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»Ich habe versucht, dich auf dem Handy anzurufen«, sagte Lukas und sah sie vorwurfsvoll an. »Es war die ganze Zeit besetzt.«

Anna fror. Sie zog ihren Mantel aus und hängte ihn weg.

»Ich habe mit meiner Mutter gesprochen«, sagte sie.

»Worüber?«

Anna sah ihren Mann an.

»Wieso?«

Er zuckte übertrieben mit den Schultern.

»Bist du deswegen rausgegangen?«

»Hör schon auf. Ich bin rausgegangen, weil ich nicht jeden Abend hier sitzen und glotzen will.«

Sie schüttelte den Kopf und ging an ihm vorbei.

Erst beim Zubettgehen hatte er genügend Mut gesammelt, die direkte Frage zu stellen.

»Bist du mich leid?«

Anna hatte gerade eine Seite in dem Buch gelesen, das seit über einer Woche auf ihrem Nachttisch lag.

»Wie bitte?«

Sie sah ihn an. Er war den Tränen nahe und sah kläglich aus.

»Wirklich nicht«, sagte sie. »Wie kannst du nur so etwas Dummes fragen?«

»Ich weiß nicht. Wenn ich mir das vorstelle, wird mir ganz schwarz vor Augen, und vor mir tut sich ein Abgrund auf.«

»Liebster …«

Sie legte das Buch beiseite, rutschte zu ihm rüber, hielt ihn ganz fest und legte ihr Kinn auf seine Schulter.