24. Kapitel
Als Cherish am Weihnachtsmorgen erwachte, war es noch dunkel, aber irgendetwas an der Stille in der Luft und den eigenartigen blassen Schatten an der Decke ihres Schlafzimmers ließ sie aufgeregt blinzeln.
Anscheinend war der Schnee, der seit gestern Nachmittag und mit Unterbrechungen den ganzen Abend über gefallen war, liegen geblieben.
Es gab weiße Weihnachten!
Und, dachte Cherish entzückt, als sie sich im Bett aufsetzte und enger in ihre Decke hüllte, am Fußende ihres Bettes wartete ein Weihnachtsstrumpf darauf, von ihr geöffnet zu werden. Da sie ihn am Abend zuvor selbst dort hingehängt hatte, war das freilich keine große Überraschung, sein Inhalt aber schon. Ach, was für eine wunderbare Idee war das doch gewesen!
Brian und sie hatten gestern Nachmittag, als es gerade zu schneien begann, bei einer Kanne Tee und heißen Mince-Pies in Patsy’s Pantry feierlich ihre Strümpfe ausgetauscht. Und sie hatten einander fest versprochen, nicht vor dem Weihnachtsmorgen hineinzulugen.
Brian, dachte Cherish, war anscheinend noch aufgeregter als sie selbst – sofern das möglich war.
Sie warf einen Blick auf den Wecker. Schon sieben. Nicht zu früh für eine Tasse Tee. Die würde sie mit ins Bett nehmen und dann ihren Strumpf auspacken. Nachdem sie ihren kamelhaarfarbenen Morgenmantel angezogen hatte und mit den Füßen in ihre bequemen Pantoffeln geschlüpft war, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, den Strumpf zu drücken, nur um das köstliche Rascheln und Knistern des Papiers darin zu hören.
Sie kicherte vor sich hin, auf einmal voll kindlicher Vorfreude, dann ging sie zum Fenster hinüber und zog die Vorhänge auf.
»Oh, wie wunderschön!«
Über Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und es lagen etwa drei Zentimeter Neuschnee, der alles mit einem glitzernden, unberührten weißen Mantel bedeckte. Es war bitterkalt mit strengem Frost, sodass der Schnee überfroren war wie eine Kuchenglasur. Herrlich, dachte Cherish. Gerade genug Schnee für richtig weiße Weihnachten, aber doch nicht so viel, dass sie nicht später zu Brian hinüber und nach den Feiertagen wieder zur Arbeit gehen könnte.
Mehr hätte sie sich gar nicht wünschen können.
Cherish hüpfte geradezu in die Küche, machte sich rasch ihren Tee und eilte zurück ins Bett.
Der Strumpf aus rotem Filz mit einem lustigen Weihnachtsmann auf der Vorderseite war zwar nicht groß, aber bis zum Rand voll mit kleinen Geschenken.
Cherish stellte ihre Teetasse auf den Nachttisch, knipste die Lampe an, zog den Strumpf zu sich her und öffnete unter reichlichem Geknister mit dem Rentier-Papier das erste Geschenk.
»Oh!« Cherish spürte, wie ihr heiß die Tränen in die Augen stiegen. »Ach Brian, wie schlau du doch bist.«
In dem ersten Geschenk waren Lavendelsäckchen für die Wäscheschublade. Sie liebte Lavendel. Das hatte sie Brian einmal erzählt. Er musste es sich gemerkt haben.
Das zweite Geschenk war genauso herrlich: ein Set mit Spitze gesäumter Taschentücher. Cherish hatte Brian erzählt, dass sie den Trend zu Papiertaschentüchern nicht ausstehen konnte, selbst wenn diese hygienischer waren. Sie liebte ihre zarten Stofftaschentücher und wusch sie alle sorgfältig jeden Montagmorgen.
Brian, dachte Cherish, während das Bett mehr und mehr mit Geschenkpapier zugedeckt wurde, musste allem, was sie je zu ihm gesagt hatte, aufmerksam zugehört haben.
Da waren ein winziger Geldbeutel, weil sie ihr Kleingeld gern getrennt von den Scheinen aufbewahrte, und ein paar hübsche Fingerhandschuhe mit Fair-Isle-Muster und ein kleines, altmodisches Maniküreetui mit orangefarbenem Schieber für die Nagelhäute, außerdem ein kleines Päckchen gebrannte Mandeln und ein abwischbarer Schutzumschlag für ihre Radio-und-Fernsehzeitung.
Cherish weinte schon fast vor Freude, als sie mit der Hand in die Spitze des Strumpfes fuhr, um das letzte Geschenk hervorzuholen. Als sie es auspackte, musste sie laut lachen.
Es war ein winziger, weicher, hellblauer Plüsch-Teddy mit einem Spruchband über der kleinen Brust, auf dem stand: »Friends Forever«.
»Ach Brian«, murmelte Cherish, als sie den Teddybär auf ihr Nachtschränkchen stellte. »Ach Brian, ich danke dir so sehr. Das ist mein schönstes Weihnachten seit … Ja ich kann mich gar nicht erinnern, seit wann.«
Sie überlegte, ob er wohl seinen Strumpf auch schon ausgepackt hätte, und falls ja, ob er sich wohl ebenso freute wie sie selbst. Sie hoffte es wirklich sehr.
Voller Entzücken betrachtete Cherish noch einmal ihre Geschenke. Dann, weil das nun mal so ihre Art war, räumte sie diese fein säuberlich zur Seite und faltete das ganze Geschenkpapier ordentlich zusammen, bevor sie sich in die Kissen zurücklehnte und mit Blick auf das Winter-Wunderland vor dem Fenster ihren Tee trank.
Wahrhaftig fröhliche Weihnachten!
Brian kam pünktlich um zwölf, wie sie verabredet hatten. Cherish wartete in ihrem besten rehbraunen Mantel und ihrer schönsten braunen Baskenmütze in der Diele auf ihn, sie hatte die Handtasche überm Arm und ihre Geschenke für ihn in einer Tragetasche. Frankies Geschenk hatte sie während ihres Frühstücks bei Weihnachtsliedern aus dem Radio geöffnet, denn sie wusste, dass Brian von sonst niemandem Geschenke bekam, und wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen.
Genau das Richtige, hatte Cherish gedacht, während sie mit den Fingern über den Kalender und das Notizbuch fuhr und den hübschen Kugelschreiber auf- und zuknipste. Wie aufmerksam von Frankie, ihr so etwas Schönes und Nützliches zu schenken. Genau das, was sie sich selbst ausgesucht hätte. Sie hoffte wirklich, dass auch Frankie sich über die Badeperlen freute.
»Frohe Weihnachten, Kleines«, brummte Brian und trat in die Diele. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll für meinen Strumpf.«
»Und vielen Dank auch für meinen«, strahlte Cherish. »Ich fand alles ganz wundervoll. Ich konnte es kaum glauben. Jedes Geschenk war genau goldrichtig. Du musst dir alles gemerkt haben, was ich dir jemals erzählt habe.«
»Ach, kann schon sein.« Brian nickte, seine Haare waren noch wuscheliger als sonst, und seine großen blauen Augen füllten sich mit Tränen. »Aber du, Cherish, Kleines. Eine größere Freude hättest du mir gar nicht machen können.«
»Du warst nicht beleidigt?«
Brian schüttelte den Kopf. »Beleidigt? Wie könnte ich? Es war der Weihnachtsstrumpf, den ich als kleiner Junge hätte kriegen sollen und den ich nie bekommen habe. Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich mir fast die Augen ausgeheult hätte. Du bist wunderbar, Cherish. Einfach die Beste.«
Cherish atmete tief aus und errötete. Sie hatte die gesamte Füllung für Brians Weihnachtsstrumpf in Winterbrooks größtem Spielzeugladen gekauft und das Malbuch, die Buntstifte und Klebebildchen und einige kleine Autos sowie das Puzzle von einer Dampflokomotive aus den Fünfzigerjahren sorgfältig verpackt und ihr restliches Strumpffüllungsgeld für weihnachtliche Süßigkeiten ausgegeben, einen Schokoladen-Nikolaus und ein kleines Netz mit Schokotalern in Goldfolie.
»Es freut mich sehr, dass dir alles gefallen hat.«
»Gefallen?« Brian hatte noch immer feuchte Augen. »Nein, ich war hin und weg vor Begeisterung, Kleines. Ich freu mich schon darauf, mich später in das Puzzle zu vertiefen. Das ist das beste Weihnachtsfest meines Lebens. Und der Schnee … also, der ist einfach noch das Sahnehäubchen obendrauf, findest du nicht? Nun, bist du zur Abfahrt bereit, Kleines? Ich hab meinen Truthahn im Ofen und alles Gemüse vorbereitet, und die Kartoffeln sollten bald ins Wasser, von daher wäre es gut, wenn wir uns in Bewegung setzten. Die Kutsche wartet schon.«
Cherish legte mit vorsichtigen Schritten über den glitzernden Boden den Weg zum Kebabwagen zurück und freute sich an dem Knirschen des festgefrorenen Schnees unter ihren Füßen. Brian hielt ihr die Tür auf, und sie kletterte hinein.
»Bist du drin? Gut, Kleines, los geht’s!«
Brians Bungalow war einfach herrlich, fand Cherish, als sie ihre Schnürschuhe an der Haustür abstellte. Obwohl das Haus etwa die gleiche Größe hatte wie ihres, wirkte es sehr viel wärmer und gemütlicher. Und es sah aus wie in Aladins Schatzhöhle. Brian hatte überall Girlanden und Christbaumkugeln aufgehängt in allen Regenbogenfarben und noch einigen weiteren. Ein Weihnachtsbaum mit drei Geschenken darunter erstrahlte mit vielfarbigen Lichtern in einer Ecke des Wohnzimmers, und im Kamin loderte ein echtes Feuer.
Aus der Küche wehten die köstlichen Düfte von gebratenem Truthahn mit Füllung herüber und … ja, dem unverkennbaren Geruch nach zu schließen, war da wohl tatsächlich ein echter Plumpudding auf dem Herd? Cherish klatschte vor Freude in die Hände. Seit sie ein Kind gewesen war, hatte sie so etwas nicht mehr gerochen.
Brian nahm ihr Mantel und Mütze ab und reichte ihr ein Glas Sherry.
»Cheers, Kleines.« Klimpernd stieß er sein Sherryglas an ihres. »Fröhliche Weihnachten.«
»Fröhliche Weihnachten.« Cherish nahm einen Schluck. »Und was ist das für ein schönes Wohnzimmer. So herrliche Polstermöbel – weich und gemütlich – und all diese kuscheligen Kissen.«
»Ach, Rita hat mich glücklich gemacht, als sie mir dieses Haus vermacht hat. Rita hat wirklich gewusst, wie man ein Heim heimelig gestaltet.«
Cherish schaute sich noch immer mit großen Augen um. »Und ein richtiges Feuer – wie wunderbar.«
»Richtiges Gas.« Brian lachte. »Sieht aber aus wie echt, nicht wahr?«
»Oh ja«, bestätigte Cherish bewundernd. »Das hätte ich niemals vermutet. Es sieht genauso aus wie ein richtiges Feuer. Und es strahlt so viel Hitze ab. Mal etwas anderes als meine zweiröhrige Elektroheizung.«
»Also, du setzt dich hier ans Feuer«, sagte Brian und deutete auf die beiden großen Ohrenbackensessel zu beiden Seiten des Kamins, »und wärmst dich auf. Und ich kümmere mich um das Essen.«
»Lass mich dir doch bitte helfen.«
»Kommt nicht infrage.« Brian lachte. »Ich habe den Spaß meines Lebens da draußen, Kleines. Ich habe noch nie für jemand anders gekocht.«
Und nachdem er die Stereoanlage mit Dean Martins Weihnachtsliedern angeschaltet hatte, wieselte Brian aus dem Zimmer.
Cherish sank in einen der weich gepolsterten Sessel und wackelte mit den strumpfsockigen Zehen vor dem Feuer, während sie an ihrem Sherry nippte. Einfach herrlich. Ein richtiges Weihnachtsfest …
Kurz vor zwei setzten sie sich zum Essen. Brian hatte den kleinen Esstisch mit roten Papierservietten, mehreren roten Kerzen und einer Glasvase voller Stechpalmenzweige gedeckt. Sogar eine Flasche Sekt hatte er aufgemacht.
Cherish starrte auf ihren Teller – randvoll mit Truthahn und sämtlichen Beilagen – und stöhnte: »Das kann ich nicht alles essen! Ach, zweierlei Füllung … und Brotsoße! Und Chipolatas! Und so viel Gemüse!« Über den Tisch hinweg sah sie Brian in die Augen. »Du bist ein stilles Wasser, Brian. Ich hatte keine Ahnung, dass du derart kochen kannst.«
»Ich auch nicht, Kleines.« Brian lachte. »Lief alles ein bisschen nach der Methode ›Versuch und Irrtum‹, aber anscheinend hatte ich schon ziemlich bald den Dreh heraus. Ich hoffe, es schmeckt dir.«
»Brian, es ist einfach köstlich!« Cherish versuchte, sich auf ihre guten Manieren zu besinnen und nicht gierig zu schlingen, was ihr jedoch schwerfiel. Das Essen war ausgesprochen delikat. »Ich kann dir gar nicht genug danken für alles.«
»Dich einfach nur glücklich zu sehen ist Dank genug für mich«, brummte Brian und widmete sich seinem Essen. »Kam mir so albern vor, dass wir beide ausgerechnet diesen Tag allein verbringen sollten.«
Allein, dachte Cherish. All diese einsamen Weihnachtsfeste … Doch das war jetzt vorbei.
»Aber du musst mir erlauben, hinterher das Geschirr abzuwaschen. Darauf bestehe ich.«
»Nicht nötig«, antwortete Brian vergnügt. »Rita hatte eine Spülmaschine. Ich habe sie beladen, und sie ist schon eifrig an der Arbeit. Rundum moderner Komfort, siehst du?«
»Luxus«, hauchte Cherish. »Der reine Luxus. Du bist ein echter Glückspilz, Brian.«
»Ich weiß. Glaub nicht, ich würde nicht täglich meinem Schicksal danken. Und ich dachte«, sagte Brian und schenkte ihnen noch mehr Wein ein, »dass wir mit dem Essen sicher rechtzeitig fertig sind, um ins Wohnzimmer hinüberzugehen und die Ansprache der Königin anzusehen, und dann könnten wir am Kaminfeuer unsere Geschenke aufmachen. Wäre dir das recht?«
»Wunderbar.« Cherish nickte. »Einfach herrlich. Wie auch alles andere heute.«
Um halb vier konnte Cherish sich kaum noch bewegen und sank selig in den Kaminsessel. Das war ohne Zweifel das fantastischste Weihnachtsessen gewesen, das sie je gehabt hatte. Nun, im sanften Licht der Stehlampen, da die Christbaumlichter funkelten und der dunkle Dezembernachmittag in der weißen Welt draußen dem Ende zuging, war ihr, als würden Träume wahr.
»Also«, Brian sah mit seinem zerzausten Haar und den glänzenden Augen aus wie ein zu groß geratener Schuljunge, »wollen wir jetzt die Geschenke auspacken? Danach können wir es uns gemütlich machen und einen Film anschauen, bevor wir ans Abendbrot denken.«
»Abendbrot?«, quiekte Cherish. »Niemals kann ich noch ein Abendbrot essen!«
»Aber sicher doch, Kleines. Du musst nur erst das Essen sich setzen lassen. Jedenfalls«, errötend kniete er sich vor den Baum, »diese hier sind für dich.«
»Danke schön.« Cherish nahm die Päckchen entgegen. Es waren drei. Wunderschön eingepackt. »Und diese hier sind für dich. Ich habe auch drei Sachen gekauft, und sie sind erwachsener als die Strumpffüllungen.« Sie reichte Brian die Tragetasche.
»Danke, Kleines.« Brian ließ sich in dem gegenüberstehenden Sessel nieder. »Richtig schön haben wir es, nicht wahr?«
»Wunderbar«, murmelte Cherish, während sie das erste kleine Päckchen öffnete. »Oh Brian! Parfüm! Anais Anais – ach, wie herrlich. Wie schön. Ich kaufe mir selber nie Parfüm.«
»Ich weiß, das hast du gesagt.« Brian machte sein erstes Päckchen auf. »Es ist nur das Ode-twalet oder wie das heißt, kein richtiges Parfüm. Richtiges konnte ich in dem finanziellen Rahmen, den du festgesetzt hast, nicht kriegen. Mensch, Kleines, danke schön, der ist ja richtig toll.«
Cherish lachte beglückt, als Brian den warmen, wollenen Schal mit Schottenkaro hochhielt. Fast reines Kaschmir, zwar nicht ganz, jedoch herrlich weich und genau richtig gegen die Kälte, wenn er im Blumenkiosk arbeitete.
»Und die hier genauso.« Brian hielt die dicken, fingerfreien Thermo-Fäustlinge aus seinem zweiten Päckchen empor. »Die kann ich wirklich brauchen. Solche habe ich mir schon seit Ewigkeiten gewünscht.«
»Oh«, rief Cherish entzückt, als sie ihr eigenes zweites Geschenk aufmachte. »Wie hübsch!« Sie hielt das rote Schal-Mütze-Handschuhe-Set in die Höhe.
Brian zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, vielleicht magst du mal einen kleinen Farbtupfer zu deinem Wintermantel.«
»So etwas hätte ich mir niemals gekauft«, gestand Cherish ein. »Nicht für mich selbst, nicht in so einer leuchtenden Farbe, aber du hast Recht – es wird sehr hübsch aussehen. Vielen, vielen Dank.«
»Gern geschehen. Es freut mich wirklich, dass es dir gefällt. Lustig, dass wir uns beide gegenseitig schöne Sachen gekauft haben, die uns warm halten, nicht wahr?«
»Große Geister, gleiche Gedanken?«, fragte Cherish beinahe kokett. »Oder vielleicht kennen wir uns inzwischen auch schon ganz gut?«
»Ich denke schon. Oh, Cherish, Kleines.« Brian machte sein letztes Geschenk auf. »Das ist aber schön.«
Cherish lächelte vor sich hin. Sie hatte wirklich inständig gehofft, das Buch würde Brian gefallen. Sie wusste, er las nicht sonderlich viel, aber es war eine dieser Nostalgie-Editionen mit vielen Bildern und Zeitungsberichten aus den letzten fünfzig Jahren.
»Ja schau doch mal! Genau so habe ich es in Erinnerung!« Begeistert blätterte Brian die glänzenden Seiten um. »Und dies hier! Und das da! Ach, damit werde ich viele vergnügte Stunden haben. Etwas Schöneres hättest du mir gar nicht schenken können.«
»Du mir auch nicht«, sagte Cherish voller Erstaunen, als sie ihr letztes Geschenk betrachtete. »Eine Sammlerausgabe von Jane Austen. Ich hatte nie alle Bände, dabei liebe ich sie doch so sehr. Wie in aller Welt …?«
»Ach, dabei habe ich ein bisschen gemogelt, Kleines. Ich habe Frankie gefragt, was für Bücher du wohl gerne magst. Sie hat gesagt, du hättest ihr erzählt, du wärst eine Jeanette.«
»Janeitin.«
»Ach ja, richtig.« Brian sah ein bisschen verwirrt aus. »Ich wusste nicht genau, was das bedeutet.«
»Es heißt einfach nur, dass ich ein Jane-Austen-Fan bin. Und was für eine hervorragende Idee von dir, sie zu fragen.« Cherish lachte leise. »Ach, geht’s uns nicht gut?«
»Und wie! Ach hör doch nur, wie der Wind draußen heult. Und wir sitzen hier drinnen kuschelig und gemütlich und warm und können als Nächstes die Beine hochlegen und einen guten Film genießen. Könnte es irgendwem besser gehen als uns beiden, Kleines?«
Cherish schüttelte den Kopf, kuschelte sich glücklich in ihre Kissen und umarmte die Ausgabe von Stolz und Vorurteil, in die sie eventuell hineinschnuppern würde, falls der Film nicht ganz nach ihrem Geschmack wäre. »Ganz bestimmt nicht. Brian, ich danke dir. Ich danke dir von ganzem Herzen für dieses schönste Weihnachtsfest aller Zeiten.«
Brian lächelte selig. »Die Freude ist ganz meinerseits, Kleines. Und vielleicht ist das ja erst der Anfang, was meinst du? Wir könnten so was doch öfter machen. Wir sind doch in vielem auf der gleichen Wellenlänge, findest du nicht? Gibt doch gar keinen Grund, warum wir beide einsam sein sollten, oder?«
Cherish schüttelte den Kopf. »Nein, gibt es nicht.«
»Du hättest also nichts dagegen, wenn wir ein solches Beisammensein gelegentlich wiederholen?«
»Nein«, antwortete Cherish beglückt. »Nein, dagegen hätte ich ganz und gar nichts.«