Queller
Sie haben ihn wahrscheinlich schon gesehen, aber
nie bemerkt: den Queller. Diese zähe Pionierpflanze sieht aus wie
ein Miniatur-Säulenkaktus ohne Blätter, dafür aber mit grünen,
fleischigen Stängeln. Sie wächst im Watt oder auf Salzwiesen knapp
unterhalb der Flutlinie, so dass die Pflanzen zweimal am Tag vom
Meer überspült werden. Brechen Sie sich bei Ihrem nächsten
Strandspaziergang eine Spitze ab, und beißen Sie hinein: Roh
schmeckt Queller wie eine vegetarische Auster ohne Glibber. Im
Juni, zu Beginn der Saison, könnten Sie die ganze knöchelhohe
Pflanze essen. Je weiter die Saison fortschreitet, desto mehr
verholzen die dickeren Stängel, so dass wir dann nur noch die
zarten Triebspitzen roh im Salat verwenden oder wie grüne Bohnen
kurz kochen.
Queller heißt auch Salicornia oder Meerfenchel,
Passepierre in Frankreich und im Fischgeschäft. In Deutschland wird
er oft fälschlicherweise als Algengemüse verkauft. Um in ihrem
salzigen Lebensraum nicht zu verdursten, reichert die Pflanze in
ihrem Zellsaft Salze an, so entsteht ein osmotischer Druck vom
salzigen Meerwasser hin zu den noch salzigeren Pflanzenzellen.
Dabei nimmt die Pflanze nicht nur Wasser, sondern auch kleine
Mengen Salzionen auf. Damit der prozentuale Salzgehalt in den
Zellen nicht zu stark steigt, lagert Queller immer mehr Wasser ein,
quillt auf, bis die Pflanzen im Herbst absterben.
Heute fällt die kommerzielle Quellerproduktion sehr
gering aus. Das könnte sich schnell ändern, denn Queller kann
helfen, die globale Erwärmung zu verlangsamen: In größeren
Ansammlungen von Salicornia und Mangroven in küstennahen Salzwüsten
können beide Pflanzen die nährstoffreichen Abwässer von Garnelen-
oder Fischzucht als Dünger nutzen. Bei ihrem schnellen Wachstum
binden sie so viel Kohlenstoff aus der Luft wie Wälder, die zur
Kohlenstoffreduktion gepflanzt werden. Entscheidender Unterschied:
Mangroven und Salicornia verbrauchen weder Süßwasser noch
Ackerland. Neben der Verwendung von jungen Sprossen als Gemüse
eignen sich Quellersamen für die Ölgewinnung. Dieses Konzept
scheint so überzeugend, dass sich neben Ökofarmern auch Firmen
damit beschäftigen, die dabei wohl an Biodiesel aus transgenen
Sorten denken.
Salzwiesenlamm mit Salzwiesensauce
• Feiner Hauptgang
300 g Queller, 3 Schalotten, 1 Knoblauchzehe,
2 Thymianzweige, 4 EL Olivenöl,
4 EL trockener Wermut, 2 EL kalte Butterflocken,
Pfeffer, Salz, 600 g Lammrückenfilet
(mit den Rippenknochen), 1 Tomate
300 g Queller, 3 Schalotten, 1 Knoblauchzehe,
2 Thymianzweige, 4 EL Olivenöl,
4 EL trockener Wermut, 2 EL kalte Butterflocken,
Pfeffer, Salz, 600 g Lammrückenfilet
(mit den Rippenknochen), 1 Tomate
Queller putzen, holzige Stiele entfernen. Das
Gemüse 1 Minute kochen, kalt abschrecken. Schalotten und
Knoblauchzehe schälen und mit den Blättchen von 2 Thymianzweigen
hacken, mit 1 EL Olivenöl 5 Minuten dünsten, mit dem Wermut
ablöschen. 100 ml Wasser zugeben, um die Hälfte einkochen und mit
der Hälfte des Gemüses und je 2 EL kalten Butterflocken und
Olivenöl mixen. Mit Pfeffer und wenig Salz abschmecken.
600 g Lammrückenfilet (mit den Rippenknochen)
würzen, mit 1 EL Olivenöl von beiden Seiten anbraten und im Ofen
bei 180 Grad (Umluft 160 Grad) 16-18 Minuten garen. Das Lamm aus
dem Ofen nehmen, ruhen lassen. Den Bratensatz mit der Sauce
aufgießen. 1 Tomate würfeln und mit den Sprossen warm schwenken,
würzen und mit Lamm, Sauce und Weißbrot servieren.
Spangenbergs Weinempfehlung
2004 MIMUS Spätburgunder QbA trocken, Weingut Dr.
Heger, Baden
»Eine klassische Paarung - die charakteristische
Extraktsüße und die kräuterwürzige Pinot-Aromatik runden den
barriquegereiften Mimus vom Kaiserstuhl ab.«
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