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Erdölfördermenge von Saudi-Arabien:
9475 Millionen Barrel pro Tag
Erdölfördermenge des Iran:
3979 Millionen Barrel pro Tag
Erdölfördermenge des Irak:
2093 Millionen Barrel pro Tag
Erdölfördermenge von Ägypten:
700 000 Barrel pro Tag
Erdölfördermenge von Syrien:
403 800 Barrel pro Tag
Erdölfördermenge von Israel: 2740 Barrel pro Tag
Ob Moses irgendwo falsch abgebogen ist?
Am nächsten Tag hinterlasse ich Avi eine Karte von Chicago und einen Wohnungsschlüssel, ehe ich mit dem Bus zur Schule fahre. Wie sehr ich auch gebittelt und gebettelt habe, dass ich die Schule mitsamt dem Algebra/Trigonometrie-Test heute ausfallen lassen darf, mein Dad ist hart geblieben. Nathan ist nicht da, also stehe ich allein an der Haltestelle. Im Bus wartet Jess schon gespannt darauf, mich ins Verhör zu nehmen.
»Und? Wie war’s letzte Nacht nach unseren SMS?«, fragt sie, noch ehe ich mich gesetzt habe.
»Ereignislos. Ich bin ins Bett gegangen.« Und habe meine Hausaufgaben vernachlässigt, aber das versuche ich zu ignorieren, so lange es geht. Man kann sich nicht zerteilen.
»Und heute Morgen?«
»Habe ich geduscht, mit Avi und meinem Dad gefrühstückt und bin dann zum Bus gegangen.«
Jess sieht enttäuscht aus, dass ich nicht mehr zu erzählen habe. Ich wünschte, es gäbe etwas Interessanteres zu berichten, aber ich werde nichts dazudichten.
»Ich habe gehört, dass du Mama wirst«, meint Kyle vom Sitz hinter uns aus.
»Ist noch nicht raus«, sage ich und spiele mit, damit keiner merkt, wie sehr mir Köters kleine Eskapade von gestern zusetzt.
Mitch, der sich hinten in der letzten Reihe des Linienbusses verschanzt hat – vermutlich, um einer Konfrontation mit Jessica aus dem Weg zu gehen –, ruft: »Mann, dieser Hund ist ein Tier.«
Ja, ist er. Und ja, er gehört mir.
»Wo ist Nathan, Amy?«, fragt Roxanne.
»Woher soll ich das wissen?«
»Er ist doch dein Freund, dachte ich. Oder gehst du nur aus Mitleid mit ihm zum Valentinstanz?«
Mitleid? Nathan braucht kein Mitleid von mir. Er braucht vielleicht neue Klamotten … aber bestimmt kein Mitleid.
»Zu deiner Information«, sagt Jess und dreht sich um, »Amy hat einen Freund. Und er ist gerade bei ihr zu Besuch. Nathan war nur ein … ein Gehirnfurz.«
Oh, ich bin mir sicher, Nathan wird es unheimlich gern hören, als Gehirnfurz bezeichnet zu werden. Manchmal reitet mich Jess, ohne es zu merken, noch tiefer in die Scheiße rein, als ich sowieso schon drinstecke.
»Hey, kommt doch heute Abend alle zu mir«, schlägt Kyle vor. »Meine Eltern sind ausgeflogen und ich hab ein paar Leute eingeladen.«
Jessica schüttelt den Kopf. »Ich kann nicht.«
»Was ist mir dir, Amy? Du kannst auch gerne einen aus deinem Harem mitbringen«, sagt Kyle.
Es ist Freitag, und ich bin fest entschlossen, dass Avi hier eine richtig gute Zeit haben soll. Da wäre es nicht schlecht, bei Kyle vorbeizuschauen und ein bisschen abzuhängen. Es könnte Avi sogar ganz gut gefallen. In den dunklen Hinterkammern meines Gehirns freue ich mich auch ein wenig darauf, mit Avi vor Roxanne anzugeben, die unvermeidlich auch aufkreuzen wird. Sie hängt sich immer wie so ein widerliches Kehlhautanhängsel von einem Hahn an Kyle und seine Freunde.
Im nächsten Moment höre ich mich schon Kyle für die Party zusagen. Ich drehe mich wieder nach vorn und beuge mich zu Jessica. »Wo gehst du heute Abend hin?«
»Jugendgruppe.«
Ups. Ich habe ganz vergessen, dass ich ja da auch wieder mit ihr und Miranda hinwollte. »Wärst du mir böse, wenn ich heute nicht mitkomme? Ich meine, jetzt, wo Avi hier ist und so …«
»Das geht schon in Ordnung«, sagt sie. »Wir machen heute Abend eine Schnitzeljagd, aber das kriegen Miranda und ich auch ohne dich hin.«
Eine Schnitzeljagd mit der Jugendgruppe findet Avi bestimmt langweilig. Ich bin überzeugt, dass es ihm auf der Party besser gefällt, mit Tanzen und Chillen. Außerdem denke ich mal, dass er in Israel in der letzten Zeit genug organisierte Gruppenaktivitäten hatte, so was braucht er bestimmt nicht auch noch, wenn er Urlaub hat.
Beim Mittagessen sitzt Jess an Mirandas Tisch und nicht wie sonst bei uns. Nathan ist ebenfalls dort und sie unterhalten sich angeregt.
Ich nehme mein Tablett mit der Pizza Speziale und setze mich neben Jessica. »Na, was gibt es Interessantes?«
Miranda blickt kurz auf und konzentriert sich dann wieder auf das Blatt, auf dem sie etwas aufschreibt. Sie murmelt: »Wir legen uns eine Strategie für heute Abend zurecht.«
»Für diese Jugendgruppen-Sache?«
Jess sieht auf. »Ja. Wir erstellen eine Liste der Baudenkmäler, Parks und Sportplätze der City.«
Ich sehe Nathan an. »Gehst du auch hin?«
Er legt den Arm um Miranda und lächelt sie an. »Miranda hat mich eingeladen.«
Das arme Mädchen wirkt nervös. »Es macht dir doch nichts aus, Amy, oder?«
»Warum sollte es mir etwas ausmachen?«
»Na ja, ihr zwei scheint euch ziemlich nahezustehen, und alle denken, ihr hättet was miteinander.« Sie sagt es wie eine Feststellung und eine Frage zugleich.
»Nathan hat eine Freundin«, informiere ich sie.
»Und Amy hat einen Freund«, schiebt er sofort hinterher.
»Moment mal, das verstehe ich nicht. Wenn du einen Freund hast und er eine Freundin, warum geht ihr dann miteinander zum Valentinstanz?«
Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, aber es kommt nichts raus.
Nathan nimmt seinen Arm von Mirandas Schulter. »Das ist mal eine gute Frage.«
»Und wie lautet die Antwort?«, bohrt Jess.
»Na ja, weil Avi dann wieder in Israel ist und Bicky … also, ich bin mir nicht sicher, ob es sie wirklich gibt, aber falls sie nicht nur in Nathans Einbildung existiert, ist sie nichtsdestotrotz nicht in Chicago. Deshalb gehen wir eben zusammen hin … als Freunde. Stimmt’s?«
Nathan hebt die Hände. »Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt – bis auf die Tatsache, dass meine Freundin angeblich nur ein Produkt meiner Fantasie sein soll. Es gibt sie wirklich.«
»Auf welche Schule geht sie?«, fragt Miranda.
Statt einer Antwort packt Nathan sein Essen zusammen, stopft es in seine Tasche und steht auf. »Mir ist gerade eingefallen, dass ich vergessen habe, mich für die Chemieprüfung vorzubereiten. Wir sehen uns nach der Schule.«
»Na klar«, sagt Jessica. »Was ist sein Problem?«, fragt sie, als er außer Hörweite ist.
Ich sehe nachdenklich auf die Tür, durch die Nathan gerade davongestürmt ist. »Keine Ahnung. Aber falls ihr es rausfindet, müsst ihr es mir unbedingt sagen. Er wohnt bei seiner Tante und seinem Onkel, er spricht weder über seine Vergangenheit noch über seine Eltern, und von Geschwistern hat er auch noch nie etwas erwähnt. Irgendwas stimmt da nicht.«
»Vielleicht ist er ein verdeckter Ermittler der Polizei, der irgendwelche illegalen Vorkommnisse an unserer Schule untersucht. Oder ein Journalist, der an einer Enthüllungsstory über Privatschulen arbeitet.«
Ich verdrehe die Augen. »Miranda, ich glaube, du siehst zu viel fern.« Nathan ist einfach ein Jugendlicher, der genauso verwirrt ist wie ich.
Nach der Schule fange ich den verwirrten Kerl an seinem Spind ab. »Miranda meint, du wärst ein Undercover-Reporter, der an einer Enthüllungsstory über Privatschulen schreibt … oder ein Cop.« Mit der Brille und seiner schlaksigen Figur erinnert er mich an Clark Kent. Obwohl – er ist so dünn, dass er das Superman-Kostüm nicht ausfüllen würde.
»Cool.«
»Also, was ist los mit dir? Warum lebst du aus dem Koffer? Warum bringst du jede Woche jemandem Blumen? Warum behauptest du, du hättest eine Freundin, aber es ist weit und breit nichts von ihr zu sehen?«
Nathan pfeffert genervt seine Bücher in den Rucksack. »Warum interessiert dich das?«
»Das weiß ich nicht.«
Er wirft sich den Rucksack über die Schulter und funkelt mich an. »Wenn du weißt, wieso, dann sage ich es dir vielleicht.«