staub zu allen Seiten davonstoben. Jaina landete vier Meter entfernt und rollte sich mit einem Purzelbaum ab, dann katapultierte sie sich zu einer langen, gewundenen Schraube in die Höhe. Die Luft war so voller Laserschüsse, dass sie in Flammen aufzugehen schien, und sie musste ihr Lichtschwert einsetzen, um zwei Laserbolzen abzuwehren, die ihr so nahe kamen, dass sie glaubte, ihr halbes Gesicht würde schmelzen.

Hinter ihr ertönte eine Kakophonie ohrenbetäubenden Gekreisches, beinahe so lau wie die Blasterkanonen der Droiden. Jaina landete auf dem Boden, rollte sich ab und ging mit einem Salto hinter der Mauer des erstbesten Gebäudes in Deckung.

Sie wirbelte herum, um sich ihren Angreifern zu stellen, und war überrascht, durch ein rauchendes Loch in der Wand der Murg-Grube einen Blick auf eine Reihe schleimiger grauer Gestalten zu erhaschen. Die Augen der Kreaturen waren weit aufgerissen, sie zogen lange Fäden gelben Geifers hinter sich her und schlitterten mit einer Geschwindigkeit in das Anwesen, die Jaina angesichts ihrer plumpen Leiber und ihrer deformierten Beine nur als erstaunlich betrachten konnte.

Eine Salve Laserbolzen fetzte in das Gebäude, das sie als Deckung nutzte – um dann abrupt zur Seite zu driften. Sie spähte um die Ecke und sah, dass die Rotte fliehender Murgs geradewegs gegen die Kampfdroiden gedonnert war. Die meisten hatten ihre kräftigen Kiefer um das Bein oder den Arm eines Droiden geschlossen und mühten sich, sie zu Boden zu reißen, doch der kleinste Murg hielt das in seinem Maul, was von Zars leblosem Körper noch übrig war, und umkreiste das Getümmel, offensichtlich in dem Versuch, sie in Sicherheit zu bringen.

Jaina schaute über den Innenhof zu Zekk, der ebenfalls hinter einem Gebäude kauerte und die Lage sondierte. Sie streckte ihre Machtfühler nach ihm aus und wusste augenblicklich, dass sie beide dasselbe dachten: Hauen wir ab, solange sich uns die Gelegenheit dazu bietet!

Zekk nickte ihr zu, dann rollte er sich in die entgegengesetzte Richtung und verschwand hinter dem Gebäude. Jaina tat es ihm gleich und rannte einen gewundenen Pfad hinunter, der mehr oder weniger in Richtung Tor führte.

Sie zog ihr Kommlink hervor und aktivierte einen direkten Kanal zu Sneaker. »Wirf sofort die Triebwerke an! Kaltstart! Wir kommen unter Beschuss zurück und müssen sofort auf Startenergie sein!«

Sneaker antwortete mit einem verwirrten Pfeifen.

»Keine Zeit für Erklärungen – tu’s einfach!«, befahl Jaina.

Obwohl Jaina den Piepscode nicht wirklich verstand, war es nicht schwer zu mutmaßen, welche Einwände ihr Astromech hatte. Weil ihnen allmählich der Treibstoff ausging, hatten Jaina und Zekk ihre StealthX-Jäger abgeschaltet, ohne die Vorräte in der Vorglühzelle komplett zu verbrennen. Die Triebwerke abrupt auf volle Leistung hochzufahren bedeutete, kalten Treibstoff in die Brennkammer zu zwingen, und das konnte eine komplette Überholung des Antriebs notwendig machen – vorausgesetzt natürlich, die Triebwerke hielten lange genug durch, dass sie zur Basis zurückkehren konnten.

Jaina war etwa auf halbem Weg zurück zum Tor, als die Murgs über eine nahe Weggabelung schossen, glucksend und quiekend vor Aufregung. Einen Moment später hörte sie zischende Servomotoren und wusste, dass einer der Kampfdroiden sie entdeckt hatte. Sie duckte sich um eine Ecke und entkam dem Tod nur um Haaresbreite, als ein Hagel von Laserbolzen ein metergroßes Loch in die Gratenitmauer riss.

Der Kampfdroide setzte ihr nach, und hinter ihrem Rücken stanzte seine Blasterkanone weiter schwarze Sterne in das Gebäude. Als Jaina zur nächsten Weggabelung gelangte, nutzte sie die Macht, um einen Felsbrocken den Weg zum Tor hinunterkrachen zu lassen, dann deaktivierte sie ihr Lichtschwert, huschte um die andere Seite des Gebäudes herum und ließ sich mit dem Bauch auf den kalten Weg fallen.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Kampfdroide auftauchte. Jaina fragte sich, ob der Droide trotz ihrer Vorsichtsmaßnahmen mit einem Thermalbildscan ihre Wärmesignatur registriert oder durch eine Schallanalyse womöglich ihren Pulsschlag auffing. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung, versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen.

Von der anderen Seite hörte sie Zekk gegen seinen eigenen Verfolger kämpfen – sein Lichtschwert summte als gedämpfter Kontrapunkt zum Schnellfeuerdonner der Blasterkanone des Kampfdroiden. Sogar noch beunruhigender war die Angst und Unsicherheit, die Jaina durch die Macht spürte, die wachsende Verzweiflung, als der Droide seinen Angriff unbeirrt fortsetzte. Sie fürchtete, dass Zekk es nicht schaffen würde. Zeit, ihrem eigenem Verfolger zu entkommen, um den von Zekk zu überrumpeln.

Das war der Moment, in dem das ferne Brüllen von Atmosphäreneintritten vom Himmel herabdröhnte. Jaina reckte den Hals und entdeckte ein Dutzend heller Abgasspuren, die von den Sternen heranzischten. Einen Moment lang dachte sie, die Ducha würde ein Geschwader Miy’tils nach unten schicken, um die Kampfdroiden zu unterstützen – dann erkannte sie, dass die Raumjäger ein anderes, wichtigeres Ziel hatten.

Jaina zog ihr Kommlink hervor, in der Absicht, ihren Astromech davor zu warnen, dass der StealthX in Kürze unter Beschuss geraten würde; dann hörte sie, wie Servomotoren um die Ecke zischten – genau, wie sie es geplant hatte.

Gleichwohl, der Kampfdroide war ungewöhnlich vorsichtig, nahm sich Zeit, das Gebiet mit seinen Sensoren zu überprüfen, sich über die Möglichkeit eines Hinterhalts sehr wohl im Klaren. Jaina hielt den Atem an und drückte sich dichter gegen den Boden, versuchte, ruhig zu bleiben, ihren Atem und ihren Herzschlag zu verlangsamen. Der Droide hatte vermutlich vom Angriffs- in den Pirschmodus umgeschaltet, und wenn es ihr nicht gelang, ihre Körperfunktionen zu kontrollieren, würden die sie verraten.

In den nächsten paar Sekunden konnte Jaina nichts anderes tun, als auf dem Boden zu liegen und dem lauter werdenden Brüllen der Miy’tils zu lauschen. Das Geräusch von Zekks Lichtschwert verklang, als sich sein Kampf zum Tor hin verschob, und durch ihre Kampfverschmelzung konnte sie seine zunehmende Verzweiflung spüren. Mittlerweile musste er auf die Macht zurückgreifen. In Kürze würde seine Haut zu kribbeln beginnen, weil er zu sehr von der Macht zehrte, und dann würde er einfach aufgeben.

Zekk würde lieber sterben, als das Risiko einzugehen, die Dunkle Seite zu streifen, etwas, das Jaina so frustrierend an ihm fand. Für ihn war etwas entweder richtig oder falsch, gut oder böse, und das machte jede Entscheidung einfach. Entweder man liebte jemanden oder man tat es nicht. Es gab keinen Platz für Ungewissheit, keinen Platz dafür, verwirrt darüber zu sein, wie die eigenen Gefühle aussahen – sich zu fragen, wo die Grenze zwischen einer lebenslangen Freundschaft und Liebe lag. Oder ob es die überhaupt gab.

Schließlich erklangen auf der anderen Seite des Gebäudes metallische Schritte. Jaina blieb, wo sie war, und strengte sich stärker als je zuvor an, ihren Herzschlag und ihren Atem zum Schweigen zu bringen. Der Droide würde gleich in den Scanmodus übergehen.

Weitere Schritte drangen von der anderen Seite des Gebäudes herüber. Jaina erhob sich so lautlos wie möglich, dann schlüpfte sie um die Ecke und sah, wie sich der Kampfdroide einen anderen Weg in Richtung Tor hinabbewegte. Sie folgte ihm, lief so leise, wie es ihr möglich war, hinter ihm her, ihr Lichtschwert noch immer deaktiviert, aber einsatzbereit, um sofort zuzuschlagen.

Sie hatte den Droiden fast erreicht, als er sich herumdrehte, ihr seine Flanke präsentierte und seine roten Fotorezeptoren auf ihr Gesicht richtete. Sein Arm glitt in die Höhe, und Jainas Kehle schnürte sich vor Furcht zusammen, als sie in den Lauf einer Blasterkanone blickte.

Sie ließ sich reflexartig fallen, um weiterzurutschen, und ein Strom farbiger Laserbolzen jagte so dicht über sie hinweg, dass sie spürte, wie ihre Haut aufgrund der Hitze Blasen warf. Der Droide senkte den Arm und brannte kopfgroße Krater ins Pflaster, als er versuchte, sie zu erwischen. Jaina schaltete ihr Lichtschwert ein und rammte die Klinge so fest in sein Knie, wie sie nur konnte.

Das Bein löste sich mit einem Sprühregen aus Funken und Hydraulikflüssigkeit, und der Droide krachte beinahe auf sie drauf. Der Lauf seiner Kanone rammte in den Boden, und er riss sich selbst den Arm ab, als er weiterfeuerte.

Ein Schauer heißen Schrapnells schnitt in Jainas Rücken und Nacken. Sie rutschte weiter, setzte die Macht ein, um sich zu befreien, dann schaltete sie ihr Lichtschwert aus und sprang ein paar Meter weiter den Pfad hinab auf die Füße. Sie umrundete die Ecke unmittelbar vor einer Minirakete, die fünf Meter Gratenitwall in herabstürzende Trümmer verwandelte.

Als Jainas Ohren aufgehört hatten zu klingeln, war sie erleichtert, das Bumm-Bumm-Bumm einer Granatsalve von der anderen Seite der Villa zu vernehmen. Sie tastete durch ihre Kampfverschmelzung nach Zekk und spürte seine Präsenz irgendwo weiter vorn, in der Nähe des Tors. Es ließ sich unmöglich sagen, was genau passiert war, aber den Geräuschen nach hatte er ebenfalls einen Weg gefunden, dem Droiden zuzusetzen, der ihn verfolgte. Allen Unkenrufen zum Trotz würden sie es doch zurück zu den StealthX-Jägern schaffen.

Dann erschütterte eine lange Abfolge von Überschallknallen die Villa, und Jaina blickte auf, um zu sehen, wie die Miy’tils abwärts auf die StealthX zuschossen. Sie zückte ihr Kommlink und öffnete einen Kanal zu ihrem Astromech.

»Sneaker, aktiviere die Schilde. Und sag …«

Sie wurde von einem verneinenden Pfeifen unterbrochen.

Natürlich – mit all dem kalten, geronnenen Treibstoff im System reichte selbst der Kaltstart der Triebwerke nicht aus. »In Ordnung, Sneaker. Tu einfach dein …«

Das bestätigende Fideln des Astromech ging im donnernden Krachen einer detonierenden Rakete unter. Ein gleißender Blitz erhellte den Himmel außerhalb der Villa, dann folgten mehrere weitere Explosionen, jede greller als die letzte – und alle im ungefähren Gebiet der StealthX-Jäger.

Bis die Explosionen schließlich aufhörten, hatte Jaina den vorderen Innenhof der Villa erreicht. Das Tor war geschlossen worden, und die Murgs kratzten mit solcher Panik daran, dass sie das harte Krodium aufgerissen hatten. Zekk stand oben auf der Mauer und starrte in Richtung einer Fahne schwarzen Rauchs. Selbst wenn Jaina seine Frustration nicht gespürt hätte, hätte sie aufgrund des wütenden Schattens, der auf seinem Gesicht lag, gewusst, dass ihre Raumjäger zerstört worden waren.

Ein fernes Brüllen scholl über das Moor, und Jaina schaute auf, um zu sehen, wie die Miy’tils für einen weiteren Überflug wendeten. Sie rannte vorwärts, setzte mit einem Machtsprung über die Murg-Meute hinweg und landete neben Zekk oben auf der Mauer. Wo ihre StealthX-Jäger gewesen waren, befanden sich sechs rauchende Krater.

»Wir sollten lieber von hier verschwinden«, sagte Jaina. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Himmel zu und sah, dass die Miy’tils bereits wieder im Sinkflug auf die Villa zuhielten. »Du hattest recht mit der Ducha – wenn es um Jedi geht, findet sie offenbar nicht, dass irgendetwas zu viel des Guten wäre.«

»Hat sie auch recht«, sagte Zekk düster. »Und wenn wir eine Möglichkeit finden, von dieser Matschkugel zu verschwinden, werde ich es ihr beweisen und sie zur Strecke bringen.«

Anstatt auf der Außenseite der Mauer nach unten zu springen und auf der Suche nach Deckung in die Sümpfe zu laufen, ließ er sich wieder auf der Innenseite der Mauer nach unten fallen und bahnte sich durch die kreischenden Murgs seinen Weg zur Torsteuerung.

»Bist du verrückt?«, rief Jaina von der Mauer aus. »In ungefähr fünf Sekunden lassen diese Miy’tils ihre Bomben fallen!«

»Dann hilf mir, dieses Tor zu öffnen!«

Jaina wollte protestieren, dann wurde ihr klar, dass sie damit bloß Zeit verschwendete. Wie er sonst auch immer sein mochte, Zekk war so gutherzig und mutig, wie ein Jedi nur sein konnte, und nichts würde daran irgendetwas ändern – nicht einmal sie.

»Zekk, manchmal bist du wirklich eine echte Nervensäge.« Sie nutzte die Macht, um ein paar Murgs aus seinem Weg zu schieben, und er erreichte die Torsteuerung. »Und ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt sage, aber das fängt irgendwie an, mir zu gefallen.«

»Sag bloß.« Zekk zog den Schlossknacker aus einem Allzweckgürtel hervor und machte sich an der Torsteuerung zu schaffen. »Sag mir Bescheid, wenn uns die Zeit ausgeht.«

»Warum?« Jaina wandte sich den näher kommenden Miy’tils zu. »Würde das irgendeinen Unterschied machen?«

»Eigentlich nicht«, sagte Zekk. Jaina war überrascht, als der Schlossknacker schon nach wenigen Sekunden ein Erfolg verkündendes Piepsen von sich gab. Die Torflügel schwangen zischend auf, und die Murgs schossen nach draußen, auf das Moor zu. »Aber es ist gut zu wissen, dass du auf mich gewartet hast.«