8. KAPITEL

Im Wartezimmer der Residenz stank es nach Rauch, versengtem Stoff und verbranntem Fleisch, und der Boden war mit verkohlten Möbelstücken und blasterverbrannten Leichen übersät. Notfallteams evakuierten die Verletzten, während Agenten des Palastsicherheitsdienstes die Toten mit Holorecordern aufzeichneten. Auf der anderen Seite der Kammer wurde eine Gruppe verwirrt aussehender Adeliger von einer königlichen Wache der Hapaner in Schach gehalten.

Jaina bekam allmählich ein schlechtes Gefühl wegen des leichten CEC-Frachtraumers, der just in dem Moment in den Hyperraum gesprungen war, als sie und Zekk das System erreicht hatten. Das Schiff hatte sich mit einer so rasanten Beschleunigung von Hapes entfernt, wie sie bloß wenige Frachter zustande brachten, und der Umstand, dass dem Schiff zwei Geschwader hapanische Raumjäger auf den Fersen gewesen waren, schien zu bestätigen, dass es der Millennium Falke gewesen war.

Zekk lehnte sich dicht zu ihr. »Han und Leia Solo haben das hier nicht angerichtet«, flüsterte er. Er hatte noch immer denselben Flugoverall an, den er bereits seit über einer Woche trug, aber der Geruch war nichts, verglichen mit dem beißenden Gestank, der den Raum bereits erfüllte. »Das ist nicht ihr Stil.«

»Mir musst du das nicht erzählen.« Jaina wurde klar, dass Zekk lediglich versuchte, sie aufzumuntern, aber Aufmunterung war nicht das, was sie im Augenblick brauchte. Was sie brauchte, waren Fakten. »Glaubst du nicht, dass ich meine Eltern kenne.«

Zekk fuhr sich mit einer Hand durch sein schweißverklebtes Haar, dann schüttelte er den Kopf und stieß ein empörtes Schnauben aus. Ohne ein weiteres Wort durchquerte er den Raum und ließ Jaina einfach stehen, die sich fragte, was los war. Es sah Zekk gar nicht ähnlich, ihr gegenüber so kurz angebunden zu sein, und sie verstand nicht, warum er verärgert sein sollte. Schließlich waren es nicht seine Eltern, die sie vom Tatort eines Attentatsversuchs hatten fliehen sehen.

Als sie Zekk nicht unverzüglich folgte, stieß der Feldwebel, der sie begleitete, Jaina leicht in den Rücken. »Zusammenbleiben.« Er winkte Jaina in Richtung des Vorraums. »Wir hatten genügend Jedi-Tricks für einen Tag.«

Jaina drehte sich um, um den Hapaner anzusehen. Er war groß und gewohnt attraktiv, mit gemeißelten Gesichtszügen und dunkelblauen Augen. »Meine Mutter hat nichts hiermit zu …«

»Erzählen Sie das Prinz Isolder.« Er legte eine Hand auf den Griff seines geholsterten Blasters, dann benutzte er die andere Hand, um hinter Zekk herzudeuten. »Gehen Sie.«

So versucht Jana auch war, den Feldwebel mit einem Machtstoß gegen die nächstbeste Wand zu schleudern, so erkannte sie doch, dass dies alles andere als der ideale Zeitpunkt war, um ihm für sein Verhalten die Quittung zu verpassen. Sie beließ es bei einem verächtlichen Schmunzeln, dann folgte sie Zekk dorthin, wo Prinz Isolder einer Sicherheitsoffizierin dabei zusah, wie sie einen erschüttert wirkenden Adeligen befragte.

Als Jaina und Zekk näher kamen, traten zwei Leibwächter vor, um ihnen den Weg zu versperren. Isolder berührte einen von ihnen am Arm.

»Nein, Brak.« Obwohl Isolders ausdrucksstarkes, markantes Hapanergesicht einige neue – und wohlplatzierte – Falten aufwies, war es dennoch so attraktiv wie eh und je. »Sie sind in Ordnung.«

Brak wich nicht zurück. »Sie sind Jedi, mein Herr. Nach dem, was gerade passiert ist …«

Isolder packte Braks Arm und zog ihn nach hinten. »Wahrscheinlich sind sie der Grund dafür, dass meine Tochter das, was gerade geschehen ist, überlebt hat.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Jaina. »Sofern ich mich nicht irre, wart Ihr die Ursache für die kürzliche Besorgnis der Königinmutter.«

»Ich habe versucht, sie durch die Macht zu warnen, ja«, sagte Jaina.

»Das habe ich mir gedacht.« Isolder breitete die Arme aus und lud sie zu einer Umarmung ein. »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Jaina.«

»Und Euch ebenfalls, Prinz Isolder.« Jaina drückte ihn kurz, dann trat sie beiseite, als er Zekks Arme ergriff. »Es tut mir bloß leid, dass wir nicht eher eingetroffen sind.«

»Unsinn. Wir sind dankbar für Ihre … äh, Warnung. Das hat die Königinmutter dazu veranlasst, ihre Wachen zu verstärken.«

»Und die inneren Schutztüren der Residenz zu versiegeln«, sagte Tenel Ka, die hinter Jaina und Zekk auftauchte. »Es gibt nichts, was euch leid tun müsste.«

Jaina drehte sich um und sah Tenel Ka zwei Meter entfernt stehen, umgeben von einer kleinen Kompanie von Bediensteten und königlichen Wachen. Ihr rostfarbenes Haar hing ihr lose bis auf den Rücken hinab, und sie trug ein Kleid aus grüner Schimmerseide, dem es gelang, gleichzeitig praktisch und elegant zu wirken. Der Anblick war so eindrucksvoll und königlich, dass sich Jaina fortwährend daran erinnern musste, dass sie sich einer alten Klassenkameradin von der Jedi-Akademie und einer Waffenschwester gegenüber sah.

»Eure Majestät.« Jaina verneigte sich, und Zekk tat es ihr gleich. Tenel Kas Augen blitzten vor Verlegenheit auf, von ihren Freunden so exaltiert zu werden, doch sie war sorgsam darauf bedacht, ihr Gesicht zu wahren und ihr Unbehagen zugleich vor ihren Untergebenen zu verbergen.

»Jaina, Zekk. Was für ein unerwartetes Vergnügen.« Sie bedeutete ihnen, sich aufzurichten, dann warf sie einen Blick über ihre Schulter in Richtung der großen Halle, wo die meiste Zerstörung angerichtet worden war. »Ich nehme an, euer Besuch hat etwas damit zu tun.«

»Richtig – wir sind gekommen, um Euch zu warnen.« Jaina erwähnte die corellianische Angriffsflotte nicht, von der Bwua’tu annahm, dass sie in Kürze hierher aufbrechen würde, um den Putsch zu unterstützen; diese Informationen würde sie später kundtun, sobald sie allein waren. »Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so bald passieren würde.«

»Ich weiß, dass du alles getan hast, was in deiner Macht stand.« Tenel Kas Gesicht wurde besorgt. Sie fuhr fort: »Was ich nicht verstehe, ist, warum deine Eltern darin verwickelt waren.«

Jaina fühlte sich, als hätte ihr jemand in den Magen getreten. »Verwickelt?« Sie ließ den Blick über die Verwüstungen schweifen, außerstande zu glauben, dass ihre Eltern an einem Angriff auf Tenel Ka beteiligt gewesen sein konnten. »Seid Ihr sicher?«

»Mehr, als es uns lieb ist«, sagte Isolder. Er klang eher enttäuscht als wütend. »Ihre Mutter und Captain Solo sind unangemeldet hier eingetroffen und haben um eine Audienz bei der Königinmutter gebeten. Bevor sie jedoch Zeit für die Solos erübrigen konnte, verschwanden sie aus dem Gästesalon und deaktivierten das gesamte Sicherheitssystem des Palasts.«

»Wir versuchen immer noch herauszufinden, wie«, sagte Tenel Ka. »Soweit wir das abschätzen können, haben sie das in weniger als zwei Minuten geschafft – und dabei mussten sie noch beinahe einen halben Kilometer durch ihnen unvertraute Korridore laufen.«

»Womöglich habt Ihr deshalb Probleme dahinterzukommen, weil sie es nicht getan haben«, schlug Zekk vor.

»Natürlich haben sie es getan!« Die Frau, die das sagte, war eine würdevoll aussehende Ratgeberin von vielleicht vierzig oder fünfzig Jahren – angesichts des Umstands, wie viel Hapaner dafür taten, jung und attraktiv zu bleiben, war das schwer zu sagen. »Eine solche Meisterleistung ist nichts für einen …«

»Vielen Dank, Lady Galney.« Tenel Ka brachte die Frau mit einem höflichen Schnipsen zweier Finger zum Schweigen, dann wandte sie sich an Zekk. »Haben Sie eine andere Theorie?«

Zekk krauste die Stirn, dann sagte er: »Vielleicht waren sie aus dem gleichen Grund hier wie wir – um Euch zu warnen.«

Die Mutmaßung erntete lediglich zweifelnde, in vielen Fällen sogar verächtliche hapanische Mienen, und selbst Jaina hatte Schwierigkeiten, die Basis für Zekks Behauptung auszumachen.

Schließlich fragte Tenel Ka: »Warum wurden sie dann dabei gesehen, wie sie zusammen mit der Anführerin des Attentatskommandos geflohen sind?«

»Wurden sie das?«, keuchte Jaina.

»Ich fürchte, ja«, sagte Tenel Ka. »Eine blasse Frau mit rasiertem Schädel und einem Haarknoten. Als es meinen Wachen gelang, deine Eltern in die Enge zu treiben, hat sie sogar ihr eigenes Leben riskiert, um sie zu retten.«

Jainas Herz sackte nach unten. Es klang jedenfalls unzweifelhaft so, als würden ihre Eltern mit den Attentätern zusammenarbeiten.

»Es muss eine Erklärung dafür geben.« Zekk drückte aufmunternd ihren Arm. »Jaina, du musst auf deine Gefühle vertrauen.«

Jaina zog den Arm weg, gereizt und verwirrt und … erschüttert. Für sie war es schwer zu glauben, dass sich ihre Eltern an irgendeinem Attentatsversuch beteiligen würden … Aber sie konnte sich dessen einfach nicht sicher sein. Es gab jede Menge Gerüchte darüber, die andeuteten, dass ihr Vater Boba Fett dabei geholfen hatte, Thrackan Sal-Solo zu ermorden, und ihre Mutter hatte durch Darth Vader aus erster Hand erfahren, was es hieß, böse und durchtrieben zu sein. War es zu abwegig zu denken, dass Leia bereit war, eine Freundin zu töten, um zu verhindern, dass Jacen demselben Pfad folgte?

»Ich weiß nicht, was ich fühle«, sagte Jaina. Sie wandte sich an Tenel Ka. »Tenel … äh, Königinmutter, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«

»Mir selbst fällt es auch schwer, es zu glauben«, erwiderte Tenel Ka. »Der erste Anschein spricht gegen sie, aber die Untersuchung ist noch längst nicht abgeschlossen, und es gibt einige widersprüchliche Zeugenaussagen.«

»Die da wären?«, wollte Zekk wissen.

»Gewisse Augenzeugenberichte weisen darauf hin, dass die Solos anscheinend einige Attentäter angegriffen haben, als der Kampf begann.« Tenel Ka drehte sich um und streckte den Arm in Richtung der großen Halle aus, wo der Großteil des Gefechts stattgefunden hatten. »Wir können hinübergehen und uns selbst ein Bild davon machen, wenn ihr möchtet.«

»Das würde ich gern.« Zekks Tonfall war alles andere als feindselig, aber man brauchte kein Jedi zu sein, um zu spüren, dass er verärgert war. »Warum lasst Ihr diese Zeugenaussagen außer Acht?«

»Wir lassen sie nicht außer Acht«, sagte Isolder. Er trat an Zekks Seite, und zusammen gingen sie in die verwüstete Halle. »Aber Berichte von Augenzeugen sind bekanntermaßen unzuverlässig – wie man Ihnen bei Ihren Ermittlungskursen an der Jedi-Akademie zweifellos beigebracht hat.«

»Und einige Augenzeugen behaupten, dass die Männer, die die Solos angegriffen haben, in Wahrheit versuchten, die Königinmutter zu beschützen«, sagte Lady Galney. »Einige sehr glaubwürdige Zeugen.«

»Das werde ich selbst beurteilen«, sagte Zekk. Er wandte sich an Isolder. »Wann kann ich mit diesen Zeugen sprechen?«

Isolder blieb stehen und sah Zekk an. »Sie wollen hapanische Adelige verhören?«

»Das ist richtig«, sagte Zekk. »Irgendetwas stimmt hier nicht, und ich …«

»Das reicht.« Jaina packte Zekk am Arm und drückte zu. Sein Tonfall grenzte an Unhöflichkeit – besonders für das sensible hapanische Ego –, und barsche Bezichtigungen würden lediglich das Risiko vergrößern, dass die offiziellen Ermittler Beweismittel »übersahen«, die ihre Eltern womöglich entlasteten. »Ich bin sicher, die Königinmutter und ihr Stab werden die Wahrheit ans Licht bringen.«

»So ist es«, sagte Tenel Ka. »Die Untersuchung wird im Zweifel für die Solos ausfallen – und ich habe die Absicht, jeden Augenzeugen persönlich zu befragen.«

Das genügte, um Zekks Protest verstummen zu lassen und Jaina zu versichern, dass ihre Eltern nicht zu Sündenböcken abgestempelt wurden. Obwohl ihre Familienpflichten auf Hapes Tenel Ka dazu gezwungen hatten, den Jedi-Orden zu verlassen, hatte sie sich sämtliche Fertigkeiten und Machtfähigkeiten bewahrt, die sie als Jedi-Ritterin gelernt hatte. Falls irgendjemand versuchen würde, bezüglich der Beteiligung der Solos zu lügen, würde die Königinmutter es merken.

»Danke, Eure Majestät«, sagte Jaina. »Ich weiß das zu schätzen. Falls es irgendetwas gibt, das wir tun können, um zu helfen …«

»Es gibt etwas«, sagte Isolder sofort. »Wir wissen, dass der Falke häufig mit falschen Transpondercodes reist. Eine Liste hierüber würde sich als sehr hilfreich erweisen.«

Jainas Mund wurde trocken. Sie musste zwischen ihrer Loyalität zu ihrer Familie und ihrer Pflicht gegenüber dem Jedi-Orden wählen, und ihre Entscheidung hing in keiner Weise davon ab, ob ihre Eltern in irgendeiner Hinsicht schuldig waren oder nicht. Ein Mitgliedsstaat der Galaktischen Allianz bat um Informationen im Zusammenhang mit einem Angriff auf seine Regierung, und als Jedi-Ritterin war sie dazu verpflichtet, ihnen diese Information zur Verfügung zu stellen.

Als Jaina sich mit ihrer Antwort Zeit ließ, rief Lady Galney ihr ins Gedächtnis: »Das Hapes-Konsortium ist ein wichtiger Bestandteil der Galaktischen Allianz – ein sehr wichtiger Bestandteil –, und Ihre Eltern sind Terroristen.«

»Mutmaßliche Terroristen«, korrigierte Tenel Ka. Sie fixierte Jaina mit ihren grauen Augen, dann sagte sie: »Es wäre besser für alle. Meine Kommandanten werden … vorsichtiger sein, wenn sie wissen, dass sie es tatsächlich mit dem Falken zu tun haben.«

»Und die Information wäre nur so lange von Nutzen, wie sie sich im Konsortium aufhalten«, merkte Isolder an. »Wenn sie keine Gefahr für die Königinmutter darstellen, bin ich mir sicher, dass sie den hapanischen Sektor so schnell wie möglich verlassen werden.«

»In welchem Fall wir sie nicht über unsere Grenzen hinaus verfolgen werden«, fügte Tenel Ka hinzu. »Wir werden sie den Allianz-Behörden überlassen – die, dessen bin ich mir gewiss, bereits über die falschen Codes verfügen.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich all diese Codes kenne«, sagte Jaina, die sich dazu zwingen musste zu antworten. Tenel Kas Angebot war mehr als fair. Die königliche Flotte der Hapaner würde an Bord jedes YT-1300 gehen, den sie fanden – oder ihn zerstören. Auf diese Weise war es Tenel Ka zumindest möglich, ihren Kommandanten den Befehl zu erteilen, den Falken und seine Besatzung in einem Stück aufzubringen. »Aber ich gebe Euch die, die ich habe.«

»Vielen Dank«, sagte Tenel Ka. »Ich weiß, wie schwer das für dich sein muss.«

»Sagt Euren Kommandanten nur, dass sie Geduld haben sollen«, bat Jaina. Sie warf einen flüchtigen Blick in Galneys Richtung, und die selbstgefällige Zufriedenheit, die sie in der Frau spürte, stieß ihr ein wenig sauer auf, aber das änderte nichts an den grundlegenden Fakten der Situation. »Mom und Dad werden nicht einfach so aufgeben – aber sie werden auch niemanden töten, wenn man sie nicht dazu zwingt.«

»Ich habe meine Kommandanten bereits angewiesen, dass wir deine Eltern lebend brauchen«, sagte Tenel Ka.

»Gut«, sagte Jaina. »Wir sollten uns irgendwohin zurückziehen, um unsere Besprechung zu Ende zu führen. Bei unserem Anflug haben Zekk und ich gesehen, wie der Falke in den Hyperraum eintrat. Wenn wir uns beeilen, sind wir womöglich in der Lage, Euren Kommandanten die Mühe zu ersparen, sie zu fangen.«

»Indem Sie ihnen selbst nachsetzen?«, fragte Isolder. »Im hapanischen Raum?«

Jaina blickte finster drein. »Vorausgesetzt, sie befinden sich noch im hapanischen Raum, ja.«

»Oh, das wird nicht möglich sein.« Galney trat vor Jaina, dann drehte sie ihr den Rücken zu und richtete das Wort an Tenel Ka. »Wir können nicht zulassen, dass Jedi Solo ihre eigenen Eltern verfolgt. Das würde so aussehen, als hättet Ihr selbst den Angriff als einen Vorwand für Eigentumspfändungen inszeniert. Am Ende würdet Ihr damit noch mehr Adelige ins gegnerische Lager treiben.«

Tenel Ka seufzte, dann sah sie über Galneys Schulter hinweg zu Jaina. »Lady Galney hat recht, meine Freundin. Das würde in den Augen der Hapaner sehr sonderbar wirken.«

»Niemand muss es erfahren«, sagte Zekk. »Wir sind Jedi.«

»Alle würden es erfahren«, sagte Isolder. Er winkte mit einer Hand in der Kammer umher und ließ sie einen Moment länger auf Tenel Kas Gefolgschaft ruhen. »Sehen Sie sich um.«

Ein belämmerter Ausdruck trat in Zekks Gesicht, und Jaina wurde klar, dass sie sich Tenel Kas Wünschen beugen musste. Das Hapes-Konsortium war in der Tat ein Flooger-Nest voller Verschwörung und Intrige – und eine Tochter loszuschicken, um ihre eigenen Eltern der Gerechtigkeit zuzuführen, hätte selbst auf Coruscant für hochgezogene Augenbrauen gesorgt.

»Richtig, aber diese Sache hier ist für die Sicherheit der Allianz von Belang«, sagte Jaina. »Wir können dabei helfen, diese Attentäterin zu identifizieren, und versuchen, ihrer Spur zu folgen. Daran dürfte niemand Anstoß …«

»Um ehrlich zu sein«, unterbrach Tenel Ka, »habe ich bereits deinen Bruder gebeten, uns bei dieser Ermittlung zu unterstützen.«

Jaina klappte der Kiefer nach unten. »Jacen?«

»Mir ist bekannt, dass ihr unlängst gewisse Differenzen hattet, aber genau für diese Angelegenheit ist Jacen jetzt nun einmal zuständig.« Tenel Kas Stimme klang entschuldigend, aber fest. »Kannst du ehrlich sagen, dass du es besser könntest?«

»Das hängt davon ab, was Ihr mit besser meint«, erwiderte Jaina. Sie konnte nicht glauben, dass Tenel Ka die Absicht hatte, ihren Bruder im Konsortium von der Leine zu lassen. »Habt Ihr irgendeine Ahnung, was er auf Coruscant getan hat?«

»Die Bevölkerung vor corellianischen Terroristen beschützt, nach allem, was mir bekannt ist.« Tenel Kas Tonfall war abwehrend und unbeugsam. »Es tut mir leid, ihn behelligen zu müssen, aber womöglich gibt es eine Verbindung zwischen den Terroristen und diesem Attentatsversuch – und Jacen ist der Einzige, der über das für diesen Fall notwendige Wissen verfügt.«

Jaina atmete frustriert aus. »In Ordnung. Ich merke, wenn ich unerwünscht bin.«

»Was ist mit Allana?«, wandte sich Zekk an Tenel Ka. »Jeder, der versucht, Euch zu stürzen, wird ebenso wollen, dass sie eliminiert wird. Bis sich die Dinge beruhigen, sollte sie vielleicht ein paar Jedi-Babysitter haben.«

»Das wird nicht nötig sein.« Tenel Kas Gesicht blieb unbewegt, aber ihre Beunruhigung strömte in die Macht. Seit dem Tage von Allanas Geburt hatte sie ihre Tochter stets abgeschirmt, in einem Ausmaß, dass im Jedi-Tempel Gerüchte um einen Geburtsfehler die Runde zu machen begannen. Vielleicht war an diesen Gerüchten am Ende etwas Wahres dran. »Ihr Schutz ist besser als mein eigener.«

»Wie ich schon sagte, ich merke, wenn sie unerwünscht ist.« Jaina konnte nicht umhin, sich ein bisschen wütend und verletzt zu fühlen; sie hatte gerade eingewilligt, eins der bestgehüteten Geheimnisse ihrer Eltern zu verraten, und doch weigerte sich Tenel Ka, Jaina im Hinblick auf Allana zu vertrauen. »Vielleicht sollten wir diese Besprechung einfach zu Ende bringen und uns auf den Weg machen. Aber das sollten wir wirklich im Privaten tun.« Sie warf demonstrativ einen Blick auf Tenel Kas Untergebene.

»Selbstverständlich«, sagte Tenel Ka. »Folgt mir.«

Die Königinmutter winkte die beiden Jedi zu sich und erntete ein Keuchen von Galney und einigen anderen adeligen Damen, als sie sich bei Jaina unterhakte und sich dann dicht zu ihr beugte.

»Und du bist hier erwünscht, meine Freundin.« Tenel Kas Flüstern war so leise, dass Jaina es mehr in ihrem Kopf als mit den Ohren vernahm. »Es gibt da noch etwas anderes, das ich dich bitten möchte, für mich zu tun … Etwas, das ich nur meinen ältesten Freunden anvertrauen kann.«

»Natürlich«, entgegnete Jaina. Das Herz war ihr förmlich bis zu den Knien gesunken. Ob ihre Eltern nun an dem Anschlag auf Tenel Kas Leben beteiligt gewesen waren oder nicht, änderte nichts an der Tatsache, dass Jaina diese Möglichkeit in Betracht ziehen musste. Und das erfüllte sie mit einer Traurigkeit, die beinahe ebenso gewaltig war wie die über den Tod ihres Bruders Anakin. »Die Jedi stehen Euch stets zu Diensten.«