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Kapitalverbrechen

Der Artikel erschien im Lokalteil des Union Leader und war nur wenige Zeilen lang. »Der Restaurantbesitzer Arthur W. Danse aus Plymouth wurde am Dienstag von seiner Exfrau Lydia Danse vor dem Obersten Gerichtshof des Staates New Hampshire des Kindesmissbrauchs beschuldigt. Die mündliche Verhandlung beginnt am zweiundzwanzigsten Februar.«

Obwohl es am Freitagabend in Strömen regnete, war das Caves gut besucht. Wohin er auch blickte, überall sah er die Zeitung. Sie lag auf den Tischen aus, lugte aus Aktentaschen, und ein Exemplar lag sogar zusammengefaltet direkt neben dem Ellbogen einer Frau auf dem Tresen.

Ständig dachte er, dass alle die Ankündigung gelesen hatten. Jeder, ohne Ausnahme. Natürlich hatten sie es gelesen. Und jetzt machten sie sich hinter seinem Rücken über ihn lustig.

Diese Schweine.

»Ich bin im Büro, wenn du mich brauchst«, sagte er zu Jake.

Jake nickte und winkte ihm zu. Der zweite Barmann, Billy warf ihm nur einen kurzen Blick zu.

Wenigstens Jake hielt zu ihm.

Er war nicht wie alle anderen.

Er bahnte sich einen Weg durch die lärmende Meute aus Büroangestellten und Collegestudenten vor dem Tresen. Normalerweise hätte er sich Zeit gelassen, Bekannte begrüßt, hier und da ein Schwätzchen gehalten. Da war er Profi. Doch jetzt pflügte er achtlos durch die Menge. Zur Hölle mit ihnen.

Wenigstens waren die Umsätze noch nicht eingebrochen.

Er schloss die Tür hinter sich und ließ sich hinter dem großen Mahagonischreibtisch nieder. Der Schreibtisch war so gut wie leer. Er sorgte stets dafür, dass alles ordentlich aufgeräumt war.

Er lauschte den Geräuschen aus der Bar: fröhliches Stimmengewirr. Männer und Frauen. Gelächter. Musik. Gläserklirren. Diese Geräuschkulisse hatte ihm immer Freude bereitet. Sie bedeutete Geld, Erfolg und gesellschaftliche Anerkennung. Alles Dinge, von denen er immer gewusst hatte, dass er sie eines Tages besitzen würde. Dass er sie verdiente und auch brauchte wie die Luft zum Atmen.

Und jetzt drohte Lydia damit, ihm all das wegzunehmen.

Kinderschänder.

Wenn Sie ihm das anhängen konnte, würde er alles verlieren.

Lass uns da essen gehen, du weißt schon, in dem Lokal, wo der Besitzer sein Kind fickt. Du weißt schon.

Dann wäre es aus mit ihm. Aus und vorbei. Selbst wenn er nicht ins Gefängnis wanderte – was durchaus noch im Bereich des Möglichen lag, egal, was Edward Wood sagte –, würde er das Caves verkaufen müssen. Er würde sein Lokal, das er aus dem Nichts aufgebaut hatte, für einen Appel und ein Ei verscheuern und von hier wegziehen müssen.

Schon wieder.

Scheiß auf sie, dachte er. Scheiß auf alle.

Er goss sich einen Schuss Glenlivet ein und stürzte ihn hinunter. Dann noch einen, den er Schluck für Schluck trank.

Er lehnte sich in dem schweren braunen Ledersessel zurück, lauschte und starrte auf die Bilder aus seiner Vergangenheit: ein gerahmtes Poster von einem Konzert der Who im Boston Garden; eine Bronzemedaille der Handelskammer des Bundesstaates und eine vom Rotary Club; das erste Gemälde, das er jemals erworben hatte, kurz nachdem das Caves Gewinn abgeworfen hatte. Es war ein Bild von einem New Yorker Künstler namens McPheeters, auf dem ein gebeugter, erschöpfter Mann zu sehen war, der bei Nacht unter einem blutroten Vollmond einen Strand entlangging. Auf seiner Schulter saß eine lächelnde Gestalt, die irgendwie mit dem Mann verschmolz. Daneben eine Fotografie von Ansel Adams, die eine abendliche Straße durch einen dunklen Wald zeigte.

Er konnte sich nicht vorstellen, irgendetwas davon mitzunehmen.

Er würde alles hier zurücklassen.

Nein. Er würde alles vernichten. Damit ihr nichts blieb. Gar nichts.

Jemand klopfte an die Tür und öffnete sie im gleichen Augenblick.

Es war Billy. Der Scheißbilly. Jake hätte gewartet, bis er ihn hereingebeten hätte.

»Da will Sie jemand sprechen, Mr. Danse.«

»Sag ihm, ich hab zu tun.«

»Aber es ist Ralph Duggan, Mr. Danse.«

Als würde ihn das irgendwie beeindrucken, nur weil Duggan ein Cop war.

»Himmelherrgott nochmal, also schön. Sag ihm, er soll reinkommen.«

Duggan. Der krönende Abschluss eines perfekten Tages. Der Typ war seit seiner Kindheit hinter ihm her und machte keine Anstalten, ihn in Ruhe zu lassen. Was, zur Hölle, war bloß mit diesen Scheißbullen los? Diese beschissene Scheinheiligkeit. Selbst der Justizwachtmeister hatte ihn angesehen wie etwas Schleimiges, das gerade unter einem Stein hervorgekrochen war.

Duggan war der Schlimmste von ihnen. Er hielt sich für so verdammt schlau. Aber das war er nicht.

Wenn er wirklich so schlau war, hätten ihm schon vor sehr langer Zeit die Schuppen von den Augen fallen müssen.

 

Ich kann nicht behaupten, dass ich das jetzt nicht genießen werde, dachte Duggan.

»Arthur«, sagte er und setzte sich.

Danse nickte. »Darf’s vielleicht ein Whiskey sein oder sind Sie noch im Dienst?«

»Nein, vielen Dank.«

Er goss sich selbst einen ein. Duggan bezweifelte, dass es der Erste war. Dafür waren seine Hände viel zu ruhig.

»Sie haben sicher die Zeitung gelesen«, begann Danse.

»Nein. Aber ich habe gehört, dass Sie es in den Lokalteil geschafft haben.«

»Hier.« Er warf eine Ausgabe über den Tisch.

Duggan ließ sie liegen, wo sie war.

»Ich weiß, was da drinsteht, Arthur. Abgesehen davon halte ich nicht besonders viel vom Union Leader. Sie?«

»Wollen Sie darüber mit mir reden?«

»Über den Union Leader?«

»Nein. Über die Sorgerechtssache.«

»Hier scheint es um mehr als bloß eine Sorgerechtssache zu gehen, Art. Aber aus diesem Grund bin ich nicht hier. Du weißt ja, dass ich neulich draußen bei deiner Mom und deinem Dad war. Hab mich mal ein bisschen mit ihnen unterhalten. Dein Dad sieht furchtbar erschöpft aus, Art. Warum geht er nicht einfach in Rente?«

»Weil ihm seine Arbeit wahrscheinlich immer noch Spaß macht. Die beiden haben mir erzählt, dass Sie sie besucht haben. Wegen dieser Sache auf dem Grundstück der Wingertens, stimmt’s?«

»Stimmt. Ziemlich üble Geschichte, Art. Sehr hässlich.«

»Hab ich von gehört.«

»Was haben Sie gehört?«

Duggan beobachtete Arthur, wie er einen Schluck Scotch trank. Versuchte er, Zeit zu schinden? Das war durchaus möglich.

»Dass es einen Mord gegeben hat. Ein Mädchen von der Plymouth State.«

»Mehr haben Sie nicht gehört?«

»Sie wurde vergewaltigt, heißt es.«

»Oh, das kann man wohl sagen. Ich würde Ihnen ja gerne in allen Einzelheiten erzählen, was da passiert ist, aber Sie wissen ja, wie das ist – wir müssen das alles diskret behandeln, damit es keine Nachahmungstäter gibt. Was dagegen, wenn ich rauche?«

»Nur zu.«

Er zündete sich eine Newport Lite an. Arthur zog eine Schublade auf, nahm einen durchsichtigen Glasaschenbecher heraus und stellte ihn vor Duggan auf den sauberen, aufgeräumten Schreibtisch.

»Ruth hat gesagt, dass Sie in jener Nacht bei Ihren Eltern waren. Dass Sie ziemlich spät heimgekommen und bei ihnen übernachtet haben. Stimmt das?«

»Ja.«

»Irgendwas gehört? Oder gesehen?«

»Ich war auf einer Party zur Eröffnung des neuen Bürohauses am Prospect. Um die Wahrheit zu sagen, ich war ein bisschen angetrunken. Ich bezweifle, dass ich irgendetwas gehört oder gesehen hätte – außer es wäre mir direkt ins Gesicht gesprungen.«

Duggan schnalzte mit der Zunge. »Alkohol am Steuer, Arthur? Sie sollten sich schämen.«

»Ja, ich gebe zu, ich hätte eigentlich nicht mehr fahren dürfen.«

»Um welche Uhrzeit sind Sie heimgekommen?«

»Oh, so gegen halb zwei, zwei.«

»Allein?«

»Natürlich.«

»Jetzt verraten Sie mir mal eins, Art: Warum sind Sie zu Ihren Eltern gefahren? Ich verstehe das nicht. Warum nicht gleich zu sich nach Hause?«

Danse stellte sein Glas ab.

»Das … das ist mir, ehrlich gesagt, ein bisschen peinlich. Aber seit der Scheidung fühle ich mich … na ja, fühle ich mich manchmal ein bisschen einsam.«

»Sie? Wirklich? Das überrascht mich aber, Art. Bei den ganzen Leuten da draußen? Den ganzen Ladies an der Bar? Verdammt, darauf wär ich im Leben nicht gekommen.«

Danse lächelte dünn. »Ich dachte mir, dass Sie das nicht verstehen würden, aber ich habe herausgefunden, dass es schlauer ist, Geschäft und Vergnügen sauber zu trennen. Ich gehe nicht mit meinen Kundinnen aus.«

»Nie?«

»Selten. Sehr selten.«

»Zu blöd. All diese hübschen, jungen Collegedinger. Also ich würde mich da nur schwer zurückhalten können. Apropos, erinnern Sie sich an eine gewisse Laura Banks? So viel ich weiß, kam sie ziemlich oft hierher.«

»Der Name sagt mir absolut nichts.«

»Vielleicht erinnern Sie sich, wenn ich Ihnen ihr Bild zeige.«

Er fischte in seiner Jackentasche nach dem Schnappschuss, den sie in ihrer Studentenbude gefunden hatten. Und nach dem anderen Foto. Dem Foto, das nach der Tat gemacht worden war. Er hatte das Labor gebeten, einen Ausschnitt auf Normalformat zu verkleinern, so dass nur ihr Gesicht zu sehen war. Allein das war schon schlimm genug.

Während er die Bilder Arthur reichte, ließ er ihn nicht eine Sekunde aus den Augen.

Danse erschrak und verzog das Gesicht.

Er wirkte nicht besonders schuldig. Eher wie ein unbescholtener Bürger, der unverhofft mit einer Grausamkeit konfrontiert wird.

Lag er mit seiner Vermutung falsch?

Er nahm das Nachher—Foto wieder an sich.

»Entschuldigung«, sagte er. »Ich habe keine Ahnung, wie das dazwischengeraten konnte. Aber werfen Sie mal einen Blick auf das andere Bild, okay?«

Danse schien es sich genau anzusehen.

»Schon möglich, dass sie mal hier war«, sagte er. »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber näher kennen kann ich sie bestimmt nicht. Haben Sie’s mal bei Jake versucht? Er kann sich Gesichter viel besser merken als ich.«

Duggan hatte da so seine Zweifel. »Mach ich«, antwortete er. »Eine Sache noch, Art, dann überlasse ich Sie wieder Ihren Geschäften.«

Er nahm auch das zweite Foto entgegen und kramte dann betont umständlich in seinen Hosentaschen, bis er ein kleines, zusammengefaltetes Blatt Papier zutage förderte.

»Sagen Ihnen diese Orte irgendwas?«

Er las sie vom Blatt ab, spielte den vergesslichen Hinterwäldlerbullen.

»Franklin, Conway, Munsonville, Tuftonboro. Läutet es da bei Ihnen?«

Danse blickte verwirrt drein und zuckte mit den Achseln.

»Das sind Ortschaften, oder nicht? Orte in New Hampshire. Was soll das bedeuten?«

»Hatten Sie da schon mal geschäftlich zu tun?«

»In der Nähe. Manchmal. Ich liefere nach Wolfeboro, das liegt bei Tuftonboro, und nach Keene, in der Gegend von Munsonville. Und es gibt einen Laden in Conway. Aber man findet meine Waren mittlerweile im ganzen Bundesstaat, überall, wo die Touristen sind. Bis rauf nach Vermont. Wieso?«

»Nur so.« Er stand auf. »Danke für Ihre Hilfe, Art.«

»Jederzeit.«

Duggan blieb an der Tür stehen und drehte sich noch einmal um.

»Was glauben Sie, wie diese Sache ausgeht, Art? Mal ganz unter uns. Ich meine, werden Sie diese Anklage abschmettern können?«

Endlich entdeckte er die Eiseskälte wieder, auf die er gewartet hatte, direkt hinter der Fassade des ehrbaren, ehrlichen Geschäftsmannes.

»Ich weiß, dass Sie mich nicht ausstehen können, Ralph«, sagte Danse. »Was ich persönlich sehr schade finde. Aber ich habe es nicht getan … diese Sache, von der sie behauptet, dass ich sie getan hätte. Meine Frau ist eine gottverdammte Wahnsinnige. Und das ist die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe.«

»Dann war sie sicher auch wahnsinnig, als Sie sie zusammengeschlagen haben«, entgegnete Duggan.

»Sie werden mir das jetzt nicht abkaufen, aber, ja, das war sie. Wenn Sie gehört hätten, was sie zu mir gesagt hat, wenn Sie gesehen hätten, wie sie sich aufgeführt hat, dann wären Sie wahrscheinlich auch durchgedreht und hätten sie geschlagen.«

Duggan lächelte. »Das glaube ich kaum, Art«, sagte er dann. »Aber man kann nie wissen. Jeder hat seine Schmerzgrenze. Und es gibt immer jemanden, der einen mit Freuden an diese Grenze führt.«

 

Zum Glück gelang es Arthur nach einer Weile, Duggans Besuch und den Haufen Scheiße, den er geredet hatte, aus seinem Gedächtnis zu verbannen und sich wieder an die Arbeit zu machen.

Als er fertig war und gehen wollte, war es schon nach elf. Draußen herrschte immer noch Hochbetrieb. Er hatte keine Lust, sich dem Gedränge nochmal auszusetzen – er hatte den Zeitungsartikel nicht vergessen. Er konnte einfach durch den Hinterausgang verschwinden, aber das hätte so ausgesehen, als hätte er etwas zu verbergen.

Scheiß drauf. Er entschied sich für den Spießrutenlauf.

Als er die Bar zur Hälfte durchquert hatte, beglückwünschte er sich zu dieser Entscheidung.

Vor ihm stand Edward Wood und trank seinen Martini. Bei ihm war ein älterer Mann, den Arthur zunächst nicht erkannte. Bis er direkt vor ihm stand. Dann war er regelrecht schockiert. Der Mann war Tom Modine, ebenfalls Rechtsanwalt. Das letzte Mal, als Arthur ihn hier gesehen hatte, war Modine noch gute hundertfünfzig Pfund schwer gewesen. Jetzt sah er aus, als wäre er ein Drittel davon losgeworden. Irgendwie sah der Mann krank aus, ausgemergelt und mit gelblich verfärbter Haut. Krebs, dachte Arthur.

Doch sein Händedruck war immer noch fest.

»Schön, Sie zu sehen, Arthur«, sagte er. »Edward hat mich eben über Ihre rechtlichen Probleme informiert. Ich hoffe, Sie haben nicht den Eindruck, dass er aus dem Nähkästchen geplaudert hat. Man sollte seinem Rechtsanwalt immer vertrauen.«

»Klar. Das tue ich auch.«

»Ausgezeichnet.« Er kippte den Rest seines Drinks – anscheinend einen Whiskey-Soda – und stellte das Glas auf den Tresen.

»Ich bin überzeugt davon, dass die Dinge sich für Sie zum Besten entwickeln werden«, fuhr er fort. »Ehrlich.«

»Ihr Wort in Gottes Ohr, Tom.«

Er lachte. »Keine Sorge. Sie haben den besten Anwalt des ganzen Bezirks. Danke für den Drink, Edward. Wenn ich morgen früh keine Verabredung zum Golf hätte, würde ich gerne noch bleiben und mich weiter von Ihnen einladen lassen.«

»Nächstes Mal«, sagte Wood.

»Nächstes Mal.« Modine klopfte Arthur auf die Schulter. »Machen Sie sich keine Sorgen, Arthur«, sagte er. »Das wird schon. Bis bald.«

»Bis bald, Tom.«

Sie sahen ihm nach.

»Ein Trauerspiel«, sagte Wood.

»Krebs?«

»Ja. Er kommt gerade wieder auf die Beine. Aber man sieht ja, was die Krankheit aus ihm gemacht hat.«

»Was für ein Jammer. Tom ist ein feiner Kerl.«

»Der Beste.« Er bestellte noch ein Glas. »Es hat Ihnen nicht gefallen, dass ich mit ihm über Sie geredet habe, stimmt’s?«

Wood war in dieser Hinsicht ziemlich unaufmerksam.

»Wissen Sie, es gefällt mir nicht, dass überhaupt jemand darüber Bescheid weiß. Himmel! Das ist nichts, worüber man die Leute gern reden hört. Und jetzt steht das auch noch in dieser gottverdammten Zeitung …«

Wood hob lächelnd die Hände. »Raten Sie mal, mit wem sich Tom morgen zum Golf trifft, Art.«

»Mit wem denn?«

»Mit dem Ehrenwerten Richter Thomas J. Burke. Die beiden spielen häufig zusammen. Sie sind im selben Club. Alte Freunde. Sie haben zusammen Jura studiert, und Tom spendet einen Haufen Geld für Burkes Wahlkampagnen. Finden Sie immer noch, ich hätte nicht mit ihm über Ihren Fall sprechen sollen?«

»Sie meinen, er wird mit Burke reden?«

»Ich weiß es.«

»Wie? Das verstehe ich nicht. Was soll das bringen?«

»Modine wird natürlich nicht versuchen, Burke direkt zu beeinflussen, falls Sie das meinen. Schließlich ist er Justizbeamter. Das wäre illegal. Und abgesehen davon wäre es unethisch. Aber er kann den Grundstein legen.«

»Grundstein wofür?«

Wood lachte erneut über das Gesicht, das Arthur machte.

Wie ein Schuljunge bei seiner ersten Verabredung.

»Für sein Vertrauen in mich, Arthur. Er wird sagen, dass er mich schon fast genauso lange kennt wie Burke. Und dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch so verhält, wenn ich behaupte, dass die Dinge anders liegen, als es den Anschein hat, Sie keinesfalls schuldig sind und dass Ihre Frau eine hysterische Irre ist, die Sie ruinieren will.«

Er nippte an seinem Martini. »Dafür, für dieses Vertrauen wird er morgen auf dem Golfplatz den Grundstein legen. Das wird sich auszahlen, glauben Sie mir. Das ist praktisch ein Selbstläufer. Du liebe Zeit, Burke hat sich schon auf so viele Absprachen mit mir eingelassen, dass er gar nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht. Er ist doch jetzt schon fast da, wo wir ihn haben wollen.«

Arthur verstand. Es gab für alles ein Netzwerk. Und es ging nichts über einen guten, alten Kumpel, der bei der Hälfte aller gerichtlichen Deals im Staate New Hampshire im Hintergrund die Strippen zog.

Das gefiel ihm. Das gefiel ihm sogar sehr. Zum ersten Mal seit einer Woche hatte er das Gefühl, er würde dieses Kind schon schaukeln.

Es wäre jetzt sicher nicht verkehrt, dachte er, noch einen Absacker mit Wood zu nehmen. An seinem Tresen, vor allen Gästen und vor Gott und der Welt.

Endlich fühlte er sich wieder etwas besser.

»Jake, einen Glenlivet, bitte.«