CLAIRE

„Ruf einen Krankenwagen! Bitte …“, weint Claire.

Jonathan zieht sein Handy aus der Jeanstasche und wählt. „Wir brauchen Hilfe“, sagt er panisch und gibt die Adresse des Buchladens durch. „Ich weiß nicht … ich weiß nicht … Bleiben Sie bitte kurz dran …“

„Oh mein Gott … Joshua.“ Claire zieht an Joshuas Hemd und versucht, ihn aus der Badewanne zu zerren. Seine Kleidung ist komplett durchnässt, er ist schwer und unbeweglich und entgleitet immer wieder ihrem Griff. Jonathan drückt Allison das Telefon in die Hand, beugt sich über die Wanne, packt Joshua an den Haaren, zieht ihn an die Oberfläche und in seine Arme. Atemlos erklärt Allison dem Vermittler am Telefon, dass er sofort einen Krankenwagen schicken muss.

Charm, die noch vor wenigen Minuten wegen der Schimpftiraden ihrer Mutter beinahe hysterisch war, ist nun ganz geschäftig und gefasst. „Leg ihn hin“, befiehlt sie Jonathan. Vorsichtig legt er Joshua auf den Parkettboden, und Claire keucht auf, als sie seine blaue Haut sieht, die Brust, die sich nicht bewegt. Charm legt das Ohr an seinen Mund und fragt dabei: „Ist der Krankenwagen unterwegs?“

„Ja, sie kommen.“ Allison weint.

Charm beugt sich über Joshua, um sich zu vergewissern, dass seine Atemwege frei sind. Claire und Jonathan können nur hilflos zusehen.

„Warte unten auf den Rettungswagen, und bring die Sanitäter hier hoch“, ordnet Charm an, während sie an Joshuas Hals nach seinem Puls sucht. Allison rennt die Treppe hinunter.

„Atmet er noch?“ Claires Stimme bricht.

Charm schüttelt kurz den Kopf und presst ihren Mund auf Joshuas, um ihn zu beatmen. Dann fängt sie mit der Herzmassage an, wobei sie auf seiner kleinen Brust nur eine Hand benutzt.

In der Ferne ertönt das Heulen der Sirenen. „Atmet er?“, fragt Claire erneut, weiß aber, dass er es nicht tut. Sie klammert sich an Jonathan, und gemeinsam warten sie verzweifelt darauf, irgendein Lebenszeichen ihres Jungen zu sehen. „Bitte“, betet Claire wieder und wieder. „Bitte.“ Nur ein Gedanke geht ihr dabei durch den Kopf: Ihr war dieses wertvolle Leben anvertraut worden. Sie sollte sich um Joshua kümmern und ihn beschützen. Sie hatte jämmerlich versagt.