Silvestri zog mit übertriebener Sorgfalt die Jacke aus, einen Ärmel nach dem andern, und hängte sie über seine Stuhllehne. Er trug ein blau und weiß gestreiftes Hemd und einen hellbraunen ärmellosen Pullover, und Wetzon sah die Verdickung durch den Verband unter dem Ärmel nahe der linken Schulter. Eine Waffe war nicht zu sehen. Warum trägt er den Arm nicht in einer Schlinge? dachte sie. Er muß doch Schmerzen haben. Als er hinaus in den Bereitschaftsraum ging, um für sie Wasser und für sich einen Kaffee zu holen, bemerkte sie eine andere Verdickung unter seinem Pullover, mitten am Rücken über dem Gürtel. Seine Pistole.
Nervös sah Wetzon sich um. Das Zimmer, in dem sie saß, war kleiner als das Büro, das sie mit Smith teilte, aber es täuschte mehr Platz vor, weil es von halber Höhe an Glaswände hatte.
An den Halbfenstern ringsum waren Jalousien angebracht, so daß, wenn nötig, Ungestörtheit offenbar garantiert war. Ein großer Stadtplan hing an der Wand hinter Silvestris Schreibtisch, ein Kalender an einem Nagel an der seitlichen Wand. Der Kalender zeigte noch den Februar.
Allem hätte ein Anstrich gutgetan. An der Decke war ein häßlicher brauner Fleck, der nach einer undichten Stelle aussah, wo der Verputz Blasen geworfen hatte und getrocknet war, und an den Wänden waren abgestoßene Stellen und Kratzspuren. Jemand hatte mit einem Textmarker Telefonnummern an die Wand geschrieben.
An dem niedrigen Sims um das Büro, wo Fenster und Wand sich trafen, hingen Klemmbretter. Fälle vermutlich. Sie sah, daß Silvestri draußen im Bereitschaftsraum stehengeblieben war und mit einem anderen Detective redete, der einen Fuß auf einen Stuhl stützte und ein Hosenbein hochgezogen hatte. Er zog eine Socke gerade — nein, es war nicht seine Socke, es war eine Pistolenhalfter. Sie war so fasziniert, daß sie aufstand und nahe ans Fenster trat, um es besser zu sehen.
Metzger reckte sich, als wolle er nachsehen, was sie so gespannt betrachtete, und murmelte: »Blöder Cowboy.«
Der andere Detective rollte das Hosenbein runter, griff nach einer schwarzen Lederjacke und verließ den Bereitschaftsraum.
Metzgers Telefon läutete wieder. »Ja?« Er hörte zu, notierte etwas in seinem Buch, zog die Schreibtischschublade auf und schloß sie energisch. »Bin schon unterwegs.« Er legte auf und nickte Wetzon zu. Draußen traf er Silvestri, der in der rechten Hand riskant zwei Pappbecher am Rand trug. Metzger nahm ihm einen Becher ab. Sie steckten die Köpfe zusammen und drehten sich gleichzeitig nach ihr um. Metzger kam mit dem Becher, den er Silvestri abgenommen hatte, ins Büro zurück und stellte ihn auf Silvestris Tisch. Dampf stieg in einem zarten Kegel vom Becher auf. Metzger ging wieder in den Bereitschaftsraum und winkte einem der Detectives zu, der Papiere von seinem Tisch raffte und mit ihm zusammen den Raum verließ.
Die Uhr an der gegenüberliegenden Wand im Bereitschaftsraum zeigte halb fünf. Silvestri stand in der Tür, blickte zur Uhr und seufzte. Er reichte Wetzon den Wasserbecher und setzte sich an seinen Schreibtisch.
»Danke«, sagte sie und nahm das Wasser. Sie wollte ihm unbedingt von dem Schlüssel erzählen und ihn loswerden. Sie spürte, daß er ihr buchstäblich ein Loch in die Tasche brannte.
Der Stenograf, der völlig desinteressiert am Hin und Her in dem kleinen Büro in einem zerfledderten Exemplar der Zeitschrift New York gelesen hatte, legte sie unter seinem Stuhl auf den Boden und machte sich bereit.
Silvestri lehnte sich zurück und betrachtete sie eingehend. Sie setzte sich nervös auf ihrem Stuhl um. Sie konnte es nicht ausstehen, so angesehen zu werden, als wäre sie ein Ausstellungsstück.
Der Stenograf räusperte sich. Silvestri nickte. »Sind Sie bereit?« fragte er sie noch einmal.
»Bevor wir bei gestern abend anfangen, möchte ich Ihnen...« Sie holte den Schlüssel aus der Tasche und hielt ihn ihm hin. Ihre Hand zitterte. »Ich fand ihn in meiner Kostümjacke, als ich letzte Nacht nach Hause kam.«
Er beugte sich vor, wobei er kaum merklich zusammenzuckte, und nahm den Schlüssel. Seine Hand streifte ihre, aber er schien nicht im geringsten zu merken, wie sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Sie fragte sich, was für eine Ausstrahlung sie hatte, die so anders als die von Smith war, oder ging von ihr überhaupt nichts aus?
»So, so, so«, sagte Silvestri, während er sich auf den kleinen Schlüssel konzentrierte. »Sie sagen, er war in Ihrer Tasche?«
Glaubte er ihr nicht? »Ja, Barry muß ihn hineingesteckt haben, als er im Four Seasons meinen Arm nahm. Ich wüßte nicht, wie er sonst hineingeraten sein sollte.«
»Haben Sie Ihre Jacke irgendwann ausgezogen, bevor Sie nach Hause kamen?«
Das war ein Gedanke. Natürlich hatte sie. »Ja... bei Smith, aber das ist lächerlich, denn warum wollte Smith...« Sie hielt inne.
»Ja?« Silvestri beobachtete sie nachdenklich. Seine Augen waren leer und verrieten nichts. Sein Benehmen war absolut geschäftsmäßig.
Warum wollte Smith dann eine Kopie des Schlüssels haben, wenn es ihr eigener war? Natürlich wollte sie eine Kopie des Schlüssels haben, wenn es ihrer war. Nein, das ergab keinen Sinn. »Es gibt keinen Grund, warum Smith mir einen Schlüssel in die Tasche stecken sollte, ohne mir was zu sagen«, sagte Wetzon bestimmt.
»Okay.« Er sprach zögernd, während er mit den Fingern über die Schlüsselkante fuhr. »Wie steht es mit dem York Hospital?«
»Ja, meine Jacke wurde mir abgenommen, als wir hinkamen, aber was für einen Grund könnte dort jemand haben, einen Schlüssel in meine Tasche zu stecken?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde der Sache nachgehen. Nehmen wir fürs erste an, Barry Stark steckte ihn in Ihre Tasche.«
»Okay.«
»Warum?«
»Sie meinen, welchen Grund hätte er gehabt? Ich weiß nicht, vielleicht hatte er vor jemandem Angst.«
»Gut. Hat er auf irgendeinen im Restaurant oder an der Bar reagiert, als er hereinkam?«
Sie strengte ihr Gedächtnis an. Er hatte einige Male zur Bar geblickt. »Ich weiß nicht. Er blickte zur Bar hin... dort war großes Gedränge. Aber Barry war so ein Mensch, der sich in einem Raum ständig umsah, immer Ausschau hielt nach der nächsten Möglichkeit, dem nächsten Verkauf. Er hatte so eine nervöse Energie, wie ein Motor, der immer auf Hochtouren läuft. Das haben Sie bei vielen Maklern.«
»Und als Sie am Tisch saßen?«
»Er redete ständig mit mir, sah sich aber weiter um. Ich glaube, er sah jemanden oder dachte an etwas, denn auf einmal sah er aus, als hätte er ein Gespenst gesehen. Er wurde kreidebleich, sprang auf und sagte, er müsse telefonieren.«
»Ist Ihnen jemand aufgefallen, der nach ihm schaute?«
»Nein. Es war so voll. Ungewöhnlich voll.« Und laut. Die Bar war dicht belagert gewesen...
»Haben Sie Jacob Donahue dort gesehen?«
»Jacob Donahue? War er dort? Das wußte ich nicht.« Sie war verblüfft. Barry hätte doch bestimmt etwas gesagt, wenn er seinen Arbeitgeber dort in der Menge entdeckt hätte? »Ich habe ihn nie in Person gesehen, nur auf Zeitungsfotos, deshalb bin ich nicht sicher, ob ich ihn erkannt hätte. War er dort?« fragte sie noch einmal.
Silvestri überging die Frage. »Was sagte Barry Stark zu Ihnen? Fangen Sie ganz von vorn an, als er Sie gestern anrief.«
Sie konzentrierte sich, weil sie genau sein wollte. »Er sagte, er habe ein Problem und wolle mich treffen. Ich dachte, es sei ein Problem in seinem Büro. Barry hatte ständig Probleme. Er verdiente eine Menge Geld, aber er beklagte sich immer, nicht genug zu verdienen. Und der Markt mit neuen Emissionen ist tot.« Wie Barry.
»Erklären Sie das bitte.«
»Neuemissionen, das sind Firmen, die an die Börse gehen. Man spricht da von Ersteinführungen. Alle größeren Maklerhäuser befassen sich mehr oder weniger damit. Um es einfach auszudrücken, eine private Firma zahlt einer Maklerfirma viel Geld, um sie an die Börse zu bringen, um ihre Aktien auf dem Markt zu verkaufen. Die Verkäufer — die Makler — der Firma verkaufen dann diese Aktien für die Firma, die an die Börse geht. Die großen Häuser wie Shearson und Merrill teilen die besten davon gewöhnlich unter sich auf und bieten anderen, kleineren Maklerfirmen Aktienpakete an. Firmen wie Donahue übernehmen die kleineren, unwichtigeren Firmen, die an die Börse gehen wollen, Firmen, die riskanter für die zukünftigen Aktionäre sind und von den etablierten Firmen eher mißtrauisch betrachtet werden.« Wetzon beugte sich vor, während sie sprach, war ganz in ihrem Metier und wurde zusehends unbefangener.
»Donahue gibt normalerweise bei dem, was er an die Börse bringt, keine Pakete an andere Maklerfirmen ab. Es bleibt alles in der Firma, und das ist es, was seine Makler fast ausschließlich verkaufen. Wenn diese Neuemissionen auf den Markt kommen, setzt die Firma einen Preis für die Aktie an, und wenn der Markt am Boden ist, dann ist der Preis niedrig. Deshalb wartet eine Firma oft mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ab, um einen besseren Preis für ihre Aktie zu erzielen. Wenn der Markt flau ist und sich eher nach unten als nach oben bewegt, trocknet der Markt für Neuemissionen aus und Maklerfirmen wie Donahue, die nur auf Kunden für Neuemissionen gesetzt haben, verdienen nichts. Das ist alles sehr vereinfachend, fürchte ich«, sagte sie entschuldigend.
»Aber sie können andere Aktien neben den Neuemissionen verkaufen, oder nicht?« fragte Silvestri stirnrunzelnd. »Sie könnten das doch sicher gleichzeitig tun?«
»Ja, aber die meisten tun es nicht. Sicher, eigentlich hat es keinen Sinn, sich zu spezialisieren, aber die meisten Makler tun es trotzdem. Sie verlegen sich auf etwas, worin sie das große Geld wittern. Barry war so ein Mensch. Viele Makler haben eine langfristige Karriere im Auge. Sie wollen einen Kundenstamm aufbauen und diesen Stamm mit den Jahren durch Empfehlungen vermehren und sich so ein anständiges, dauerhaftes Geschäft schaffen. Aber andere, wie Barry, sagen, sie wollen es auf die Schnelle machen. Sie wollen ihren Reibach machen — ihre Million einstecken und aussteigen, bevor sie fünfunddreißig sind.«
Silvestri machte große Augen. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, daß es ihr Spaß machte, fuhr sie fort. »Und manchen von ihnen gelingt es. Andere machen ihre Million und hauen dann entsprechend auf den Putz. Autos, Häuser, Alkohol, Drogen, Glücksspiel, Frauen, Scheidungen. Eine Million reicht nicht weit, wenn man die Regierung und den Mob als Teilhaber hat. Viele Makler dieser Sorte sind kaputt, ehe sie fünfunddreißig sind. Ich habe Gespräche mit Vier- oder Fünfundzwanzigjährigen geführt, die buchstäblich zitternd vor mir saßen — high von Drogen — , ich weiß nicht, was.« Sie führte es ihm mit Gesten vor. »Diese Kinder verdienen netto eine Dreiviertelmillion Dollar, mehr oder weniger. Was macht eine fünfundzwanzigjährige Rotznase mit soviel Geld? »Wieviel brauchen Sie?« frage ich immer, weil ich neugierig bin. Ich bekomme nie eine direkte Antwort, aber ich kenne sie: »Mehr, mehr, mehr, soviel ich kriegen kann.« Sie machte eine Pause. »Und wenn es mein Tod ist.«
Der Stenograf sah auf.
Silvestri starrte sie an. »Du lieber Gott«, sagte sie, »tut mir leid, ich rede mich anscheinend ein bißchen in Rage. Sehen Sie, was Sie da in Gang gebracht haben.« Sie lächelte ihn reumütig an.
»Ich verstehe nicht viel vom Aktienmarkt«, sagte Silvestri. »Mir ist das immer wie ein Würfelspiel vorgekommen.«
Sie lächelte ihn wieder an. »Es ist ein Geschäft, bei dem die meisten Leute — auch die ganz oben — den schnellen Dollar suchen, den großen Reibach. Ich wiederhole mich, aber es geht um Geld. Es geht um Gier.«
»Hat die SEC nach dem Crash von 87 nicht alle möglichen Kontrollen und Maßnahmen zum Gegensteuern eingeführt?«
»Sicher, aber man kann Gier nicht per Gesetz abschaffen. Ich bin davon überzeugt, daß Sie jederzeit darauf stoßen.«
»Sie müssen gut in Ihrem Beruf sein«, sagte Silvestri und zeigte dunkelumrandete türkise Augen.
Sie wog es ab. »Ja, das bin ich. Sie sollten einmal hören, wie diese Leute vom Geld reden. Der große Reibach. Barry Stark hielt immer danach Ausschau.«
»Berichten Sie von Ihrem Treffen gestern abend.«
»Er hatte etwas Verspätung, und er machte einen nervösen, fast verzweifelten Eindruck. Er redete immerzu von Repos.«
Silvestri sah sie fragend an.
»Rückkaufabsprachen«, sagte sie geduldig. »Ich wußte es auch nicht. Er erklärte es mir. Es ist eine finanzielle Transaktion — in diesem Fall mit Bundesanleihen. Es ist ziemlich heikel, und es klang so, als wäre er in ein Abstimmungsproblem gestolpert.«
»Abstimmung?«
»Abstimmung mit der SEC und den Bundesgesetzen. Jede Firma hat eine Rechtsabteilung, um sich gegen falsche Schritte abzusichern. So ähnlich wie innere Angelegenheiten in der Polizeibehörde.«
Silvestri nickte.
»Es hörte sich an, als wäre Barry auf eine Sache gestoßen, mit der er ausnahmsweise nicht fertig wurde.«
»Und das heißt?«
»Das heißt, daß ich müde bin«, sagte sie abgespannt, »deshalb sage ich Ihnen, es ist ein Hurengeschäft. Die Leute tun alles für Geld, einschließlich Gesetze übertreten, wenn sie glauben, ungestraft davonzukommen, einschließlich Informationen weitergeben oder verkaufen, riskante Aktien an die eigenen Großmütter verkaufen. Alles. Und Barry war keiner, der sich über ein kleines illegales Geschäft aufgeregt hätte.«
»Also?«
»Also muß dieses Problem, über das er gestolpert war, lebensgefährlich gewesen sein. Er hatte Angst.«
»Gut, was passierte, als er wegging?«
»Er sprang auf, sagte, er müsse telefonieren, er habe etwas vergessen und komme gleich wieder. Dann ging er weg, praktisch im Laufschritt. Das war alles.« Sie bekam es langsam über, es zu wiederholen.
»Und was machten Sie?«
»Ich wartete. Ach ja, und als ich die Beine unterm Tisch ausstreckte, stieß ich an seinen Diplomatenkoffer. Sonst hätte ich gar nicht mehr daran gedacht. Ich wartete ungefähr zwanzig Minuten oder so. Ich wurde langsam gereizt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was ihn so lange aufhielt, und ich wollte nach Hause. Also zahlte ich die Rechnung und nahm den Koffer mit nach unten zu den Telefonzellen. Ich wollte ihm sagen, daß ich nicht länger warten könne, weil ich noch eine andere Verabredung hätte.«
»Sahen Sie jemand hinter ihm her die Treppe runtergehen?«
»Niemand Bestimmtes. Es gingen ununterbrochen Leute rauf und runter.«
»Sahen Sie jemand in der Nähe der Telefonzellen, als Sie hinkamen?«
»Nein.«
»Was machten Sie dann?«
»Ich ging direkt auf die Zelle zu, in der Barry mit jemand zu sprechen schien. Er war ganz zusammengekrümmt über dem Hörer.«
»Sie konnten nicht erkennen, daß etwas mit ihm nicht stimmte?«
»Nein.«
»Meinten Sie nicht, daß er in einer eigenartigen Haltung dastand?« Silvestris Stimme klang skeptisch. Vielleicht war sie wirklich zu sehr von eigenen Gedanken in Anspruch genommen. Sie hätte bemerken müssen, wenn sie jetzt darüber nachdachte, wie komisch Barry ausgesehen hatte, so zusammengekrümmt. Sie zuckte die Achseln.
»Ich kann nicht erklären, warum ich nicht mißtrauisch wurde, außer daß ich noch nie einen Toten gesehen hatte, geschweige denn einen Ermordeten.«
»Okay, und weiter?«
»Den Rest kennen Sie.«
»Berichten Sie.«
Sie schauderte, machte es noch einmal durch. »Ich klopfte an die Scheibe, um ihn auf mich aufmerksam zu machen, aber er rührte sich nicht. Ich war nun wirklich böse. Ich stieß die Tür ein wenig auf, und er... rutschte auf mich zu, fiel fast auf mich... ich mußte ihm aus dem Weg gehen. Es war entsetzlich.«
Sie würgte.
»Holen Sie tief Luft«, sagte Silvestri laut. »Atmen Sie tief ein und aus. Weiter so. Langsam.«
Der kalte Schweiß brach ihr aus, aber sie atmete weiter tief durch. Sie hatte Angst aufzuhören. Zu ihrer Verlegenheit kamen Tränen. »Mein Gott«, keuchte sie, »es tut mir leid. Das ist so eklig.«
Silvestri stand auf und setzte sich auf die Vorderkante seines Schreibtischs, in ihre Nähe, und legte seine rechte Hand leicht auf ihre Schulter. »Immer atmen«, sagte er.
Dann klopfte jemand aufgeregt an das Glas, und Wetzon und Silvestri sahen Smith draußen stehen, wütend, mit blitzenden Augen. »Was machen Sie mit ihr?« formte sie mit den Lippen und zeigte auf Wetzon.
»Alles in Ordnung.« Silvestri zog seine Hand von Wetzons Schulter. »Keine Fragen mehr für heute.« Er zog die eine Schulter hoch, und sein Gesichtsausdruck bedeutete Smith: »Ich habe nichts getan.« Er nickte dem Stenografen zu und machte die Tür auf.
»Was machen Sie bloß mit ihr, Silvestri?« fuhr Smith ihn an. »Sehen Sie denn nicht, daß sie kurz vor einem Zusammenbruch ist?«
»Es tut mir wirklich leid. Aber wir mußten das hinter uns bringen.«
»Laß nur, Smith. Es geht mir gut.« Wetzons Stimme verlor sich, hoch und fern.
»Ich lasse Sie von einem meiner Leute nach Hause bringen«, sagte Silvestri, indem er sich nach ihr umdrehte.
»Ich gehe mit ihr«, sagte Smith. »Sie können mich dort oben abholen.«
Erst als sie vor ihrem Haus ankamen, fiel Wetzon ein, daß sie Silvestri nicht gefragt hatte, ob sie über den verschwundenen Diplomatenkoffer etwas herausgebracht hatten.