3. Faden, 1. Knoten

Neben dem bemerkenswerten Wulf und dem grauen Schweitzer war Dr. Koenigs Sekretärin diejenige, mit der ich gleich in den ersten Tagen bei KoenigConsult Kontakt hatte. Ich fand Karola Böhmer einerseits nett, andererseits tat sie mir immer ein bisschen leid. Sie war nicht eben das, was man robust nennt. Aber sie war bisher sehr freundlich zu mir gewesen. Doch sie hing wie ein Hungerhaken an ihrem Schreibtisch und hämmerte einen Text in den PC. Mein erster Eindruck war der einer fanatischen Anhängerin naturbelassener Rohkostdiäten, doch zeigte sich später in der Kantine, dass sie auch einer Portion Spaghetti mit Hackfleischsauce gegenüber aufgeschlossen war, was mir mal wieder zeigte, dass ich nicht vorschnell urteilen sollte.

Jedenfalls war sie damals sofort aufgesprungen, als ich ein wenig unsicher in der Tür stand und nach Dr. Koenig fragte.

»Sie müssen Frau Farmunt sein, herzlich willkommen bei uns!« Sie streckte mir beide Hände entgegen und strahlte mich an. »Es ist ja ganz schrecklich, aber Dr. Koenig musste heute Morgen völlig unerwartet verreisen, sonst hätte er Sie bestimmt selbst begrüßt. Kommen Sie, ich zeige Ihnen erst einmal Ihr Zimmer. Gleich hier nebenan. Und, ach ja, ich bin Karola Böhmer. Ich werde auch für Sie zuständig sein. Na, kommen Sie. Hier entlang!«

Mit diesem Begrüßungsschwall wurde ich in einen kleinen, aber erfreulich geschmackvoll möblierten Büroraum geführt. Helles Grau herrschte vor, auf dem Schreibtisch ein PC und eine der neuesten Telefonanlagen, die ich je gesehen hatte. KoenigConsult schien es beruhigend gut zu gehen.

»Ich habe Ihnen hier schon einmal die wesentlichen Unterlagen hingelegt, Angebote, Kopien des wichtigsten Schriftverkehrs und so weiter. Und, na ja, ein Buch habe ich für Sie aus der Bücherei mitgebracht, damit Sie schon mal sehen, wohin Sie Ihre Aufgabe führt.«

Das war nun richtig lieb von ihr, ein dicker Bildband über die Bretagne lag für mich bereit. Ich bedankte mich herzlich und ließ mich in meinem neuen Sessel nieder. Nebenan flötete melodisch das Telefon, und Frau Böhmer huschte mit einem entschuldigenden Lächeln zurück an ihren Platz.

Neugierig blätterte ich also die Unterlagen durch, die sie mir so aufmerksam zusammengestellt hatte, und fand darunter auch einen Fragebogen der Personalabteilung. Das erinnerte mich daran, dass ich mich dort wohl auch besser mal melden sollte. Ich nahm den Hörer des Telefons ab und wählte die angegebene Nummer.

Nichts.