Die Mädchen von Castro Laboreiro

In Monção trug sich die Geschichte zu, die man eine Zeit lang jedem Kind erzählte, zu einer Zeit übrigens, als er selbst eins war, jene Geschichte von Deuladeu Martins, einer klugen Frau, die, als der Ort belagert wurde und es an Lebensmitteln mangelte, den letzten Rest Mehl kneten und backen ließ und dann, großen Wohlstand vortäuschend, die duftenden Kekse von den Mauern warf und so die Truppen Heinrichs II. von Kastilien, die die Burg einnehmen wollten, von der Sinnlosigkeit der Belagerung überzeugte und zum Abzug bewegte. Das war im Jahre 1368, in einer Zeit, die sich wohl durch große politische Naivität auszeichnete, wenn man sich von solch simplen Kriegslisten beeindrucken ließ. Heute sind die Zeiten anders, und Monção befindet sich in der Rolle des Bittstellers, dem Chorknaben nach zu urteilen, der mit mitleidig flehendem Gesichtsausdruck am Eingang einer Kirche steht und die Spenden der mitfühlenden Herzen entgegennimmt. Der Reisende hat eigentlich mit ganz anderen Sentimentalitäten zu kämpfen, aber dieses herzergreifende Bild ist doch hängengeblieben. So wie auch die übertrieben barocken Engel, die in besagter Kirche zu beiden Seiten des Hochaltars stehen, außerdem ein riesiger Senhor dos Passos, dramatisch und erschreckend, in der Pfarrkirche, wo sich im Übrigen auch das Grabmal der Senhora Deuladeu befindet, ein Akt familiärer Verehrung seitens eines Urenkels.

Bis nach Melgaço entfaltet sich eine angenehme Landschaft, die sich aber nicht wesentlich von dem unterscheidet, was man im Minho sonst zu sehen bekommt. Jedes dieser Stoppelfelder würde in weniger begünstigten Landstrichen eine landwirtschaftliche Kostbarkeit darstellen, aber hier sind die Augen anspruchsvoller geworden und nicht mehr so leicht zufriedenzustellen. Melgaço ist ein kleines altes Städtchen mit einer Burg, eine mehr im Katalog des Reisenden, und der Burgturm ist etwas wirklich Sehenswertes, wie er sich, einem Vater gleich, über die Häuser erhebt. Der Turm ist geöffnet, es gibt eine Eisenleiter, und drinnen herrscht eine respekteinflößende Dunkelheit. Der Reisende setzt langsam einen Fuß vor den anderen, immer in Erwartung, dass ein Balken bricht oder eine Maus aufspringt. Diese Angst ist ganz natürlich, der Reisende wollte nie ein Held sein, aber die Planken sind stabil, und für Mäuse gibt es hier nichts zu knabbern. Oben vom Turm wird dem Reisenden klar, wie klein die Burg ist, bestimmt gab es damals nicht viele Menschen in dieser Gegend. Die Straßen im alten Teil der Stadt sind schmal und haben eine gute Akustik. Sie strahlen große Ruhe aus. Die Kirche ist von außen hübsch, aber innen vollkommen banal, abgesehen von einer gut getroffenen Santa Barbara. Der Pater öffnet die Tür und zeigt ihm die Arbeiten in der Sakristei. Draußen will ihm ein Schuster einen Affen über einer Tür auf der Nordseite zeigen. Der Affe ist kein Affe, sondern eine dieser ausgedachten mittelalterlichen Kreaturen, wer will, kann einen Wolf darin erkennen, aber der Schuster ist stolz auf das Tier, er ist schließlich sein Nachbar.

Gleich hinter Melgaço kommt Nossa Senhora da Orada, es liegt am Wegesrand, auf einer leicht erhobenen Ebene, und wenn ein Reisender schnell und unaufmerksam ist, fährt er einfach daran vorbei und fragt sich dann, Nossa Senhora, wo bist du? Die Kirche steht hier seit 1245, das sind schon weit mehr als siebenhundert Jahre. Der Reisende muss seine Worte wohl bemessen. Er sollte mit den Adjektiven nicht zu verschwenderisch umgehen, sie sind eine Pest für den Stil, vor allem wenn eigentlich ein Substantiv erforderlich ist, so wie in diesem Fall. Aber die Kirche Nossa Senhora da Orada, ein kleines, dezent restauriertes romanisches Bauwerk, ist ein solches Meisterwerk an Bildhauerei, dass jedes Wort zu viel wäre, weil es zu wenig sagen würde. Hier braucht man Augen, einen fotografischen Blick, der das Spiel des Lichtes verfolgt wie eine Filmkamera, und außerdem Tastsinn, Finger, die über die Reliefe gleiten und uns vermitteln, was die Augen nicht erkennen. Die Worte sagen Kapitell, Akanthusblatt, Volute, sie sagen Konsole, Tympanon, Gewölbestein, und das ist sicher richtig, so richtig, wie zu behaupten, der Mensch hätte Kopf, Rumpf und Glieder, und damit nichts darüber auszusagen, was der Mensch eigentlich ist. Der Reisende fragt also den Wind, wo denn bitte der Kunstband ist, der den Menschen, die in der Ferne leben, diese Senhora da Orada und alle anderen Oradas zeigt, die überall auf der Welt den Jahrhunderten, der ignoranten Behandlung oder, noch schlimmer, der Zerstörungswut trotzen. Der Reisende geht noch weiter: Einige Monumente sollte man von dort, wo sie stehen und wo sie verfallen, Stein für Stein abtragen und in große Museen bringen, ein Gebäude im Gebäude, fernab vom natürlichen Sonnenlicht und vom Wind, von Kälte und Flechten, die an ihnen nagen, dafür aber geschützt. Man könnte ihm vorwerfen, dass man auf diese Weise die Formen einbalsamierte; er hielte dem entgegen, dass man sie so bewahrte. Sosehr man sich mit der Restaurierung von Gemälden beschäftigte, so wenig kümmerte man sich um die Vergänglichkeit des Steins.

Über Nossa Senhora da Orada möchte der Reisende nur noch Folgendes sagen: Er hat sie mit eigenen Augen gesehen. So, wie er auf der anderen Straßenseite ein einfaches Kruzifix erblickte mit einem großköpfigen Christus, ein kleines gekreuzigtes Männchen ohne eine Spur des Göttlichen, dem man am liebsten aus seiner misslichen Lage helfen würde.

Der Reisende macht sich langsam auf den Weg nach Castro Laboreiro hinauf. Melgaço liegt in etwa dreihundert Meter Höhe. Castro Laboreiro liegt bei tausendeinhundert. Um den Höhenunterschied zu überbrücken, legt man eine Strecke von circa dreißig Kilometern zurück: Der Anstieg ist nicht besonders steil. Aber unvergesslich ist er. Im Penedagebirge gibt es nicht viel Wald. Hier und da stehen ein paar Bäume, vor allem in der Nähe von menschlichen Behausungen, aber weitgehend besteht die Landschaft aus nichts als Felsen, Kermeseichenhainen und Gestrüpp. Weiter unten gibt es natürlich auch viel bewirtschaftetes Land, und an diesen letzten Herbsttagen hat die von den Menschen bearbeitete Landschaft eine Süße, die man eher weiblich nennen würde im Gegensatz zu den im Hintergrund sich auftürmenden Bergen, einer rauer und schroffer als der andere. Doch dieses Gebirge hat etwas, das der Reisende noch nie gesehen hat und das ihn über mehrere Kilometer hinweg irritiert. Die Sonne steht in einem Winkel, dass in den Bergen große leuchtende Tafeln aufblitzen und ihn blenden, und der Reisende grübelt, was das sein kann, vielleicht wertvolle Erzreserven, von ihm in diesem Augenblick entdeckt, oder vielleicht nur der Glanz der Schieferplatten oder, seiner ausschweifenden Phantasie entsprechend, irdische Gottheiten, die einander Zeichen geben, um sich vor zudringlichen Blicken zu schützen.

Die Antwort findet sich schließlich am Rande der Straße. Durch die Felsspalten sickert Wasser, und obwohl es nicht frei fließt, befeuchtet es den einen oder anderen Stein, der, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel daraufscheint, wie ein Spiegel aufleuchtet. So etwas hat der Reisende noch nie gesehen, und nachdem er das Rätsel gelöst hat, erfreut er sich auf dem Rest des Weges am Aufflammen des Lichtes, das verschwindet und wieder auftaucht, je nachdem, wie die Kurven der Straße verlaufen und sich der Einfallswinkel der Sonne ändert. Ein weites, offenes Land, wo die großen Berge Täler trennen, hier können sich die Hirten keine Nachrichten von einem Berg zum anderen zurufen.

Castro Laboreiro liegt plötzlich ohne Ankündigung hinter einer Kurve. Erst stehen ein paar neue Häuser da, dann die Stadt in der dunklen Tracht alter Steine. Schön anzusehen sind die Widerlager, die die Kirchenmauern stützen, romanische Überbleibsel des ehemaligen Bauwerks, und die Burg, so hoch droben, der nur eine Tür geblieben ist, die »Froschtür«: Der Reisende würde einiges darum geben, herauszubekommen, woher sie diesen Namen hat. Man muss nicht lange bleiben an diesem Ort, oder sehr lange, wenn man darauf aus ist, große Entdeckungen zu machen, zum Beispiel die hohen Felsen zu besteigen, eine Ansammlung von Riesen, die sich in der Ferne erheben. Am Himmel, der in reinstem Blau leuchtet, zieht ein Flugzeug einen weißen Streifen, schmal und schnurgerade: Nichts ist zu hören, nur die Augen sehen ihn langsam vorbeiziehen, während die Felsen immer enger zusammenrücken.

Er will sich gerade verabschieden. Er ist der Strecke, der großen Gebirgskette, der hohen Spitzen der Berge wegen hierhergekommen, und als er den Blick schweifen lässt, sieht er plötzlich zwei Mädchen, die ihn mit ernstem Gesicht anschauen und für kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit von einer Puppe in einem langen weißen Kleid abwenden. Es sind zwei Mädchen, wie er sie noch nie gesehen hat: Sie sitzen in Castro Laboreiro im Schatten eines Baumes und spielen, das jüngere trägt das lange Haar offen, das andere Zöpfe mit roten Bändchen, und beide starren ihn an. Sie lächeln nicht, als sie in die Kamera blickten, wer so ein offenes Gesicht hat, der muss nicht lächeln. Der Reisende preist in Gedanken die Wunder der Technik: Das Gedächtnis, das untreue, kann sich in diesem farbigen Viereck neu erfinden, den Augenblick rekonstruieren, es weiß, dass der Rock ein Schottenmuster hatte, die Zöpfe kraus waren, die Strümpfe aus Wolle, der Scheitel in der Mitte und dass, welch unverhoffte Entdeckung, noch eine andere Puppe da war, die nach hinten gefallen war und die Hand hob, traurig, dass sie nicht ganz auf dem Foto zu sehen ist.

Das Schicksal richtet die Dinge nicht immer schlecht ein. Um die Kirche Nossa Senhora da Orada und die Mädchen in Castro Laboreiro zu sehen, musste der Reisende rund hundert Kilometer fahren. Jetzt soll jemand es wagen zu protestieren, wenn er der Meinung ist, es hätte sich nicht gelohnt. Zudem da außerdem noch sind: die steinernen Riesen, der Affe in Melgaço, das Flugzeug am Himmel, die Spiegel aus Wasser und die kleine Brücke aus losen Steinen, die nur für Fußgänger und Kleinvieh bestimmt ist.

Der Reisende biegt nach Monção ab, hier werden die hundert Kilometer voll, und sucht die Straße nach Longos Vales. Unter all den schönen Namen, die es in Portugal gibt, hat Longos Vales einen besonderen Nachhall, man muss nur Loooongos Vaaaales sagen, und schon weiß man alles, fast alles, denn in diesem Gesang allein lässt sich noch nicht die Schönheit der Apsis der Pfarrkirche erahnen, mit ihren Simsen, auf denen sich groteske Tiere und menschliche Figuren mit verzerrten Proportionen tummeln. Die äußerst enge Luke, die bereits den Steinwürfen der Kinderschar als Zielscheibe gedient hat, ist mit diversen Nachrichten aufs beste verziert. Angesichts der Kapitelle kommt dem Reisenden ein alter Gedanke in den Sinn: Die Entschlüsselung solcher Kompositionen, die zu komplex sind, um uninteressant zu sein, würde viel über das mittelalterliche Denken aussagen. Wahrscheinlich ist schon alles erforscht und entschlüsselt, das muss der Reisende nachlesen, wenn er die Zeit dazu findet.

Hinter Merufe, das an einem Nebenfluss des Rio Mouro liegt, führt die Straße wieder bergauf bis zum Rio Vez, zuerst am nördlichen Ufer entlang, dann am südlichen, und hier verspürt er das Bedürfnis, aufzustehen und nach Gerechtigkeit zu schreien. Häufig ist die Rede von der ländlichen Idylle und Sanftheit der Flüsse Lima, Cávado und Minho. Mag ja sein, dass sie auf ihre Art alle sehr schön sind. Aber der Rio Vez, auf der Höhe von Sistelo, wo der Reisende auf ihn stößt, und dann der Rio Cabreiro, der in ihn fließt, sind wahrhafte Wunder, die in sich Süße und Schroffheit vereinen, die Harmonie der grünen Terrassenhänge und die steinigen Flussbetten, alles in einem glücklichen Licht, das allmählich schwindet und Linie für Linie, Farbe für Farbe, die schönste Landschaft umreißt, die man sich vorstellen kann. Daneben stellt der Reisende, was er vom Rio Tuela in Erinnerung behalten hat. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Die Hauptstraße liegt auf der anderen Seite, aber der Reisende bevorzugt die, die über Gondoriz und Giela nach Arcos de Valdevez führt. Die Kirche von Gondoriz erhebt sich wie eine Kulisse über dem Tal, ein theatralischer Bau aus dem 18. Jahrhundert, zweifellos ein gelungenes Bild für den Triumph der Kirche. Und das ihr gegenüberstehende Kruzifix unterstützt sie in diesem Geiste mit seinem spiralförmig gedrehten Schaft und der farbigen Pietà, die sich gegen die Sonne abzeichnet. Einige Kilometer weiter unten, kurz vor Arcos de Valdevez, liegt Giela. Hier legt der Reisende eine längere Pause ein. Er fährt einen gut in Schuss gehaltenen Weg den Hügel hinauf und erblickt schon auf halbem Weg die Zinnen des Turms, der gut sichtbar in ein kreisrundes Gelände zwischen bewaldete Berge gesetzt wurde. Der Reisende ist nervös, das ist jedes Mal so, wenn er sich einem Ort nähert, den er schon immer gern kennenlernen wollte. Hier befindet sich eine herrschaftliche Residenz aus dem 16. Jahrhundert, die, das muss der Reisende, der jetzt vor ihr steht, einmal sagen, eine der schönsten ihrer Art im ganzen Land ist. Der Turm ist älter, Ende 15. Jahrhundert, und angeblich ein Geschenk von Dom João I. an Fernão Anes de Lima nach der Schlacht von Aljubarrota: Das Haus, nicht ganz so alt, hat ein schönes manuelinisches Fenster, das auf den Hof hinausführt.

Hier wohnt weder Adel noch Großbürgertum. Niemand wohnt hier. Das Haus dient als Speicher, überall in den baufälligen Stockwerken liegen Maiskolben verstreut, und wo der Reisende seinen Fuß auch hinsetzt, knarren die Balken. Der Junge, der ihn begleitet, auf Anweisung seines Vaters, der das Amt des Verwalters bekleidet, hüpft wie ein junges Reh über die Berge von Maisblättern, schreckt die Hühner auf und weist umsichtig auf größere Risse im Boden hin. Von der Decke hängen die Latten wie ein großes Segel hinunter, als würde der Wind in sie hineinblasen. Das Ganze ist eine Ruine. Die gute Beschaffenheit der Außenmauern hält der Zeit stand, aber der Holzfußboden im Innern ist dem Mais und den Hühnern gnadenlos ausgeliefert: Irgendwann bricht er durch.

Der Reisende zieht traurig von dannen. Wer soll dich noch retten, Palast von Giela?

Vielleicht aufgrund dieser tristen Umstände fährt der Reisende durch Arcos de Valdevez, ohne anzuhalten, aber als er nach Ponte da Barca kommt, beschließt er, sich nicht entmutigen zu lassen, und setzt seinen Weg in die Serra Soajo fort. Er folgt dem Rio Lima, den in diesen Höhen sehr sanften Ufern, sieht, wie das Wasser über die Stromschnellen springt, und kurz darauf geht es wieder bergauf, weg vom Fluss, der nie in weite Ferne rückt, aber immer unerreichbar bleibt. Als der Reisende die Gabelung vor Ermelo erreicht, muss er sich entscheiden: Entweder überquert er den Fluss in Richtung Soajo, oder er fährt weiter nach Lindoso. Er entscheidet sich für Lindoso. Es geht immer bergauf, er zählt die Kilometer, was für eine lange Reise, die ihn in so entlegene Gegenden führt.

In Lindoso gibt es die Burg und die Maisspeicher, alle schön verschlossen. Also gut. Die Burg ist dem Reisenden egal, und die Maisspeicher kann man auch von außen betrachten, dazu braucht man den Mais nicht in seiner Ruhe zu stören. So, wie die Speicher aufgestellt sind, bilden sie eine eigene kleine Stadt. Es gibt alte, von Flechten befallene Bauten, aus dem 7. oder 8. Jahrhundert, und andere ganz moderne. Aber alle haben den gleichen traditionellen Grundriss: ein Satteldach, den Rumpf auf Stützpfeilern, dazwischen etwas, das an Kapitelle erinnert, hier aber Tisch genannt wird, eine schlichte, aber einfallsreiche Vorrichtung, die den Mais vor den Mäusen schützt. An einigen wurden die Steingitter schon durch Holztafeln ersetzt, ein Zeichen dafür, dass die Preise der Steinmetzen gestiegen sind, ein halbes Dutzend Latten kann jeder anbringen. Hier würde der Reisende gern nachts im Mondlicht spazieren gehen. Diese Stadt aus Stelzenhäusern auf Pfählen ohne Wasser dürfte nachts interessante Schatten werfen: Der Schatten eines Mannes, der hier umherginge, könnte einiges dabei lernen.

Der Reisende macht sich wieder auf den Weg, er will nach Bravães, das hinter Ponte da Barca liegt, und bis er da ist, wird vom Tag nicht viel übrig sein, das Licht scheint horizontal und lohfarben, die Sonne wird gleich untergehen und der Himmel rosarot leuchten. Die Kirche von Bravães hat ein reichskulptiertes, romanisches Portal, eine Art sublimierter Abriss aller möglichen Themen und Motive von hier bis Galicien. Die Stierköpfe über den Seitenpfosten haben Generationen vorbeiziehen gesehen, vielleicht eine Reminiszenz an andere Kulte, wie die der Sonne und des Mondes, die man oft in Verbindung mit christlichen Symbolen findet. Der Reisende betritt die Kirche, in der es bereits düster ist, erkennt nur undeutlich einen an die Wand gemalten heiligen Sebastian, gleich neben dem Triumphbogen, und er ist überrascht, in dem Gesicht des Heiligen eher ein junges Fräulein als einen Offizier der römischen Armee zu sehen. Aber diese Dinge ändern sich ja fortwährend, was einmal war, ist nicht mehr oder ist jetzt anders, wie im Fall des heiligen Sebastian, der, ohne in die Hagiographie eingreifen zu wollen, im Zirkus totgeprügelt wurde, aber allgemein als von Pfeilen durchbohrt dargestellt wird, was ihn offenbar aber nicht zu verunglimpfen scheint.

Die Dämmerung ist hereingebrochen. Der Christus in der Mandorla sieht den Reisenden ernst an, woraufhin sich dieser, als hätte er es nicht bemerkt, auf den Weg nach Braga macht, wo ihn neue Abenteuer erwarten.

Die Portugiesische Reise
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