Esskastanien
Der Maronimann gehört zu den angenehmen
Erscheinungen in unseren winterlichen Fußgängerzonen. Je
ungemütlicher das Wetter, desto tröstlicher der Genuss seiner
heißen Nüsse. In vielen ehemals armen Gebieten der Südschweiz, im
Piemont, in Südfrankreich ernährten sich die Menschen bis Mitte des
letzten Jahrhunderts in der kalten Jahreszeit fast ausschließlich
von Kastanien und Kastanienmehl. In den italienischsprachigen
Gebieten heißt die Esskastanie deshalb »albero del pane« -
Brotbaum. Und sogar in der Pfalz prägt die Esskastanie immer noch
das Landschaftsbild.
Esskastanien brauchen Licht und Luft. Die Wälder
gleichen eher Obstgärten, denn das Unterholz muss weg, sonst werden
die Bäume verdrängt. Schweine, Ziegen oder Schafe helfen dabei. Sie
dürfen nach der Ernte, um St. Martin, unter die Bäume.
Zurück zu unserem Maronimann: Warum schmecken seine
Esskastanien immer so schön saftig und lassen sich ganz einfach
schälen? Dazu müssen wir uns mit der komplizierten Familie der
Castanea sativa beschäftigen. Es gibt unzählige Sorten, der
Oberbegriff ist Ess- oder Edelkastanie. Manche Sorten werden
Kastanien, andere Maronen genannt. Bei den so genannten echten
Maronen handelt es sich um besonders schmackhafte
Esskastaniensorten. Der Züchter vermehrt sie, indem er Edelreiser -
Zweige von besonders guten Sorten - auf eine robuste Unterlage
pfropft. Gute Maronen sind im Allgemeinen süßer, größer und lassen
sich leichter schälen als Kastanien. Es gibt sie erst Ende Oktober,
früher geerntete Sorten sind immer Kastanien. Anders als bei Äpfeln
kann aber selbst der Fachmann verschiedene Sorten nur schwer
unterscheiden: Maronen sind häufig Einzelfrüchte und damit fast
rund; Kastanien sitzen oft zu mehreren in ihrer igeligen Hülle, was
die einzelnen Nüsse flacher macht. Maronen sind intensiver
gestreift als Kastanien, die Schale ist weicher. Zusätzlich
verwirrend sind die Handelsbezeichnungen nach Herkunftsregionen -
nicht nach Sorten. Und nicht zuletzt hängt die Qualität der
Esskastanien sehr davon ab, wie gründlich der Exporteur seine Nüsse
sortiert.
Beim Einkauf von Esskastanien sind wir also auf
einen guten Gemüsehändler angewiesen, der seine Lieferanten kennt.
Ein kleiner Test, wenn die Nüsse schon ein paar Wochen liegen und
sich sogar roh gut schälen lassen: Kosten Sie die rohe Kastanie -
sie sollte ähnlich schmecken wie eine frische Haselnuss, nur ein
bisschen süßer.
Kürbispüree mit Esskastanien
• Beilage
250 g Maronen,
1 kg Kürbisfruchtfleisch (ohne Schale),
2 EL Olivenöl, 2-3 Knoblauchzehen,
1 Rosmarinzweig, 200 ml Milch,
Salz, Pfeffer, Muskat, 1 Bund Petersilie,
2 EL Butter
250 g Maronen,
1 kg Kürbisfruchtfleisch (ohne Schale),
2 EL Olivenöl, 2-3 Knoblauchzehen,
1 Rosmarinzweig, 200 ml Milch,
Salz, Pfeffer, Muskat, 1 Bund Petersilie,
2 EL Butter
Die Maronen quer zur Faser einritzen, bei 200 Grad
im Ofen 20-30 Minuten garen. In ein feuchtes Tuch wickeln und ruhen
lassen, so bleiben sie saftig.
Kürbisfruchtfleisch würfeln, die Knoblauchzehen mit
Schale leicht quetschen. Zusammen mit Olivenöl und Rosmarin auf ein
Blech geben, würzen und bei 175 Grad ca. 30 Minuten garen, bis der
Kürbis weich ist - wenn Sie Reste vom Kürbisschnitzen verwenden:
das Fruchtfleisch dabei mit Alufolie zudecken, dann trocknet es
nicht aus.
Die Milch in einem kleinen Topf mit Salz, Pfeffer
und Muskat kräftig abschmecken, aufkochen. Kürbis mit dem
Pürierstab in der Milch pürieren. Maronen schälen, grob zerbröseln.
Petersilie zupfen und hacken.
Butter in einer Pfanne aufschäumen, Maronen und
Petersilie zugeben, 1 Minute braten, salzen und mit dem Püree
anrichten. Das Kürbispüree mit Esskastanien passt gut zum
Edel-Schweinebraten auf S. 61, zu Wildgerichten und zu gebratenen
Süßwasserfischen.
Feste feiern
Die Kastanienernte ist mühsam und bringt wenig
monetären Gewinn - dafür bietet die kurze Zeit der
Kastanienschwemme aber reichlich Gelegenheit für ausschweifende
Dorffeste. Ein besonders schönes Fest feiern die Bewohner von
Ascona am Lago Maggiore. Wenn dort an einem Wochenende im Oktober
die Sonne auf dem See hinter den Maronifeuern flirrt, Röstwolken
über die Promenade wabern, Einheimische und Reisende entspannt
Kastanien pulen, dann scheint die Zeit langsamer zu
fließen...