Weil Lysander nie eine … Freundin gehabt hatte, wie die Menschen es nennen würden, hatte er keine Ahnung, wie man eine solche erzog. Er kannte sich nur mit der Ausbildung seiner Soldaten aus. Ohne jede Emotion, immer auf Distanz, ohne je etwas persönlich zu nehmen, bildete er sie aus. Seine Soldaten wollten allerdings lernen. Sie waren eifrig und lauschten jedem seiner Worte. Bianka würde sich ununterbrochen zur Wehr setzen. So viel war sicher.
Also. Am ersten Tag folgte er ihr, beobachtete einfach nur und plante.
Sie hingegen stahl jede einzelne Mahlzeit, selbst die Snacks, betrank sich in einer Bar, tanzte zu eng mit einem Mann, den sie offensichtlich nicht kannte, und brach demselben Mann dann die Nase, als er ihr an den Hintern griff. Am liebsten hätte Lysander ihm auch noch eine Lektion erteilt, aber er hielt sich zurück. Gerade so. Zur Schlafenszeit marschierte Bianka nur unruhig in ihrer Berghütte hin und her und verfluchte ihn und alles, was mit ihm zu tun hatte. Keine Minute ruhte sie sich aus.
Wie liebreizend sie war, mit dem dunklen Haar, das ihr über den Rücken fiel. Die roten Lippen geschürzt. Die Haut im Mondlicht schimmernd wie ein Regenbogen. Wie gern wollte er sie berühren, sie mit seinen Flügeln einhüllen, bis es war, als wären sie die einzigen Lebewesen auf der Welt, und sie einfach genießen.
Bald, versprach er sich.
Sie hatte ihm Erlösung verschafft, doch er hatte nicht dasselbe für sie getan. Je mehr er darüber nachdachte – und er dachte darüber nach, jede einzelne Minute –, desto weniger gefiel ihm das. Um genau zu sein: Je mehr er darüber nachdachte, desto peinlicher war es ihm.
Er wusste nicht, wie er sie berühren musste, um sie zum Höhepunkt zu bringen, aber er war bereit, es zu versuchen, es zu lernen. Doch vorher musste er sie erziehen, wie er es geplant hatte. Aber wie, fragte er sich von Neuem. Seine Küsse schienen ihr zu gefallen – bei dem Gedanken schwoll ihm vor Stolz die Brust. Seine Soldaten belohnte er zwar niemals für gute Arbeit. Aber vielleicht könnte er das bei Bianka tun. Sie jedes Mal mit einem Kuss belohnen, wenn sie etwas tat, das ihm gefiel?
Ein unfehlbarer Plan. Das hoffte er jedenfalls.
Am zweiten Tag vibrierte er praktisch vor Erwartung. Als sie ein Bekleidungsgeschäft betrat und sich einen perlenbestickten Schal in die Tasche stopfte, materialisierte er sich vor ihr, bereit zu beginnen.
Sie hielt inne, hob den Blick und sah ihn an. Statt reumütig den Kopf zu senken, grinste sie. „Was für ein Zufall, dich hier zu treffen.“
„Leg das zurück“, sagte er. „Du musst keine Kleidung stehlen, um zu überleben.“
Sie verschränkte die Arme, eine sture Haltung, die er gut kannte. „Schon, aber es macht Spaß.“
Eine Frau, die ein paar Schritte weiter stand, warf Bianka argwöhnische Blicke zu. „Kann ich Ihnen helfen?“
Nicht einmal für eine Sekunde wandte Bianka den Blick von ihm ab. „Nope. Mir geht’s gut.“
„Sie kann mich nicht sehen“, erklärte Lysander. „Nur du kannst das.“
„Also sehe ich aus wie eine Verrückte, wenn ich mit dir rede?“
Er nickte.
Zu seiner Überraschung lachte sie auf. Und auch wenn ihr Amüsement fehl am Platz war, liebte er den Klang ihres Lachens. Es war magisch, wie ein Harfengesang. Er liebte es, wie ihre Miene vor Vergnügen weich wurde und ihre herrliche Haut strahlte.
Muss sie berühren, dachte er, plötzlich benebelt. Unwillkürlich trat er einen Schritt näher, um genau das zu tun. Muss diese Weichheit wieder spüren. Und wenn er das tat, würde sie die Freuden seiner Belohnungen kennenlernen.
Sie schluckte. „W…was machst du …“
„Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nicht helfen kann?“, schnitt die Frau ihr das Wort ab.
Bianka blieb stehen, bebend, warf ihr aber einen bösen Blick zu. „Ja, bin ich. Und jetzt halt die Klappe, bevor ich dir den Mund zunähe.“
Langsam wich die Frau zurück, dann fuhr sie herum und beeilte sich, jemand anders zu helfen.
Lysander erstarrte.
„Du darfst fortfahren“, beschied Bianka ihn.
Wie könnte er sie für eine solche Unhöflichkeit belohnen? Das würde gegen alles gehen, was er ihr beibringen wollte. „Ist es dir denn völlig egal, was die Leute von dir denken?“, fragte er und neigte den Kopf zur Seite.
Ihre Augen verengten sich, das Beben hörte auf. „Ja. Warum auch nicht? In ein paar Jahren sind diese Leute tot und ich immer noch quicklebendig.“ Während sie sprach, steckte sie einen weiteren Schal in ihre Handtasche.
Jetzt zog sie ihn einfach nur auf. „Leg ihn zurück, und ich gebe dir einen Kuss“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„W…was?“
Da war wieder dieses Stottern. Er hatte Wirkung auf sie. „Du hast mich schon verstanden.“ Wiederholen würde er es nicht. Nachdem er es ausgesprochen hatte, wollte er nur noch seine Lippen auf ihre drücken, seine Zunge in ihren Mund schieben und sie schmecken. Sie stöhnen hören. Spüren, wie sie sich an ihn klammerte.
„Du würdest mich freiwillig küssen?“, fragte sie heiser.
Freiwillig. Verzweifelt. Er nickte.
Sie leckte sich die Lippen, hinterließ einen feinen feuchten Glanz. Beim Anblick ihrer rosa Zunge schoss ihm das Blut in den Schaft. An seinen Seiten ballte er die Hände zu Fäusten. Alles, um sich davon abzuhalten, sie zu packen und an sich zu reißen.
„Ich … Ich …“ Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie ihre Gedanken befreien. Wieder einmal kniff sie die Augen zusammen, verschmolzen diese dunklen Wimpernkränze miteinander. „Warum willst du das auf einmal tun? Du, der du immer wieder versucht hast, mir zu widerstehen?“
„Darum.“
„Warum?“
„Leg einfach die Schals zurück.“ Damit wir mit dem Küssen anfangen können.
Sie hob eine Augenbraue. „Versuchst du etwa, mich zu bestechen? Denn dann solltest du wissen, dass das bei mir nicht funktioniert.“
Statt zu antworten – und zu lügen –, blieb er stumm, das Kinn erhoben. Blut … brodelt.
Den Blick weiter auf ihn gerichtet, griff sie sich einen Gürtel und schob auch den in ihre Tasche. „Und was willst du mit mir machen, wenn ich weiter stehle? Mir eine ordentliche Standpauke halten? Pech für dich. Da mache ich nicht mit.“
Feuer raste ihm das Rückgrat hinab, als sein Zorn aufflammte. Er ging auf sie zu, bis ihr warmer Atem ihm über den Hals und die Brust strich. „Im Himmel konntest du nicht genug von mir kriegen. Aber jetzt, da du hier bist, willst du nichts mit mir zu tun haben. Erklär mir das. War alles, was du dort oben gesagt und getan hast, eine Lüge?“
„Natürlich war das alles eine Lüge. So bin ich. Ich dachte, das wüsstest du.“
Also … begehrte sie ihn nun oder nicht? Vor zwei Tagen hatte sie ihrer Schwester Kaia gesagt, sie sei fertig mit ihm. Zu dem Zeitpunkt hatte er geglaubt, sie hätte das nur gesagt, damit Kaia sie in Ruhe ließe. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher.
„Du könntest auch jetzt gerade lügen“, sagte er. Zumindest hoffte er das. Und wer hätte je gedacht, dass er sich einmal eine Lüge wünschen würde?
Erregung funkelte in ihren Augen und breitete sich über den Rest ihrer Züge aus. Sie tätschelte ihm die Wange und legte ihm dann die Hand auf die Brust. „Du lernst schnell, Engel.“
Scharf sog er die Luft ein. So heiß. So weich.
„Ich hab auch einen Vorschlag für dich. Klau was aus diesem Laden, dann küsse ich dich.“
Augenblick. Ihre Worte von vor ein paar Sekunden kamen ihm wieder in den Sinn. Du lernst schnell, Engel. Er lernte? „Nein“, brachte er krächzend hervor. So etwas würde er niemals tun. Nicht einmal für sie. „Diese Menschen brauchen das Geld, das sie für ihre Waren bekommen. Ist dir ihr Wohlergehen gleichgültig?“
Schuldgefühle blitzten unter der Erregung auf. „Ja“, behauptete sie.
Wieder eine Lüge? Vermutlich. Diese Schuldgefühle … gaben ihm Hoffnung. „Warum musst du überhaupt so stehlen?“
„Vorspiel“, entgegnete sie schulterzuckend.
Blut … brodelt … schon wieder.
„Ma’am, kommen Sie bitte mit mir.“
Bei der unerwarteten Unterbrechung versteiften sie sich beide. Bianka riss den Blick von ihm los; gemeinsam sahen sie den Polizisten an, der nun neben ihr stand.
Sie runzelte die Stirn. „Siehst du nicht, dass ich mich hier gerade unterhalte?“
„Und wenn Sie mit Gott persönlich reden.“ Mit grimmiger Miene ergriff der Beamte sie am Handgelenk. „Kommen Sie bitte mit mir.“
„Das glaube ich eher nicht. Lysander“, sagte sie und erwartete augenscheinlich, dass er etwas unternahm.
Instinktiv wollte er sie retten. Er wollte, dass sie in Sicherheit und zufrieden war, aber das hier würde ihr guttun. „Ich habe dir gesagt, du sollst die Sachen zurücklegen.“
Ihr fiel die Kinnlade herunter, als der Polizist sie abführte. Und wenn Lysander sich nicht irrte, lag Stolz in ihrem Blick.
Festgenommen für Ladendiebstahl, dachte Bianka angewidert. Schon wieder. Zum dritten Mal in diesem Jahr. Lysander hatte zugesehen, wie der Beamte sie ins Hinterzimmer geführt, ihr Handschellen angelegt und ihre Handtasche geleert hatte. Ohne ein einziges Wort. Doch sein Missfallen war deutlich zu spüren gewesen.
Dadurch ärgern lassen hatte sie sich nicht. Er war konsequent geblieben, und das bewunderte sie. Es machte sie sogar an. So leicht wie angenommen würde sie ihn nicht erobern. Davon abgesehen hatte er zum ersten Mal in ihrer Beziehung angeboten, sie zu küssen. Sie freiwillig zu küssen.
Aber nur, wenn ich das Diebesgut zurückgegeben hätte, rief sie sich mit finsterer Miene ins Gedächtnis. Man musste kein Genie sein, um zu begreifen, dass er sie ändern wollte. Er wollte sie konditionieren, so zu leben wie er.
Nur war das genau, was sie mit ihm vorhatte. Was bedeutete, dass er sie genauso verzweifelt wollte wie sie ihn.
Außerdem bedeutete es, dass es Zeit wurde, die nächste Stufe einzuläuten. Aber sie würde nicht diejenige sein, die nachgab. In den sechs Stunden hinter Gittern hatte sie Zeit gehabt, um nachzudenken. Und sie hatte eine Strategie entwickelt.
Pfeifend spazierte sie die Stufen des Polizeireviers hinab. Zu guter Letzt hatte Lysander ihre Kaution gestellt, doch er war nicht geblieben, um mit ihr zu reden. Na ja, das musste er auch gar nicht. Sie wusste, dass er ihr auf Schritt und Tritt folgte.
Zu Hause nahm sie eine Dusche und blieb extralange unter dem heißen Schauer, seifte sich gründlicher ein als unbedingt nötig, streichelte sich die Brüste und spielte zwischen ihren Beinen herum. Leider zeigte er sich nicht. Aber egal.
Nur für den Fall, dass ihre Dusche ihn noch nicht in Stimmung gebracht hatte, las sie noch ein paar Passagen aus ihrem Lieblings-Liebesroman vor. Und nur für den Fall, dass ihn das noch nicht in Stimmung gebracht hatte, schmückte sie ihren Bauchnabel mit ihrem liebsten Diamantanhänger, zog sich ein hautenges Tanktop, einen Minirock und kniehohe Stiefel an und fuhr zum nächsten Stripclub.
„Ich hab nur noch ein paar Tage Zeit. Dann fliege ich zu Gwens Hochzeit nach Budapest, da bist du nicht eingeladen. Hast du gehört? Wenn du versuchst, da hinzukommen, mach ich dir das Leben zur Hölle. Also, wenn du scharf auf mich bist, jetzt ist deine Gelegenheit“, sagte sie, als sie aus dem Auto stieg.
Selbst jetzt erschien er nicht.
Vor Frustration hätte sie kreischen mögen. Bis hierher war ihre Strategie für den Arsch. Was machte er bloß?
Die Nacht war kalt, doch im Club war es heiß und stickig, die Plätze waren voll besetzt mit Männern. Auf der Bühne schwang sich eine Rothaarige – offensichtlich nicht naturrot – um eine Stange. Das Licht war gedimmt, Rauch hing in der Luft.
„Tanzt du auch noch, Süße?“, fragte jemand Bianka.
„Nope. Hab was Besseres zu tun.“ Nichtsdestotrotz stahl sie dem Fremden die Brieftasche, schnappte sich ein Bier von der Bar und ließ sich an einem Tisch in einer der hinteren Ecken nieder. Allein. „Genieß die Show“, flüsterte sie Lysander zu und prostete ihm mit der Flasche zu.
„Schämst du dich denn für gar nichts?“, grollte er plötzlich hinter ihr.
Endlich! Jeder Muskel in ihrem Leib entspannte sich, während ihr Blut durch seine Nähe heiß wurde. Doch sie wandte sich nicht zu ihm um. Dann hätte er ihr den Triumph an den Augen abgelesen. „Du schämst dich schon genug für uns beide.“
Er schnaubte. „Ich habe nicht den Eindruck.“
„Tatsächlich? Na, dann lass uns mal zusehen, dass du ein bisschen lockerer wirst. Willst du einen Lapdance?“ Sie hielt das Geld hoch, das sie erbeutet hatte. „Ich bin mir sicher, der Rotschopf da oben würde sich nur zu gern an dir reiben.“
Seine großen Hände legten sich auf ihre Schultern, drückten zu.
„Oder hättest du lieber ein Bier?“
„Hätte ich tatsächlich gern“, sagte der Fremde, den sie bestohlen hatte, der nun vor ihrem Tisch stand. Er griff sich in die hintere Hosentasche. Runzelte die Stirn. „Hey, mein Portemonnaie ist weg.“ Sein Blick blieb an dem kleinen braunen Lederteil hängen, das vor ihr auf dem Tisch lag, und das Stirnrunzeln vertiefte sich. „Das sieht aus wie meins.“
„Wie merkwürdig“, erwiderte sie unschuldig. „Also, soll ich dir ein Bier ausgeben oder nicht?“
Lysanders Griff auf ihren Schultern wurde fester. „Gib ihm sein Portemonnaie zurück, und ich küsse dich.“
Ihr stockte der Atem. Götter, sie wollte ihn küssen. Mehr als alles andere zuvor. Seine Lippen waren weich, sein Geschmack ein Gedicht. Und wenn sie ihm erlaubte, sie zu küssen, na ja … Sie wusste, dass sie ihn dann auch zu anderen Dingen überreden konnte.
Doch sie entgegnete: „Stiehl ihm die Uhr, und ich küsse dich.“
„Wovon redest du?“, fragte der Kerl, immer noch stirnrunzelnd. „Wem soll ich die Uhr stehlen?“
Bianka verdrehte die Augen und wünschte, sie könnte ihn wegscheuchen. In dem Moment beugte Lysander sich vor und legte die Hände auf ihre Brüste. Ein Beben schoss durch sie hindurch, ihre Brustwarzen wurden hart, reckten sich ihm entgegen. Süßer Himmel. Ihr Unterleib pulsierte, eifersüchtig auf ihre Brüste, sehnte sich seine Berührung weiter unten herbei.
„Gib ihm das Portemonnaie zurück.“
Plötzlich wollte sie genau das tun. Alles, um mehr von Lysander und dieser verführerischen Seite an ihm zu bekommen. Das Geld brauchte sie sowieso nicht. Halt. Was machst du da? Gibst du etwa nach? Sie richtete sich auf. „Nein, ich …“
„Am ganzen Leib werde ich dich küssen“, fügte Lysander hinzu.
Oh … Hölle. Auch er hatte beschlossen, aufs nächste Level zu gehen.
Verdammt, verdammt, verdammt. Sie konnte nicht verlieren. Wenn sie es tat, würde er sie durch Sex kontrollieren. Er würde von ihr erwarten, gut zu sein, so wie er. Die ganze verfluchte Zeit. Kein Stehlen mehr, kein Fluchen, kein Spaß. Na ja, außer wenn sie miteinander im Bett waren – aber würde er auch da von ihr erwarten, dass sie brav war?
Ihr Leben würde langweilig und sündenfrei werden, alles, wogegen eine Harpyie von frühester Kindheit an anzukämpfen lernte.
Mit zittrigen Knien stand sie auf und wandte sich endlich zu ihm um. Seine Hände glitten von ihren Brüsten. Mühsam unterdrückte sie ein enttäuschtes Stöhnen. Sein Gesichtsausdruck war unlesbar.
Auch sie verdrängte jede Emotion aus ihren Zügen, streckte den Arm aus und nahm ihn in die Hand. Obwohl er keine Reaktion zeigte, konnte er seine Härte nicht verstecken. „Stiehl etwas, irgendetwas, und ich küsse dich am ganzen Leib.“ Heiser senkte sie die Stimme. „Weißt du noch, letztes Mal? Du bist in meinem Mund gekommen, ich habe jeden Moment geliebt.“
Seine Nasenflügel bebten.
„Ja!“, rief der Kerl hinter ihr. „Gib mir fünf Minuten, und ich hab was gestohlen.“
„Du bist unerziehbar, oder?“, fragte Lysander steif.
„Exakt“, sagte sie, doch plötzlich hatte sie keine Lust mehr zu lächeln. In seinem Ton hatte Resignation gelegen. War sie wieder zu weit gegangen? Würde er sie verlassen? Nie mehr zurückkommen? „Aber das heißt nicht, dass du aufhören sollst, es zu versuchen.“
„Moment. Was versuchen?“, fragte der Fremde verwirrt.
Götter, wann würde der endlich abhauen?
„Lysander“, hakte sie nach.
„So heiße ich nicht.“
„Verzieh dich“, knurrte sie.
Lysander richtete den Blick auf den Menschen, kniff die Augen zusammen. Dann hörte Bianka Schritte. Ihr Engel hatte nichts gesagt, hatte sich nicht gezeigt, doch irgendwie hatte er den Menschen zum Gehen bewegt. Offenbar besaß er Kräfte, von denen sie nichts gewusst hatte. Warum machte ihn das für sie noch aufregender?
„Wenn du das Portemonnaie nicht zurückgibst und ich nichts stehle, wo stehen wir dann?“, fragte er.
„Im Krieg. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich kämpfe am besten im Bett“, antwortete sie und warf ihm die Arme um den Hals.