Fünfzehn
Sie lagen nur einen Augenblick da und schnappten nach Luft, ehe David instinktiv nach dem Schwert griff und es an sich drückte. Als Laurel sein Gesicht sah, hätte sie ihn beinahe nicht erkannt. Blut und Schweiß zogen sich in Streifen von den Schläfen bis zum Kinn und seine Arme waren rostig rot befleckt. Er war von oben bis unten mit geronnenem Blut beschmiert.
»Wie geht es dir?«, fragte sie ihn und drückte sich vom Boden hoch. Chelsea fiel neben David auf die Knie.
»Müde«, krächzte er. »Ich muss was trinken. Und mich ausruhen«, antwortete er. »Ich brauche eine Pause, unbedingt.«
»Gibt es hier irgendwo ein ruhiges Plätzchen?«, fragte Tamani Katya, während die übrigen Elfen die Orks weiter mit allen möglichen Dingen bombardierten.
»Bringt ihn doch in den Speisesaal«, schlug Katya vor. »Da bekommt ihr auch Verbände und Medizin … für die Elfen, die von Orks verwundet wurden.« Sie senkte den Blick.
»Ich gehe mit«, sagte Laurel, stand auf und half Chelsea, die auf den knienden David hinunterblickte. Er war stehend k.o., doch er ließ das Schwert nicht los. Laurel und Chelsea konnten ihm nicht helfen, solange er es festhielt.
Chelsea beugte sich vor. »David«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »ich kann es gerne für dich tragen.«
David sah sie blinzelnd an, als spräche sie in einer Fremdsprache mit ihm. Dann verstand er, was sie gesagt hatte. »Danke«, wisperte er und legte das Schwert wieder auf den Boden.
Chelsea packte mit beiden Händen das Heft und hob Excalibur ehrfürchtig hoch, während Laurel und Tamani David beim Aufstehen halfen.
Laurel führte ihn am Arm zur Treppe, als ein Elf mit einem Tablett voller Humpen mit dampfender Chartreuse vorbeikam. Das war eine Säure, die aus vergorenen Limetten gewonnen wurde. »Komm, wir säubern dich«, sagte Laurel und drehte David so, dass er von der Schlacht nichts mehr mitbekam.
»Haben wir denn Zeit dafür?«, fragte David schwächlich und folgte ihr durch die Balkontür. »Es kommen immer mehr und wir müssen Yeardley zu Jamison bringen.«
»Darüber können wir später nachdenken«, erwiderte Laurel und warf Chelsea einen besorgten Blick zu. In der verbarrikadierten Akademie fühlten sie sich sicher, doch wie lange würde sie noch standhalten?
Langsam gingen sie zu dritt die Treppe hinunter und merkten erst unten, dass Tamani nicht mehr bei ihnen war. Er war auf der obersten Stufe stehen geblieben und hielt sich mit einer Hand am Geländer fest. Mit der anderen umklammerte er seine verletzte Schulter, an die er Laurel im Haus seiner Mutter nicht hatte heranlassen wollen. Tamani ließ sich einen Augenblick Zeit für die Erschöpfung und den Schmerz, die er den ganzen Tag verdrängt hatte. Er hatte die Augen geschlossen und Laurel wandte den Blick ab, ehe er merkte, dass sie ihn in diesem Zustand gesehen hatte. Sie war froh, als sie kurz darauf seine Schritte hörte. Tamani schloss wieder zu ihnen auf.
»David«, fragte Chelsea unsicher, »bist du …«
»Mann, ist das Ding schwer«, stöhnte David und schnitt ihr das Wort ab. Er reckte und streckte die Arme und lockerte die Handgelenke.
Laurel biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf, als Chelsea sie fragend ansah. Für Fragen war dies nicht der passende Zeitpunkt.
Als sie endlich den Speisesaal betraten, wären sie beinahe mit einer Elfe zusammengestoßen, die einen Stapel weißer Tücher trug.
»Passt doch auf«, sagte eine kalte Stimme. Laurel riss die Augen auf. Trotz des tiefen Schnitts auf einer Wange und der unordentlichen Kleidung und Frisur erkannte sie Mara sofort. Wenn sie Tamanis bösen Blick richtig deutete, wusste er auch noch, wen er vor sich hatte. Mara hob das Kinn, als wollte sie auf Tamani herabsehen, doch er sah ihr direkt in die Augen und machte keine Anstalten, sich zu verbeugen. Das fiel Laurel besonders auf. Im nächsten Augenblick verließ Mara auch schon den Raum.
»Hat mich auch gefreut«, sagte Chelsea trocken.
»Geht schon mal weiter«, sagte Tamani steif. »Ich habe noch etwas zu erledigen.«
Laurel ging kurz zu ihm. »Komm dann aber sofort zurück«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich will mir deine Wunden ansehen.«
Tamani wollte protestieren, doch Laurel ließ nicht mit sich reden.
»In fünf Minuten.«
Zähneknirschend nickte er.
Im Speisesaal war eine Menge los. Yeardley verteilte am anderen Ende Seren und Verbände an die gesunden Elfen, die an mehreren Stellen die Verletzten versorgten. Wie fühlten sie sich, wenn sie plötzlich Zaubertränke benutzten, die sie eigentlich nicht für sich selbst hergestellt hatten? »Wiederholungsübungen« nannten sie das, wenn sie, statt zu lernen, Heilsalben und andere Zaubertränke für die Frühlingselfen herstellten, die zum Beispiel als Wachposten außerhalb der Tore arbeiteten. Dort kam es schon mal zu einer Rangelei mit einem Ork, auch Hüter verletzten sich hin und wieder an der Sense. Herbstelfen dagegen taten sich so gut wie nie weh. Sie schnitten sich höchstens an Papier und verbrannten sich oberflächlich mit Säure.
»Setz dich«, befahl Laurel, sobald sie einen freien Stuhl für David gefunden hatte. Als Chelsea das Schwert daran lehnte, nahm er es sofort und legte es quer auf den Schoß.
Laurel ließ ihn kurz mit Chelsea allein und holte ein großes Glas Wasser. »Ganz normales Wasser«, sagte sie und wehrte beharrlich die gutgemeinten Versuche der Elfen ab, Stickstoff und Phosphor hinzuzufügen. Damit kehrte sie zu David und Chelsea zurück, die sich aufregte, weil David voller Blut war.
»Es geht mir gut«, beharrte David. »Das Einzige, was ich brauche … oh ja, vielen Dank!« Er nahm Laurel das Wasserglas ab und trank es in einem Zug leer. Als einige Tropfen über sein Kinn liefen, wischte er sie geistesabwesend ab und zog einen blutigen Strich unter seinem Mund.
»Möchtest du noch mehr?«, fragte Laurel, die gegen ihren Willen auf diesen Streifen starrte, obwohl David sich endlich entspannte, den Kopf an die Wand lehnte und für einen Augenblick die Augen schloss.
»Fehlt ihm wirklich nichts?«, flüsterte Chelsea ihr zu, die sich ebenfalls nicht von dem grausigen Anblick losreißen konnte.
»Scheint so«, antwortete Laurel. »Aber ich bin dafür, dass wir das Blut abwaschen, nur um sicher zu gehen. Kannst du Waschlappen besorgen und mich gleich am Brunnen treffen?« Sie zeigte auf einen Stapel mit gefaltetem Stoff, wo die anderen Elfen Verbände und Handtücher holten. Chelsea nickte und lief los.
Zunächst folgte David Laurel noch wie betäubt und zog Excalibur kraftlos hinter sich her, ohne zu merken, dass er mit der Spitze eine perfekte Linie in den glänzenden Marmorboden ritzte. Doch als ihm klar wurde, was Laurel vorhatte, konnte es ihm nicht schnell genug gehen. Er kniete sich am Rand des Marmorbrunnens hin, legte Excalibur vorsichtig ab und versenkte die Arme bis zu den Schultern im Wasser. Dann schrubbte er wild drauflos, bis eine trübe rote Wolke das Wasser verfärbte.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Laurel, dass Caelin – der einzige männliche Mixer ihres Jahrgangs – sie beobachtete. Perfekt. »Hey«, sagte sie. »Kannst du mir einen Gefallen tun? Ich brauche ein sauberes Hemd.« Sie zeigte auf David. »Für ihn«, ergänzte sie, damit Caelin nicht mit einer Rüschenbluse zurückkam, was ihm zuzutrauen war.
Caelin musterte den fremden neuen Jungen – er war immer schon sehr revierbesessen gewesen –, nickte und ging Richtung Schlafräume. Kaum war er weg, kam Chelsea mit einem kleinen Stapel sauberer Taschentücher.
»Danke«, sagte Laurel und nahm das oberste. Nach einem Blick auf das schmutzige Wasser, in dem David noch immer seine Arme abwusch, rümpfte sie die Nase. Oben aus dem Springbrunnen kam eiskaltes, kristallklares Wasser und Laurel befeuchtete damit das Tuch. Dann wusch sie David das blutbefleckte Gesicht.
»Ich helfe dir«, sagte Chelsea leise, tunkte ein weiteres Taschentuch ins Wasser, nahm sich die andere Wange vor und befreite ihn von einem besonders breiten Blutstreifen, der sich bis an den Nacken zog.
»Ausziehen«, sagte Laurel, als Davids Gesicht einigermaßen sauber war. »Das Hemd wird nie wieder sauber. Zieh es aus und wirf es weg.«
David hob das Hemd hoch und zog es vorsichtig über den Kopf, um sein frisch gewaschenes Gesicht nicht wieder zu beschmutzen. Dann ließ er es einfach auf den Boden fallen.
Erst glaubte Laurel, dass sie sich die plötzliche Stille einbildete, doch nach einer weiteren Minute stellte sie fest, dass sich buchstäblich niemand mehr bewegte.
Aus dem Schweigen war ein Raunen geworden, das sekündlich lauter wurde.
Chelsea hatte es auch gemerkt und sah sich nervös um.
Doch alle Blicke richteten sich auf David, und zwar auf seine Brust, wo man die dunklen Haare gut erkennen konnte.
Sie hatten gar nicht gemerkt, dass er ein Mensch war.
Wahrscheinlich war ihnen wegen des allgemeinen Durcheinanders und der Tatsache, dass Chelsea keine offensichtliche Körperbehaarung zeigte, auch nicht klar gewesen, dass sie ebenfalls ein Mensch war. Jetzt blickten einige Elfen auf das Schwert, das David an den Brunnen gelehnt hatte, und tuschelten hinter vorgehaltener Hand.
David hörte auf, sich zu waschen, und warf den Elfen, die frech genug waren, ihn anzustarren, böse Blicke zu.
Plötzlich stürmte Tamani mit lauten Schritten durch den Speisesaal. Er sah wütend aus und trug ein weiteres weißes Wäschebündel. Caelin, der ihm nachlief, war froh, dass er seine Aufgabe jetzt jemand anderem übertragen konnte.
»Hier, bitte«, sagte Tamani und reichte David das trockene weiße Kleidungsstück. »Ein sauberes Hemd ist das Mindeste, was wir dir für die Rettung der Akademie schuldig sind.« Bevor er das Hemd überreichte, sah Tamani zornig in die Runde. Nach einigen Sekunden, in denen niemand etwas sagte, zog David das Hemd aus der neuesten Kollektion Avalons an und sah nun wie ein normaler Elfenjunge aus.
Sobald David wieder angezogen war, kehrten alle zu ihren Aufgaben zurück, doch viele Elfen musterten ihn heimlich mit einer Mischung aus Neugier, Verachtung und Angst.
»Wie fühlst du dich, Mann?«, fragte Tamani und ging neben ihm in die Hocke.
»Besser«, antwortete David. »Aber ich hätte gern noch ein Glas Wasser.«
Chelsea war schon unterwegs.
»Meinst du, du könntest bald wieder rausgehen?« Tamani bedrängte ihn nicht, aber Laurel wusste, wie dringend er Yeardley zu Jamison bringen wollte.
David verzog den Mund. Sein Blick war irgendwie verschattet, doch er sah das Schwert an und nickte. »Ich glaube schon«, sagte er.
»Danke.«
David schloss noch einmal kurz die Augen und griff dann nach dem Schwert.
»Halt, nicht so schnell.« Laurel sprang auf.
»Laurel …« Tamani war hörbar verzweifelt.
»Ich will erst deine Schulter verbinden.« Sein graues T-Shirt war zerrissen und der Pflanzensaft darauf geronnen, doch ohne Verband würde die Wunde sicher wieder aufplatzen.
»Mir geht’s gut«, sagte Tamani und drehte sich so, dass sie seine Schulter nicht mehr sehen konnte.
»Das stimmt nicht. Du hast Schmerzen, und du wirst … besser kämpfen können, wenn ich etwas dagegen tue.«
Er zögerte und sah dann Chelsea an, die mit einem weiteren Glas Wasser für David zurückkam. Schließlich gab er nach. »Aber nur, wenn du dich beeilst«, sagte er widerstrebend. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Es geht ganz schnell«, versprach Laurel.
An der nächsten Krankenversorgungsstation überlegte sie, welche Medizin sie ihm verabreichen sollte. »Kann ich das kurz mitnehmen?«, fragte sie und griff nach zwei Flaschen mit einer klaren Lösung sowie Verbandszeug.
Die Elfe nickte, ohne aufzusehen, während sie mit einer Kaktusstachelnadel einen tiefen Schnitt in der Schulter eines Kindes nähte.
Laurel lief zu Tamani zurück. »Zieh das T-Shirt aus«, sagte sie.
Nach einem kurzen Blick zu David stöhnte er und zog sein Oberteil aus, indem er die mit Pflanzensaft getränkten Stellen vorsichtig von der verletzten Stelle löste. Aus mehreren oberflächlichen Wunden tropfte noch ein wenig Pflanzensaft, und die tiefe Wunde im Rippenbereich, die Laurel bereits morgens verbunden hatte, nässte schon wieder durch den Verband.
Auch die Schulterverletzung bestand beileibe nicht aus einer einzigen Schnittwunde, wie sie gedacht hatte. Tamani hatte fünf tiefe Löcher im Oberarm und holte scharf Luft, als Laurel sie mit dem nassen Lappen abtupfte. »Es tut mir leid«, sagte sie und versuchte, angesichts der schweren Stichverletzungen nicht die Nerven zu verlieren. »Gleich geht es dir besser.«
»Nein«, sagte Tamani und hielt ihre Hand fest, als sie nach der Flasche greifen wollte.
»Warum denn nicht?«
»Du darfst mich nicht betäuben«, sagte er, obwohl ihm das Sprechen schwerfiel. »Ich kann den Arm nicht mehr so gut bewegen, wenn ich ihn nicht richtig spüre. Nimm nur das Heiltonikum und einen Verband. Mehr darfst du jetzt wirklich nicht tun.«
Laurel nickte mit zusammengezogenen Augenbrauen. Es war schwer zu sagen, wie viele Kämpfe Tam heute noch bevorstanden.
Tamani schlang seinen gesunden Arm um ihre Taille und vergrub das Gesicht mit einem gedämpften Stöhnen in ihrem Bauch. Laurel nutzte den Moment, um ihm mit den Fingern durch das schwarze Haar zu streichen. Dann trug sie schnell das Heiltonikum auf, damit er nicht allzu lange leiden musste.
Sie wollte sich nicht von seinen Händen ablenken lassen, die auf ihr Bein drückten, oder von seinem weichen Atem auf ihrer Haut am Bauch, von seiner Stirn unter ihren Rippen. Sie arbeitete rasch und wünschte doch, sie könnte den Augenblick hinauszögern. Aber nein, diese Schwäche würde sonst Leben kosten.
»Ich bin fertig«, flüsterte sie nach schrecklich kurzer Zeit.
Er löste sich von ihr und betrachtete seine Schulter mit den vielen Verbänden, die innerhalb der nächsten Woche mit seiner Haut verwachsen würden. »Vielen Dank«, sagte er leise.
Laurel starrte beharrlich auf den Boden, während sie das Verbandszeug einsammelte und an seinen Platz brachte. Als sie zurückkam, hatte Tamani seinen Speer schon wieder in der Hand und stand vor David. »Bist du so weit?«
David zögerte nur einen ganz kleinen Moment, bevor er nickte.
»Wir müssen uns den Weg freikämpfen – Yeardley darf auf keinen Fall etwas passieren –, aber ich denke, wir sollten nicht versuchen, durch das Tor nach draußen zu gelangen. Stattdessen schlage ich vor, wir verschwinden von hier, wie du eben gekommen bist.« Tamani klang wieder konzentriert und kühl.
»Über die Brüstung?«, fragte David und zog eine Augenbraue hoch.
»Hast du eine bessere Idee?«, fragte Tamani mit leichter Ironie.
David dachte kurz nach und schüttelte den Kopf.
»Gut, gehen wir.«
»Wir lassen euch runter«, sagte Laurel, obwohl sie eigentlich total dagegen war, sie ziehen zu lassen.
David und Chelsea gingen schon zur Tür, doch Laurel blieb stehen, als sie Tamanis Finger auf ihrem Arm spürte. Er sah sie ernst an und strich ihr eine Strähne hinters Ohr.
Dann zögerte er nur den Bruchteil einer Sekunde, nahm ihr Gesicht in beide Hände und zog sie an sich. Er küsste sie nicht, sondern legte nur die Stirn an ihre und genoss noch einmal ihre Nähe.
Es fühlte sich schrecklich nach Abschied an.
Zu viert gingen sie aus dem Speisesaal in den trübe beleuchteten Flur. Mit jedem Schritt wurde das Brüllen der Schlacht lauter. Momentan hielten sich die Bewohner der Akademie die Orks vom Leib, doch wie lange konnten die Mauern dieser Übermacht noch standhalten? Und wie viele Schlachten konnte Tamani noch überleben? Irgendwann würden die zahlreichen Verletzungen zum Tod führen. Avalon war zwar grundsätzlich im Vorteil, aber die Orks gewannen allein durch ihre Anzahl.
Als sie wieder auf den Balkon hinaustraten, drehte sich Katya mit Panik in den Augen zu ihnen um. »Da seid ihr ja! Der Göttin sei Dank! Irgendwas stimmt hier nicht.«
»Was?«, fragte Tamani und beugte sich über das Geländer.
»Sie fallen um«, antwortete Katya mit Blick auf die wimmelnden Orks. »Ich habe es in der letzten Stunde schon mehrmals beobachtet, aber da dachte ich noch, sie hätten Verletzungen, die ich nicht erkennen könnte. Aber jetzt fallen sie gleich gruppenweise um. Fünf, sechs gleichzeitig, bis zu zehn auf einmal. Da, seht nur!« Sie zeigte in das Getümmel und Laurel, David und Chelsea schauten über die Brüstung.
Die Orks rammten den gefällten Baum weiterhin gegen das Eingangstor, dessen Holz unter dem Ansturm splitterte. Doch als sie zurückwichen, um erneut Anlauf zu nehmen, geriet der Stamm aus dem Gleichgewicht, weil mehrere Orks auf die Knie sanken.
»Dahinten auch«, sagte Katya und zeigte auf eine andere Gruppe rechts vom Balkon.
»Genau das ist doch auch mit dem Ork im Frühlingsviertel passiert«, sagte David. »Und am Seil, als ihr mich hochgezogen habt.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte Tamani. Während er noch sprach, sah Laurel, wie weitere Orks umfielen. Mittlerweile merkten auch die schlecht organisierten Ungeheuer, dass etwas nicht stimmte, und ließen kurz von der Eroberung der Akademie ab, um sich zu besprechen. Das Grüppchen auf dem Balkon beobachtete fasziniert, wie immer mehr Angreifer zusammenbrachen und sich Panik unter den Orks ausbreitete.
»Jetzt laufen sie weg«, staunte David. Er war ungeheuer erleichtert. Die überlebenden Orks ließen alles stehen und liegen. Sie rannten zu den Toren, doch für die Flucht war es zu spät. Es dauerte nicht lang, bis es vollkommen still war und alle Orks reglos auf dem zertrampelten, einst so schönen Gelände Avalons lagen.