7
Am nächsten Morgen kam Caroline nach einem langen, heißen Bad in ihrem pompejanischen Salle de bain ins Schlafzimmer. Rexton stand in Hemdsärmeln vor dem Spiegel und band sich seine lange weiße Krawatte. Die fast leere Flasche Gin stand auf der Kommode neben ihm.
David Childe, Lord Rexton, war ein besonders komplizierter Mann – gebildet, aber ausschweifend, skrupellos, aber großzügig, und er sah fast unanständig gut aus. Sie wünschte, er würde sie nicht so faszinieren. Und sie wünschte sich, sie hätte nicht so lange in dem dampfenden, nach Rosen duftenden Badewasser gelegen und in Gedanken sein Bild vor sich gesehen, wie er sich in der vergangenen Nacht selbst Lust verschafft hatte. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass sie so etwas erregend finden könnte, aber die bloße Erinnerung daran hatte ihre Leidenschaft aufs Höchste geweckt. Und wenn sie nicht vergessen hätte, die Badezimmertür zu verriegeln, dann hätte sie ihre Lust ebenfalls selbst befriedigt. Aber die Aussicht, dass er jederzeit hereinspazieren könnte, war zu peinlich gewesen.
Er betrachtete sie im Spiegel, und seine Augen leuchteten auf, als er ihre feuchten Haare, ihr frisch gewaschenes Gesicht, das vergoldete Halsband und die Umrisse ihrer Brüste sah, die unter dem Seidengewand nur zu deutlich sichtbar waren. Einen flüchtigen Moment lang sah sie in seinem Blick Hitze aufglimmen, aber sofort wurden seine Augen wieder kalt und undurchsichtig. Schon am Tag zuvor war er die meiste Zeit so gewesen, abgesehen von dem kurzen Augenblick im Badehaus.
»Soll ich meine Kleidung selbst wählen, Mylord?«, fragte sie.
»Habe ich Euch das nicht gesagt? Verdammt!« Er zerrte an dem Knoten, den er gerade geschlungen hatte, löste ihn und warf die Krawatte zu Boden. »Mist!«
Seit gestern Nachmittag fluchte er ständig in ihrer Gegenwart, als ob er sie auf einmal nicht mehr als Dame, sondern als Schlampe ansähe.
Caroline hob die Krawatte auf und faltete sie, während Rexton, der sich die Hände an die Schläfen presste, erregt im Zimmer auf und ab marschierte.
»Habt Ihr Kopfschmerzen, Mylord?«
»Nein. Und ich kann mich nicht erinnern, Euch die Erlaubnis zum Sprechen gegeben zu haben.«
Seit gestern durfte sie noch nicht einmal eine Frage an ihn richten, wenn sie allein waren.
Er sank in einen roten Ledersessel und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Vielleicht würde sich seine Laune ja bessern, wenn sie ihm sagte, was ihr schon seit dem Aufwachen heute früh durch den Kopf ging.
»Mylord, wenn ich vielleicht …«
»Haltet den Mund!« Er erhob sich und trat auf sie zu. Wütend drängte er sie gegen einen der Bettpfosten und brüllte sie an: »Könnt Ihr nicht ein einziges Mal den Mund halten?«
Sag es. Sag es einfach. Es wird ihm helfen. »Ich wollte Euch nur danken«, sagte sie mit zitternder Stimme und zerknüllte die Krawatte zwischen den Fingern.
Er blickte sie an, als ob sie geisteskrank wäre. »Wofür?«
»Ich weiß, dass Ihr mich aus Freundlichkeit gekauft habt, damit Lord Dunhurst mich nicht bekommt.«
»Ist Euch nie in den Sinn gekommen, dass er vielleicht recht gehabt hat, als er mich beschuldigt hat, Euch gekauft zu haben, um ihn zu ärgern?«
Sie schüttelte den Kopf, der seltsam wackelig auf ihrem Hals saß; ihre Hände zitterten. »Ihr habt es für mich getan. Die Leute sollen denken, dass Ihr kalt und unfreundlich seid, aber Ihr könnt Eure wahre Natur nicht verbergen. Ihr habt ein gutes Herz, ein mitfühlendes Herz.«
»Ich habe nur dieses Herz«, sagte er und hielt den herzförmigen Anhänger hoch, der an der Kette um seinen Hals hing. »Und mehr Herz will ich auch gar nicht. Wenn Ihr etwas anderes denkt, seid Ihr eine Närrin.«
»Dann bin ich eben eine Närrin. Aber ich weiß, was hier drin ist.« Sie drückte ihm die Hand auf die Brust. »Ich spüre es schlagen. Es ist der lebendigste Teil von Euch.«
»Könnt Ihr das auch fühlen?« Er zog ihre Hand nach unten und legte sie auf der Hose über sein Glied. »Das ist wesentlich realer und lebendiger als der Fleischklumpen in meiner Brust.«
Caroline versuchte, ihre Hand wegzuziehen, aber er hielt sie fest. Er drückte sie fester auf sein Glied, das wuchs und steifer wurde, während er sich mit ihrer Hand rieb. Sie wandte den Kopf ab und schloss die Augen. Sie wollte nicht an das denken, was sie tat, was er sie zu tun zwang – aber es erregte sie so sehr, dass es ihr den Atem raubte.
Rexton ergriff ihr Kinn und zog ihren Kopf zu sich. Sie öffnete die Augen. Seine Augen waren dicht vor ihr, so schwarz und hungrig, als hätten sie den Tag ausgelöscht und es wäre auf einmal finsterste Nacht.
Er sagte: »Ich bin nicht der, für den Ihr mich haltet. Und je eher Ihr das begreift, desto besser ist es für Euch.«
Er griff nach dem Gürtel, der ihr Gewand zusammenhielt.
Verwirrt versuchte sie instinktiv, ihn wegzuschieben, aber Rexton packte ihre Hände, zog sie über ihren Kopf und fesselte sie mit den Handschellen an den Bettpfosten.
Er löste den Gürtel und riss ihr das Gewand auseinander. Nackt und entblößt stand sie vor ihm. Mit einer Hand knetete er eine Brust, mit der anderen öffnete er seine Hose. Ihr Geschlecht pochte heftig, und sie empfand es, genau wie bei der Sklaveninspektion, als Erleichterung, gefesselt zu sein. Das hier würde mit oder ohne ihr Zutun geschehen; sie konnte nichts dagegen machen.
»Sagt mir, dass ich aufhören soll.« Er drängte sie an den Bettpfosten. Seine Erektion drückte sich wie ein stählerner Schaft gegen ihren Bauch.
O Gott, hör nicht auf, dachte sie. Am liebsten hätte sie sich an ihm gerieben. Hör nicht auf. Hör nicht auf.
»Ihr habt mich gekauft, Mylord«, sagte sie zitternd. »Ihr könnt mit mir tun, was Ihr wollt.«
»Was wollt Ihr denn?«
»Ich … ich habe keine Wünsche.«
Er ließ die Hand über ihren Bauch nach unten gleiten. Sie zog scharf die Luft ein, als er einen Finger zwischen ihre Schamlippen schob und an dem heißen Fleisch entlangrieb. Unwillkürlich zuckte sie mit den Hüften.
»Ich glaube, Ihr habt doch Wünsche«, murmelte er, während er sie streichelte. »Dunkle Wünsche, die Ihr Euch nicht einmal selbst eingesteht. Ihr spielt lieber die Sklavin, als es zuzugeben. Habe ich recht, Miss Keating?«
»Ich …« Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Im Moment reagierte sie bloß.
»Antwortet mir!« Er hob sie hoch, sodass sein Glied zwischen ihre Beine drang. »Ihr wollt, dass ich Euch nehme, dass ich Euch wie eine Sklavin benutze. Ist es nicht so? Antwortet mir!«
Dass er ihr das antat – und sie ihn so nahe kommen ließ.
»Ich höre kein empörtes Leugnen, oder? Nun, wenn Ihr meine Sklavin seid, wäre ich Euer Gebieter, nicht wahr?«
»Bitte, Mylord. B-bitte, ich …«
Er drückte die breite, glatte Spitze seines Schwanzes leicht gegen ihre Öffnung. »Soll ich Euch ficken, Sklavin?«
Sie wollte es nicht nur, sie brauchte es. Das Verlangen danach verzehrte sie.
»Sagt es«, befahl er.
»Bitte, zwingt mich nicht dazu. Bitte nicht!«
»Das ist mir Antwort genug.« Fest stieß er in sie hinein, mit einem glatten Stoß. Sie schrie auf, als er sie in Besitz nahm.
Sie erwiderte seine tiefen Stöße, und ihre Hüften bogen sich ihm entgegen. Ein leises, wildes Grollen entrang sich seiner Brust.
»Seht mich nicht an«, keuchte er.
Sie wandte den Kopf ab. »Ja, Myl…«
»Sprecht nicht mit mir. Gebt keinen Laut von Euch.«
Sie biss sich auf die Lippen, um nicht vor Lust zu stöhnen … Das erzwungene Schweigen schien ihren Höhepunkt noch zu verstärken, und als die Klimax sie überwältigte, schrie sie laut auf.
Auch er stieß einen rauen Schrei aus, und seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihr Fleisch. Er pumpte seinen Samen in sie hinein, und schließlich sank er erschöpft gegen sie. Seine Haare klebten feucht an seiner Stirn, und sein Atem ging keuchend, als sei er zu schnell gerannt. Ein leises Stöhnen entrang sich ihm, und Caroline hatte das Gefühl, dass es traurig klang.
Schließlich richtete er sich auf und blickte sie an. Rasch wandte er den Blick wieder ab, aber das unverhüllte Elend, das darin lag, weckte Carolines Mitleid, obwohl er sie so behandelte.
Als er sich von ihr löste, kam es ihr so vor, als risse er ihr das Innerste heraus. Er knöpfte seine Hose zu, zog eine graue, zweireihige Weste über sein Hemd, wusch sich das Gesicht und kämmte sich die Haare. Erst dann öffnete er ihre Handschellen, sodass sie die Arme senken konnte.
Caroline zog ihr Tuch fest um sich und knotete den Gürtel wieder zu. Rexton band sich die Krawatte, was ihm dieses Mal auf Anhieb gelang, schlüpfte in sein Jackett und ging zur Tür. »Ich gehe frühstücken. Wenn ich wiederkomme, solltet Ihr angezogen sein.«
Er öffnete die Tür und stand einen Moment lang mit dem Rücken zu ihr da, die Hand auf dem Türknauf. »Zieht das Spitzenhemd an. Nichts darunter.«
Als er die Tür hinter sich zuschlug, kam es Caroline so vor wie ein Schlag in den Magen. Sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.