Zwei
Die schmale Main Street von Cruden Bay wand sich sanft den Hügel hinunter, zuerst nach rechts, dann nach links und schließlich in Richtung Hafen. Auf der einen Seite lagen Reihenhäuser und ein paar Geschäfte, auf der anderen floss ein Bächlein munter an einem Zeitungsladen vorbei, bevor es sich jenseits der hohen, schneebedeckten Dünen an der breiten, menschenleeren Bucht mit dem Meer vereinigte.
Im vorderen Fenster des Postamts mit dem roten Schild an der grauen Mauer hingen allerlei Zettel mit Verkaufsangeboten und Hinweisen auf bevorstehende Ereignisse, darunter auch ein »Buttery Morning«, ein Wohltätigkeitsbasar mit Tee- und Kuchenverkauf, im Gemeindesaal. Im Innern erwarteten mich Postkarten, Bücher, Souvenirs, Süßigkeiten und eine hilfsbereite Frau. Ja, sie wisse durchaus eine Unterbringungsmöglichkeit im Ort, die mir gefallen könne, ein kleines, einfach eingerichtetes Cottage. »Von der alten Miss Keith, Gott hab sie selig«, teilte sie mir mit. »Jetzt gehört’s ihrem Bruder, aber weil er selber ein Haus unten am Hafen besitzt, hat er keine Verwendung dafür. Im Sommer vermietet er es an Touristen. Im Winter steht es leer, es sei denn, seine Söhne kommen nach Hause. Der jüngere reist gern, und sein Bruder ist an der Uni in Aberdeen, also würde Jimmy Keith Ihnen das Häuschen wahrscheinlich die nächsten paar Monate überlassen. Wenn Sie möchten, ruf ich ihn für Sie an.«
Und so kam es, dass ich, ein paar frisch erworbene Postkarten in der Manteltasche, mit Jane an dem Bach entlang zu der Stelle ging, an der aus der Main die Harbour Street wurde. Die Häuser dort sahen aus wie die weiter oben – niedrig und aneinandergereiht, auf der Meerseite mit kleinen Gärten ausgestattet; auf manchen standen Geräteschuppen.
Von hier aus erstreckte sich der Strand mindestens drei Kilometer weit mit hohen Dünen. Eine schmale weiße Holzbrücke für Fußgänger überspannte die seichte Bachrinne an der Stelle, an der die Dünen begannen. Als ich stehen blieb und überlegte, ob ich sie überqueren solle, rief Jane aus: »Da ist ja der Weg!« Und schon dirigierte sie mich an der Brücke vorbei zu einem breiten, schlammigen Fußpfad, der von der Straße einen Hügel hinaufführte – Ward Hill, wie die Frau im Postamt uns gesagt hatte.
Die abgerundete Landspitze ragte hoch über dem Meer ins Wasser hinaus. Als ich ihr äußerstes Ende erreichte, hatte ich nicht nur einen Blick auf den Strand, sondern auch auf die fernen Häuser und die dahinterliegenden Hügel. Im Norden entdeckte ich die Ruine von Slains, deren Konturen sich blutrot von den Klippen abhoben.
Wieder bekam ich eine Gänsehaut. »Perfekt!«, rief ich aus.
»Ich weiß nicht so recht«, sagte Jane. »Wirkt ziemlich trostlos.« Ihr Blick ruhte auf dem weiß getünchten Steincottage mit dem grauen Schieferdach. Es hatte kleine Fenster, von deren Rahmen die Farbe abblätterte, und die alten Rollläden im Innern waren heruntergelassen, so dass es aussah, als hätte das Häuschen müde die Augen geschlossen.
Ich streckte die Hand aus, um zu klopfen. »Es ist einfach nur einsam hier oben.«
»Du wirst dich allein fühlen, wenn du dich hier einquartierst. Vielleicht war das doch keine so gute Idee von mir. Ich dachte da eher an ein gemütliches Haus im Ort, in der Nähe der Läden …«
»Ich finde das Cottage ideal für mich.« Ich klopfte noch einmal. »Wahrscheinlich ist er noch nicht da.«
»Versuch’s mal mit der Klingel.«
Die Klingel, die sich inmitten eines dichten Rankengewirrs aus winzigen, im Seewind erzitternden Blättern befand, hatte ich nicht bemerkt. Als ich die Hand danach ausstreckte, hörte ich hinter mir eine Männerstimme sagen: »Die funktioniert nicht. Die Salzluft vom Meer zerfrisst die Kabel schneller, als ich sie reparieren kann. Und außerdem«, fügte er hinzu, während er näher herankam, »bin ich ja da.« Sein Lächeln machte sein grobes, fast schon hässliches Gesicht liebenswert. Er war über sechzig, hatte ergrauendes Haar und den durchtrainierten Körper sowie die gegerbte Haut eines Menschen, der viel im Freien arbeitet. Die Frau im Postamt hatte mir prophezeit, ich würde ihn mögen, auch wenn ich vielleicht nicht immer verstünde, was er sagte.
»Er spricht Doric«, hatte sie mich informiert, »den Dialekt unserer Gegend hier im Nordosten.«
Ich hatte tatsächlich Probleme, ihn zu verstehen, denn er redete schnell, und es wäre mir schwergefallen, seine Worte zu übersetzen, obwohl ich im Großen und Ganzen begriff, was er wollte.
Ich streckte ihm die Hand hin. »Mr. Keith? Danke, dass Sie sich herbemüht haben. Ich bin Carrie McClelland.«
»Erfreut.« Er erwiderte meinen Händedruck. »Aber ich bin nicht Mr. Keith, das war mein Vater. Der ist seit zwanzig Jahren tot. Nennen Sie mich Jimmy.«
»Tja, dann Jimmy.«
Nun stellte sich auch Jane vor und zog sofort das Gespräch an sich. Ich ließ sie und Jimmy Keith vorangehen, nachdem er die nach innen schwingende Tür aufgeschlossen hatte.
Zuerst wirkte es im Innern sehr düster, doch als Jimmy die klappernden Rollläden hoch- und die Vorhänge zurückzog, sah ich, dass der Raum zwar klein, aber gemütlich war: abgetretene Perserteppiche auf dem Boden, zwei Sessel und ein Sofa sowie ein langer Holztisch mit Stühlen. Die Küche, die ein wenig an eine Schiffskombüse erinnerte, befand sich am einen Ende des Cottage. Es gab nicht viele Schränke darin und auch keine große Arbeitsfläche, aber alles war an seinem Platz und zweckmäßig eingerichtet, vom Spülbecken mit der Abtropffläche aus Edelstahl bis zu dem kleinen Elektroherd, der offenbar den alten, kohlenbefeuerten Aga in der Kaminnische an der hinteren Wand ergänzen sollte.
Dieser Aga-Herd funktioniere immer noch, versicherte mir Jimmy. »Manchmal ziert er sich ein bisschen, aber den Raum heizt er ordentlich, und er spart Strom.«
Jane, die an der Eingangstür stand, meinte, das sei praktisch. »So ein Ding hatte ich damals, in meiner ersten Wohnung, auch«, fügte sie hinzu.
Nun entdeckte ich den kleinen schwarzen Stromzähler über der Tür. Solche Geräte kannte ich nur aus Erzählungen.
Auch Jimmy Keith hob den Blick. »Aye«, sagte er zustimmend, »so was sieht man heutzutage nicht mehr oft.«
Man brauche Fünfzig-Pence-Münzen dafür, erklärte er, die man hineinwerfe wie in eine Parkuhr – wenn man keine mehr habe, schalte sich der Strom ab. »Aber keine Sorge«, sagte er, er könne mir eine Rolle Münzen verkaufen, und wenn die aufgebraucht seien, komme er vorbei, um das Gerät zu öffnen, sie herauszuholen und mir aufs Neue zu verkaufen.
Jane wandte sich dem Rest des Cottage zu. Viel gab es nicht zu sehen, lediglich ein eher kleines Schlafzimmer am hinteren Ende und ein erstaunlich großes Bad mit frei stehender Wanne und gelbem Boiler, um den herum offene Fächer für die Aufbewahrung und das Trocknen von Handtüchern angebracht waren.
Jane trat neben mich. »Und, wie findest du’s?«
»Mir gefällt’s.«
»Ein bisschen spartanisch, meinst du nicht?«
»Beim Arbeiten brauch ich nicht viel.«
Jane wandte sich Jimmy Keith zu. »Und wie viel Miete wollen Sie dafür?«
Die Verhandlungen überließ ich gern ihr, die mir mehr als einmal gesagt hatte, wie ungeschickt ich mich bei so etwas anstelle. Was die Dinge kosteten, interessierte mich nicht sonderlich. Ich ließ mir den Preis nennen, und wenn ich das Geld hatte, zahlte ich ihn. Mir war anderes wichtiger.
Während sich Jane mit Jimmy unterhielt, ging ich zurück ins Wohnzimmer und schaute durchs Fenster hinaus auf die Landspitze, das Meer und die Ruine von Slains.
Wieder nahmen die Figuren meiner Geschichte vor meinem geistigen Auge Gestalt an – plötzlich erahnte ich ihre Stimmen und Bewegungen, als befänden sie sich im selben Raum wie ich.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass Nathaniel Hooke mir am meisten zu sagen hätte, doch am Ende kamen die Worte, die ich vernahm, nicht von ihm, sondern von einer Frau.
»Dieser Ort hält mein Herz in seinem Bann«, sagte sie. »Ich kann hier nicht weg.«
Ich kann hier nicht weg.
Dann verstummte sie. Doch dieser eine Satz blieb mir, wiederholte sich wie eine Litanei, so eindringlich, dass ich, als Jane und Jimmy Keith sich geeinigt hatten und sich erkundigten, wann ich einziehen wolle, fragte: »Könnte ich gleich heute Abend herkommen?«
Die beiden sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
»Heute Abend?«, wiederholte Jane. »Aber deine Sachen sind doch noch bei uns, und du fliegst morgen zurück nach Frankreich, oder?«
»Geputzt ist auch nicht«, gab Jimmy Keith zu bedenken.
Natürlich hatten sie recht, und ein oder zwei Tage machten kaum einen Unterschied, das wusste ich. Also verabredeten wir uns für den Mittwoch. Doch als wir die Tür des Cottage hinter uns schlossen, meinte ich, einen Verrat zu begehen.
Dieses Gefühl wurde ich während der ganzen Fahrt nach Peterhead und auch in meiner letzten Nacht bei Jane, Alan und dem kleinen Jack nicht los. Am nächsten Morgen wählte ich bewusst die Straße an der Küste entlang und durch Cruden Bay hindurch zurück nach Aberdeen, um der Ruine zu signalisieren, dass ich sie nicht vergessen hatte.
Ich brauchte nicht lange, um in Frankreich alles zu regeln. Das Haus dort hatte ich zwar für die ganze Saison gemietet, aber Geld war mir, wie gesagt, nicht wichtig, und meine Habseligkeiten füllten nicht einmal zwei Koffer. Meine Vermieterin, die keinen Verlust machte, weil ich den vollen Betrag im Voraus bezahlt hatte, wirkte trotzdem ein bisschen traurig, bis ich ihr sagte, dass ich wahrscheinlich vor Winterende zurückkehren würde, um weitere Recherchen im Schloss anzustellen. Doch da wusste ich bereits, dass ich nicht mehr wiederkäme.
Meine Figuren waren in Saint-Germain-en-Laye nicht zum Leben erwacht, weil ihre Geschichte sich nicht dort abspielte. Sie wollten in Slains sein. Also musste auch ich dorthin.
Dienstagnacht, die letzte, die ich in Frankreich verbrachte, träumte ich von Slains. Im Traum erwachte ich, hörte das Tosen der See unter meinem Fenster und den um die Mauern heulenden Wind, bis ich die Luft in meinem Zimmer als eisig empfand. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt; winzige Flammen warfen schwache Schatten auf die Dielen.
»Lass sein«, murmelte die Stimme eines Mannes an meinem Ohr. »Uns ist warm genug.« Dann legte er schützend den Arm um mich und drückte mich fest gegen seine Brust. Mit einem Gefühl der Geborgenheit schlief ich ein …
Es war alles so real, dass es mich fast ein wenig überraschte, als ich am Mittwochmorgen allein aufwachte. Ich blinzelte kurz in das sanfte graue Licht, bevor ich, ohne die Lampe einzuschalten, nach Papier und Bleistift griff, die immer neben meinem Bett liegen, und hastig die Stimmen des Traums notierte. Aus Erfahrung wusste ich, dass Handlungsteile, die sozusagen aus meinem Unbewussten auftauchten, oft verschwanden, ehe ich sie bewusst registrieren konnte.
Anschließend las ich, was ich geschrieben hatte. Wieder sah ich eine Frau vor mir, vielleicht die, zu der die Stimme in dem Cottage gehörte. Bislang waren alle meine Hauptfiguren Männer gewesen, doch die Frau wollte Teil der Handlung sein. Manchmal schleichen sich Charaktere so in meine Bücher, ungeplant und unangekündigt, manchmal sogar ungewollt. Sollte ich dieser Figur eine Chance geben? Möglicherweise hatte Jane recht mit ihrem Vorschlag, die Geschichte nicht von Nathaniel Hooke erzählen zu lassen, sondern von jemandem, der meiner eigenen Phantasie entsprang, der die Szenen durch seine bloße Anwesenheit für mich verbinden konnte.
Außerdem fiel es mir leichter, über eine Frau zu schreiben, weil ich wusste, was Frauen taten, wenn sie allein waren, und wie sie dachten. Wollte mein Traum mir sagen, dass ich in meinem Roman die weibliche Perspektive benötige?
Die Figur würde sich von selbst herausformen; ich musste ihr nur einen Namen geben.
Doch das war, wie immer, leichter gesagt als getan.
Namen definieren Charaktere und passen – ähnlich wie Kleidungsstücke – zu ihnen oder nicht. Als ich den Pariser Flughafen erreichte, hatte ich bereits mehrere ausprobiert und verworfen.
Während des Flugs nach Aberdeen versuchte ich es mit einem methodischeren Ansatz, indem ich eine Seite meines Notizbuchs in zwei Spalten einteilte und alle mir bekannten schottischen Namen aufschrieb – ich war mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass die Frau Schottin sein müsse.
Ich hatte mich schon durch eine ganze Reihe von Einträgen gearbeitet, als ich merkte, dass sich mein Sitznachbar für mein Tun interessierte. Anfangs hatte er geschlafen oder zumindest die Augen geschlossen gehalten, doch nun war er wach und las mit schräg gelegtem Kopf, was ich schrieb. Als ich mich ihm zuwandte, erwiderte er meinen Blick, kein bisschen verlegen darüber, ertappt worden zu sein, und bemerkte mit einem Nicken in Richtung Notizbuch: »Auf der Suche nach einem Pseudonym?«
Was die Frage seiner Herkunft klärte. Anfangs hatte ich ihn seiner dunklen Haare und seiner Attraktivität wegen für einen Franzosen gehalten, aber nun verriet ihn sein schottischer Akzent. Er war ungefähr so alt wie ich und lächelte mich freundlich an. »Nein, nein, ich suche nur einen Namen für eine Romanfigur.«
»Oh, aye? Dann sind Sie also Schriftstellerin? Habe ich Ihren Namen schon mal irgendwo gesehen?«
»Lesen Sie denn historische Romane?«
»Seit der Schule nicht mehr.«
»Tja, dann kennen Sie mich vermutlich nicht.« Ich streckte ihm die Hand hin und stellte mich vor: »Carolyn McClelland.«
»Ein guter schottischer Name: Maclellan.«
»Ja, aber wir schreiben ihn falsch. Wir sind Ulster-Schotten«, erklärte ich, »aus Nordirland. Doch meine Vorfahren stammen aus Schottland, aus Kirkcudbright.« Mein Vater war ein eifriger Erforscher der Familienhistorie, so dass ich bereits in jungen Jahren viel über meinen Stammbaum wusste und darüber, wie der erste McClelland von Südwestschottland nach Ulster übergesiedelt war. Etwa zur gleichen Zeit – wurde mir jetzt bewusst –, in der meine Geschichte spielte, in den ersten Jahren des achtzehnten Jahrhunderts. Ein gewisser David John McClelland hatte sich damals auf den Weg nach Irland gemacht, mit seiner späteren Frau … einer Sophia.
Stirnrunzelnd notierte ich ihren Namen auf meiner Liste.
»Der Name Sophia gefällt mir«, sagte mein Sitznachbar. »Eine Großtante von mir hieß so, eine bemerkenswerte Frau.«
Mir gefiel er ebenfalls, weil er hübsch klang. Wenn mir doch auch der Nachname eingefallen wäre … aber egal, mein Vater erinnerte sich bestimmt daran. Und es würde ihn freuen, dass ich den Namen einer Vorfahrin in einem meiner Romane verwendete. Was machte es schon, wenn sie auf der falschen Seite Schottlands ansässig und vermutlich niemals in Edinburgh geschweige denn Slains gewesen war? Immerhin hatte sie in der richtigen Zeit gelebt, und ihr Name stimmte für die Epoche. Ihre Biografie musste nicht historisch korrekt sein, also konnte ich sie an einem x-beliebigen Ort ansiedeln.
»Sophia«, sagte ich. »Ich glaube, den Namen nehme ich.«
Zufrieden schloss ich das Notizbuch und warf einen Blick aus dem Fenster, wo gerade die Küstenlinie in Sicht kam.
Mein Sitznachbar, der ebenfalls hinausschaute, bemerkte: »Sie schreiben also eine Geschichte, die in Schottland spielt. Und wo, wenn ich fragen darf?«
»Nördlich von Aberdeen, in Cruden Bay.«
»Oh, aye? Warum gerade dort?«
Normalerweise unterhalte ich mich nicht mit Fremden über meine Arbeit, aber ich war müde, und seine Augen glänzten so freundlich, wenn er sprach.
Ob er sich tatsächlich für das interessierte, was ich ihm über Slains, die fehlgeschlagene Jakobiten-Invasion und Nathaniel Hooke erzählte, oder ob er einfach nur ein höflicher und geübter Zuhörer war, konnte ich nicht beurteilen. Jedenfalls wartete er nach der Landung, bis mein Gepäck kam, und half mir beim Tragen.
»Ein guter Ort für eine Schriftstellerin, Cruden Bay«, sagte er. »Wissen Sie, dass Bram Stoker den größten Teil seines Dracula dort verfasste?«
»Nein.«
»Aye, und es war Slains, nicht Whitby, das ihn zu seiner Geschichte anregte. Die Einheimischen werden Ihnen sicher alles noch ausführlich erzählen. Sie wollen eine Weile dort bleiben, sagen Sie?«
»Ja, ich habe ein Cottage gemietet.«
»Im Winter? Mutig, mutig.« Mittlerweile hatten wir die lange Schlange vor dem Mietwagenschalter erreicht, wo er meine Koffer mit einem Stirnrunzeln abstellte. »Soll ich Sie nicht doch mitnehmen?«
»Nein, nein, danke, ich komme schon zurecht.«
Ohne mich weiter zu drängen, holte er seine Brieftasche hervor, zog einen Zettel heraus und zückte einen Kugelschreiber. »Würden Sie mir Ihren Namen aufschreiben, damit ich nach Ihren Romanen Ausschau halten kann, wenn ich das nächste Mal in einem Buchladen bin?« Während ich ihn notierte, fügte er lächelnd hinzu: »Wenn Sie mir außerdem Ihre Telefonnummer geben, führe ich Sie zum Essen aus.«
»Die kenne ich leider nicht. Ich weiß noch nicht mal, ob es ein Telefon gibt in dem Cottage.« Doch weil der Fremde wirklich attraktiv war, sagte ich: »Mein Vermieter heißt Jimmy Keith. Über ihn können Sie mich erreichen.«
»Jimmy Keith?«
»Ja, genau.«
Da begann er zu grinsen und bückte sich, um meine beiden Koffer aufzuheben. »Tja, dann werde ich Sie wohl doch mitnehmen müssen. Wenn mein Vater nämlich erfährt, dass ich Sie hier einen Wagen habe mieten lassen, obwohl ich selbst in Richtung Norden fahre, ist er mir bestimmt ziemlich böse.«
»Ihr Vater?«
»Aye. Habe ich Ihnen meinen Namen denn noch nicht verraten? Ich heiße Stuart Keith.« Er grinste noch breiter. »Da Sie mir offenbar das Cottage weggeschnappt haben und ich auf dem unbequemen Gästebett meines Vaters übernachten muss, könnten Sie mir wenigstens die Freude machen, mich zu begleiten«, fügte er hinzu. »Kommen Sie.«
Darauf wusste ich nichts zu erwidern.