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»Mit welchen Campern willst du eigentlich reden?«, fragte Annemieke. »Mit der statistischen Grundgesamtheit oder mit einer Stichprobe?«
Piet schüttelte den Kopf. »Ich will mit gar keinen Campern reden, solange ich nicht weiß, mit welchen es sich zu reden lohnt.«
»Ich weiß ja nicht, ob ich dich daran erinnern soll, aber wir müssen hier einen Mord aufklären!«
»Nein, daran musst du mich nicht erinnern, verdorie!«, sagte Piet mürrisch. »Aber ich muss nicht mit diesen sonnenverbrannten Vätern von Pommes essenden übergewichtigen Kindern sprechen, die mir garantiert auf jede Frage antworten: ›Niet verstaan!‹
Ein amüsiertes Lächeln umspielte Annemiekes perfekt geschminkte Lippen: »Vielleicht könntest du bei deinen Gesprächen mit den Campern dein fließendes, fast akzentfreies Deutsch anwenden?«
»Noch nicht!«
»Aha, der Inspecteur spitzt wieder die Ohren. Hast du als Kind eigentlich auch immer an Türen gelauscht?«
»Ja!« Piet versuchte ein entwaffnendes Lächeln. »Was hattest du gesagt, wie viele Camper sind hier im Moment?«
Annemieke warf einen Blick in ihre Unterlagen. »Im Moment sind es tausendneunhundertvierundzwanzig.«
»Und wie viele Menschen arbeiten hier?«
»Jetzt im Sommer sind zwölf Leute fest beschäftigt, inklusive Kinderanimationsteam. Dazu kommen donnerstags die beiden Männer vom Kibbelings-Wagen. Am Mittwoch jobbt hier ein DJ, der veranstaltet erst Bingo und dann Disco. Der Tennislehrer kommt nur, wenn er gebucht wird. Und wir haben ganz großes Glück, dass der Zirkus Bongo schon letzte Woche hier war, das wären sonst noch einmal dreiunddreißig Leute, und die …«
»Stopp!«
»Piet, wir müssen irgendwo anfangen!«
Er überlegte. »Die Bedienung in der Kantine heißt Anouk, richtig?«
»Ja, jedenfalls die, die hier meistens arbeitet.«
»Und Anouk hat diese Liste gemacht.«
Annemieke nickte. »Sie hat mir die Stammgäste aufgeschrieben.«
»Hm!« Piet grummelte in sich hinein: »Coen hat einen Schlag mit einem schweren Gegenstand von hinten auf den Schädel bekommen. Richtig?«
»Moment!« Annemieke holte wieder ihre schwarze Moleskine-Kladde aus der Tasche, schlug sie auf und bestätigte: »Ja, Arie hat gesagt, dass der Schädel an der Hinterseite eine Fraktur aufweist, die von einem Schlag mit einem schweren Gegenstand rührt. Worauf willst du hinaus?«
»Wir wissen nicht, wo er niedergeschlagen wurde. Bernardien hatte gesagt, sie hätte keine Blutspuren gefunden. Also war der Fundort wahrscheinlich nicht der Ort, an dem er niedergeschlagen wurde.«
»Nein, sie hat nur auf Anhieb nichts gefunden, und deshalb wollte sie das noch mit Chemilumineszenz überprüfen. Aber wir haben noch keinen Bericht.«
Piet kratzte sich an den übrig gebliebenen Bartstoppeln: »Sie wird kein Blut gefunden haben. Den Schlag hat er woanders gekriegt, vielleicht in seiner Kantine, und Coen kannte den Täter, denn er hat sich arglos umgedreht. Also nehmen wir an, dass er auf der Liste steht, das schränkt die Zahl schon mal erheblich ein. Wie viele Deutsche?«
»Neunzehn Deutsche, sechzehn Holländer, ein Belgier«, zählte Annemieke auf und zögerte einen Augenblick. »Hast du eigentlich was gegen Deutsche?«
»Solange sie Bier trinken, nicht.«
»Jeder Deutsche trinkt Bier.«
»Da kannst du mal sehen, wie tolerant ich bin. Wir fangen mit dem Belgier an.«