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Ich muss zugeben, dass die Fahrt zu Alice’ Arbeit in der Limousine ziemlich cool war. Ich war ja schon damit gefahren, aber es ist doch sehr viel angenehmer, wenn man nicht bewusstlos ist.
Das Bloody Tongue war im 17. Jahrhundert zwischen dem Friedhof und dem Torrent Park errichtet worden. Seither war es, wenn man der Überlieferung glaubt, in Familienbesitz. Es befand sich immer noch an seinem ursprünglichen Platz, heutzutage an der Grenze zwischen einem nicht ganz so tollen Viertel und einem Sanierungsgebiet, das junge Gutverdiener anzog. Die Bostoner Gruselstadtrundfahrt endet hier, deshalb kannte ich die Kneipe. Kurz nachdem ich bei Movies & More angefangen hatte, hatte mich der Filialleiter auf Drinks und Gekreische eingeladen. Die Rundfahrt selbst war interessanter gewesen als der Typ - was einige peinliche Nachtschichten zur Folge hatte, ehe der Kerl beschloss, die aufregende Welt des Videoverleihs sei nicht das Richtige für ihn.
Während unser Wagen in der Ladezone hielt, starrte ich nervös auf die Fassade. Ich hatte mich in die normale Kellnerinnentracht geschmissen, die ich in Alice’ Kleiderschrank entdeckt hatte. Schwarze Hose, schwarzes Tanktop, darüber ein weißes Sweatshirt mit dem Bloody-Tongue-Logo. Nicht ein Tupfer Rosa - Gott sei Dank. Doch obwohl ich äußerlich zu meiner neuen Rolle passte, sagte mir mein Gefühl etwas anderes. Ich wollte Zeit schinden.
»Erzähl mir was über Alice! Ich kriege Ruhm und Ehre und sie ein Messer zwischen die Rippen? So in etwa?«
Was ich nicht fragte - ich wollte es wissen, wagte jedoch nicht nachzubohren war, ob Alice starb, weil ich mich für das Leben entschieden hatte. Schon bei dem bloßen Gedanken hätte ich am liebsten gekotzt. Aber was meinem Magen den Rest gab, war die Tatsache, dass ich die gleiche Wahl getroffen hätte - selbst wenn das für Miss Pretty in Pink Tod und Höllenverdammnis bedeutet hätte.
Ich schloss die Augen. Ich hasste meine Feigheit, auch wenn ich sie mir immerhin eingestand.
Clarence blickte mich unter seinem Filzhut hervor an. »Ihr Tod hat nichts mit dir zu tun.« Ich schaute vielsagend auf meinen neuen Körper.
»Das habe ich nicht gemeint«, sagte er. »Sie wurde ermordet.«
Tröstend schlang ich die Arme um mich. »Von wem? Und wie bin ich … du weißt schon … in ihr gelandet?«
»Wer es getan hat, weiß ich nicht - großes Indianerehrenwort. Und ihr Körper war der einzig verfügbare zu dem Zeitpunkt.«
»Ihr ergeht es nicht wie mir, oder? Dass sie in einem anderen Körper weiterlebt, meine ich.« Ein entsetzlicher Gedanke kam mir in den Sinn. »Sie steckt nicht in meinem Körper?«
Clarence gluckste. »Dein Körper steckt im Leichenschauhaus, und Alice’ Seele ist weitergezogen. Keine Angst. Du läufst bestimmt nicht irgendwann deinem eigenen Körper über den Weg.«
»Oh.« So ausgedrückt, hörte sich das Ganze eher dämlich an. Dennoch war ich froh über die Klarstellung. »Wissen sie es? Rose? Und Joe?« Letzterer war mein Stiefvater.
»Ja. Ein Nachbar hat dich in Johnsons Wohnung gefunden. Die Polizei ist gekommen und hat das volle Programm abgespult. Joe hat deine Leiche identifiziert.« Das Mitgefühl in seinen Augen hätte mich fast zum Heulen gebracht. »Tut mir leid, Kindchen.«
Ich nickte, weil ich Angst hatte zu reden. Dann, nach einer kleinen Pause, atmete ich kräftig durch. »Und warum konnte ich nicht einfach meinen eigenen Körper zurückbekommen?«
Mit einer Geduld, als würde er zu einem kleinen Kind sprechen, sagte er: »Du bist gestorben, Lily. Du hast Dummheiten gemacht und bist gestorben. Wir können dir nicht einfach deinen alten Körper wiedergeben. So funktioniert das nicht.«
»Na gut. Entschuldige, dass ich momentan nur eine etwas vage Vorstellung davon habe, wie eine Wiederauferstehung, oder wie man so was nennt, funktioniert.« .
»Ach, du kommst schon noch dahinter«, erklärte er in einem Anfall von Großmut.
»Und du weißt wirklich nicht, wer sie umgebracht hat? Wird er nicht ein bisschen angefressen sein, wenn er herausfindet, dass ich noch lebe?«
»Er? Dich hätte ich eigentlich nicht für eine Sexistin gehalten.«
Ich starrte ihn an und wollte eine Antwort.
»Ehrlich, ich weiß es nicht, und ich könnte es dir auch nicht sagen.«
»Ich habe immer gedacht, Gott weiß alles.«
»Er vielleicht schon, Kleine. Aber das heißt noch lange nicht, dass er mir alles mitteilt. So, jetzt hast du dich lange genug gedrückt.« Er nickte in Richtung Autotür. »Du musst los.«
Wie auf ein Stichwort hin öffnete sich die Tür der Limousine, und ich machte mich ans Aussteigen. »Aber brauche ich nicht einen Spickzettel oder so? Eine Fibel, wie man Alice wird?«
Grinsend neigte er den Kopf. »Das findest du alles selbst heraus.«
Während er noch redete, nahm mich der Fahrer beim Arm und zog mich endgültig aus dem Wagen. Dann knallte er die Tür wieder zu. Ich stand da, mit offenem Mund, ein »Hey!« erstarb mir auf den Lippen.
Den Fahrer interessierte das allerdings nicht weiter, und obwohl ich an die Scheibe klopfte und an der Tür rüttelte, ließ sich Clarence nicht mehr blicken.
Vor Wut schäumend sah ich dem Wagen nach, der um die Ecke verschwand, dann drehte ich mich um und fand mich vor den Eingangstiiren des Pubs. Mir fiel wieder ein, was Clarence gesagt hatte, kurz nachdem ich ihn das erste Mal auf dem Bürgersteig unweit der Gasse getroffen hatte: dass ich einem Test unterworfen würde. Dies hier war ein Test. Konnte ich beweisen, dass ich schlau genug war, Alice zu spielen, bekäme ich eine Eins mit Stern. Würde ich Scheiße bauen, bekäme ich es mit einem Messer zu tun. Wieder einmal.
Ich holte dreimal tief Luft, sprach ein schnelles Gebet, dann stieß ich die ramponierten Doppeltüren mit den immer noch originalen Rauchglasscheiben auf. Bei meinem ersten Besuch war hier der Teufel los gewesen, die typischen Nachtschwärmer. Jetzt war früher Montagabend. Nur ein paar Stammgäste schlürften ihr Bier oder ließen sich gebratene Köstlichkeiten schmecken. Die meisten sahen her, als ich hereinkam. Einige stießen sich gegenseitig an und deuteten in meine Richtung, andere reagierten überhaupt nicht.
Der Knoten in meinem Magen zog sich fester zusammen, und ich fragte mich, wie ich das hier wohl überstehen sollte. Ich hatte in genügend Kneipen gejobbt, um die Grundregeln zu kennen, also würde ich mich wohl in diesem Dickicht aus Pints, Fish ‘n’ Chips und Schottischen Eiern zurechtfinden. Echte Sorgen bereitete mir der Gedanke an Freunde, Kollegen und Stammkunden.
Ich atmete durch und setzte mich in Bewegung. Zwei Stufen führten auf einen unebenen Holzboden, und die schaffte ich, ohne auf die Schnauze zu fallen. Insgesamt hatte sich die Kneipe seit meinem letzten Besuch nicht verändert. Ein paar Tische standen in dem düsteren Raum verteilt, der von den Eichenholzpaneelen an den Wänden und den roten Samtnischen entlang einer Wand noch zusätzlich verdunkelt wurde.
An der hinteren Wand waren keine Nischen, aber in dem Bereich wurden geschäftig Getränke und Mahlzeiten bereitgestellt. Rechts von der Mitte schwangen Metalltüren auf und zu und gaben kurze Einblicke in eine betriebsame Küche, wodurch man den Eindruck bekommen konnte, dort herrsche eine von Drogen beeinflusste Energie vor. Etwas neben dem Küchenwirrwarr, genau in der Mitte, führte ein dunkler Gang in den rückwärtigen Teil des Pubs. Über dem höhlenartigen Eingang hing ein Neonschild: Toiletten.
Links davon war ein massiver Steinkamin zu sehen. Er war noch Teil des ursprünglichen Gebäudes und wurde von einem kunstvoll geschnitzten Sims betont, zugemüllt mit gerahmten Bildern von Prominenten und Politikern, die im Laufe der Zeit hier reingeschaut hatten. Ein Sofa auf langen, dürren Beinen mit gespaltenen Füßen beherrschte den Bereich direkt vor dem Kamin. Daraufsaßen derzeit zwei dunkelhaarige Frauen, die wie auf Kommando von ihrer eindringlichen Unterhaltung abließen, sich zu mir umdrehten und mich mit einem neugierigen Blick bedachten.
Ich schluckte und schaute weg, hin zur u-förmigen Bar in der Mitte des Raums. Dutzende von Flaschen unterschiedlichen Leeregrads standen wahllos durcheinander in der zentralen Auslage, und in einer Kronleuchterversion für Arme tanzten Lichtfunken.
Das U selbst bestand aus glatt geschliffener Eiche, davor standen im Abstand von etwa fünfzig Zentimetern Barhocker. Im U, hinter der Bar, war ein weißhaariger Mann, der mich anstarrte. Seine Brauen hatten sich gehoben, als wäre er überrascht, mich durch die Tür kommen zu sehen, doch jetzt, als ich auf ihn zuging, beobachtete er mich mit ausdruckslosen Augen.
»Du bist spät dran«, sagte er freundlich, als ich noch drei Meter entfernt war. »Alles in Ordnung, Mädchen?«
»Es … es tut mir leid.« Ich hastete los. »Mir ging es nicht besonders und …«
»Bist du deshalb am Samstag so plötzlich verschwunden? Als ich dich ins Lager geschickt habe und du nicht mehr zurückgekommen bist?«
Samstag. An diesem Abend bin ich auf Johnson los. Dann musste in dieser Nacht auch Alice gestorben sein. Und wenn sie rausgerannt war, dann hatte sie vielleicht gewusst, dass sie sich in Gefahr befand. Mehr noch - dass die Gefahr möglicherweise vom Pub ausgegangen war.
Ich sah mich um, musterte die Gesichter, um vielleicht herauszufinden, ob sich jemand wunderte, dass ich noch lebte. Soweit ich das beurteilen konnte, interessierten sich alle mehr für ihr Bier als für meine lebendige Gegenwart.
»Yo. Was ist los? Hast du Tomaten auf den Ohren?«
Ich nahm Haltung an. »Entschuldigung. Am Samstag, äh, mir ist schlecht geworden. Aber ich hätte nicht einfach davonlaufen sollen.«
»Ganz genau. Am Sonntag hättest du auch anrufen können.« Er runzelte die Stirn und zog die Mundwinkel nach unten. »Damit ich weiß, dass dir nichts passiert ist.«
»Es tut mir wirklich leid. Wird nicht wieder vorkommen.«
»Das hoffe ich. Geht es dir jetzt wieder gut?«
»Mir fehlt nichts, ehrlich. Bin nur ein bisschen benommen.« Ich brachte ein mattes Lächeln zustande. »Ich habe in letzter Zeit nicht sonderlich viel gegessen.«
Er knurrte. »Sag Caleb, er soll dir ‘ne Tüte Fish’n’Chips geben.«
»Danke.«
Er grantelte noch kurz in seinen Bart, packte dann ein Tuch und polierte das Messing an der Bar. »Du kannst mir ja nicht ohnmächtig werden, wenn die Gäste was zu essen haben wollen, und Gracie kann den Laden nicht allein schmeißen. Am Wochenende musste ich Trish anrufen. Sie war alles andere als glücklich darüber.«
»Oh.« Ich hatte keinen Schimmer, wovon er redete, bis ich der Bichtung seines Blicks folgte und bei einer Mittzwanzigerin mit Pferdeschwanz und weißem T-Shirt samt auf dem Bücken aufgedrucktem Bloody-Tongue-Logo landete. Sie fummelte an ihrem Schürzchen herum, das sie um die Hüften trug, und versuchte erfolglos, gleichzeitig Wechselgeld herauszugeben und ein bisschen zu plaudern. Gracie vermutlich. Die Unglückliche, Trish, war nirgends zu sehen.
Ich zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. »Dann sollte ich mich wohl besser an die Arbeit machen.«
»Das würde ich auch sagen. Und was ist mit deinen Haaren?«
»Wieso?«
»Hast du die Vorschriften vergessen? Binde sie zu einem Pferdeschwanz zusammen.«
»Ach ja. Klar. Wo hab ich bloß meinen Kopf?« Eine große Blondine mit spindeldürren Beinen brachte ein Schneidebrett voller Zitronen und Orangen nach vorne. Offenbar Trish. Und sie hatte den gleichen hohen Pferdeschwanz wie Gracie.
»Was stehst du hier noch rum? Kümmere dich um deine Frisur und dann an die Arbeit.«
»Sofort.« Ich zeigte mit dem Daumen nach hinten. »Ich suche mir nur schnell ein Gummiband.«
Auf dem Weg zur Küche marschierte ich gerade an Trish vorbei, als der Schrei einer Frau, untermalt vom Scheppern zerbrechenden Glases, uns beide stoppte. Der Lärm kam vom anderen Ende der Bar. Gracie saß, umgeben von zerdepperten Biergläsern, auf dem Hintern.
Aber im Vergleich zu dem Schauspiel, das sich über ihrem Kopf zutrug, war Gracie auf dem Hosenboden kaum der Rede wert. Denn während sie sich wieder aufrappelte, segelte der schlaffe Körper eines großen Mannes durch die Luft.
Er prallte mit solcher Wucht gegen die Holztäfelung der Wand, dass die Wandleuchter wackelten, dann knallte er runter und begrub einen Tisch unter sich.
»Verdammte Scheiße!«, brüllte der Barkeeper und kam hinter dem Tresen vor.
Ich ging los, aber Trishs Hand auf meiner Schulter ließ mich innehalten. Ich wollte mich schon beschweren, da sah ich, worauf sie ihren Blick gerichtet hatte: ein riesiger, finsterer Kerl, bebend vor ungezügelter Wut und roher Energie. Er befand sich gut drei Meter von dem Verletzten entfernt, aber für mich stand außer Frage, dass dieser geheimnisvolle Typ sein Opfer wie einen Sack Müll über die ganze Distanz geschleudert hatte.
Unfällig, meinen Blick loszureißen, beobachtete ich, wie er die Hände immer wieder zu Fäusten ballte. Er machte einen Schritt vorwärts und blieb dann stehen, was ihn sichtlich Mühe kostete. Unter anderen Umständen hätte ich mir sein Gesicht als einmalig hübsch vorstellen können - ausgeprägte Kieferpartie, einmal gebrochene Nase und Augen, die unter kräftigen Brauen die Welt in sich aufnahmen. Jetzt jedoch war dieses Gesicht entstellt, verzerrt von dem dunklen Drang, der seinen Gegner drei Meter durch die Luft hatte schleudern lassen.
»Ich muss nach ihm sehen«, sagte ich. Meine Sanitätskurse meldeten sich zu Wort. Ich lief los, vermied jeden Blickkontakt mit dem Angreifer. Dann beugte ich mich zu dem Verletzten hinunter und redete leise auf ihn ein, während ich vorsichtig Glieder und Gelenke abtastete, um etwaige Brüche zu finden.
Hinter mir bewegte sich etwas. Ich wandte mich um und sah, dass der Biese das Pub mit weit ausholenden Schritten durchquerte. Einmal trafen sich unsere Blicke. Seine Augen waren braun, aber so dunkel, dass sie schwarz wirkten, mit winzigen goldgelben Tupfern, in denen sich das Licht fing. Ausdrucksstarke Augen, und ganz kurz flackerte in ihnen ein Funke des Erkennens auf, so intensiv, dass mein Herz ins Stocken geriet. Doch dieser Moment wurde sogleich von der Wut erstickt, die so offensichtlich in ihm brodelte, dass ich schon fürchtete, eine Explosion könnte den Mann auslöschen.
Ohne Vorwarnung fegte er zwei Biergläser vom nächsten Tisch. Dann stürmte er hinaus und ließ das Pub so still zurück, dass man das Bier in die Fußbodenbretter sickern hörte. Hinter ihm knallte die Tür zu, und wir alle atmeten erleichtert auf.
Ich schluckte und konzentrierte mich wieder auf den Mann am Boden. Mein Ruf nach einer Taschenlampe übertönte das nervöse Gezwitscher der wieder einsetzenden Unterhaltungen.
Trish tauchte neben mir auf. Ich überprüfte die Augen des Opfers.
»Was machst du da?«, fragte Trish.
»Ich will nur sichergehen, dass seine Pupillen sich gleichmäßig weiten«, antwortete ich. »Ich, äh, habe davon mal in einem Erste-Hilfe-Buch gelesen.«
»So? Kein Wunder, dass du immer so superschlau tust.«
Ich sah sie scharf an, aber sie lächelte nur süß. Offenbar waren Alice und Trish nicht gerade die besten Kumpels.
Wir versuchten, ihm aufzuhelfen, aber der Mann war eindeutig schon wieder ganz der Alte, ein Ausbund an männlicher Unabhängigkeit und ruppiger Verlegenheit. Er stieß uns beiseite und marschierte mit grimmigem Blick auf die Eingangstür zu, seinem Angreifer hinterher.
»Geh nach Hause, Leon!«, sagte Trish. »Beruhig dich erst mal! Du kannst es mit ihm nicht aufnehmen, wenn er so drauf ist, das weißt du genau.«
Voller Verachtung starrte Leon sie an, befolgte dann aber doch ihren Rat, stolzierte zur Tür und verschwand in der Nacht.
Ich hielt Ausschau nach dem Barkeeper, der bereits mit Schrubber und Eimer im Anmarsch war.
»Hätte er den Kerl nicht verfolgen sollen?«, fragte ich Trish. »Der Schaden ist immerhin beträchtlich.«
Sie hob eine Augenbraue. »Von welchem Stern bist du denn heute gefallen? Als ob Egan hinter Deacon herlaufen würde, wenn der so drauf ist. Sonst noch was?« Sie zuckte mit den Schultern, dann holte sie eine Handvoll Kleingeld aus der Tasche und zählte die Münzen, als ginge es hier um ein beliebtes Thema unter Kellnerinnen. »Du glaubst vielleicht, er wäre nicht so übel, aber mir jagt er eine Höllenangst ein.«
Sie rauschte davon, und ich starrte ihr nach, ehe ich in die Richtung schaute, in die Deacon verschwunden war.
Wenn ich schlau gewesen wäre, hätte ich mich ebenfalls gefürchtet. Aber mein Verstand musste wohl eine Auszeit genommen haben. Denn damals spürte ich keine Furcht, sondern Neugier. Und ich fühlte mich mehr als nur ein bisschen von ihm angezogen.