Feldsalat
Baden-Württemberger Ingenieure bauen die besten
Werkzeugmaschinen der Welt, ihre Manager ernähren den dichtesten
Bestand an Sterne-Restaurants der Republik, und zusätzlich ist
Baden-Württemberg führend im Feldsalatanbau. Darum beneide ich
dieses Bundesland, denn das Baldriangewächs macht süchtig, das
prominenteste Opfer war Rapunzels Mutter.
Mit seinem hohen Gehalt an Vitamin C, Betakarotin,
Eisen, Mineralstoffen und Spurenelementen kommt der Feldsalat
aromatischen Heil- und Küchenkräutern nahe. Dabei hat er zwei große
Vorzüge: Erstens verwenden wir Petersilie, Basilikum oder Salbei
nur in kleinen Mengen, Feldsalat dagegen schmeckt auch als
Hauptmahlzeit. Zweitens ist Feldsalat ein Wintergemüse; die kleinen
Pflänzchen vertragen Fröste bis 15 Grad Celsius unter null, während
andere Vitaminspender um die halbe Welt fliegen müssen, bevor sie
im Gemüseregal landen. In schneereichen Wintern sehe ich vor meinem
inneren Auge eingemummelte Bäuerchen, die zarte Blattrosetten mit
bloßen Händen aus meterhohen Schneewehen graben, die Wirklichkeit
sieht natürlich anders aus.
Klaus Böhler, Feldsalatproduzent auf der
Bodenseeinsel Reichenau, gräbt keine Tunnel, er stellt höchstens
welche auf: Wenn Schnee liegt, kommt Feldsalat aus dem unbeheizten
Folientunnel. Die Pflanze überlebt zwar tiefe Temperaturen, doch
ernten kann man sie nur bis knapp unter null Grad, solange die
Blätter noch nicht gefroren sind. Sonst verwelkt der Salat sofort.
In Gegenden, wo der Salat ausschließlich auf Feldern steht, setzt
die Ernte im tiefen Winter aus. An frostfreien Tagen schneiden
unzählige Erntehelfer die einzelnen Röschen ab, putzen sie und
legen sie fein säuberlich nebeneinander in die Verkaufskisten.
Diese Kisten aus blauem Gitterplastik fahren dann durch ein
Sprudelbad, sozusagen einen Salat-Jacuzzi, um Erdreste zu
entfernen, ohne die schöne Ordnung in der Kiste zu stören. Wild
wächst Feldsalat am Rande von Feldern, Äckern oder Weinbergen,
wobei der König der Salate lange Zeit als essbares Unkraut
galt.
Wie die meisten Blattgemüse speichert auch
Feldsalat Nitrate, die stickstoffhaltigen Salze der Salpetersäure.
Der Nitratgehalt von Salaten hängt ab von Düngung und Belichtung:
Wenn Salat so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich gedüngt
wurde, dann enthält er weniger Nitrate als überdüngter Salat. Dabei
spielt es keine Rolle, ob der Bauer mit Pferdeäpfeln oder mit
Industriedünger arbeitet. Außerdem werden die Stoffe mit Hilfe von
Licht abgebaut: Salate auf dem Feld bekommen mehr Licht als ihre
Verwandten im Treibhaus. Meine Forderung: Freiland für
Rapunzel!
Feldsalat mit Kartoffel-Linsen
• Vorspeise 100 g rote Linsen, 4 EL
Apfelessig,
100 g Kartoffeln, 75 g Speck,
3 EL Öl, 1 TL Fenchelsamen,
1 Knoblauchzehe, 3 cm Vanilleschote,
2 TL Apfel- oder Quittengelee, 150 g Feldsalat
100 g Kartoffeln, 75 g Speck,
3 EL Öl, 1 TL Fenchelsamen,
1 Knoblauchzehe, 3 cm Vanilleschote,
2 TL Apfel- oder Quittengelee, 150 g Feldsalat
Linsen in Salzwasser mit 1 TL Essig ca. 10 Minuten
bissfest kochen, abgießen, abschrecken. Kartoffeln und Speck klein
würfeln. Den Speck mit 3 EL Öl in einer kleinen, beschichteten
Pfanne knusprig braten, mit einem Sieblöffel herausnehmen. Die
Kartoffeln im ausgetretenen Schmalz bei mittlerer Hitze 8 Minuten
zugedeckt braten.
Fenchelsamen mit Knoblauch und 3 cm Vanilleschote
fein hacken, mit Apfel- oder Quittengelee in die Pfanne geben.
Umrühren, mit dem restlichen Apfelessig und 2-3 EL Wasser löschen,
Speck und Linsen unterrühren. Sobald die Sauce lauwarm ist, mit 150
g Feldsalat mischen, abschmecken und sofort servieren.
Frage des Küchenalltags
Wie nennt man Feldsalat auch?
a. - Nüssli
b. - Mausi
c. - Wirbeli
d. - Blondi
Antwort: S. 328.
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