92.
Lizzie schlief noch, als das Geräusch sie weckte.
Ein Summen.
Sie schlug die Augen auf und ließ den Blick durch das jetzt halbdunkle, fremde Zimmer wandern. Einen Augenblick war sie desorientiert, dann fiel ihr alles – alles – wieder ein. Sie setzte sich auf und drückte auf den Wecker.
Doch das Summen hielt an. Es kam nicht aus dem Zimmer, sondern von draußen.
»Robin?«, rief sie.
Sie schob die Decke von sich, sah die Notiz am Wecker und tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe.
Ich muss eine Weile weg. Dürfte nicht allzu lange dauern. Bedienen Sie sich!
Liebe Grüße
Robin
Lizzie fand ihre Schuhe und machte sich auf die Suche nach dem Ursprung des Summens. Sie verließ das Schlafzimmer und ging einen Flur entlang, wo sie im Gehen das Licht einschaltete, und kam an schöneren Bildern vorbei als die in der Eingangshalle.
Nahe dem Aufzug sah sie ein Videotelefon. Von hier kam das Geräusch.
Lizzie nahm den Hörer ab und blickte auf den Bildschirm. Sie sah das Schwarzweißbild einer jungen Frau mit lockigem Haar und drückte einen der Knöpfe, um mit ihr zu sprechen.
»Ja?«, fragte sie.
»Sind Sie Mrs Wade?«, fragte die Frau mit leicht schottischem Akzent.
»Bin ich«, antwortete sie überrascht.
»Robin sagte mir, dass Sie hier sind.« Die Frau hielt inne. »Habe ich Sie geweckt?«
»Das macht nichts«, sagte Lizzie. »Kommen Sie hinauf.«
»Dazu ist keine Zeit. Sie müssen mit mir kommen.«
»Ich verstehe nicht …«, sagte Lizzie verwirrt.
»Es gab einen Unfall«, sagte die Frau. »Robin wurde verletzt.«
»Mein Gott, was denn für ein Unfall?« Lizzie zögerte. »Tut mir Leid, aber ich kenne Sie nicht … ich kann nicht einfach mitkommen, ohne …«
»Mein Name ist Clare Novak«, sagte die junge Frau. »Ich bin eine Freundin von Robin. Bitte kommen Sie mit. Robin fragt nach Ihnen.«
Lizzies Verwirrung wuchs. »Wo ist er? Im Krankenhaus?«
»Es ist nicht weit«, sagte Clare Novak. »Bitte kommen Sie jetzt, wir können zu Fuß gehen.«
»Ich …«
»Bitte«, sagte die andere Frau drängend. »Robin braucht Sie.«
Lizzie musste daran denken, wie freundlich er gewesen war.
»Ich bin gleich unten.«