18

Alles um mich herum war schwarz.

Meine linke Seite wurde gegen den Schrank von Mann gedrückt. Der Junge mit den Zähnen knallte gegen mich. Da ich wusste, dass man gegen die Schwerkraft nicht ankam, versuchte ich erst gar nicht, mich aufzurichten.

Dann hörte das Jaulen der Motoren plötzlich auf. Unser Drei-Personen-Sandwich löste sich leicht voneinander.

Die Räder kamen hart auf dem Boden auf. Dann noch einmal, mit weniger Wucht. Und dann noch einmal.

Mein Herzschlag beruhigte sich. Wir rollten auf festem Grund.

Nach kurzer Rollfahrt stoppte die Maschine abrupt. Die Beleuchtung sprang an, die Luke ging auf, Außenluft drang ins Innere und brachte den Geruch nach Treibstoff und Abgasen mit sich.

Wir warteten, bis die Frachtpaletten abgeladen waren, holten dann Reihe um Reihe unsere IBAs, gingen nach hinten und sprangen auf den Asphalt. Mein Blick wanderte im Kreis, suchte nach Hinweisen auf das fremde Land, von dem ich schon so viel gehört hatte.

Über mir blinkte ein Universum aus Sternen in einer endlosen schwarzen Kuppel. Auf dem Boden war nichts als Dunkelheit.

Wir alle warteten, bis die Gepäckpaletten geöffnet wurden. Holten unsere Sachen ab. Weil ich nicht so recht wusste, was ich tun sollte, folgte ich anschließend den Marines zu einem rechteckigen, schwarzen Umriss am Horizont.

Im Näherkommen sah ich, dass es ein eingeschossiges Gebäude war. An der Tür standen ein Mann und eine Frau, Ersterer in Zivilkleidung, Letztere im Tarnanzug und mit achteckiger Schirmmütze.

Die Frau war etwa so alt wie ich, groß und kräftig, aber attraktiv auf eine nüchterne, ungeschminkte Art. Ihre dunklen Haare waren unter der Mütze am Hinterkopf zusammengefasst.

Wie bei Katy.

Nichts da. Konzentrier dich.

Die Frau trat einen Schritt vor. »Dr. Brennan?«

Ich nickte, auch wenn mir die Frage überflüssig vorkam. Wie viele Frauen Mitte vierzig kamen mit einem Militärtransporter in Bagram an?

Als die Frau die Hand ausstreckte, fiel kurzfristig Licht auf die Doppelstreifen auf ihrer Uniform.

»Maida Welsted. Stützpunktverwaltung.«

»Captain.«

Wir gaben uns die Hände.

Der Mann trat von einem Fuß auf den anderen. Um Ungeduld anzudeuten? Verärgerung? Welsted ignorierte ihn.

»Ich bin verantwortlich für die Exhumierungsoperation in Sheyn Bagh. Für alles, was für die Mission nötig ist – Mannschaft, Fahrzeuge, Bewaffnung, Lufttransport.« Welsteds Englisch hatte einen leichten Akzent. Britisch? Angloindisch? Spanisch? »Wenn Sie irgendwas brauchen, wenden Sie sich an mich.«

»Dr. Brennan hat einen langen Flug hinter sich.«

Der Mann war groß, vermutlich Mitte dreißig. Eine blaue Sportkappe schien einen zurückweichenden Haaransatz zu verstecken.

Welsted schaute den Mann an. Im trüben Licht, das durch die Tür fiel, konnte ich ihren Ausdruck nicht interpretieren. Aber der Mann schien zu erstarren.

»Ich wollte nur sagen, wir können das alles auch morgen früh machen. Sie saß jetzt vier Stunden in einem Flugzeug. Wahrscheinlich will sie nur essen und ins Bett.«

Die Hand des Mannes schnellte mir entgegen. »Scott Blanton, Naval Criminal Investigative Service.« Kurz NCIS, so etwas Ähnliches wie die Kriminalpolizei der Marine.

Blantons Händedruck war fest, aber kein Vergleich zu Welsteds.

Wortlos drehte Welsted sich um und ging zu zwei Männern, die vor dem Depot hinter uns standen. Der jüngere trug Jeans und eine Windjacke mit dem Emblem der White Sox. Der ältere trug eine ausgebeulte Leinenhose, ein knielanges Hemd und einen weiten Pullover. Beide hatten Bärte und ungepflegte Haare.

»Captain Welsted kann ein bisschen steif sein.« Blanton lächelte und zeigte dabei übereinanderstehende obere Schneidezähne. »Texanerin, wissen Sie.«

Da ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte, schwieg ich.

Hinter Blanton sah ich, dass die Männer Welsted zuhörten und übereifrig nickten. In weniger als einer Minute war sie wieder da.

»Fahren wir zu Ihrem Quartier.« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging Welsted davon.

Blanton zuckte die Achseln und nahm, trotz meines wiederholten Protests, meine Tasche.

Wir stiegen in einen Transporter, dessen Fahrer von den beiden in Manas nicht zu unterscheiden war. Nach einer kurzen Fahrt und einer langen Sicherheitskontrolle erreichten wir einen Stützpunkt, der in der Dunkelheit von dem, den ich vor ein paar Stunden in Kirgisistan verlassen hatte, kaum zu unterscheiden war.

Mit einem großen Unterschied.

Hier würde ich nicht den Luxus eines Zweibettzimmers genießen. Keine Toilette gleich nebenan auf dem Gang.

Mein Quartier bestand aus der einen Hälfte einer Hütte oder, genauer gesagt, einer Sperrholzkiste mitten in einem Gewirr von identischen Kisten auf einer Kiesfläche aus kiwi-großen Steinen. Der Innenraum, vielleicht zweieinhalb mal drei Meter groß, enthielt zwei Pritschen, zwei schnell zusammengenagelte Nachtkästchen, einen hölzernen Kleiderschrank, in dem sich eingeschweißte Pakete mit Trinkwasserflaschen stapelten, und einen Tisch voller staubiger Magazine und uralter Ausgaben von Stars and Stripes. Und erstaunlicherweise einen PC, der allerdings aussah wie zwanzig Jahre alt.

Das waren die guten Nachrichten. Die schlechten?

Die sanitäre Einrichtung war ein knöchelstauchendes Footballfeld entfernt.

Nachdem Welsted mich informiert hatte, dass für morgen null-neunhundert eine Besprechung mit der Standortführung angesetzt war, verabschiedete sie sich.

»Wollen Sie was zwischen die Zähne?«, fragte Blanton.

Ich war zwar erschöpft, hatte aber seit dem Frühstück nichts anderes gehabt als Müsliriegel und Cola light.

»Aber sicher.«

Ich stellte meine Sachen ab. Unterwegs erzählte ich ihm von Katy. Er versprach, sie für mich ausfindig zu machen.

Ein schneller Burger und Fritten, und ich war wieder in meiner Sperrholzkiste.

»Frühstück um null-achthundert?«

»Ich finde den Weg dorthin.«

»Bei Tageslicht sieht alles anders aus.«

»Sicher. Dann würde ich mich über eine Begleitung freuen.« Was ich wirklich tat.

»Vielleicht sollte ich Ihre Kontaktdaten haben, falls es eine Planänderung gibt?«

Ich gab ihm meine Handynummer und meine E-Mail-Adresse.

Nach einem schnellen Ausflug zur Toilette stellte ich den Wecker, legte meine Taschenlampe aufs Nachtkästchen und fiel ins Bett.

Das waren meine letzten Gedanken:

Bis morgen früh wirst du nicht pinkeln.

Warum die Spannung zwischen Welsted und Blanton?

Stiefelgetrampel auf Sperrholz weckte mich. Hinter der Trennwand zu meiner Linken Männerstimmen. Über mir kreischten Flugzeuge.

Ich schaute auf die Zeitanzeige meines iPhone.

6:50. Wie lange hatte ich geschlafen? Nicht lange genug.

Ich schaute mich um, hoffte, dass ich die triste Kammer am Abend zuvor unterschätzt hatte. Hatte ich nicht.

Nackte Wände, Linoleumboden, hier und dort angeheftete, sich aufwölbende Poster und Fotos. Kein Fenster. Eine Steckdose pro Bett. Eine typische Unterkunftshütte. Schnell auf- und wieder abgebaut. Mit einer Haltbarkeit von drei bis fünf Jahren.

Ich zog mich an, nahm Toilettenköfferchen und Taschenlampe in die Hand und machte mich auf meinen Hundertmetermarsch.

Und erhielt meinen ersten atemberaubenden Blick auf Bagram.

Berge erhoben sich in einem Kreis um mich herum, hoch und gebieterisch, die schneebedeckten Gipfel strahlend weiß vor einem Himmel zwischen Dämmerung und Tageslicht.

Während ich an den Reihen der Hütten vorbeiknirschte, dachte ich an Katys E-Mail-Bemerkungen. Nicht gerade das Hilton, hatte sie gesagt, aber besser als Zelte. Ihr Hauptproblem war das Ungeziefer gewesen. Man durfte keine Schokoriegel herumliegen lassen. Keine halb ausgetrunkenen Limonaden. Ich musste lächeln bei der Vorstellung, dass meine Tochter täglich ihre Unterkunft putzte.

Und merkte dabei, dass ich mich suchend umschaute. Zwei schlanke Beine auf der Treppe. Ein blonder Pferdeschwanz, der in einer Kabine verschwand.

Konnte ich im Umkleidebereich auf Katy treffen? In der Kantine? Unterwegs auf einer Straße?

Beim Duschen lenkte ich mich ab, indem ich mir in Erinnerung rief, was ich vor meinem Abflug über Bagram in Erfahrung gebracht hatte. Viel war es nicht.

1950 von den Amerikanern als Flugplatz errichtet, hatte der Stützpunkt jetzt die Größe einer Kleinstadt. Ihre Bevölkerung aus ungefähr sechzigtausend Soldaten und vierundzwanzigtausend Zivilisten setzte sich zusammen aus alliierten Truppen, Angestellten internationaler Vertragsfirmen und afghanischen Taglöhnern.

Zusätzlich zur normalen Infrastruktur gab es in Bagram noch Cafés, Fast-Food-Läden, einen Kontrollturm noch aus der Zeit der sowjetischen Besatzung und einen Basar, in dem örtliche Händler ihre Ware feilboten. Der Disney Drive war die Hauptstraße, benannt zu Ehren eines gefallenen Soldaten, nicht nach Uncle Walt.

Die Bagram Air Base lag nahe der alten Seidenstraßenstadt, nach der sie benannt war. Und Lichtjahre entfernt.

Geduscht und mit frisch gewaschenen Haaren marschierte ich zurück zu meinem Quartier. Wo ich erfreut feststellte, dass der PC mir tatsächlich einen Internetzugang ermöglichte.

Da ich noch zwanzig Minuten Zeit hatte, checkte ich meine E-Mails. Fand aber nichts von irgendjemandem, den ich tatsächlich kannte. Ich schrieb Larabee eine kurze Mail, in der ich ihn um das Neueste im Fahrfluchtfall bat. Ich schickte auch Slidell eine, obwohl ich wusste, dass ich keine Antwort erhalten würde.

Blanton kam um Punkt acht. Während ich genug Kohlehydrate in mich hineinschaufelte, um ein Rugbyteam flachzulegen, erfuhr ich, dass er einen Bachelor in Geschichte hatte, nie verheiratet gewesen war, kurz als Polizist gearbeitet hatte und seit vierzehn Jahren beim NCIS war.

Blanton würde in die Staaten zurückkehren, sobald die Exhumierung und die Untersuchung abgeschlossen waren. Überraschenderweise war er in Gastonia, North Carolina, geboren und aufgewachsen.

Komische Welt. Da fliegt man siebentausend Meilen und trifft jemanden aus der Nachbarschaft.

Blanton erfuhr, dass ich von der ABFA, dem American Board of Forensic Anthropology, lizenziert war. Und dass ich einen Kater hatte.

Warum ich nicht mehr erzählte? Vielleicht war es die Art, wie Blanton mich ansah, immer unverwandt, kaum einmal blinzelnd. Oder der arrogante Tonfall, mit dem er einiges sagte. Einen konkreten Grund hätte ich nicht angeben können. Aber eine innere Stimme warnte mich vor zu großer Offenherzigkeit.

Ich fragte mich, ob es klug gewesen war, von Katy zu erzählen. Vor Erschöpfung war ich so gut wie hirntot gewesen. Zu spät. Es war passiert.

Als wir zurückkamen, lehnte Welsted vor meiner Hütte an einem Transporter. Als sie uns sah, schaute sie auf die Uhr.

»Guten Morgen, Captain«, sagte ich fröhlich.

»Guten Morgen.« Welsted lächelte nicht und schaute Blanton nicht einmal an. »Fertig?«

»Und bereit.« Aus mir sprach der dritte Kaffee.

Fünf Minuten später hielten wir vor einem Wellblechgebäude, das ein Schild als das Hauptquartier der Stützpunktverwaltung identifizierte. Wir traten ein und stiegen in den ersten Stock rauf.

Ein Sergeant der Air Force sprang auf, als er Stiefel hörte, und führte uns in einen Konferenzsaal, der gut in eine Anwaltskanzlei mittlerer Größe gepasst hätte. Heller Eichentisch mit einem Dutzend Stühlen. Eine Tafel. Anrichte mit Kaffeemaschine und -geschirr. Nur die rauen Wände passten nicht so recht.

Ein Mann stand an der Anrichte und goss sich eine weiße Porzellantasse voll. Navy. Ein Schild auf seinem Kampfanzug sagte mir, das er Noonan hieß. Ein Aufnäher sagte mir, dass er zu JAG gehörte, dem Judge Advocate General’s Corps, der obersten Justizbehörde der amerikanischen Streitkräfte.

Blanton setzte sich an den Tisch. Welsted und ich gingen zu Noonan.

Wie Blanton hatte der Navy-Jurist rasant schütter werdendes Haar und eine helle Haut, die sich an Nase und Wangen abschälte.

»Ruff Noonan, JAG.« Wir gaben uns die Hand. »Ich werde an der Mission nicht teilnehmen. Ich bin nur wegen der Besprechung hier.«

Als wir die Tür aufgehen hörten, drehten wir uns alle um.

Eine schwarze Frau betrat den Raum, klein und großbusig, aber mit einer Haltung, die aus ihrer Statur das Beste machte.

Sie warf einen Stapel Ordner aus braunem Wellkarton auf den Tisch und bedeutete uns, dass wir uns setzen sollten.

»Können wir anfangen?«

Die noch standen, setzten sich.

»Zunächst möchte ich mich vorstellen, Dr. Brennan. Der Rest von Ihnen kennt mich ja.« Ein schnelles Lächeln. »Ich bin Gloria Fisher, Stützpunktkommandantin hier in Bagram. Mein Stab und ich werden alles tun, um Ihnen Ihre Mission zu erleichtern. Ich nehme an, Ihre Reise verlief gut?«

»Ja.«

»Und Ihr Quartier ist zufriedenstellend?«

»Ja, vielen Dank.«

»Captain Welsted kümmert sich gut um Sie?«

»Sie war sehr hilfsbereit. Alle waren sehr hilfsbereit.«

»Und Sie haben den Rest Ihres Teams schon kennengelernt?«

Da ich annahm, dass sie Blanton und Noonan meinte, nickte ich.

»Gut.«

Fisher verschränkte die Finger auf der Tischplatte. Ihre Nägel waren zwar nicht lackiert, aber besser manikürt und poliert als meine.

»Wie Ihnen zweifellos bewusst ist, gestaltet sich die Aufgabenzuweisung für eine solche Mission sehr schwierig. Und heikel. Die Exhumierung eines afghanischen Bürgers betrifft nicht nur das Verteidigungsministerium, sondern auch das Außenministerium und auch das Weiße Haus.«

Während Fisher sprach, starrte Blanton mich unverblümt an. Ich erwiderte sein Starren, obwohl ich dem Colonel konzentriert zuhörte.

»Die Verhandlungen über diese Exhumierung begannen fast augenblicklich, nachdem diese Anschuldigungen erhoben wurden. Erst vor Kurzem haben sich diese Gespräche als fruchtbar erwiesen. Es ist meine Absicht, dass alle Phasen dieser Operation glatt und erfolgreich vonstattengehen.«

Anscheinend hatte keiner das Gefühl, dass diese Erklärung eine Reaktion verlangte. Oder die Anwesenden wussten, dass Fisher keine wollte.

»Nun gut. Zum Hintergrund.« Fisher zog Papiere aus dem obersten Ordner. »Der Vorfall ereignete sich im Dorf Sheyn Bagh, zwölf Kilometer östlich von FOB Delaram.«

»Forward Operation Base«, erläuterte Blanton mir zuliebe. Vorgeschobene Operationsbasis.

»Der Beschuldigte, Marine Second Lieutenant John Gross, war zu der Zeit Zugführer beim RCT-6, dem 3/8.«

Da ich nicht unterbrechen wollte, notierte ich die Kürzel, um sie mir später übersetzen zu lassen.

»Nachrichtendienstlichen Informationen zufolge horteten Aufständische in dem Dorf illegale Waffen. Gross hatte den Auftrag, das Dorf abzuriegeln und Haus für Haus zu durchsuchen.«

»Hier ist die komplette Akte.« Fisher zog den untersten Ordner aus dem Stapel und schob ihn mir zu. »Mr. Blanton, ich nehme an, Sie haben eine Kopie? Lieutenant Noonan?«

Blanton und Noonan nickten.

Ihre nächsten Sätze richtete Fisher direkt an mich.

»Um es kurz zusammenzufassen: Kurz vor Sonnenaufgang verließ ein Konvoi von sechs Fahrzeugen Delaram. Bei Ankunft in Sheyn Bagh befahl Second Lieutenant Gross seinen Männern, die Dorfbewohner vor ihren Häusern zu versammeln. Einige führten nun eine Durchsuchung nach Waffen durch, während andere mit den Befragungen begannen. Im Verlauf der Operation explodierte auf der Straße vor der Dorfmauer eine raketengetriebene Granate, wodurch ein Humvee stark beschädigt und zwei von Gross’ Männern verletzt wurden. Nach Angaben verschiedenster Zeugen entstand danach Chaos.«

Fisher überflog den Text und zitierte laut, was ihr wichtig erschien.

»Nach Lieutenant Gross’ Aussage bewachte er zum Zeitpunkt der Explosion zwei Einheimische, die als mögliche Aufständische identifiziert worden waren.«

Fisher beugte sich über das Blatt.

»Ahmad Ali Aqsaee und Abdul Khalik Rasekh.«

Sie richtete sich wieder auf.

»Nach Aussage von Lieutenant Gross kamen Aqsaee und Rasekh auf ihn zugerannt. Obwohl er ihnen auf Englisch und Paschtu befahl stehen zu bleiben, seien beide auf bedrohliche Art weitergelaufen. Da er um sein Leben fürchtete, eröffnete er das Feuer.«

»Gross’ Version unterscheidet sich deutlich von der Eggers’.«

»Ja, Lieutenant Noonan. Das ist der Grund, warum wir hier sind.«

Noonan, der den Tadel spürte, lehnte sich zurück und kniff die Lippen so fest zusammen, dass die Mundwinkel weiß wurden.

Fisher konzentrierte sich wieder auf mich.

»Laut Corporal Grant Eggers stürzten Aqsaee und Rasekh auf niemanden zu. Verängstigt von der Explosion, versuchten beide, sich von der Straße zu entfernen.«

Einige Sekunden vergingen.

»Sind die Bioprofile der Opfer da drinnen?« Ich tippte auf den Ordner vor mir.

»Ja. Rasekh war deutlich größer als Aqsaee. Und die beiden unterschieden sich im Alter.«

»Wie viele Jahre?«

»Mr. Rasekh war zweiundfünfzig.«

Fisher schüttelte knapp den Kopf.

»Mr. Aqsaee wurde an seinem siebzehnten Geburtstag getötet.«