16
Als ich am Samstagmorgen aufwachte, umschlang mich die Bettdecke wie eine Boa Constrictor. Ich hatte mich wohl im Traum hin und her geworfen, doch ich erinnerte mich an nichts.
Birdie war nirgends zu sehen.
Ich hielt mir den Wecker vor die verklebten Augen. 8:45.
Wenn das Frühstück zu spät kommt, nagt mein Kater entweder an meinen Haaren oder scheppert mit einem Keramikgefäß, in dem auf meiner Frisierkommode eine Seidenpflanze steht. Er ist gut. Beide Strategien nerven mich so sehr, dass ich aufstehe.
Merkwürdig, dass Bird mich heute nicht zum Aufwachen gequält hatte. Noch zu träge nach der Hafergrütze mit Eiern?
Aber am Abend zuvor hatte ich auf dem Nachhauseweg seine Lieblingsspeise gekauft. Iams-Katzenfutter. Er wusste nicht, dass ich ihm die kalorienreduzierte Version gab.
Ich stützte mich auf einen Ellbogen und schaute mich um.
Kein Kater.
Dann roch ich Kaffee.
Und hörte leise Musik. Good Day Sunshine?
Verwirrt zog ich einen Trainingsanzug an und ging nach unten.
Auf dem Tisch im Esszimmer stand eine Schachtel mit Donuts. Servietten. Teller und Besteck. Butter und Marmelade.
Im Arbeitszimmer sangen die Beatles, dass sie lachen müssen.
Ich schob mich durch die Pendeltür zur Küche.
Pete stand an der Anrichte und goss Saft aus einem Karton in Gläser.
»Zuckerschnäuzchen.« Großes Pete-Grinsen. »Ich habe dich doch nicht aufgeweckt, oder?«
Gibt es auf diese Frage eine nicht sarkastische Antwort? Mir fiel keine ein.
»Was machst du denn hier?«
Und dann Panik.
Die man mir offensichtlich ansah.
»Keine Angst.« Pete hob beschwichtigend die Hand. »Katy geht es gut.«
»Hast du mit ihr gesprochen?«
»Es geht ihr gut.«
»Das ist keine Antwort.«
Pete verstaute den Karton im Kühlschrank und wandte sich wieder mir zu. Ein Grinsen kräuselte seine Mundwinkel, als er meinen Aufzug und die zerzausten Haare sah.
»Fang erst gar nicht an«, warnte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen.
»Womit?« Voll jungenhafter Unschuld.
»Es ist viel zu früh für eine Fashion-Kritik.«
»Du siehst klasse aus, Zuckerschnäuzchen.«
»Nenn mich nicht so.«
»Hier.« Pete hielt mir ein Glas entgegen. »Das ist voller Vitamine.«
»Du klingst wie Anita Bryant.« Doch den Orangensaft nahm ich.
»Sie hatte recht.« Pete trank einen Schluck. Und führte aus: »Was die Orangen angeht. Prost.«
Pete klopfte mit seinem Glas an meins. Wir tranken beide unseren Saft aus.
»Wo ist Bird?« Ich stellte mein Glas ins Spülbecken.
»Verdauungsschlaf nach der Pastete.«
»Du hast ihm Pastete gegeben?«
»Entspann dich. Es war Hühnerleber, keine Gans.«
»Der Tierarzt hat ihm Diät verordnet.«
»Das hat er nicht gesagt.«
Ich verdrehte noch immer die Augen, als der Kater hereinkam. Pete hob ihn hoch.
Birdie schnurrte wie eine Ducati bei hundert km/h. Er mag meinen Ex. Immer schon.
»Weißt du, dass du ausgeraubt wurdest?«
»Was?« Ich schaute mich schnell in der Küche um.
»Dein Kühlschrank ist leer geräumt.«
»Bist du mal wieder witzig.«
»Ernsthaft. Er ist leer.«
»Ich hatte die letzten Tage ziemlich viel zu tun.«
»Die Fahrerflucht?«
»Hm. Bist du deswegen hier? Um nachzusehen, ob ich auch richtig esse?«
»Madam.« Mit großer Geste deutete er auf die Tür. »Sollen wir für Kaffee und Törtchen nach nebenan gehen?«
»Ich lasse mich nicht in dein Hochzeitsdrama mit hineinziehen.«
»Deswegen bin ich nicht hier.«
Wir gossen uns beide Kaffee ein, tröpfelten Sahne dazu und gingen ins Esszimmer. Pete setzte sich mir gegenüber an den Tisch.
»Butter und Marmelade?« Ich hob fragend eine Augenbraue.
»Man weiß ja nie.«
»Doch. Bei Donuts schon.«
Ich nahm mir einen mit Schokoladenüberzug und Streuseln.
Pete nahm sich kein Gebäck. Rührte seinen Kaffee nicht an.
»Wer zuerst kommt, mahlt zuerst«, sagte ich fröhlich. »Du hättest mehr mit Schokolade kaufen sollen.«
»Die sind alle für dich.«
»Was, keine Blumen?«
Das war ein alter Witz zwischen uns. Pete lachte nicht.
Na gut.
Während ich wartete, dass mein Ex zur Sache kam, fiel mir eine andere Möglichkeit ein.
»Gibt es ein Problem mit der Scheidung? Habe ich eins der Formulare falsch ausge-«
»Alles ist in Ordnung.«
»Hast du die Unterlagen schon einge-«
»Werde ich noch machen.«
»Die Hochzeitsvorbereitungen laufen noch nach Plan?«
Mein Gott, Brennan. Warum bringt du das zur Sprache?
»Es gibt ein paar Problemchen. Aber nichts, womit Summer nicht umgehen kann.«
Summer kann ohne Anweisung nicht einmal mit einem Joghurt umgehen. Das sagte ich nicht.
Birdie sprang neben Pete auf den Tisch. Er strich dem Kater über den Rücken. Schaute abwesend seine Handbewegung an. Welchem Thema wollte er ausweichen?
Mein Magen verkrampfte sich.
»Du lügst mich doch nicht an, oder? Geht es wirklich nicht um Katy?«
»Nur am Rande.«
Mir stieg die Hitze in die Wangen.
»Du hast doch gesagt –«
»Es geht ihr gut.«
»Hast du heute von ihr gehört?«
»Nein.«
»Dann hast du keine Ahnung, wie es ihr geht!« Scharf.
Pete streichelte weiter den Kater. Und schaute dabei weiter auf seine Hand.
»Tut mir leid. Ich wollte dir nicht den Kopf abreißen«, sagte ich.
Pete lehnte sich zurück. Überlegte es sich dann anders, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
»Es gibt eine Möglichkeit, dass du Katy sehen kannst.«
»Wir wollten eigentlich skypen –«
»Ich meine persönlich.«
»Was? Bekommt sie Urlaub? Jetzt schon?« Mein Donut erstarrte mitten in der Luft. »O Gott. Ist sie verletzt?«
»Nein.«
»Ist sie im Krankenhaus?«
»Nein. O Mann. Hör auf überzureagieren.«
»Sag mir die Wahrheit.«
»Ich habe überhaupt keinen Grund zu der Annahme, dass unsere Tochter nicht kerngesund und glücklich ist.« Übergeduldig.
Ich musterte Petes Gesicht. Sah keinen Täuschungswillen. Aber jede Menge Zweifel.
Janis Peterson. Der Mann der flinken Zunge und der stählernen Nerven?
»Was ist los, Pete?«
Er hob seine Tasse. Stellte sie, ohne getrunken zu haben, wieder ab.
»Du kannst zu ihr.«
»Zu ihr?« Ich hatte wohl irgendwo etwas verpasst.
»Nach Bagram.«
»Bagram. Afghanistan?«
»Genau.«
Das ergab einfach keinen Sinn.
»Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, Zuckerschnäuzchen. Ich mache mir auch Sorgen. Vor allem wenn Tage vergehen, ohne dass ich auch nur ein Wort höre. Das kann ich allerdings nicht zugeben, wo ich doch ein Mann bin und so.«
Noch ein alter Witz, der kein Lachen auslöste.
Pete redete weiter, doch jetzt in einem anderen Ton. Sehr ernst.
»Ich will dich nicht manipulieren. Aber ich will dich überzeugen.«
Überzeugung. Das Handwerkszeug des Anwalts.
»Mich überzeugen.« Da ich völlig verwirrt war, äffte ich ihn einfach nach.
Pete atmete tief ein. Stieß die Luft wieder aus. Verschränkte die Finger.
»Erinnerst du dich an meinem Freund, Hunter Gross?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Denjenigen, von dem ich dir am Mittwoch beim Abendessen erzählt habe?«
In der Bar bei voll aufgedrehter Lautstärke. »Er ist ein Marine«, sagte ich. »Sein Neffe ist ein Marine.«
»Ja, John Gross. Ich kenne Hunter schon seit Jahren.«
»Aus deiner Zeit im Corps.« Ich hatte Petes alte Militärkumpel noch nie auseinanderhalten können.
Pete nickte. »Hunter hat mich wieder angerufen. Er macht sich wirklich Sorgen wegen seines Neffen.«
»Red weiter.«
»Ich glaube, ich habe dir erzählt, dass John im Camp Lejeune auf eine Anhörung nach Article 32 wartet.«
Eine Anhörung nach Article 32 ist das militärische Äquivalent einer Vorverhandlung vor einer Grand Jury. Zweck ist es herauszufinden, ob genug Beweismaterial für einen Kriegsgerichtsprozess vorhanden ist.
»John wird beschuldigt, afghanische Zivilisten getötet zu haben.« Allmählich fiel mir die Geschichte wieder ein. »Was er bestreitet.«
»Ein Kriegsgerichtsprozess würde die Karriere des Jungen ruinieren. Doch das ist noch die geringste seiner Sorgen. Falls er schuldig gesprochen wird, könnte er lebenslang in einem Bundesgefängnis sitzen. Oder noch Schlimmeres.«
»Was hat er denn angeblich getan?«
»Der Anklageschrift nach soll er bei der Durchsuchung eines Dorfes unbewaffnete Bewohner erschossen haben.«
»Wie lautet seine Version?«
»Es dämmerte bereits. Es herrschte totales Chaos. Die Männer kamen ›Allah!‹ schreiend auf ihn zu. Einer machte eine Bewegung, als würde er nach einer Waffe greifen. Er behauptet, in Notwehr geschossen zu haben.«
»Aber wie sich herausstellte, hatten die Männer gar keine Waffen.«
»Genau.«
Ich überlegte.
»Gross führt ein, was, ein M16? Die Opfer sind unbewaffnet. Und doch stürzen sie auf ihn zu? Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Im Eifer des Gefechts? Ein persönlicher Dschihad?« Pete zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
»Hinter der Geschichte muss mehr stecken.«
»Ich sage dir, was ich weiß. Als Lieutenant und Zugführer musste John jede Menge schwieriger Entscheidungen treffen. Mit ernsten Konsequenzen.«
Pete hielt inne, vielleicht dachte er an seine eigenen schwierigen Entscheidungen im aktiven Dienst.
»Eine dieser Entscheidungen betraf einen Corporal namens Grant Eggers. Nach diversen ermahnenden Gesprächen war John gezwungen, Eggers von seinem Posten als Leiter der Schützentruppe zu entheben. Eggers war stinksauer, redete angeblich bei jeder Gelegenheit schlecht über John, stellte ihn aber nie persönlich zur Rede.«
»Lass mich raten. Eggers ist derjenige, der die Anschuldigung vorgebracht hat.« Ich nahm mir einen Donut mit Zuckerguss.
»Ja. Er sagt, die Männer wären nicht auf John zu-, sondern vor ihm davongerannt. Er behauptet, John hätte sie in den Rücken geschossen.«
»O Gott.«
»Ja. Was nicht alles passieren kann. Hunter ist überzeugt, dass über seinen Neffen vorschnell geurteilt wurde.«
»Warum?«
»Uncle Sam ist da drüben nicht gerade beliebt. Zwei unbewaffnete Zivilisten tot. Der Schütze ein amerikanischer Marine. Die Einheimischen wollen Blut.«
»Politik also.«
Pete zuckte die Achseln. Wer weiß?
»Die Lösung ist doch ganz einfach.«
Pete streckte die Hand aus und strich mir über die Oberlippe. Ich schlug seine Hand weg.
»Zuckerschnurrbart«, sagte er. »Erzähl.«
»Der Medical Examiner untersucht die Eintritts- und Austrittswunden der Kugeln.«
»Das war unmöglich.«
»Warum?«
»Die Männer liegen auf einem muslimischen Friedhof begraben. Die Militärpolizei hat wiederholt versucht, Zugang zu erhalten, aber die afghanischen Behörden verweigerten bisher sowohl eine Exhumierung als auch eine Autopsie. Nach langem diplomatischen Hin und Her haben sie jetzt ihre Meinung geändert.«
Ich hatte einen plötzlichen Verdacht, wohin das führte.
»Sie haben einer Exhumierung zugestimmt.«
»Ja. Aber es gibt keine Garantie, dass sie ihre Meinung nicht noch einmal ändern. Die Anhörung nach Article 32 wurde verschoben, um Zeit zu gewinnen für die Durchführung der Exhumierung.«
»Aha.«
»Was meinst du, wie gut erhalten werden die Leichen sein?«
»Was wurde postmortal mit ihnen gemacht?«
»Hunter sagt, die Männer wurden gewaschen, in Leichentücher gewickelt und begraben. Keine Särge. Sie wurden nur auf die Seite gelegt, mit dem Kopf in Richtung Mekka.«
»Wüstenklima, ein Jahr in der Erde. Ich würde fortgeschrittene Verwesung erwarten, wenn nicht bereits vollständige Skelettierung.«
»Die US-Experten werden nur einen Versuch mit diesen Leichen bekommen. Wenn das Personal am Stützpunkt nicht allererste Sahne ist, könnte John im Arsch sein.«
»Schusskanalbestimmung ist nicht so kompliziert.«
»Das weißt du. Aber wissen sie es auch? Laut Hunter ist das Johns beste Chance, seine Unschuld zu beweisen. Die Verteidigung will ein Mitspracherecht, wer die Exhumierung und Untersuchung durchführen soll, und der Staatsanwalt hat ihnen gesagt, sie sollen jemanden vorschlagen, der für beide Seiten akzeptabel ist.«
»Du willst, dass ich nach Afghanistan fliege.« Gesagt mit dem Enthusiasmus, den ich für Gerstenkörner übrig habe.
»Ja. Deine Erfahrung mit Kriminalermittlungen wird die Regierung zufriedenstellen, und die Verteidigung wird Hunters Empfehlung zustimmen.«
Pete lehnte sich zurück und schaute mir tief in die Augen. Er hatte seinen Fall dargestellt. Jetzt wartete er.
Tief durchatmen.
»Versteh mich nicht falsch, Pete. Ich habe Mitgefühl mit John und seiner Familie. Aber Militärärzte haben viel Erfahrung – zu viel – mit traumatischen Verletzungen. Jeder Arzt in Afghanistan hat mit Sicherheit Hunderte von Schussverletzungen gesehen.«
»In frischem Gewebe. Du hast es eben gesagt. Wahrscheinlich sind nur noch Knochen übrig. Das bist du. Das ist dein Ding. Du bist die Beste. Außerdem findet die Article-32-Anhörung in North Carolina statt.«
»Ich habe Verpflichtungen. Ich kann mich nicht so einfach auf die andere Seite der Welt davonmachen.«
»Das tust du die ganze Zeit.«
»Nein, tue ich nicht.«
»JPAC?«
Pete meinte meine Rolle als zivile Beraterin des Joint POW/MIA Accounting Command, des zentralen militärischen Identifikationsinstituts in Honolulu.
»Das ist was anderes. Diese Besuche sind von langer Hand geplant.«
»Es gibt noch einen Grund, warum du es sein musst. Du kennst dich aus mit militärischen Funktionen. Wegen deiner JPAC-Verbindung wird die Regierung deiner Verpflichtung als forensische Expertin erst recht zustimmen.«
»Pete …«
Er beugte sich vor und nahm meine beiden Hände in seine.
»Ich bitte dich als persönlichen Gefallen darum. Bitte überwache die Exhumierung. Führe die Untersuchung durch.«
»Das ist doch lächerlich. Die Logistik wäre ein Albtraum.«
Er lächelte. »Das ist alles schon geklärt.«
»Von wem?«
»Vom Verteidigungsministerium, dem Pentagon, dem verdammten Weißen Haus.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«
Pete legte theatralisch die Hand aufs Herz. »In fremder Erde Leichen ausbuddeln ist eine ernste Sache, vor allem wenn sie Beweismittel bei Ermittlungen gegen einen amerikanischen Soldaten sind.«
»Auf keinen Fall.« Ich zog meine Hände aus seinen. »Ich habe eine Unbekannte im Teenageralter in meinem Kühlraum, und niemand interessiert sich dafür. Wenn ich mich nicht um ihren Fall kümmere, wer dann?«
»Wie läuft die Sache?« Nicht unverblümt sarkastisch, aber fast.
»Sie läuft.« Knapp. Warum diskutierte ich überhaupt mit ihm darüber?
»Es ist natürlich deine Entscheidung. Bleib hier und mach weiter mit deinem Fall. Geh nach Afghanistan und hilf einem Amerikaner, dem man vielleicht was anhängen will. Einem Amerikaner, der im Dienst an seinem Land sein Leben riskiert hat.«
Pete machte eine Pause, um die Implikationen ihre volle Wirkung entfalten zu lassen. Katy.
»Du kannst beide Entscheidungen treffen, Sahnetörtchen. Aber du musst dich eins fragen. Hilft es deiner Unbekannten wirklich, wenn du hierbleibst?«
So ärgerlich es war, aber dieses Argument war nicht von der Hand zu weisen. Slidell würde an der Fahrerflucht dranbleiben. Ohne mein Drängen zwar nicht so intensiv, aber er würde die Arbeit machen. Luther Dew? Hier war kein Drängen nötig. Die DNS? Ich könnte rund um die Welt fliegen und trotzdem schneller als die Ergebnisse wieder hier sein.
»John Gross braucht einen Menschen, bei dem er sich darauf verlassen kann, dass er unparteiisch und kompetent ist. Er braucht die Beste.«
»Was, wenn ich herausfinde, dass diesen Männern in den Rücken geschossen wurde?«
»Dann habe ich meine Verpflichtung einem Freund gegenüber erfüllt, und du hast die Wahrheit herausgefunden, wohin sie auch führen mag.«
Dann brachte Pete, der Anwalt, sein Totschlagargument.
»Der Vorfall ereignete sich in einem Dorf namens Sheyn Bagh. Du gehst dorthin, um die Exhumierung zu überwachen. Die Untersuchung wirst du in Bagram durchführen.«
Wo Katy stationiert war. Wieder musste es nicht ausgesprochen werden.
»Ich denke darüber nach.«
O Gott, wollte ich mir das wirklich ernsthaft überlegen?
Pete schob mir die Donuts zu. Ich schüttelte den Kopf. Er legte sich einen auf seinen Teller, nahm beide Tassen und verschwand in die Küche.
Auf dem Sideboard tickte Omas Uhr ihren stetigen Takt. Birdie lag zusammengerollt auf seinem Sessel und schnarchte leise. Draußen trällerte eine Drossel in den Samstagvormittag.
Pete kam zurück und stelle mir frischen Kaffee hin. Setzte sich. Wartete.
Nach einer Weile fragte er. »Fertig mit Nachdenken?«
»Nein.« Doch ich war es.
»Du fliegst, oder?«
»Wann?«
Er holte einen Umschlag aus der Gesäßtasche seiner Jeans, zog zwei Papiere heraus und legte sie auf den Tisch.
Ich schaute mir beide an.
Zugestellter Dienstreiseauftrag.
Ein E-Ticket der Turkish Airlines. Von Charlotte Douglas nach Dulles International. Von Dulles nach Istanbul.
Reisebeginn am nächsten Tag.