Bergkäse
An glücklichen Schweinen erkennen Sie den besten
Käse! Nach einem langen Sommer auf der Alm, in dem Kühe, Ziegen und
Schafe mit dem Gebimmel ihrer Glocken Wandererohren erfreuten,
Kräutlein und saftige Gräser fraßen und ganze Seen voll der
aromatischsten Milch gaben, bringen Senner und Sennerinnen im
Herbst ihre Tiere wieder zurück in die Täler: Almabtrieb. Im Gepäck
den Bergkäse eines ganzen Sommers.
Käsen ist die älteste Methode, um Milch haltbar zu
machen. Dabei wird der Milch viel flüssige Molke entzogen. Was als
Käse übrig bleibt, wiegt nur einen Bruchteil der verarbeiteten
Milch und lässt sich im Rucksack leichter tragen. Der Käsegeschmack
reift im Laufe des Sommers immer mehr aus, während Milch schnell
unverkäuflich würde.
Früher wurde im Winter wenig gekäst, denn die
Futterqualität und damit die Milchleistung der Kühe reichte während
der kalten Jahreszeit nicht für große Milchüberschüsse aus. Heute
ist Bergkäse fast überall neun Monate lang ein »Talkäse«, denn die
Tiere bekommen auch im Stall genug zu fressen. Aber auch »Talkäse«
schmeckt oft sehr gut, denn viele der kleineren Käsereien arbeiten
nach den gleichen unkomplizierten Verfahren, die auf den Almen
entwickelt wurden. Die Bauern haben eher kleinere Höfe und füttern
ihre Kühe mit dem Heu kaum gedüngter Bergwiesen. Trotzdem: Ein
echter Bergkäse von der Alm ist besonders würzig, durch das viele
Karotin im Grünfutter leuchtet der Käse gelb, der Anteil an
ungesättigten Fettsäuren im Milchfett ist höher als sonst, und der
ganze Prozess der Käseherstellung dient gleichzeitig der Pflege der
Almen - uralten Kulturlandschaften. Viel Almkäse wird von
Einheimischen wie Touristen sofort aufgegessen. Der eine oder
andere schafft es bis über die Grenze: In München gibt es etwa
Vinschgauer Alpkäse bei Dallmayr, den »Allgäuer Bergkäse von der
Hochalpe« der Käserei Baldauf finden Sie in der Galeria
Kaufhof.
Warum man nun an glücklichen Schweinen guten Käse
erkennt? Die meisten Schweine verbringen ihr Leben in engen
Ställen. Manche bekommen Molke als Futter, das macht rosige Haut
und festen Speck. Und wenn sie sehr viel Glück haben, dürfen die
Schweine auch auf Almen grasen - zum Beispiel auf der Alm Campo La
Torba ganz am Ende des Maggia-Tales bei Locarno im Tessin. Dort
macht Giorgio Dazio seinen Valmaggia-Käse, und der ist
unschlagbar.
Älpler Makronen
• Hauptgang für Bergbauern
400 g festkochende Kartoffeln,
2 Zwiebeln, 3-4 EL Butter,
400 g kurze Makkaroni,
1 l Brühe, 200 ml Sahne,
200 g Bergkäse, Apfelmus
400 g festkochende Kartoffeln,
2 Zwiebeln, 3-4 EL Butter,
400 g kurze Makkaroni,
1 l Brühe, 200 ml Sahne,
200 g Bergkäse, Apfelmus
Kartoffeln schälen und 1 cm groß würfeln. Die
Zwiebeln halbieren und in schmale Sicheln schneiden. Mit der Butter
in einem Topf 5 Minuten rösten. Makkaroni zugeben, rühren und nach
1 Minute mit 1 l Brühe (oder Salzwasser) aufgießen, aufkochen. Die
Hitze reduzieren, mit Deckel bissfest kochen, gelegentlich
umrühren.
In der Zwischenzeit den Käse grob reiben. Nach 10
Minuten sollte die Brühe fast verschwunden sein. Sahne und Bergkäse
untermischen, abschmecken, mit Schnittlauch bestreuen und mit
Apfelmus servieren.
Manche rösten separat eine dritte Zwiebel und
streuen die knusprigen Zwiebelstreifen über das fertige
Gericht.
![007](/epubstore/G/H-Gerlach/Alphabet-der-feinen-kueche/OEBPS/gerl_9783641019945_oeb_007_r1.jpg)