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Heute spielen wir Blindekuh«, verkündete Mr. Llewellyn beim Nachmittagstee im Salon Bleu. »Alle sind herzlich eingeladen, aber ich möchte darauf hinweisen, dass jede Sklavin, die teilnimmt, während des Zeitvertreibs von einem oder mehreren Gentlemen benutzt werden kann. Teilnehmende Sklavinnen müssen daher das schwarze Herz tragen, um ihre Verfügbarkeit anzuzeigen. Sie müssen auch unbekleidet sein, dürfen jedoch Strümpfe, Schuhe und Handschuhe anbehalten, wenn es Euch gefällt.«
Aus den Augenwinkeln sah Rexton, der es sich mit einer Zigarre und einem Glas Cognac auf einem blauen Sessel bequem gemacht hatte, wie Caroline, die mit den Händen hinter dem Nacken auf dem Boden saß, ihm einen verstohlenen Blick zuwarf. Er ignorierte sie. Sollte sie sich ruhig einen Augenblick lang ängstigen. Llewellyns nachmittägliche Spielchen arteten immer in Orgien aus, und es war Carolines größte Angst, dass sie anderen Männern zu Willen sein musste.
Zwei Tage zuvor – es war der Nachmittag ihres zweiten Tages als Herr und Sklavin – waren sie an einer Sklavin mit Kapuze vorbeigekommen, die mit dem schwarzen Herz um den Hals an einen Bogen im Garten angebunden war. Zwei Männer nahmen sie von hinten und von vorn, während ein dritter vor ihr kniete und sie mit harten, schnellen Stößen in den Mund fickte. Der Mann, der auf ihr lag, schlug ihr bei jedem Stoß auf den Hintern, der unter ihr knetete ihre Brüste wie Teig. Vier andere Männer standen um sie herum und streichelten sich, während sie darauf warteten, dass sie an die Reihe kamen.
»Mylord!«, hatte Caroline ausgerufen, obwohl ihr strengstens verboten war zu sprechen. »Tut etwas! Zwingt sie aufzuhören!«
»Das kann ich nicht. Es sieht nicht so aus, als ob sie sie missbrauchen. «
»Das ist kein Missbrauch?« Sie zitterte am ganzen Leib.
»Sie hat dieser Behandlung zugestimmt, als sie den Sklavenvertrag unterschrieben hat – wie Ihr auch.«
»Ja, aber mir war nicht klar, dass es so … so …« Sie schüttelte den Kopf, weil ihr anscheinend die Worte fehlten. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, was die arme Frau durchmacht.«
»Wenn ich mich nicht irre, ist sie im Himmel«, erwiderte Rexton. »Das ist Lady Beckinridge. Narcissa«, fügte er hinzu, als er Carolines verwirrten Blick sah. Ihren Alabasterkörper würde er überall wiedererkennen. »Ich weiß zufällig, dass sie es gern grob hat – sehr grob. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie ausdrücklich darum gebeten hätte.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Oh, seht doch«, hatte Rexton nur geantwortet. »Ich glaube, sie kommt gerade.«
Abgesehen vom Verkehr mit mehreren Männern gleichzeitig fürchtete Caroline sich am meisten vor Analverkehr. Ansonsten schien es keine sexuellen Aktivitäten zu geben, die ihr wirklich zuwider waren. Im Verlauf der letzten drei Tage hatte er so ziemlich alle Akte mit ihr durchprobiert, die die meisten Männer nur in ihren dunkelsten Fantasien erleben.
Er hatte freizügigen Gebrauch vom Inhalt der schwarzen Lederkiste gemacht sowie alle Befehle angewendet, denen zu gehorchen sie gelernt hatte. Am Abend des Tages, als er sie am Bettpfosten gefickt hatte, hatte er ihr nach dem Abendessen befohlen, sich auszuziehen und eine Decke über das Bett zu legen. »Ich will schließlich nicht den schönen Überwurf ruinieren.« Er gab seine Befehle in ruhigem Tonfall, und sie gehorchte widerspruchslos, obwohl sie sich nur widerwillig entkleidete. Ihre Scham war allerdings absurd. Sie hatte einen wundervollen Körper, mit schmaler Taille und vollen, hoch angesetzten Brüsten. »Legt Euch hin«, befahl er und zeigte aufs Bett.
Als sie mit gespreizten Beinen auf dem Rücken lag, nahm er vier Ketten und vier Vorhängeschlösser aus der Lederkiste und fesselte sie an Händen und Füßen an die Bettpfosten. Auf einem Silbertablett ordnete er ein paar sorgfältig ausgewählte Gegenstände an – den Schildpatt-Dildo, einen Schwanzring aus Elfenbein, Nippelklemmen und Olivenöl. Das Tablett stellte er zwischen ihren gespreizten Beinen ab, dann zog er sich aus und wusch sich. Er ließ sich Zeit dabei, während sie zitternd dalag. Das Zittern machte ihm nichts aus, aber da sie ihm dauernd mit nervösen Blicken folgte, verband er ihr die Augen mit einer schwarzen Seidenkrawatte, bevor er die Flasche Öl entkorkte. Jetzt zitterte sie erst recht – bis sie entdeckte, dass alles, was ihm Lust bereitete, auch ihr guttat.
Sie schliefen mittlerweile beide im großen Bett, aber bis sie eingeschlafen war, saß er auf dem Balkon und betrank sich, bis auch er Schlaf fand. Wenn er dann mitten in der Nacht aufwachte, immer mit aufgepflanztem Bajonett, trotz seiner Trunkenheit, drehte er sie auf den Rücken oder häufiger noch auf den Bauch und nahm sie – in der vergangenen Nacht hatte er sich jedoch einfach nur auf sie gesetzt und ihr seinen Schwanz in den Mund geschoben.
Sie hielt ihn in einem Zustand ständiger Erregung. Er nahm sie drei-,vier-,fünfmal am Tag, im Badehaus, im Wald und in verschiedenen Räumen des Schlosses. Nur in Gegenwart anderer hatte er noch nie mit ihr geschlafen. Zweimal hatte er ihr befohlen, sich hinzuknien und ihn durch die Öffnung der schwarzen Samthaube mit dem Mund zu befriedigen. Oft fesselte er sie mit Lederbändern oder Ketten, und fast immer verband er ihr die Augen, außer, wenn er sie von hinten nahm.
Bei keiner Gelegenheit hatte Caroline sich ihm verweigert. Als sie sich erst einmal mit der Rolle als Sklavin abgefunden hatte – und er mit seiner Rolle als Gebieter –, hatte sie anscheinend auch ihre Skrupel und Hemmungen hinter sich gelassen. Sie reagierte auf seine sexuellen Forderungen mit einem Enthusiasmus, den Rexton erregend fand – der ihn allerdings auch nervös machte. Beinahe kam es ihm so vor, als könne sie sein Verlangen im Voraus spüren, fühlen, was er fühlte, und genauso sein, wie er sie haben wollte. Er hätte ihr Verhalten für blinden Gehorsam gehalten, aber dafür war sie zu klug, auch wenn sie sich wie die perfekte Sklavin benahm.
Ihre Beziehung wurde immer intimer und komplexer, und das war das Problem. Eine Beziehung wollte Rexton auf keinen Fall, und schon gar nicht mit einer Frau, um die all seine Gedanken kreisten.
Er hatte das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, und das gefiel ihm nicht. In den letzten beiden Tagen hatte er sie unter den lächerlichsten Vorwänden misshandelt, in der Hoffnung, die Vertrautheit zwischen ihnen zu zerstören.
Gestern Abend hatte er ihr befohlen »Warte« und war nach unten zum Abendessen gegangen. Als er zurückkam und sie nicht mehr in der vornübergebeugten Haltung vorfand, hatte er sie übers Knie gelegt und ihr ihren hübschen kleinen Hintern versohlt, bis sie beide kurz vor dem Orgasmus standen. Sie flehte ihn an, sie zu ficken, aber um ihre Strafe zu verlängern, hatte er sich geweigert. Stattdessen hatte er ihr befohlen, sich hinzuknien, und ihr die Handgelenke an die Knöchel gekettet. Dann hatte er masturbiert und auf ihren Rücken abgespritzt. So hatte er sie liegen lassen, während er zu den anderen Männern zurückgekehrt war, um mit ihnen bis nach Mitternacht Whist zu spielen.
»Unser Blindekuh-Spiel ist ein wenig anders als der Zeitvertreib, den wir alle aus der Kindheit kennen«, sagte Mr. Llewellyn, während einige Lakaien alle Möbel im großen Raum an die Wand rückten. »In unserer Version ist der Spieler mit den verbundenen Augen immer einer der Gentlemen. Die Sklavinnen sind seine Beute, und sie haben die ausdrückliche Erlaubnis, ihm zu entwischen. Jeder Gentleman wird versuchen, eine andere Sklavin als seine eigene zu fangen, und diese muss er dann mit Mitteln seiner Wahl identifizieren.«
Rexton warf Caroline einen Blick zu und betastete lässig sein schwarzes Herz. Sie hielt ihren Blick auf Mr. Llewellyn gerichtet, da Rexton ihr beigebracht hatte, ihn nie direkt anzusehen. Aber er wusste, dass sie sein Verhalten bemerkte. Sie fragte sich bestimmt, ob er ihr gleich befehlen würde, sich in der Öffentlichkeit zu entkleiden und von den anderen Männern anfassen zu lassen.
Er hatte sie noch nie gezwungen, sich nackt vor anderen zu zeigen, obwohl seiner Meinung nach die Kleidung, die er für sie aussuchte, viel provokativer war als einfache Nacktheit. An diesem Nachmittag trug sie obenherum nichts als zahlreiche Ketten aus falschen Perlen und Diamanten, die ihre Brüste mehr oder weniger verdeckten. Von der Taille abwärts trug sie eine durchsichtige schwarze Hose aus Netzstoff, die geschnitten war wie eine Unterhose. Im Schritt war sie geschlitzt, allerdings nicht offen, sondern mit kleinen schwarzen Jett-Kugelknöpfen besetzt.
»Die Sklavinnen dürfen zu keiner Zeit während dieses Spiels sprechen«, fuhr Mr. Llewellyn fort, »auch nicht, wenn ihnen direkte Fragen gestellt werden. Wie ich bereits sagte, darf eine Sklavin sich aller ihr zur Verfügung stehenden Mittel bedienen, um zu entwischen, aber wenn der Gentleman mit den verbundenen Augen sie erst einmal berührt hat, muss sie sich sofort ergeben und jedem seiner Befehle gehorchen. Er hat zehn Minuten Zeit, um seine Beute mit Namen zu identifizieren – zehn Minuten und nicht mehr. Um das Spiel ein wenig interessanter zu machen, wird der Name jedes Gentlemans, der innerhalb der geforderten zehn Minuten den Namen der Sklavin errät, in einen Hut gegeben. Nach dem Abendessen werde ich einen dieser Namen wählen, und dieser glückliche Gentleman wird die gesamte Schar der teilnehmenden Sklavinnen zwei Stunden lang nach dem Abendessen als seinen privaten Harem zur Verfügung haben.«
Erregtes Murmeln war zu vernehmen, als die Männer untereinander Wetten abschlossen, wer wohl der glückliche Sultan sein würde.
Llewellyn hielt seine Taschenuhr hoch und sagte: »Ich werde die Zeit nehmen. Das Spiel ist vorbei, wenn jeder Gentleman einmal an der Reihe war. Und jetzt bitte ich die teilnehmenden Sklavinnen, sich aller Kleidung zu entledigen und mitten in den Raum zu treten.«
»Rose«, sagte Rexton. Wenn sie allein waren, nannte er sie immer noch »Miss Keating«, und sie redete ihn mit seinem Titel an. Das war ihm lieber, als sich hinter einer falschen Identität zu verstecken.
Sie blickte auf, wandte aber den Blick sofort wieder ab. »Ja, Herr«, antwortete sie mit leicht zitternder Stimme.
»Komm.« Er stellte sein Glas ab und klopfte auf sein Knie. Erleichtert sprang sie auf und setzte sich auf seinen Schoß. Er zog sie an die Brust, und sie schmiegte sich an ihn, den Kopf auf seiner Schulter. Die einzige Sklavin, die außer ihr ebenfalls nicht teilnahm, war Elle, die auf einer Seidencouch neben Jack Compton, Lord Cutbridge, saß. Lili lag, mit dem Kopf in seinem Schoß, auf der anderen Seite. Lili hatte sich gegen eine nochmalige Versteigerung entschieden und stattdessen eine Ménage à trois mit Cutbridge und Elle gebildet, um die die anderen Männer ihn alle beneideten.
Der Mann, der das Pikass zog, war zum Jubel aller alleinstehenden Gentlemen Sir Edmund Bryde. Sein Freund, Dunhurst, sprach ihm Mut zu, als man ihm die Augen verband.
Dunhurst durfte an keinem Spiel mehr teilnehmen und auch keine Wetten abschließen. Er hatte beim Sklavenrennen vor zwei Tagen tausend Pfund auf die große, kräftige Saffron gesetzt, aber da Thomas Quirk sie gezwungen hatte, in viel zu großen Männerstiefeln zu laufen, war sie nur Vierte geworden. Dunhurst hatte schon seinen albernen Spazierstock gehoben, um damit auf das arme Mädchen einzuprügeln, aber sie war zu schnell für ihn und wich ihm aus. Trotzdem regte sich Quirk maßlos über Dunhursts Benehmen auf und bat Rexton, Dunhurst von allen weiteren Aktivitäten auszuschließen. Rexton hatte ihm den Wunsch nur allzu gerne gewährt.
Bryde schwankte auf die Mitte des Raums zu, die Arme vor sich gestreckt, während die Sklavinnen fast übereinanderpurzelten, um ihm zu entkommen. Ein paar Männer begannen, Hinweise zu rufen. »Etwa zwei Meter vor dir, Eddie.« »Mehr nach links.« »Direkt hinter dir!« Bryde drehte sich um und griff in Iris’ kupferfarbene Mähne.
Sein Publikum jubelte und applaudierte, als er ihren Hintern tätschelte und ihre Brüste knetete. »Wer zum Teufel bist du?«, fragte er, aber sie durfte ihm natürlich nicht antworten. Sein Schwanz war mittlerweile so steif geworden, dass man befürchten musste, er würde den Stoff der Hose durchstoßen.
»Du bist ein schlankes Ding«, stellte er fest, »also könntest du Angelique sein. Wenn das stimmt, müsstest du ein nettes, festes, nasses Loch haben. Ich habe gehört, wie dein Herr dein Loblied gesungen hat. Wir werden mal sehen. Knie nieder – mit dem Rücken zu mir.«
Sie ließ sich auf den Boden nieder, mit der Wange auf dem Teppich, die Hände hinter dem Kopf und den runden, kleinen Hintern hochgereckt. Sir Edmund hockte sich ebenfalls hin und tastete sie ab, bis er ihre Spalte fand, die er nachdenklich erkundete.
Rexton schob Caroline ein bisschen zur Seite, damit sie nicht so auf seine eigene Erektion drückte. Ihr Atem ging schneller, und schon zeichnete sich die Röte der Erregung auf ihrer Brust ab. Er legte eine Hand auf ihr Geschlecht, das sich durch den dünnen Stoff der Hose heiß und geschwollen anfühlte.
Sie erstarrte, als ob sie aufstehen wolle. Er legte ihr den Arm um die Taille, um sie daran zu hindern. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass er sie so berührte, dass die anderen es nicht sehen konnten – aber im Moment achtete sowieso niemand auf sie. »Schscht.« Er streichelte sie langsam, als sei sie ein Haustier, das er beruhigen müsse. Der Kontrast zwischen den kühlen Jett-Perlen und ihrem warmen Fleisch war wundervoll.
»Du wirst ganz schön schnell nass, das muss ich ja sagen«, meinte Sir Edmund zu Iris. »Aber was die Größe angeht, nun ja, das kann man nur auf eine Art messen.«
Die anderen Männer applaudierten, als er seinen steifen Schwanz aus der Hose holte und in sie eindrang.
»Fünf Minuten, Sir«, sagte Mr. Llewellyn und schaute auf die Uhr.
»Na, was sagst du, Eddie?«, rief einer. »Ist es Angelique, bei der du Maß nimmst, oder eine von den anderen?«
»Schwer zu sagen«, antwortete Sir Edmund ein wenig außer Atem. Er packte ihre Hüften und stieß langsam in sie hinein. »Vielleicht erkenne ich sie ja an der Stimme, wenn sie kommt. Ist Angelique eher der laute Typ, Soames?«
»Das musst du schon selbst herausfinden«, erwiderte Soames. Anscheinend wollte er Sir Edmund in die Irre führen.
Sir Edmund beugte sich vor und griff Iris zwischen die Beine. Sie stöhnte auf und bog sich ihm entgegen.
Carolines Hose war bereits durchweicht, wo Rexton sie streichelte; sie bebte am ganzen Körper. Es lag an den kleinen Jett-Perlenknöpfen, die über ihre Klitoris rieben, dass sie so schnell so erregt war – daran und natürlich auch am Geschehen im Zimmer.
Als Iris zum Höhepunkt kam, hatte auch Caroline einen Orgasmus, aber während Iris sich zur Freude der Zuschauer aufbäumte und ziemlich theatralisch aufschrie, bemühte sich Caroline, keinen Laut von sich zu geben. Sie erschauerte, drückte ihren Kopf fest an seine Schulter und grub die Finger in die Sessellehne.
Sir Edmund zog sich stöhnend aus Iris zurück, rieb seinen Schwanz und spritzte auf sie ab. In die Sklavin eines anderen Mannes zu ejakulieren galt als unfein.
Als er seine Hose wieder zuknöpfte, sagte er: »Du bist gar nicht Angelique, was? Ich habe sie schon mal kommen hören, und sie redete dabei Französisch. Ich wette, du bist Iris.« Er zog seine Augenbinde ab und jauchzte vor Freude, als er sah, dass er richtig geraten hatte. »Legt meinen Namen in den Hut, Llewellyn. Wer ist der Nächste?«, fragte er und hielt die Augenbinde hoch.
Inigo kam als Nächster an die Reihe. Die Sklavinnen schubsten einander zur Seite, vor lauter Eifer, von ihm gefangen zu werden.
Rexton hielt die erschöpfte Caroline in den Armen. Und als er sich dabei ertappte, wie er geistesabwesend seine Wange an ihren Haaren rieb, verzog er das Gesicht. Du liebe Güte, sie war eine Sklavin, keine Geliebte.
Er schob sie von seinem Schoß und ergriff die Leine. »Lass uns gehen.«
Als sie in ihrem Zimmer waren, begann Rexton, sich Reitkleidung anzuziehen, und befahl auch Caroline, das Gleiche zu tun. Das Reitkleid, das ihr zur Verfügung gestellt worden war und das aus einem Spenzer aus hellblauem Seidentwill über einem Kleid mit weitem Rock aus dem gleichen Stoff bestand, hatte sie bisher noch nicht getragen. Sie hatte es zunächst für seltsam konservativ gehalten neben all den unanständig durchsichtigen Sachen, die im Kleiderschrank hingen – aber dann nahm sie die Jacke vom Bügel und sah zum ersten Mal das Kleid richtig.
Der Ausschnitt, der wie Kragen und Ärmel der Jacke mit dicken Goldzöpfen eingefasst war, war nicht nur tief; er ließ den Busen völlig frei, sodass er ganz zu sehen war. Caroline schlüpfte mit dem Rücken zu Rexton in das Kleid und zog schnell die Jacke darüber, die mit großen goldenen Knöpfen doppelreihig geknöpft war.
»Dreh dich um«, sagte er.
Sie gehorchte. Er sah äußerst attraktiv und sportlich aus, mit seiner ledernen Reithose, rehbrauner Weste und dunkelbrauner Reitjacke. Caroline war fast dankbar dafür, dass sie ihn nicht direkt ansehen durfte, denn sonst hätte er sofort die Bewunderung in ihrem Blick gesehen.
Aber was zwischen ihnen beiden passierte, hatte nichts mit Bewunderung oder Zuneigung zu tun. Sie war sein Besitz, mehr nicht, etwas, das er benutzen und am Ende der Woche wegwerfen konnte. Sie hätte nie geglaubt, dass dieses Arrangement ihr genauso gut gefallen würde, wie es ihm zu gefallen schien. Rexton hatte recht gehabt, als er ihr vorgeworfen hatte, sie würde das Sklavenspiel als Vorwand nehmen, weil sie zu feige war, ihr »dunkles Verlangen« zuzugeben. Als Sklavin jedoch konnte sie dieses Verlangen befriedigen, ohne es als ihr eigenes anerkennen zu müssen.
Er musterte sie von oben bis unten, dann zog er ein weißes Halstuch aus seiner Truhe und reichte es ihr. »So etwas tragen Damen für gewöhnlich beim Reiten. Und ich hoffe, es sind passende Stiefel und Handschuhe dort drin – und ein Biberhut. «
»Ja, es ist alles da.« Sie stand vor dem Spiegel und bemühte sich vergeblich, den Krawattenknoten zu binden. Schließlich trat er hinter sie und machte es.
»Ein Jagdknoten wird am besten sein«, sagte er und schlang das gestärkte weiße Leinen um ihren Hals über das Sklavenhalsband. Dann schob er ein Ende unter ihr Jackett und strich es glatt. Erstaunt hielt er inne, als seine Hand ihre linke Brust umfasste. Liebkosend glitten seine Finger über die nackte Haut, und ihre Nippel richteten sich sofort auf.
»Was für ein interessantes Kleidungsstück«, murmelte er. Ihre Blicke begegneten sich flüchtig im Spiegel, aber beide schauten rasch wieder weg. »Und wie ungezogen von Euch, Miss Keating, dass Ihr versucht habt, mir dieses spezielle Detail zu verbergen.« Vorwurfsvoll kniff er in ihren Nippel, und sie keuchte auf. »Das war nicht richtig von Euch. Das wisst Ihr, oder?«
»Ja, Mylord.«
»Alles, was Ihr tut oder sagt, tragt oder denkt, wird von mir beherrscht«, sagte er. »Offensichtlich habt Ihr das jedoch einen Moment lang vergessen. Ich glaube, Ihr müsst wieder daran erinnert werden, wer Euer Herr ist.«
Er ging mit einem Paar hoher Reitstiefel auf den Balkon hinaus und setzte sich auf die Liege, um sie anzuziehen. Caroline schnürte ihre Stiefelchen und fragte sich halb ängstlich, halb voller Vorfreude, was er wohl mit ihr vorhatte.
»Öffnet die schwarze Kiste«, befahl er ihr, »und holt den Gummi-Dildo und die Dose mit Cold Creme. Oh, und das Rin-no-tama, diese kleinen Stahlkugeln. Bringt sie hier heraus. «