16. KAPITEL
Luke erwachte mit derselben Besorgnis, die ihn jedes Mal befiel, wenn er von dem Gesicht träumte, seine Brust niedergedrückt vom Gewicht einer nicht erfüllten Pflicht, sein Magen brennend vor Vorahnungen des Versagens. Das Gesicht suchte ihn stets halb verborgen unter einer hochgeschlagenen Kapuze heim, um bloß eine Andeutung der Züge in den Schatten preiszugeben – einen Mund, zu einer schiefen Grimasse der Qual verzerrt; gezackte Brauen, zu einem permanent finsteren Blick der Missbilligung erstarrt; ein Paar ebenholzfarbener Augen, in denen beständige Bösartigkeit leuchtete. Er sah nie genug von dem Gesicht, um zu wissen, ob es jedes Mal dasselbe war, doch die Emotionen kamen stets in der gleichen Reihenfolge: Schmerz, Verachtung, Boshaftigkeit. Luke hatte keine Ahnung, was diese Abfolge bedeutete, aber er war sich sicher, dass es sich um eine Sturmwarnung handelte.
Auf der anderen Seite der eleganten Hauptkabine der Jadeschatten ertönte ein aufforderndes Pfeifen, wo R2-D2 im Schott stand und auf seinen Stützarmen vor- und zurückschaukelte. Luke gestattete sich die Fantasterei, den kleinen Droiden mittels der Macht zurück in den Korridor zu schieben und die Augen wieder zuzumachen. Seit er von Lumiyas Verbindungen zur GGA erfahren hatte, machte er sich solche Sorgen um Ben, dass er kaum Schlaf fand – und wenn er es tat, war er von seinen Träumen so beunruhigt, dass er sich nach dem Aufwachen nie ausgeruht fühlte.
R2-D2 stieß ein ungeduldiges Meckern aus, dann fuhr er seinen Greifarm aus und begann, über den Boden zu rollen.
»Alles in Ordnung – kein Grund für den Rontostoß.« Luke schwang die Beine herum und setzte sich auf die Kante der Koje. »Ich bin wach.«
R2-D2 gab ein zweifelndes Pfeifen von sich, blieb jedoch stehen und fuhr den Greifarm wieder ein, während Luke seine Stiefel anzog. Das beständige Vibrieren des Decks deutete darauf hin, dass die Schatten den Hyperraum verlassen hatte und zügig abbremste, vermutlich im finalen Anflug auf den Planeten Hapes. Luke konnte Maras Ungeduld durch ihre Machtverbindung hindurch spüren, jedoch nicht den Grund dafür. Vielleicht hatte sie Schwierigkeiten, eine Landefreigabe von den hapanischen Streitkräften zu erhalten – oder womöglich war sie auch einfach nur erpicht darauf, Ben dem Einfluss zu entziehen, den Lumiya womöglich auf Jacen und die GGA hatte.
Sobald seine Stiefel zugeschnürt waren, schnappte sich Luke sein Gewand und ging durch den Observationsraum nach vorn. Das kraterbedeckte Antlitz zweier silberner Monde glitt draußen vor dem Steuerbordsichtfenster der Schatten vorbei. Vor dem anderen zogen sich die Ionenschweife von einem halben Dutzend Raumschiffen über das sternengesprenkelte Samt. In der Ferne hing eine weiße, reglose Scheibe – zweifellos einer der Schlachtdrachen, die Hapes nach dem Anschlag auf Tenel Kas Leben überprüften.
Luke marschierte weiter in Richtung Pilotenkanzel, wo sich die wolkenverhangene Scheibe des Planeten direkt vor den Sichtfenstern abzeichnete. Die glitzernden Meere und bewaldeten Inseln waren so schön wie eh und je, doch Luke interessierte sich mehr für den daumengroßen Keil, der langsam auf die Mitte der Kanzelfenster zuglitt. Statt im üblichen Weiß war die Außenhülle des Sternenzerstörers in mattem Schwarz gehalten, während sich unter dem Rumpf die verräterische Kuppel eines Schwerkraftgenerators abzeichnete, und auf halbem Weg den Schiffsrücken hinab ragte ein Tarn-Tubus in die Höhe.
Es war das erste Mal überhaupt, dass Luke den neuen GGA-Sternenzerstörer zu Gesicht bekam. Er gefiel ihm nicht besonders – und besonders gefiel ihm nicht, dass man ihn die Anakin Solo getauft hatte, nach seinem toten Neffen.
Ein Bereich der Cockpitkanzel trübte sich zu einem Spiegel, und Maras Gesicht erschien in der Spiegelung; sie wirkte konzentriert und besorgt. Die Spitze der Schatten stand in leicht schrägem Winkel zu den übrigen Decks des Schiffs, wobei der Pilot unten in der Nase des Cockpits saß, deshalb musste sie ihren Kopf ein wenig nach oben wenden, um seinem Blick zu begegnen.
»Wir haben soeben eine sehr interessante Holoaufzeichnung erhalten«, sagte sie.
»Von Jacen?«
Mara schüttelte den Kopf. »Von Han, übers HoloNetz vom Jedi-Tempel zu uns umgeleitet.«
»Tatsächlich?« Han hob die Brauen. Bevor sie den Jedi-Tempel verlassen hatten, hatte man sie über die »Beteiligung« der Solos an dem Attentatsversuch unterrichtet. »Und geht daraus hervor, dass Klone ihre Gestalt angenommen haben und sie selbst nicht einmal auf Hapes waren, als irgendjemand versucht hat, Tenel Ka zu ermorden? Denn das ist das Einzige, das irgendeinen Sinn ergäbe.«
»Leider nicht«, sagte Mara. »Und es wird bloß noch verwirrender. Han und Leia spionieren die Drahtzieher des Putsches aus.«
»Sie spionieren?« Luke runzelte die Stirn und versuchte, sich auszumalen, was für Ereignisse nötig waren, um die Solos von Corellia zum Tatort des Attentatsversuchs zu führen und sie dann zu Spionen der Galaktischen Allianz werden zu lassen. »Du hast recht, das ist verwirrend – aber das ist normalerweise alles, was Han und Leia machen. Worum ging es in der Nachricht?«
»Sie haben die Identität von einem der Rädelsführer in Erfahrung gebracht«, erklärte Mara. »Han will, dass wir diese Information so schnell wie möglich an Tenel Ka weitergeben.«
Luke blickte vorn zur Kanzel hinaus, wo die Silhouette der Anakin inzwischen unmittelbar vor der Schatten lag. »Warum nehmen wir dann Kurs auf die Anakin?«
»Ich habe versucht, die Mitteilung an Tenel Ka weiterzuleiten. Mein Signal wurde zu Prinz Isolder umgeleitet. Er hat vorgeschlagen, dass ich es noch einmal versuche, nachdem wir an Bord der Anakin waren.«
»Der Anakin?« Luke schloss seine Augen und dehnte sein Machtbewusstsein auf den Sternenzerstörer aus. Es dauerte nicht lange, um die vertraute, nüchterne Präsenz von Tenel Ka auszumachen. »Was macht sie da?«
»Mit Sicherheit Allana beschützen. Ich bezweifle, dass sie Han braucht, um ihr zu sagen, dass es in ihrem Stab einen Verräter gibt – oder dass ihre Tochter ebenso gefährdet ist wie sie selbst.«
»Also wendet sie sich an Jacen«, sagte Luke. Wie so oft war er erschüttert darüber, wie einsam und traurig Tenel Kas Leben geworden war, wie viel sie opferte, um dem Volk ihres Vaters eine stabile und humane Regierung zu bieten. »Ich schätze, das ergibt Sinn.«
Mara nickte. »Wenn du deinen neuen Freunden nicht mehr trauen kannst, wendest du dich an deine alten.« Sie verstummte einen Moment lang, dann fügte sie hinzu: »Besonders, wenn einer davon zufällig ein sehr enger Freund ist.«
Luke hob die Brauen. »Glaubst du, Jacen und Tenel Ka sind ein Paar?«
»Er schleicht sich alle paar Monate davon, um irgendjemanden zu treffen«, sagte Mara.
»Tenel Ka?« Luke runzelte die Stirn und versuchte sich vorzustellen, dass Tenel Ka heimliche Rendezvous mit jemandem hatte, der für ihren Thron so gefährlich war wie Jacen, dann schüttelte er den Kopf. »Vielleicht, wenn sie nicht die Königinmutter wäre. Aber die Sache hat keine Zukunft.«
»Und du glaubst, das würde beide davon abhalten?«
»Vielleicht nicht Jacen«, sagte Luke. »Aber ein Jedi-Liebhaber würde für Tenel Ka zu viele Probleme mit sich bringen. Ein derart törichtes Risiko würde sie nicht eingehen – ganz gleich, was sie für ihn empfindet.«
Maras Miene blieb zweifelnd. »Tenel Ka muss irgendetwas für sich selbst zurückbehalten. Alles andere investiert sie in das Konsortium.«
»In Ordnung, es ist möglich«, sagte Luke. Er verstand nicht, warum er diese Vorstellung so beunruhigend fand; lag es bloß an seinen Befürchtungen in Bezug auf Jacen? Oder gingen seine Bedenken noch darüber hinaus? Vielleicht weckte der Gedanke in ihm die Furcht, dass Lumiyas Verderbtheit schneller um sich griff, als es ihm möglich war, sie in die Schranken zu weisen. »Und das ist umso mehr ein Grund dafür, warum wir keine Mutmaßungen anstellen sollten. Wir könnten damit Tenel Kas Leben in Gefahr bringen.«
»In Ordnung«, sagte Mara, die verstand, was er damit meinte. »Aber kommt dir die Sache mit Allana nicht mal ein kleines bisschen sonderbar vor?«
»Natürlich«, gab Luke zu. »Aber Jacen kann nicht ihr Vater sein. Das Timing stimmt einfach nicht.«
Mara machte einen Schmollmund, der auf ihrem ausdrucksstarken Gesicht vollkommen fehl am Platz wirkte. »Spielverderber.«
»Ich sage ja nur, dass es unmöglich ist.« Mit einem Mal überkam Luke das Bedürfnis, seine Begründung dafür darzulegen – vielleicht, weil Mara ihn dazu gebracht hatte, sich zu fragen, wer Allanas Vater war. »Nach der Schlacht um Qoribu saß Jacen sechs Monate lang in der Akademie auf Ossus fest, zusammen mit dem Rest der beteiligten Jedi-Ritter – und in dieser Zeit muss Allana gezeugt worden sein. Wenn Jacen sich davongestohlen hätte, um Tenel Ka zu besuchen, hätten wir davon erfahren.«
Mara stieß ein übertriebenes, enttäuschtes Seufzen aus. »Spaßbremse.«
»Okay, okay.« Als Luke klar wurde, dass sie ihn aufzog, lächelte er und hob die Hände. »Ich gebe auf. Ich bin sicher, uns fällt eine andere Erklärung dafür ein. Wir wissen, dass er bei Tenel Ka war, als er bei ihr um die Flotte ersucht hat, die sie dann nach Qoribu sandte. Unter Umständen hat ihre Schwangerschaft mit Allana ein ganzes Jahr gedauert.«
Mara wand sich vor teilnahmsvollem Unbehagen. »Jetzt bist du wirklich herzlos.« Sie warf einen Blick auf das Spiegelbild des Co-Pilotensessels. »Setz dich hin. Du siehst aus, als hättest du im Schlaf mit Rancors gerungen.«
»Ich wünschte, es wäre so.« Luke glitt hinter ihr auf den Co-Pilotensitz. »Es war wieder das Gesicht.«
Maras Miene wurde ernst. »Jacen?«
Luke zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Ich sehe es nie deutlich genug.«
»Dann kannst du dir dessen nicht sicher sein.«
»Es war männlich«, entgegnete Luke. Durch die Macht hindurch konnte er fühlen, wie besorgt Mara wegen Ben war, wie sehr ihr die Verbindung zwischen der GGA und Lumiya zu denken gab, die sie entdeckt hatten – deshalb verstand er nicht, warum sie sich nach wie vor weigerte zu sehen, was mit Jacen vorging. »Wer sollte es sonst sein?«
»Genau das ist der Punkt, Luke«, sagte Mara. »Das wissen wir nicht. Bislang besteht die einzige Verbindung zwischen Jacen und Lumiya, die wir haben, aus einigen Hinweisen, die darauf hindeuten, dass sie mit der GGA zusammenarbeitet.«
»Das findest du nicht beunruhigend?«
»So sehr wie einen Gundark im Streichelzoo«, entgegnete Mara. Sie wandte den Blick wieder der Anakin Solo zu, die in der Mitte der Kanzelfenster beständig größer wurde. »Aber es ist ein großer Unterschied zwischen Vermutung und Tatsache. Was, wenn Lumiya nicht für die GGA arbeitet? Was, wenn jemand bei der GGA für sie arbeitet?«
»Du denkst, sie hat einen von Jacens Untergebenen auf ihre Seite gezogen?«
»Ich denke, dass wir allen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossen sein müssen«, korrigierte Mara. »Du lehnst es ab, was Jacen mit der GGA macht, also bist du dazu prädestiniert, das Schlimmste anzunehmen. Alles, was ich sage, ist, dass wir unser Urteilsvermögen nicht von Gefühlen beeinträchtigen lassen dürfen.«
Luke schwieg einen Moment, dann stieß er einen langen Atemzug aus. »Du hast recht – vielleicht rechne ich mit dem Schlimmsten, weil mir Jacens Methoden nicht gefallen. Allerdings sollten wir uns deinen Ratschlag beide zu Herzen nehmen, weißt du. Ich glaube, dass du einfach nicht sehen willst, was mit Jacen geschieht, weil er derjenige ist, der Ben davon überzeugt hat, sich nicht vor der Macht zu verstecken.«
Mara nickte. »Schuldig im Sinne der Anklage«, sagte sie, den Blick weiter nach vorn gerichtet. »Deshalb müssen wir diese Sache gemeinsam durchziehen, Skywalker. Wir müssen gegenseitig dafür sorgen, dass wir aufrichtig bleiben … und wenn uns nicht gefällt, was wir herausfinden, werden wir einander mehr brauchen, als jemals zuvor.«
Ihr Tonfall ließ Luke die Stirn runzeln. »Was willst du damit sagen?«
»Du weißt, was ich damit meine, Skywalker«, erwiderte sie. »Wenn du recht hast – wenn Jacen mich zur Närrin gehalten hat –, wird es nicht leicht sein, mit ihm fertig zu werden. Das schaffen wir bloß mit vereinten Kräften.«
Luke hob die Brauen, überrascht von der Eiseskälte in Maras Stimme. »Was ist mit diesem Gefühl der Gewissheit, das du neulich in der Sparringarena gehabt hast? Du hast gesagt, wir müssten zulassen, dass Ben seinem eigenen Weg folgt. Dass du denkst, die Macht hätte Ben aus einem bestimmten Grund zu Jacen geführt.«
»Das denke ich immer noch«, sagte Mara. »Aber auch wir haben einen Weg, dem wir folgen müssen. Vielleicht laufen unser aller Wege zusammen – wenn sich Bens Pfad schließlich mit unserem vereint.«
»Bloß Bens?«, fragte Luke. Er spürte etwas von der alten Ruchlosigkeit in Mara, etwas von ihrem alten Attentäterinstinkt – und das machte ihm Angst. »Was ist mit Jacen?«
»Wenn ich mich irre, liegt vor Jacen kein Weg mehr«, sagte Mara. »Dann müssen wir ihm ein Ende setzen.«
»Jetzt glaube ich, bist du diejenige, die das Schlimmste annimmt. Ich mache mir Sorgen um Jacen, aber ich bin nicht bereit, ihn zu töten.«
»Dann bist du nicht realistisch. Wenn er mit Lumiya gemeinsame Sache macht, haben wir keine andere Wahl. Ich werde nicht zulassen, dass er Ben auf diesem Weg mitnimmt, den er geht.«
»Natürlich nicht – aber was auch immer aus Jacen geworden ist, es hängt mit dem zusammen, was geschehen ist, nachdem er von den Yuuzhan Vong gefangen genommen wurde – und ich bin derjenige, der ihn auf diese Mission geschickt hat.« Luke hielt inne. Noch immer haderte er mit seiner Entscheidung, die seinen Neffen Anakin und so viele andere junge Jedi-Ritter das Leben gekostet hatte – und noch immer fragte er sich, was er sonst hätte tun können, um die Jedi zu retten. »Ich werde Jacen nicht aufgeben, bloß weil er vom Weg abgekommen ist. Wenn er unter Lumiyas Fittiche geraten ist, werde ich ihn wieder unter meine zurückbringen.«
Maras Blick glitt zurück zu Lukes Spiegelbild im verspiegelten Teil der Kanzel. »Warum überrascht mich das nicht?«
Luke ließ ein unschuldiges Lächeln aufblitzen. »Weil du daran gewöhnt bist, dass ich das Unmögliche möglich mache?«
Mara seufzte. »Irgendwas in der Art.« Sie schaute zurück zur Anakin, die sich nun als armlanger, keilförmiger Umriss vor dem funkelnden Wasser eines hapanischen Ozeans abzeichnete. »Aber du solltest besser nicht versuchen, Lumiya ebenfalls zu erlösen. Bei Exfreundinnen hört der Spaß für mich auf.«
»Keine Sorge«, beschwichtigte Luke. »Selbst ich bin nicht so naiv. Lumiyas Ende ist besiegelt.«
Der Kommkanal quäkte, als die Raumkontrolle der Schatten die Anflugerlaubnis erteilte. In den nächsten paar Minuten waren sie damit beschäftigt, Kurskorrekturen durchzuführen und Identifikationsnachweise zu übermitteln, während die dunkle Masse der Anakin in der Kanzel beständig weiter anwuchs. Zwei XJ5-ChaseX-Jäger flogen vorbei, um ihre Identität visuell zu bestätigen, ehe sie Mara dadurch verwirrten, dass sie kehrtmachten und direkt hinter der Schatten in Abschussposition gingen.
Als die Schatten schließlich so dicht herangekommen war, dass sie vor sich nichts anderes mehr ausmachen konnten als die dunklen Schichten der klotzigen Aufbauten des Sternenzerstörers, erteilte die Raumkontrolle ihnen die Freigabe, im Kommandohangar zu landen. Ihr Schiff ging neben dem Horizont aus schwarzem Durastahl runter, der den Rumpf der Anakin bildete, dann drehte es nach achtern zu einer kleinen Landebucht hin ab, die von zwei Vierlingslaserkanonengeschütztürmen gesichert wurde.
Mara benutzte die Höhenschubdüsen, um durch den Schutzschild in den Hangar zu steigen, wo sie eine Abfolge von Leuchtfeuern zum ihnen zugewiesenen Landeplatz dirigierte.
Die Schatten hatte kaum aufgesetzt, als auch schon eine Ehrengarde aus zwanzig GGA-Soldaten aus einer Zugangsluke auftauchte. Sie stellten sich gegenüber in zwei Reihen auf, um einander anzusehen, und einen Moment später erschien Jacen und marschierte mit großen Schritten die Gasse zwischen ihnen hinab. Ein schwarzer Umhang fiel von den Schultern seiner schwarzen Colonelsuniform herab.
»O Mann«, sagte Mara und löste ihr Sicherheitsgeschirr. »Ob er weiß, wem er ähnlich sieht?«
»Er weiß es, wenn er sich die Mühe machen würde, in den Spiegel zu schauen.« Luke war enttäuscht, dass ihr Sohn Jacen nicht begleitete, wenn auch alles andere als überrascht. Als er seine mentalen Fühler ausgestreckt hatte, um zu erfahren, ob sich Tenel Ka an Bord der Anakin befand, hatte er Bens Präsenz nicht wahrgenommen. »Ich hoffe bloß, das ist keine Absicht. Sonst könnte er genauso gut in einem Rekrutierungsholo für corellianische Terroristen auftreten.«
Während sie die Systeme der Schatten runterfuhren, weitete Luke sein Machtbewusstsein auf den gesamten Sternenzerstörer aus, suchte nach irgendeinem Hinweis darauf, dass Lumiya an Bord war. Dicht bei Tenel Ka gewahrte er eine zweite Präsenz, in der die Macht sehr stark zu sein schien – ihre Tochter Allana, vermutete er –, aber nichts, das dunkel genug war, um Lumiya zu sein. Natürlich hatte das nicht viel zu bedeuten. Jacen stand dort direkt vor ihnen, und seine Präsenz konnte Luke auch nicht wahrnehmen.
Sobald alle Systeme auf Bereitschaft waren, gingen sie nach achtern und stellten fest, dass Jacen am Fuß der Zugangsrampe auf sie wartete. Sein Gesicht war blass und zerfurcht, und die lila Ringe unter seinen Augen wiesen darauf hin, dass er nicht gut geschlafen hatte, wenn überhaupt. Er verneigte sich erst vor Mara, dann vor Luke.
»Die Meister Skywalker, willkommen an Bord der Anakin Solo.« Jacens Stimme klang aufrichtig warm, doch es war unmöglich, seine wahren Gefühle zu lesen. »Was für eine angenehme Überraschung.«
»Das zu beurteilen, solltest du dir vielleicht für später aufsparen«, sagte Mara. »Wir müssen uns unterhalten.«
»Natürlich.« Jacen blieb am Fuß der Zugangsrampe stehen, ohne Anstalten zu machen, sie auch nur einen Schritt weiter an Bord zu lassen. »Ist alles in Ordnung?«
»Es wäre besser für dich, dass dem so ist«, sagte Luke. »Wo ist Ben?«
»Auf einer Mission«, erwiderte Jacen. »Er befindet sich im Moment in einer Zone ohne Kommempfang, aber falls es wichtig ist, könnte ich jemanden losschicken …«
»Darüber reden wir später – ungestört.« Luke hatte Mühe, seine Stimme ruhig zu halten. Angesichts des Umstands, dass Lumiya frei herumlief, behagte ihm der Gedanke nicht, dass Ben überhaupt auf irgendeiner Mission war, ganz gleich wo. »Zunächst müssen wir mit der Königinmutter sprechen. Wir haben eine dringende Nachricht für sie.«
Jacens Augen weiteten sich vor Überraschung. »Für Tenel Ka?«
»Sofort, Jacen«, sagte Luke. »Und wir brauchen einen Holoprojektor.«
Jacen stieß den Atem aus. »Sehr wohl.« Er trat beiseite und führte sie und R2-D2 durch den Gang zwischen den Ehrengardisten. »Bitte, verzeiht meine Zurückhaltung, aber sie hat mich darum gebeten, ihre Anwesenheit vertraulich zu behandeln. Abgesehen von der Hofmeisterin, die sie mitgebracht hat, ist Prinz Isolder der einzige Hapaner, der weiß, dass sie sich an Bord befindet.«
Sie traten durch ein Schott in eine kleine Empfangshalle, wo vier GGA-Soldaten bei einer Reihe von Liftröhren Wache standen. Neben den meisten Röhren befand sich ein kleines Schild, auf dem der Zielort angegeben war, etwa MASCHINENRAUM oder KOMMUNIKATIONSZENTRALE. Am hinteren Ende der Halle jedoch befand sich eine Röhre, die nicht gekennzeichnet war, groß genug für fünf Personen.
»Damit geht’s nach unten in den Inhaftierungsblock«, erklärte Jacen, dem nicht entgangen war, dass Luke die Röhre aufgefallen war. »Wir haben festgestellt, dass Gefangene wesentlich weniger Gegenwehr leisten, wenn ihnen nicht bewusst ist, dass sie das Ende ihrer Reise erreicht haben.«
»Sehr … praktisch«, sagte Luke und versuchte, sich nicht davon beunruhigen zu lassen, wie professionell sein Neffe geworden war, wenn es um die Kunst von Gefangenschaft und Verhör ging. »Ich nehme an, das führt zu weniger Nachfragen durch die Gefangenen.«
Jacen nickte. »Auch das.«
Ein Schauder des Abscheus ließ Lukes Rückgrat hinab, doch falls Mara Jacens offenkundige Gleichgültigkeit gegenüber dem Wohl seiner Gefangenen irgendwie beunruhigte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie folgte ihm einfach durch die Halle zu einem Aufzug, der mit BRÜCKE beschriftet war, dann trat sie in die Röhre und verschwand nach oben, außer Sicht.
Jacen wandte sich an Luke. »Nach dir.«
Luke winkte R2-D2 vor sich in den Aufzug, dann folgte er ihm, ohne etwas zu erwidern. Sein Magen sackte nach unten, als die Wände der Röhre so schnell vorbeizischten, dass sie verschwammen. Einen Moment später trat er in einen spartanischen Durastahlvorraum hinaus, wo eine weitere Abordnung von GGA-Wächtern bei mehreren Schotts Wache hielt, die in ein Labyrinth blauweißer Korridore führten.
Eine Transparistahlwand – die einzige, die keinerlei Öffnungen aufwies – ragte über das Flugdeck eine Etage unter ihnen auf. Die meisten der Offiziere dort unten trugen noch immer die normalen blaugrauen Uniformen der Sternenzerstörerbesatzungen der Galaktischen Allianz, aber Luke konnte nicht umhin, die Aura von Stolz und Entschlossenheit zu bemerken, die sie in die Macht abstrahlten. Was auch immer Jacen sonst für Fehler haben mochte, er war eindeutig ein guter Anführer.
Jacen trat hinter Luke aus dem Aufzug und sprach mit einem ebenholzhäutigen Soldaten, der ihnen direkt gegenüberstand. »Sergeant Darb, begeben Sie sich mit einer Eskorte ins Lagezentrum, und informieren Sie die Königinmutter darüber, dass die Meister Skywalker gern mit ihr reden würden. Wir werden im Besprechungsraum warten.«
»Sehr wohl, Colonel.« Der Sergeant salutierte zackig und verschwand, um den Befehl auszuführen.
Jacen wandte sich vom Flugdeck ab und führte R2-D2 und die Skywalkers einen kurzen Korridor entlang in einen hochmodernen Besprechungsraum mit einer großen Holokommeinheit am einen Ende eines abgesenkten Rednerpodiums. Der Bereich war von einem Kreis aus Fließformsesseln umgeben; bei jedem war eine Schalttafel in die Armlehne eingebaut, um individuelle Kommeinheiten, Vidschirme und sogar automatische Kaffspender zu bedienen.
Jacen ging zu einem Sessel am anderen Ende des Ovals, dann drehte er sich um, um Luke und Mara anzusehen. »Ich fürchte, es wird ein paar Minuten dauern, bis Sergeant Darb mit der Königinmutter eintrifft. Nach dem Anschlag auf ihr Leben bestehe ich selbst an Bord der Anakin auf Level-5-Sicherheitsprotokolle.«
»Das kann mit Sicherheit nicht schaden«, sagte Mara. »Nach dem zu urteilen, was ich bislang wahrgenommen habe, scheint deine Besatzung außerordentlich konzentriert und wachsam zu sein – beinahe fanatisch. Es ist schwer vorstellbar, dass ein Attentäter lange genug unentdeckt bliebe, um die Sicherheitsvorkehrungen zu überwinden.«
»Vielen Dank. Das von dir zu hören, Tante Mara, betrachte ich als großes Kompliment.« Er nahm Platz und wies einladend auf zwei nahebei stehende Sessel. »Über die Armlehnenanzeige hat man Zugriff auf eine Getränkekarte, falls ihr etwas möchtet.«
Luke blieb stehen. »Danke, aber wir sind nicht durstig.«
»Ich verstehe.« Jacens Gesichtsausdruck wandelte sich von freundlich zu enttäuscht, und er rutschte zum Rand seines Sessels vor. »Warum kommen wir dann nicht auf das zu sprechen, was immer dir auf dem Herzen liegt? Ich weiß, dass du meine Methoden missbilligst, aber die Feindseligkeit, die ich spüre, geht darüber hinaus, und das schmerzt mich. Ihr und Ben seid die einzige Familie, die ich noch habe.«
»Das ist mit Sicherheit nicht wahr«, widersprach Mara. »Was ist mit Jaina und deinen Eltern?«
»Ihr wisst, wie angespannt meine Beziehung zu Jaina war«, sagte Jacen. »Ich fürchte, ihre Befehlsverweigerung bei Corellia hat dem schließlich den Rest gegeben. Wir reden nicht miteinander, und ich nehme an, dass sich daran auch nichts mehr ändern wird.«
»Vielleicht lägen die Dinge anders, wenn du sie nicht vors Kriegsgericht gebracht hättest«, merkte Luke an.
»Was hätte ich denn tun sollen? In die andere Richtung schauen, weil sie meine Schwester ist?« Jacens Stimme wankte, aber seine Miene blieb selbstbewusst und sein Blick gelassen. »Die Galaktische Allianz kann nicht überleben, wenn ihre Anführer denken, sie können tun und lassen, was sie wollen. Genau das ist der Grund dafür, warum Corellia denkt, es müsste nicht nach denselben Gesetzen leben wie der Rest der Allianz. Die Regeln gelten entweder für alle, oder für niemanden.«
Luke brauchte die Macht nicht, um die Überzeugung hinter den Worten seines Neffen zu spüren. Sie strahlte von Jacen ab wie Hitze von einem Stern, um jeden in seiner Nähe in ihrem Schein zu baden – und ohne Zweifel all jene zu verbrennen, die zu nah herangingen.
»Was ist mit deinen Eltern?«, fragte Mara. »Wendest du dich von ihnen ab, weil sie deine Ansichten nicht teilen?«
»Überhaupt nicht. Ich wende mich von ihnen ab, weil sie versucht haben, das Oberhaupt eines Mitgliedsstaates der Allianz zu ermorden – jemanden, der für sie immer eine Freundin war.« Jacen erhob sich. »Meine Eltern sind Terroristenabschaum, und das ist der Grund, warum ich ihnen den Rücken zugekehrt habe.«
Das Feuer in Jacens Augen war gleichermaßen gepeinigt wie intensiv, und Luke begriff endlich, wie einsam sein Neffe wirklich war. Er hatte seinen jüngeren Bruder während des letzten intergalaktischen Kriegs verloren und sich in dem Versuch, einen weiteren zu verhindern, von seiner Schwester und seinen Eltern losgesagt. In seinem unerschütterlichen Kampf gegen das Böse, von dem er die Galaxis bedroht sah, würde er auch seine Beziehung zu seiner Tante und seinem Onkel aufgeben, wenn es ihm als notwendig erschien.
Wie die Yuuzhan Vong, die ihn einst gefangen gehalten hatten, war Jacen mittlerweile bereit, jedes Opfer zu bringen – und genau wie sie war er unduldsam mit allen, die seine Hingabe nicht teilten. Jacen Solo war nicht gefallen, weil er selbstsüchtig war, wurde Luke klar, sondern weil er selbstlos war.
»Jacen, ich weiß, dass das Verhalten deiner Eltern verwirrend ist«, sagte Mara. »Aber du musst auf deine Gefühle vertrauen …«
»Überlass es Jacen, seine Eltern selbst zu beurteilen«, unterbrach Luke. Ihre einzige Hoffnung darauf, Jacen auf den rechten Weg zurückzuführen, bestand darin, ihn zu schockieren – ihn selbst erkennen zu lassen, wie vollkommen falsch er lag. »Im Moment interessiere ich mich mehr dafür, wo Ben ist.«
»Er befindet sich an Bord eines Aufklärungsskiffs«, entgegnete Jacen. »Ich würde euch ja anbieten, eine Holokomm-Verbindung zu ihm herzustellen, aber sie sind in den Vergänglichen Nebeln.«
»Was macht Ben in den Vergänglichen Nebeln?«, wollte Mara wissen.
»Nach Jaina und Zekk suchen«, antwortete Jacen. »Sie sind nach Terephon gereist, um eine Nachricht von Tenel Ka zu überbringen, und sind bislang nicht zurückgekehrt. Ich habe das Aufklärungsskiff ausgesandt, um dem nachzugehen, und Ben ist mitgeflogen, um zu sehen, ob er womöglich dabei helfen kann, sie durch die Macht zu finden.«
Maras Stimme wurde scharf. »Allein?«
»Selbstverständlich nicht. Wie ich bereits sagte, ist er an Bord eines Aufklärungsskiffs – mit einer ausgezeichneten Besatzung.« Jacon runzelte besorgt die Stirn. »Stimmt irgendwas nicht?«
»Habe ich dich nicht davor gewarnt, dass Lumiya zurückgekehrt ist?« Lukes Tonfall war ebenso schneidend wie Maras. »Dass ich fürchte, sie könnte versuchen, sich durch ihn an mir zu rächen?«
»Doch«, sagte Jacen. »Aber das war auf Coruscant. Ich glaube nicht, dass es hier draußen irgendetwas gibt, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
»Warum nicht?«, forschte Mara. »Weil du dir sicher bist, dass Lumiya nicht an ihm interessiert ist?«
»Woher soll ich das denn wissen?«, fragte Jacon aufgebracht.
»Jacen, wir haben Lumiyas Apartment gefunden«, sagte Luke. »Wir wissen, dass sie mit dem GGA zusammenarbeitet.«
Jacens Augen weiteten sich. Angesichts der Thematik war das keine unangemessene Reaktion, aber Luke wünschte dennoch, sein Neffe wäre nicht so gut darin gewesen, seine Gefühle in der Macht zu verbergen.
»Du glaubst vielleicht, du würdest sie benutzen, um deine Ziele zu verfolgen«, fuhr Luke fort. »Aber damit machst du dir selbst etwas vor. Lumiya hat stets ihre eigenen Pläne …«
»Wie sollte sie wohl für die GGA arbeiten?«, unterbrach ihn Jacen. »Ich habe sie mit Sicherheit nicht in Uniform gesehen.«
»Beleidige uns nicht, indem du es abstreitest«, sagte Mara. »Sie hat in einem GGA-Versteck gewohnt, und sie hatte Zugriff auf GGA-Dateien über die Partei des Wahren Sieges.«
»Dann ist sie diejenige, die die Bothaner ermordet hat?«, fragte Jacen. »Warum? Was würde es ihr bringen, den Krieg noch weiter auszuweiten?«
»Du ziehst dich nicht aus der Affäre, indem du das Thema wechselst«, sagte Luke. Es war unmöglich zu sagen, ob Jacens Überraschung aufrichtig oder gespielt war – deshalb nahm Luke an, sie war gespielt. »Wir wissen, dass sie irgendwo in der Nähe ist. Sie hat ihr Apartment am selben Tag aufgegeben, an dem die Anakin Coruscant verließ.«
»Ihr glaubt, sie ist uns gefolgt?« Jacen ließ sich in seinen Sessel fallen und drückte einen Knopf. »Die Anakin muss hier vor Ort bleiben, um Königinmutter Tenel Ka zu unterstützen, aber ich werde persönlich ein Skiff nehmen …«
»Wir werden uns selbst darum kümmern«, sagte Mara. »Wenn das hier vorbei ist, wird Ben mit uns nach Coruscant zurückkehren.«
»Glaubst du, das ist klug?« Das Kommlicht auf der Armlehne von Jacens Sessel blinkte auf, aber er ignorierte es und sprach weiter mit Mara. »Das würde lediglich Bens Ausbildung unterbrechen, und falls Lumiya tatsächlich versucht, an ihn heranzukommen, wird es ihr leichter fallen, ihm auf Coruscant nachzustellen.«
»Ben ist fertig mit der GGA«, sagte Luke. »Mir ist noch nicht klar, was Lumiya mit der GGA zu schaffen hat, aber ich weiß, dass dem so ist. Meine Entscheidung ist endgültig.«
Jacens Miene fiel in sich zusammen. »Nun denn.« Er deaktivierte die Kommeinheit, dann sammelte er sich und fuhr fort. »Auf Roqoo gibt es ein Betankungsdepot, gleich außerhalb der Nebel. Ihr könnt euch dort mit ihm treffen.«
»Vielen Dank«, sagte Mara.
Jacen nickte geistesabwesend, dann sagte er: »Ich hoffe, ihr werdet mir zumindest die Einzelheiten eurer Ermittlungen mitteilen. Falls jemand unter meinem Kommando mit Lumiya unter einer Decke steckt, muss ich das wissen.«
»Natürlich. Tresina Lobi hat bereits seit einer ganzen Weile versucht, Lumiya aufzuspüren.« Luke gab eine leicht veränderte Version der Ereignisse zum Besten, teilweise weil er herausfinden wollte, wie viel Jacen wirklich über Lumiyas Verhältnis zur GGA wusste. »Offensichtlich ist Lobi das auch gelungen, da wir ihre Leiche an dem Morgen auf dem Gemeinschaftsplatz gefunden haben, als du nach Hapes aufgebrochen bist.«
»Auf dem Gemeinschaftsplatz?« Diesmal war Jacens Überraschung echt; Luke spürte es durch die Macht. »Meisterin Lobi ist tot?«
»Das ist richtig«, sagte Mara. Obwohl ihre Antwort beiläufig klang, konnte Luke durch ihr Machtband spüren, wie eingehend sie Jacen musterte. »Sie hatte dem Tempel allerdings bereits die Adresse von Lumiyas Apartment übermittelt.«
Maras Bericht der Ereignisse entsprach sogar noch weniger der Wahrheit als der von Luke – und verwirrte Jacen noch wesentlich mehr. Es gelang ihm kaum, eine Erwiderung zu murmeln. »Wie … bedauerlich.«
Luke versuchte gerade zu bestimmen, wie sie am besten vorgehen sollten – wie sich Jacen am besten aus der Reserve locken ließ, damit sie ihn weiter unter Druck setzen konnten –, als sich die Kabinentür mit einem Zischen öffnete. Tenel Ka kam herein; sie trug einen Eletrotex-Flugoverall, so eng geschnitten, dass deutlich zu sehen war, dass ihr körperliches Training so intensiv wie eh und je war. Sie kam zu Luke und Mara herüber, und ihr strahlendes Lächeln stand in deutlichem Widerspruch zu der Anspannung und Besorgnis, die sie in der Macht umgab.
»Mister Skywalker! Danke, dass Ihr gekommen seid.« Sie umarmte Luke, dann tat sie dasselbe mit Mara. »Euer Besuch ist unerwartet, aber höchst willkommen. Wir können alle Hilfe brauchen, die wir bekommen können.«
»Vielen Dank, Eure Majestät«, sagte Luke. »Bedauerlicherweise führt uns eine andere Angelegenheit hierher.«
»Allerdings haben wir eine Nachricht für Euch, von der ich überzeugt bin, dass sie sich als sehr hilfreich erweisen wird«, fügte Mara hinzu.
»Ich hoffe, dazu gehört die Mittelung, wann die Verstärkung der Allianz eintrifft.« Die Frau, die das sagte, stand noch immer im Türrahmen der Kabine, um Tenel Ka dann mit einem halben Dutzend Schritten Abstand zu folgen. Sie war groß und wirkte überheblich, hatte eine lange Nase und einen Mund, dessen Winkel permanent nach unten zeigten. »Nachdem wir der Galaktischen Allianz so viele unserer Flotten ausgeliehen haben, haben wir unseren Feinden gegenüber einen entsetzlichen Nachteil.«
Tenel Kas Gesicht rötete sich, aber sie drehte sich um und deutete höflich auf die Frau. »Meister Skywalker, erlaubt mir, Euch meine Hofmeisterin vorzustellen, Lady Galney, die jüngere Schwester der Ducha Galney von Terephon.«
Luke fiel auf, dass der Name derselbe war wie der des Planeten, zu dem man Ben geschickt hatte, verbeugte sich aber dennoch vor Galney und hielt sich mit einer Bemerkung zu diesem offensichtlichen Zufall zurück.
»Staatschef Omas und Admiralin Niathal stellen eine gewaltige Verteidigungsflotte auf«, sagte er. »Es sollte möglich sein, dass sie in einer Woche von Coruscant aufbricht.«
»In einer Woche!«, stieß Lady Galney hervor. »Bis dahin werden die Usurpatoren die Hyperraumbahnen vermint haben und Hapes selbst angreifen.«
»Es gibt keinen Grund, sich wegen der Minen Sorgen zu machen, Lady Galney«, erklärte Mara. »Die Allianzflotten sind bestens ausgerüstet, um damit fertigzuwerden. Sobald die Verteidigungsflotte unterwegs ist, werden die Usurpatoren sie nicht lange aufhalten können.«
»Natürlich werden sie das nicht.« Tenel Kas Stimme vermittelte mehr Zuversicht, als Luke durch die Macht in ihr spürte. »Ist dies die Nachricht, die Ihr erwähnt habt?«
»Um ehrlich zu sein, nein«, sagte Luke. »Diese Nachricht ist allein für Eure Ohren bestimmt.«
Er warf einen taktvollen Blick in Lady Galneys Richtung, doch sie grinste bloß und blieb, wo sie war. »Ich bin die ranghöchste Ratgeberin der Königinmutter. Um meine Pflichten angemessen zu erfüllen, muss ich hören, was immer sie hört.«
»In diesem Fall bin ich mir sicher, dass sie Sie später darüber unterrichten wird.« Mara fasste die Frau am Arm und begann, mit ihr auf die Tür zuzugehen. »Unsere Anweisungen waren in dieser Hinsicht eindeutig.«
Jacen erhob sich. »In diesem Fall sollte ich vielleicht ebenfalls lieber …«
»Nein, du bleibst hier.« Luke bedeutete ihm, wieder in seinem Sessel Platz zu nehmen. »Du musst das hier noch dringender sehen als Tenel Ka.«
Jacen hob die Brauen, dann kehrte er zu seinem Sitzplatz zurück. Mara schob Lady Galney zur Tür hinaus und trug Sergeant Darb auf, sie zurück zu ihren Quartieren zu geleiten.
»Bitte, verzeiht mir, Eure Majestät«, sagte Luke zu Tenel Ka. »Aber es besteht die Möglichkeit, dass jemand in Eurem unmittelbaren Umfeld ein Verräter ist.«
Tenel Ka nickte. »Ja, entsprechende Warnungen habe ich bereits erhalten – auch wenn ich nicht glaube, dass es sich dabei um Lady Galney handelt.« Sie lächelte. »Ich kann noch immer fühlen, wenn jemand mich anlügt, wisst Ihr? Sie ist vielleicht eine Närrin, aber zumindest eine aufrichtige.«
»Das heißt nicht, dass Ihr ihr Eure Geheimnisse anvertrauen solltet.« Mara trat wieder neben Tenel Ka. »Jeder, der sich so nachdrücklich für die Angelegenheiten einer anderen Person interessiert, behält solche Informationen selten für sich.«
»Und genau darauf baue ich. Jetzt, wo sich die Anakin Solo im Orbit von Hapes befindet, brauche ich jemanden an meiner Seite, der den Gerüchtemachern zuträgt, dass ich nicht mit ihrem Jedi-Kommandanten geschlafen habe.« Tenel Ka warf einen Blick in Jacens Richtung und lächelte erneut. »Abgesehen davon ist ihre Schwester, die Ducha Galney, eine meiner loyalsten Adeligen. Es ist meinen Zwecken dienlich, den Eindruck einer besonderen Beziehung zu Lady Galney zu erwecken.«
Luke schnaubte. »Euer Leben ist ein Irrgarten, Eure Majestät. Ich weiß nicht, wie Ihr Euch darin zurechtfindet.«
»Weil ich gut darauf vorbereitet wurde, Meister Skywalker«, sagte Tenel Ka feierlich. »Und ich danke Euch jeden Tag aufs Neue dafür.«
Luke errötete wahrhaftig, aber er blieb gefasst genug, um zu erwidern: »Und Ihr habt mich stets mit großem Stolz erfüllt, Tenel Ka.«
»Auch wenn wir enttäuscht darüber sind, dass wir Allana bislang noch nicht kennengelernt haben«, fügte Mara ernst hinzu. »Ich vertraue darauf, dass sich das ändert, bevor wir heute abreisen.«
Jacen ging sichtlich alarmiert um die Sessel herum. »Das wird nicht …«
»Vielleicht«, sagte Tenel Ka. »Aber, wie Jacen gerade sagen wollte, hat der Attentatsversuch Allana sehr mitgenommen – besonders, da eine Jedi daran beteiligt war. Vielleicht ist es am besten, wenn wir es auf ein andermal verschieben.«
Luke und Mara wechselten einen verwirrten Blick. Vielleicht hatte der Angriff Allana tatsächlich traumatisiert. Oder war an den Gerüchten über ihre Missbildung etwas dran? So oder so blieb ihnen keine andere Wahl, als Tenel Kas Entscheidung zu akzeptieren.
»Es tut mir leid, das zu hören«, sagte Luke. »Ich habe mich schon darauf gefreut, sie kennenzulernen.«
»Allerdings klärt die Botschaft womöglich einige Dinge über Leias Beteiligung an dem Anschlag.« Maras Stimme barg einen Hauch von Gereiztheit, als wäre sie der Ansicht, dass Tenel Ka es besser hätte wissen müssen, als zu denken, dass die Solos wirklich versucht hätten, sie zu töten. Sie nutzte die Macht, um R2-D2 in den Rednerbereich abzusenken, dann sagte sie: »Spiel Hans Nachricht ab.«
R2-D2 bestätigte die Anweisung mit einem Piepsen, dann rollte er zur Holokomm-Einheit und stöpselte seinen Schnittstellenarm in eine Datenbuchse. Über dem Projektionsfeld erschien ein rosiger Schemen, der sich rasch zu einem Abbild von Hans Gesicht klärte. Seine Haut war blass und wächsern vor Betroffenheit, und sein Mund war zu einer Grimasse des Schmerzes verzerrt.
Luke spürte sofort einen Stich der Besorgnis – Mara hatte ihn nicht davor gewarnt, dass Han verwundet war –, aber als er einen flüchtigen Blick zu seinem Neffen hinüberwarf, waren Jacens Augen hart und schmal.
»Hör zu, Kumpel.« Hans Stimme war dumpf und rasselnd, als wollte er vermeiden, dass jemand zufällig mithörte. »Ich habe nicht viel Zeit – wir haben jemanden an Bord, der hiervon nichts erfahren darf – aber ich möchte, dass du dieses Holo an Tenel Ka weiterleitest … Und nur an Tenel Ka. Jemand, der ihr nahesteht, ist ein Verräter, und es könnte uns allen schlecht ergehen, wenn diese Nachricht den falschen Leuten in die Hände fällt.«
Das Bild veränderte sich zum Profil einer schönen Hapanerfrau mit langen, brünetten Locken und hohen Wangenknochen. Sie schien sich über etwas zu beugen – Luke glaubte, dass es sich womöglich um eine Bank oder einen Tisch handelte, bis er sah, wie sie eine Tube Baktasalbe aus einer Schublade auf der Medistation des Falken nahm.
Hans Stimme fuhr fort: »Dies ist eine Frau namens Morwan, aber das ist womöglich bloß ein Deckname. Bei der Schlacht von Qoribu war sie Feldchirurgin an Bord der Kendall. Wir sind ziemlich sicher, dass sie in den Diensten der AlGray-Familie von den Relephon-Monden steht, und sie ist die Vermittlerin zwischen dem Legats-Gremium – so bezeichnen sich die Adeligen, die hinter dem Putsch stecken – und der Attentäterin, die mit uns geflohen ist.«
Das Gesicht der Frau wurde zu einer Komplettansicht, und daraufhin sah sie sogar noch eindrucksvoller aus, mit vollen Lippen und sanften, leicht schräg stehenden Augen.
Han sprach weiter. »Wir haben gehört, wie sie der Attentäterin auftrug, sich zuerst um Allana zu kümmern.«
Das Bild der Frau verschwand, und wieder erschien Hans Gesicht, das sogar noch gequälter wirkte als einen Moment zuvor. »Luke – Tenel Ka muss diese Bedrohung ernstnehmen. Der Name der Attentäterin ist Aurra Sing …«
Luke war so schockiert, dass er Hans Stimme vorübergehend ausblendete. Er kannte Aurra Sings Namen aus den Aufzeichnungen des alten Jedi-Ordens, die er im Laufe der Jahre zusammengetragen und studiert hatte.
»… glaubt, dass sie vor ungefähr achtzig Jahren so eine Art Jedi gewesen ist«, sagte Han. »Das ist alles, was wir wissen, aber da ist noch etwas anderes: Halt die Augen nach Alema Rar offen. Wir sind draußen auf der Telkur-Station über Jag Fel gestolpert, und …«
Er hielt inne und warf einen Blick über die Schulter, dann sank seine Stimme zu einem Flüstern. »Ich muss los. Sag Tenel Ka, dass uns dieses Schlamassel im Palast leidtut. Gejjen hat uns reingelegt, um sie in die Falle zu locken, ohne dass wir etwas davon wussten.«
Das Hologramm verschwand. Obwohl Luke wie elektrisiert war von der Erwähnung von Alema Rar und Jagged Fel, verschwendete er kaum einen Gedanken daran. Er interessierte sich mehr für seinen Neffen und dessen Reaktion auf das, was sie gerade erfahren hatten.
Jacen schirmte seine Machtpräsenz ab, doch er blickte finster zu Boden und atmete schnaufend. Luke widerstand der Versuchung, laut zu äußern, dass es falsch gewesen war, von vornherein an den Solos zu zweifeln. Wenn Jacen den Griff der Dunklen Seite brechen wollte, musste er für sich erneut entdecken, dass ein Jedi ebenso sehr auf seine Gefühle vertraute wie auf seine Augen.
Nach einigen Sekunden des Schweigens sagte Tenel Ka: »Vielen Dank, dass Ihr uns diese Nachricht gezeigt habt. Es ist mit Sicherheit leichter zu glauben, dass die Solos benutzt wurden, als anzunehmen, dass sie versucht haben, mich zu töten.«
Jacen überraschte Luke mit einem Nicken. »Und es erklärt einige der widersprüchlichen Zeugenaussagen, die Ihr erwähntet«, sagte er. »Wenn meine Eltern von Gejjen benutzt wurden, erklärt das auch, warum sie versucht haben, den Anschlag zu verhindern, sobald ihnen klar wurde, was vorgeht.«
Ein warmes Gefühl der Erleichterung stieg in Luke auf. Jacen war nicht bloß offen für die Möglichkeit, dass seine Eltern unschuldig waren, sondern suchte sogar nach Gründen zu glauben, dass dem so war. Lukes Zuversicht wuchs, dass er imstande sein würde, Jacen von der Dunklen Seite abzubringen, egal wie das Verhältnis seines Neffen zu Lumiya auch immer aussehen mochte.
»Ich hasse es, die Spielverderberin zu sein«, sagte Mara. »Aber für mich riecht das Ganze, als würden sie uns zu einem Huttenbankett einladen.«
Luke kniff die Augen zusammen. »Wie meinst du das?« Er wollte ihr sagen, dass sie aufhören solle, Zweifel in Jacens Verstand zu pflanzen, doch durch ihre Machtverbindung spürte er, dass Mara lediglich versuchte sicherzustellen, dass Jacen seinen Fehler einsah – sicherzustellen, dass Jacen von Herzen glaubte, dass seine Eltern nicht bloß unschuldig, sondern zu so einem Mordanschlag überhaupt nicht fähig waren. »Dass diese Informationen womöglich falsch sind?«
»Ich sage, dass ihre Nachricht zweckdienlich ist.« Mara richtete ihre Kommentare an Jacen. »Wenn sie an dem Anschlag beteiligt waren, wäre diese Botschaft eine gute Methode, um jeden Verdacht zu zerstreuen – und uns mit Fehlinformationen zu versorgen.«
Jacens Augen weiteten sich. »Ich bin überrascht, das ausgerechnet von dir zu hören, Tante Mara.« In seiner Stimme lag ein Anflug von Verstimmung – vielleicht sogar Zorn. »Ich dachte, du hättest von meinen Eltern eine bessere Meinung.«
Mara hielt seinem Blick stand. »Ich habe eine sehr hohe Meinung von Han und Leia – und genau aus diesem Grund sollten wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie uns täuschen.« Sie hielt inne, dann wandte sie sich – mit perfektem Timing – an Tenel Ka, als würde sie Jacens Ansicht einfach abtun. »Wir befinden uns im Krieg, und die Solos kämpfen für die andere Seite. Wir müssen vorsichtig sein.«
»Wir dürfen aber ebenso wenig außer Acht lassen, wer sie sind«, sagte Jacen, ebenfalls an Tenel Ka gewandt. »Ihr kennt meine Eltern. Sie sind keine Mörder. Ich denke, wir sollten dieser Nachricht Glauben schenken.«
Lukes Herz füllte sich mit Freude. Jacen hörte offensichtlich nach wie vor auf seine Gefühle – und das bedeutete, dass immer noch Hoffnung bestand, ihn zurück auf die Helle Seite zu führen.
Nachdem sie einen Moment lang darüber nachgedacht hatte, nickte Tenel Ka Jacen zu. »Das denke ich auch.« Sie wandte sich mit einem entschuldigenden Ausdruck an Mara. »Sie wissen nichts von den Unstimmigkeiten in den Augenzeugenberichten, aber es gab gewisse Zweifel daran, auf wessen Seite die Solos während des Anschlags gekämpft haben. Ihre Nachricht beantwortet diese Frage.«
»Nun, das ist Eure Entscheidung.« Trotz Maras Erwiderung konnte Luke spüren, dass sie über den Ausgang ihres Schachzugs ebenso erfreut war wie er. »Ich wollte lediglich sichergehen, dass Ihr diese Möglichkeit in Betracht zieht.«
»Und ich bin dankbar dafür – ich habe es mir gewiss nicht leicht gemacht.« Tenel Ka wandte sich wieder Jacen zu. »Offensichtlich bedeutet das, dass wir beide unsere Befehle hinsichtlich Ihrer Eltern widerrufen müssen.«
»Befehle?«, fragte Luke.
»Festnehmen und einsperren«, erklärte Jacen. Er dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte er den Kopf. »Aber das können wir nicht. Wenn sie recht haben, was den Verräter an Eurem Hof angeht …«
»Und so viel scheint offensichtlich«, unterbrach Tenel Ka.
»… dann würde das Widerrufen der Befehle sie verraten«, brachte Mara den Satz zu Ende. »Ihr müsst die Anweisungen bestehen lassen.«
Jacen nickte. »Alles andere könnte ihr Todesurteil sein.«
»Nun gut – bislang haben sie sich als ausgesprochen fähig erwiesen, sich der Gefangennahme zu entziehen.« Tenel Ka verstummte einen Moment lang, dann sagte sie: »Jetzt müssen wir uns überlegen, was wir wegen AlGray und des Legats-Gremiums unternehmen wollen.«
»Es gibt nur eins, das wir machen können«, meinte Jacen.
»Exakt.« Tenel Ka trat an seine Seite. »Ich habe kein Recht, Sie darum zu bitten, das zu tun …«
»Natürlich habt Ihr das«, entgegnete Jacen. »Ihr wisst nicht, welchem Eurer Flottenkommandeure Ihr vertrauen könnt, das Hapes-Konsortium ist ein loyales Mitglied der Galaktischen Allianz, und es ist meine Pflicht, Euch auf jede Weise zu unterstützen, die mir möglich ist. Ich fürchte allerdings, die Anakin Solo wird nicht genügen – soweit ich mich an die Geheimdienstunterlagen erinnere, verfügt das Haus AlGray über ein Dutzend eigener Schlachtdrachen.«
»Korrekt – deshalb werde ich Sie mit einer Flotille ausstatten, die groß genug ist, Ihren Sieg zu gewährleisten«, sagte Tenel Ka. »Aber das habe ich damit nicht gemeint.«
»Nicht?«
»Nein.« Tenel Ka nahm seine Hand. »Ich muss hierbleiben, um die Heimatflotte zu befehligen. Jetzt, da wir wissen, dass Aurra Sing es auf Allana abgesehen hat, will ich sie von Hapes weg haben. Bis dies hier vorüber ist, wird sie hier bei Ihnen an Bord der Anakin sicherer sein.«
»Seid Ihr Euch dessen gewiss?«, fragte Mara alarmiert. »Jacen zieht womöglich in die Schlacht.«
»Ja, ich bin mir dessen gewiss«, erwiderte Tenel Ka, beinahe scharfzüngig. »AlGray sitzt nicht allein in diesem ›Legats-Gremium‹. Wenn wir gegen sie vorgehen, werden die anderen gegen mich vorgehen – und dann wird Hapes für Allana zu einem wesentlich gefährlicheren Ort als die Anakin.«
Mara nickte, ein wenig verblüfft über Tenel Kas Tonfall. »Natürlich. Ich wollte Euer Urteilsvermögen nicht infrage stellen.«
»Das haben Sie aber.« Tenel Kas Ton wurde sanfter. »Aber ich danke Ihnen dafür – das ist etwas, das mir heutzutage nicht sehr häufig widerfährt. Abgesehen davon wird sich Jacen nicht nennenswert an einer Schlacht beteiligen müssen. Er wird über eine doppelt so große Flotte und weit bessere Waffen verfügen, deshalb ist er meine beste Möglichkeit.« Sie hielt inne, als wäre ihr gerade eine Idee gekommen. »Es sei denn, Sie und Meister Skywalker kehren geradewegs nach Coruscant zurück.«
»Tut mir leid«, sagte Mara. »Bei uns wäre Allana nicht im Mindesten besser aufgehoben.«
»Ich fürchte, wir müssen Ben finden«, erklärte Luke, »und uns dann um einige unerledigte Angelegenheiten mit Lumiya kümmern.«