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Sie erlebten zusammen den aufregendsten, schönsten und wundervollsten Frühling ihres Lebens, beobachteten gespannt und neugierig das allmähliche Erwachen der Natur und freuten sich über jede zarte, im Aufspringen begriffene Knospe. Jede freie Minute verbrachten sie zusammen, und ihr Glück wäre vollkommen gewesen, wenn es Gregor Massinger nicht gegeben hätte. Auch in ihm hatte der Frühling gewisse Triebe geweckt. Deshalb stellte er Waltraude unermüdlich nach und schreckte auch nicht davor zurück, sie im Büro anzurufen.
"Du willst wohl, dass ich meinen Job verliere!” herrschte sie ihn an, als er sie mit einem neuerlichen Anruf belästigte.
"Ein Mädchen, das so großartig aussieht wie du, kriegt doch im Handumdrehen einen anderen Job.”
"Ich will aber keinen andern”, fauchte Waltraude wütend. "Ich mag den hier.”
"Und ich mag dich. Und ich möchte, dass du dich mit mir triffst.”
"Nimm einen großen Hammer…”
"Wozu?” fragte Gregor Massinger.
"Schlag es dir damit aus dem Kopf.”
Er lachte. "Bist du immer noch in Adalbert Siebenstern verliebt?”
"Ja. Was dagegen?”
"Das ist doch kein Mann für dich, der passt doch überhaupt nicht zu dir.”
"Das zu entscheiden ist doch wohl meine Sache, oder nicht?” gab Waltraude frostig zurück.
"Adalbert ist ein Softie, ein Weichling, ein Schlappschwanz. Was willst du denn mit dem? Mit so einem Versager ist doch kein Staat zu machen.”
"Ruf mich nie wieder an. Hörst du? Nie wieder! Sonst könnte ich auf die Idee kommen, Adalbert davon zu erzählen.”
"Mir schlottern vor Angst die Knie”, spottete Gregor Massinger. "Hör zu, Kleine, wenn du nicht möchtest, dass ich deinem Liebsten sämtliche Verzierungen abbreche, hetzt du ihn lieber nicht gegen mich auf.”
"Dann lass mich gefälligst in Ruhe!” schrie Waltraude zornig und knallte den Hörer auf den Apparat.
Er rief danach tatsächlich nicht mehr an, aber Waltraude konnte sich darüber nicht so recht freuen, denn sie wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass Gregor Massinger irgendeine riesengroße Schweinerei gegen sie im Schilde führte.