79. KAPITEL
Ipatjew-Haus, Jekaterinburg
Der Lastwagen hielt auf dem Hof des Ipatjew-Hauses an, und Kasan stieg aus.
Jurowski, der Kommandant, lehnte am Türrahmen und rauchte eine Zigarette. Sein Waffenrock war nicht zugeknöpft, sodass man das Unterhemd sah.
»Anastasia Romanowa. Ich will sie verhören«, bellte Kasan.
Der Kommandant warf die Zigarette weg. »Es ist spät. Kommen Sie morgen wieder.«
»Ich habe Jakows Genehmigung. Er hat sicherlich ein Wörtchen mitzureden.«
Der Kommandant funkelte ihn wütend an. »Ich weiß nicht, wen ich mehr verabscheue. Die Romanows oder Abtrünnige wie Sie.«
»Wir stehen jetzt auf derselben Seite! Daran müssen Sie sich gewöhnen. Holen Sie Anastasia, und zwar schnell! Ich will sie heute nur ein wenig einschüchtern, ehe ich morgen ein richtiges Verhör durchführe.« Kasan grinste. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde ihr nichts tun.«
»Die Eltern werden beunruhigt sein. Ich will nicht, dass sie in Panik geraten. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie nicht die Nerven verlieren, bis wir sie hinrichten.«
»Sagen Sie ihnen, dass wir dem Mädchen nur ein paar Routinefragen stellen müssen. Machen Sie nicht so viel Aufhebens darum. Setzen Sie Ihren Charme ein! Das können Sie doch, Jurowski.«
Der Kommandant knöpfte murrend seinen Waffenrock zu und rief einem der Wachposten zu: »Holen Sie Anastasia Romanowa!«
Der Mann eilte davon.
Kasan folgte dem Kommandanten in sein Büro und ging auf die Karte an der Wand zu. »Im Augenblick sieht und hört man nichts von unserem Spion, doch ich bin sicher, dass er sich irgendwo da draußen aufhält. Ich habe in einem Radius von fünfhundert Metern rund ums Haus weitere Kontrollposten aufgestellt.«
»Das ist Ihr Problem und nicht meins. Wo wollen Sie sie verhören?«
Kasan ließ die Fingerknöchel knacken. »Im Keller. Dort ist es dunkel und dreckig. Der perfekte Ort, um ihr ein bisschen Angst einzujagen.«
»Sie können einen der Räume benutzen, die ich habe ausräumen lassen, aber Sie werden sich die Zähne an ihr ausbeißen. Sie ist eine einfallsreiche junge Frau, Kasan, die sich nicht so leicht einschüchtern lässt.«
»Wir werden sehen.«