20
Jakob hatte zwölf Söhne. Aus ihnen gingen die zwölf Stämme Israels hervor (Genesis 49,1-27) .
Ich frage mich, welchem Stamm meine Vorfahren wohl angehören. Aber so weit lassen sich die Geburtsdaten im Internet bestimmt nicht zurückverfolgen.
Es dauert ein paar Minuten, bis bei mir einsickert, was Avi da gerade gesagt hat. Spezialisierte Kampfeinheit. Der Feind sein. Ich löse mich von ihm und sehe ihm in die Augen. »Es war abgemacht, dass wir uns nächsten Sommer sehen, wenn ich zu Besuch komme. Du hast es mir versprochen.«
»Ich habe dafür jetzt freibekommen.«
»Wo bist du im Sommer stationiert?«
Avi schenkt mir ein kleines Lächeln. »Ich werde viel unterwegs sein.«
»Im Nahen Osten?«, frage ich.
»Ja. Und in Europa.«
»Das passt mir nicht«, murre ich. »Überhaupt gar nicht.« Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir uns besser Richtung Rosebud bewegen sollten, damit sich mein Vater keine Sorgen macht. »Mein Dad führt uns ins Restaurant aus«, erkläre ich Avi und laufe wieder los. Doch ich fühle mich, als wäre ich in Trance.
Avi nimmt wieder seinen Platz neben mir ein. »Bist du wütend auf mich?«, fragt er.
»Japp.« Total wütend. Stinksauer. Mir schwirren lauter so Bilder durch den Kopf, von Männern, die gefangen genommen, gefoltert und verstümmelt werden. Was da draußen in der Welt abgeht, ist unmenschlich. Mir gefällt mein Leben hier in Chicago – es ist so sicher, wie man in einer großen Stadt nur sein kann.
Den Rest des Weges zum Rosebud gehen wir schweigend. Dad ist bereits da und wartet an einem der Tische auf uns. Er winkt uns zu und steht auf, um Avi die Hand zu schütteln und ihm auf den Rücken zu klopfen. Weiß mein Dad Bescheid? Hat er auch nur den Hauch einer Ahnung, dass Avi dabei ist, sein Leben für Israel zu riskieren so wie er in Avis Alter?
Ich verdrehe die Augen, als sie sofort auf Hebräisch losreden und in einem Affentempo seltsame Wörter und Laute aus ihren Mündern sprudeln. Mein Handy vibriert. Eine SMS. Ich lese sie unter dem Tisch.
Jess: Wohin seid ihr abgehauen?
Ich: Abendessen.
Jess: Alles klar mit Avi?
Ich: Japp.
Jess: Weiß er, dass du Nathan geXOXOt hast?
Ich: NEIN!!!!!!!!!!!!!!!!
Die Bedienung kommt an unseren Tisch, aber die zwei Männer kriegen es nicht mal mit.
»Ich nehme eine Cola«, sage ich. »Ohne Eis. Ohne Zitrone.« Es gibt nichts Schlimmeres als verwässerte Cola.
»Gern. Und die Herren?«
Die Herren gurgeln und räuspern ein äußerst angeregtes Gespräch. Wahrscheinlich geht es um Avis militärische Ausbildung, weil mein Dad so konzentriert bei der Sache ist und beeindruckt davon scheint, was Avi zu sagen hat. Jungs und ihre Gewehre …
Ich würde die Waffen und die Armee und die Eliteeinheiten für die nächsten sieben Tage gern aus meinem Gedächtnis streichen. Ich werde seinen Militärdienst behandeln, als gäbe es ihn nicht. Manchmal ist Verdrängen ein gutes Mittel gegen das Durchdrehen. »Wenn ihr bereit seid, Englisch zu sprechen, dann weckt mich einfach auf«, sage ich und lege meinen Kopf auf die Tischplatte.
»Sorry, mein Schatz«, meint Dad. »Ich habe Avi nur erzählt, dass deine Mom schwanger ist.«
»Danke, Aba«, sage ich ironisch zu ihm. »Ich bin sicher, das hätte ich selbst nicht hinbekommen.« Ich kann nicht verstehen, warum die anderen nicht einfach ihren Mund halten können.
Während meine Temperatur steigt und mein Herzschlag sich beschleunigt, spüre ich, wie Avis Hand unter dem Tisch nach meiner tastet. Sobald sich unsere Finger berühren, hole ich tief Luft und beruhige mich ein wenig. Als hätte Avi gewusst, dass ich wegen dem ganzen Mist kurz vor einer Panikattacke stand. Das bringt ihm massig Pluspunkte bei mir ein.
Obwohl ich sonst auf eine kohlenhydratarme Ernährung achte, kann ich dem Brot im Rosebud nicht widerstehen. Es ist außen knusprig und innen weich und warm. Ich nehme die Karaffe mit dem Olivenöl, gieße ein wenig von der goldenen Flüssigkeit auf meinen kleinen Vorspeisenteller und löffle Parmesankäse obendrauf.
Avi schaut mich komisch an. »Was tust du da?«
»Sag nicht, du hast noch nie Brot in Öl und Parmesankäse gedippt.«
»Ich habe Pita in Hummus gedippt«, sagt er.
»Nicht dasselbe.« Ich breche ein Stück Brot ab und reiche es ihm. »Hier, probier mal.«
Er versucht es und nickt. »Das ist lecker. Total ungesund, aber superlecker.«
Als unser Essen kommt, stürzt sich Avi mit Heißhunger auf seinen Teller.
Essen kann man in Chicago wirklich super – da schmeckt es einem hinterher nicht mehr überall. Wir haben hier die besten Restaurants des Landes, die größten Portionen und wahrscheinlich die höchste Fettleibigkeitsquote.
»Beobachtest du mich beim Essen?«, fragt Avi und verlangsamt sein Kautempo.
»Ich wollte nur gucken, ob es dir schmeckt.«
»Amy, beim Militär gibt es Eier, Schinken, Brot und Schmorfleisch. Wenn ich mal was anderes als dieses Zeug vorgesetzt bekomme, bin ich im Himmel.«
Mein Dad lacht und gibt dann eine lange, ausführliche Schilderung darüber zum Besten, wie scheußlich das Essen zu seiner Militärzeit damals war. Als er von Bienen anfängt, die in der Marmelade klebten, höre ich schnell weg. Der Rest des Abends verläuft ganz gut, bis auf die Tatsache, dass fast die ganze Zeit Dad und Avi die Unterhaltung bestreiten, während ich mich frage, wann ich meinen Nicht-Freund mal ein bisschen für mich alleine haben kann.
Wahrscheinlich ist jetzt auch der beste Moment, um Dad die Sache mit Köter zu beichten, noch ehe er es von jemand anderem erfährt. »Es gab heute Nachmittag im Hundepark einen kleinen Zwischenfall mit Köter.«
Die beiden sehen mich an.
»Was für eine Art von Zwischenfall?«, fragt mein Vater.
Ich beginne, den Lack von meinen erst kürzlich manikürten Fingernägeln abzuzuppeln. »Er hat Princess irgendwie geschwängert. Na ja, ich bin nicht hundertprozentig sicher, aber Mr Obermeyer scheint davon auszugehen, und der kennt sich mit so was besser aus als ich.«
Mein Dad schlägt sich eine Hand vors Gesicht und schließt die Augen. »Bitte sag, dass das nicht wahr ist.«
»Mr Obermeyer wollte schon die Polizei rufen. Aber er hat es dann doch sein lassen«, füge ich noch hinzu. »Also wird es schon okay sein.«
»Okay? Okay? Amy, ich habe dir gesagt, dass Köter kastriert werden muss.«
Ich ringe die Hände. »Ich lasse es ja machen, Dad.«
»Ein bisschen spät, findest du nicht?«
Froh, dass das Essen beendet ist, stehe ich auf und laufe in Richtung Ausgang. Das hat mir gerade noch gefehlt, dass mein Vater und ich uns vor Avi rumstreiten. Er hält mich bestimmt sowieso schon wie alle anderen auch für die totale Drama Queen.
An der Eingangstür holt Avi mich ein. »Amy«, ruft er.
Ich bleibe stehen und wirble herum. »Ich bin nicht das Mädchen, für das du mich hältst, Avi. Mein Leben ist eine Aneinanderreihung von Katastrophen – und das zu ungefähr neunundneunzig Prozent der Zeit. Ich bin ein Unfall auf zwei Beinen.« Ich kam schon als Unfall auf die Welt und werde immer einer bleiben.
Avi packt mich an den Schultern und dreht mich so, dass ich ihn ansehen muss. »Sag eine gute Sache.«
»Hä?«
»Eine Sache, die kein Unfall ist. Eine Sache, die du nicht verpatzt hast.«
Ich durchsuche die hintersten Winkel meines Gehirns, um ihm etwas zu präsentieren, doch ohne Erfolg. »Das ist genau das Problem, Avi. Ich vermassle einfach alles.«
Mein Dad kommt aus dem Restaurant, bevor wir das Gespräch beenden können. Er wirkt müde und erschöpft.
»Aba, dieses Fiasko mit Köter tut mir leid«, sage ich. »Ich wollte nicht, dass das passiert.«
»Ich weiß.« Mein Vater nickt. »Ich weiß. Hör zu, ich kümmere mich um Mr Obermeyer, Amy. Und du passt besser auf Köter auf. Abgemacht?«
»Abgemacht.«
Wir gehen zurück zum Apartment. Avi nimmt meine Hand und haucht seinen warmen Atem auf meine Finger. Es fühlt sich so gut an. Am liebsten würde ich stöhnen und ihm auch noch die andere Hand hinhalten, aber dann müsste ich seitwärts laufen und das sähe bescheuert aus.
In der Wohnung kommt Köter mit so einem Affenzahn in den Eingangsbereich gestürmt, dass er auf dem Fliesenboden nicht mehr bremsen kann und gegen die Wand kracht. Ich sehe zu Avi, der mit seinen sexy Lippen, die vor ein paar Stunden auf meinen lagen, lächelt. Avi, seine Lippen und dieser Kuss haben mich total gestresst.
Aber jetzt tragen diese Lippen, die zärtlich lächeln, dazu bei, dass sich meine Anspannung wenigstens zum Teil löst.
»Köter muss raus«, sage ich, schnappe mir die Leine und befestige sie an seinem Halsband.
Das ist der Nachteil daran, wenn man in der City wohnt. In den Vororten machen die Leute einfach nur die Tür auf und die Hunde rennen nach draußen in den Garten und verrichten dort ihr Geschäft. In der Stadt ist es irre umständlich: Kacktüten, Leinen, Aufzüge …
»Ich übernehme das«, sagt mein Dad und nimmt mir die Leine aus der Hand.
»Cool.« Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke, Aba.« Dad sagt etwas auf Hebräisch zu Avi, was ich mal wieder nicht verstehe. Avi macht einen Schritt von mir weg. Oh Gott, ich hoffe, mein Dad hat ihm nicht befohlen, nur ja seine Finger von mir zu lassen, wie letzten Sommer. Manchmal übertreiben es Väter wirklich mit ihrem Beschützerinstinkt. Wenn überhaupt, dann war es letzten Sommer Avi, der aufgepasst hat, dass wir nicht zu weit gehen, nicht ich. Im einen Moment war ich noch eine vernünftige Sechzehnjährige gewesen, die sich geschworen hatte, als Jungfrau in die Ehe zu gehen, und im nächsten Moment habe ich beinahe all meine Vorsätze über Bord geworfen, weil mich meine Gefühle für diesen Jungen dermaßen übermannt haben, dass ich zu keinem klaren Gedanken mehr fähig war.
»Seid brav und macht keinen Unsinn«, sagt Dad, ehe er uns allein im Eingangsbereich zurücklässt.
Eltern sollten nicht »sei brav« sagen, wo sie doch wissen, dass Jugendliche gegen Autoritäten rebellieren. »Sei brav« zu einem Teenie zu sagen, heißt, den Ärger geradezu heraufzubeschwören. Ich bin in Versuchung, nicht artig zu sein, allein, um ihm zu zeigen, dass ich für mich selbst entscheide.
»Was denkst du gerade?«, fragt Avi.
Ich schlucke. Schwer. »Nichts. Rein gar nichts.«
»Du kommst mir nervös vor. Das musst du nicht sein.«
Doch, muss ich, wenn ich darüber nachdenke, mich den Verboten zu widersetzen. »Bin ich nicht«, sage ich und mache ein paar Schritte rückwärts. »Soll ich dich rumführen?«
»Ken.« Ken bedeutet »ja«. Dafür reicht mein Hebräisch gerade noch.
Ich laufe los und zeige ihm die Küche, das Bad, das Büro, das Zimmer meines Vaters und zuletzt mein eigenes Zimmer.
Avi lässt den Blick über die Parfums auf meiner Kommode und mein zerwühltes, ungemachtes Bett schweifen. Ich bücke mich lässig, hebe meine Unterhose von gestern vom Boden auf und werfe sie zusammen mit den anderen Klamotten, die in die Wäsche müssen, in meinen Wandschrank. »Sonst bin ich nicht so unordentlich. Wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, und du mich nicht überrascht hättest, dann hätte ich natürlich für dich aufgeräumt.«
Avi nimmt ein Foto von mir, Jessica und Cami vom letzten Halloween. Wir hatten uns als drei blinde Mäuse verkleidet – mit schwarzen Trikots, Schwänzen, Ohren und schwarzen Sonnenbrillen. »Süß«, sagt er.
Ich setze mich auf mein Bett und umarme mein altes Glücksbärchi, das Mom mir gekauft hat, als ich mir mit sechs beim Fahrradfahrenlernen einen Zahn ausgeschlagen habe. Sie hatte mich losgelassen. Und statt schneller zu treten, habe ich mich umgedreht, um zu schauen, ob sie mich noch festhält. Als ich gemerkt habe, dass sie mich nicht mehr hält, habe ich total die Panik bekommen und so schnell gebremst, dass ich über den Lenker geflogen und mit dem Zahn voran auf den Gehsteig geknallt bin. Alles war ganz okay, bis ich das Gesicht meiner Mutter gesehen habe, auf dem pures Entsetzen geschrieben stand. Und als ich mir mit dem Ärmel meines T-Shirts über den Mund gewischt und gesehen habe, dass es voller Blut war, musste ich so heulen, dass ich mich ewig nicht beruhigen konnte. Über eine Stunde habe ich noch so komisch nach Luft geschnappt, ihr wisst schon, dieses schwere, stoßweise Ich-versuche-mit-dem-Weinen-aufzuhören-kann-aber-nicht-Atmen.
Wenn Avi mich damals gesehen hätte, hysterisch und voller Rotz, der mir übers blutige Gesicht lief, dann würde er mich bestimmt nicht süß finden.
Inzwischen bin ich erwachsen. Jedenfalls halbwegs. Radfahren hasse ich noch immer, ich laufe lieber. Und vor tiefem Wasser habe ich auch Angst, aber das weiß Avi schon.
Avi betrachtet meine Tennis-Pokale, die in meinem Regal aufgereiht sind. »Spielst du noch?«, fragt er.
»Nicht in der Mannschaft.« Ich habe es dieses Jahr nicht ins Team geschafft – unter anderem weil ich letzten Sommer nicht im Tenniscamp war. Außerdem bin ich mit dem Konversionsunterricht ziemlich beschäftigt und verbringe lieber Zeit mit meinen Freunden. An der CA in einer Schulauswahl zu spielen, ist ein echter Zeitfresser, und ich habe einen ganzen Tag der Ausscheidungsspiele verpasst, weil ich noch mal einen Tag mit dem Boot von Jess’ Eltern segeln war, bevor sie es nach Wisconsin gebracht haben, um es dort den Winter über unterzustellen. Vor diesem Jahr hätte ich niemals gedacht, dass es etwas Wichtigeres gäbe, als in der Tennis-Schulauswahl zu spielen.
Avis Blick fällt auf das Foto von ihm auf meinem Nachttisch. »An dieses Bild kann ich mich erinnern. Es war dein letzter Tag in Israel.«
»Bevor du in die Armee gegangen bist.«
Er nickt langsam.
»Ist es schlimm da?«
»Was? In der Armee? Ich bin stolz darauf, meinem Land zu dienen, wenn es das ist, was du meinst. Alle Jungs sind wie im Rausch, wenn sie mit einer Waffe schießen, die so stark ist, dass sie ein ganzes dreistöckiges Gebäude in Schutt und Asche legen kann. Verleiht einem ein Gefühl der Unbesiegbarkeit.«
»Das bist du aber nicht.«
»Auch das lernt man. Vor allem beim Kampftraining. Wenn einem die Ausbilder gehörig in den Arsch treten.«
»Bäh.« Ich würde beim Kampftraining ganz bestimmt durchfallen. Ich steh nicht so auf körperliche Schmerzen, weder will ich mich selbst quälen NOCH andere. Es kommt nicht von ungefähr, dass Köter nicht kastriert ist.
»Es ist nicht die Schinderei, die die Leute fertigmacht, es sind die Psychospielchen.« Avi lehnt sich an meine Kommode, beißt sich mit den Zähnen auf die Unterlippe und sieht mir in die Augen.
Er sieht so hinreißend aus, dass ich mich am liebsten auf der Stelle in seine Arme werfen und mich an ihn schmiegen würde, bis ich mich sicher und geborgen fühle. »Was?«, sage ich und werde total unsicher, weil er mich so anstarrt, als wolle er sich mein Gesicht einprägen.
»Ich denke an dich. Wenn es in der Ausbildung besonders schlimm war, wenn ich mental an meine Grenzen gestoßen bin und mies drauf war, habe ich an dich gedacht.«
»An mich? Ich bin Desaster Girl, schon vergessen?«
»Nein. Du bist das einzige Mädchen, das ich kenne, das meint, es müsse immer alles perfekt sein, und das angekotzt ist, wenn es mal nicht so läuft. Du bist nicht nur wunderschön und hast einen Wahnsinnskörper, sondern du bist auch witzig – manchmal auch unbeabsichtigt – und würdest niemals klein beigeben, um einem Streit aus dem Weg zu gehen.«
»Ich hasse die meisten Sachen.«
»Sag mir eine Sache, die du hasst.«
»Oliven.«
»Aber du liebst Sushi.«
»Ich kann meinen Stiefvater Marc nicht ab.«
»Aber du hast jetzt ein gutes Verhältnis zu deinem Dad.«
»Mein Zimmer ist ein Chaos.«
Sein Blick bleibt an meinem Schrank hängen, und all den Klamotten, die herausquellen. »Stimmt.«
Ich nehme mein Glücksbärchi und feuere es auf Avi. Er fängt das Plüschtier mit einer Hand auf. »Überleg dir gut, mit wem du dich anlegst, Amy.«
»Wieso? Willst du mir drohen?« Ich schnappe mir ein Kissen und schleudere es auf ihn. Mit seiner freien Hand fängt er es auf, ohne mit der Wimper zu zucken.
Er zieht eine Augenbraue hoch. »Du suchst wohl Ärger?«
»Ich bin Ärger.« Ich nehme mein letztes Kissen und hole aus. »Du hast keine Hand mehr frei«, sage ich zu Avi. »Was machst du jetzt?«
Noch ehe ich es auf ihn werfen kann, ist Avi mit einem Satz auf dem Bett und setzt mich außer Gefecht, indem er meine Hände links und rechts von meinem Kopf auf die Matratze runterdrückt und meine Beine mit seinen einklemmt.
»Hast du das im Kampftraining gelernt?«, frage ich lachend und versuche, mich zu befreien, was mir aber nicht gelingt. Der Typ besteht nur aus Muskeln. Wahrscheinlich liegt sein Körperfettanteil bei null Prozent. Wetten, dass meine Brüste allein mehr Fett haben als er am ganzen Körper?
Er sitzt auf mir, aber nicht mit seinem vollen Gewicht, damit er mir nicht wehtut. »Man muss die Stärken seines Feindes richtig einschätzen … und seine Schwächen«, sagt er.
»Bin ich der Feind, Avi?«
»Und, bist du’s? Denn gerade werde ich das Gefühl nicht los, dass du etwas im Schilde führst. Dein hyperaktives Gehirn plant die Flucht.«
»Woher weißt du das?«
»Ich sehe es in deinen Augen«, sagt er. »Und ich spüre das Adrenalin, das durch deine Adern schießt.«
Mein Herz schlägt schneller, und ich bin angespannt, aber bestimmt nicht, weil ich ihm entkommen will. Ich war keinem Jungen mehr so nahe, seit Avi und ich im letzten Sommer unsere Tour durch Israel gemacht haben. Ich will, dass er mich küsst, so wie vorhin. Doch er tut es nicht. Warum nicht?
»Amy, ich bin wieder da!«, höre ich die Stimme meines Vaters über den Flur schallen. Noch schneller, als er auf mein Bett gesprungen ist, springt Avi davon runter und nimmt wieder seine Position an meiner Kommode ein.
Als Dad den Kopf zur Tür hereinsteckt, blickt er von mir zu Avi. Ich habe es geschafft, mich aufrecht hinzusetzen, aber die Decke ist völlig zerwühlt, und ich möchte wetten, meine Haare sehen nicht viel besser aus.
»Avi, warte doch bitte im Wohnzimmer, ich muss kurz mit Amy reden. Es dauert nur eine Minute.«
Avi fährt sich mit den Händen über seinen Bürstenschnitt und zögert. Es ist ihm anzumerken, dass er lieber hierbleiben und mich beschützen würde.
»Dad, du blamierst mich«, sage ich, nachdem ich Avi gebeten habe, im Wohnzimmer zu warten, damit er die Standpauke meines Vaters nicht mitbekommt.
»Es dauert nicht lange, Amy. Reg dich nicht auf.«
»Wenn es um Sex geht – Mom hat mich schon aufgeklärt.«
»Ja, dann bekommst du jetzt die Dad-Version, okay?« Er reibt die Hände aneinander, als wolle er ein schweres Gewicht stemmen. Das Schmirgelpapier-Geräusch seiner rauen Haut lässt mich wieder an die Handcreme denken, die die Kosmetikerin ihm empfohlen hat. Ich wünschte, ich hätte ihn gezwungen, sie zu kaufen. Er räuspert sich und sagt: »Kein Sex.«
»Alles klar. Danke für das Gespräch, Dad. Unheimlich hilfreich. Was bin ich froh, dass wir auf einer Wellenlänge liegen.«
»Amy …«, sagt er und in seiner Stimme schwingt ein warnender Unterton mit.
Ich stöhne, ordne meine Kissen, die über mein Bett verstreut sind, und lehne mich dagegen. »Was?«
»Avi ist achtzehn. Ein Mann. Du bist gerade erst siebzehn geworden –«
»Vor über einem Monat«, unterbreche ich ihn.
»Ja, gut. Jungs ticken anders als Mädchen. Jungs, ähm, haben … Triebe und, ähm, deshalb musst du dich vorsehen, und, äh, dein eigener Körper hat sich auch verändert, äh, du weißt schon. Vielleicht hast du ja auch, ähm, Gefühle …«
All diese Ähms und Ähs machen mich ganz kirre.
»Aba, vielleicht hättest du letztes Jahr zu diesem Seminar von meiner Schule gehen sollen, in dem es darum ging, wie man mit seinen Kindern über Sex spricht. Mom war dort. Sie hat mir gesagt, dass ich gut aufpassen muss. Dass jede Menge Krankheiten übertragen werden können. Und dass ich nie, unter gar keinen Umständen ungeschützt Sex haben soll. Und wenn ein Typ verlangt, dass ich irgendwas mit ihm machen soll, was ich nicht will, dann soll ich ihn zum Teufel schicken. Und dass die Risiken, die Sex in meinem Alter mit sich bringt, gegenüber den schönen Seiten bei Weitem überwiegen. Und dass jeder vernünftige Junge mich genauso lieben wird, ohne dass ich meine Werte verrate oder meine Grenzen überschreite. Hast du noch was hinzuzufügen?«
Er sieht mich sprachlos an. »Äh … nein.«
»Traust du Avi nicht?«
»Honey, bei meiner Tochter traue ich keinem. Und hier ist irgendwas Merkwürdiges zwischen euch gelaufen, bevor ich zurückgekommen bin.«
»Hier ist nichts gelaufen, Aba.«
Mein Dad bückt sich, hebt mein Glücksbärchi vom Boden auf und wirft es mir zu. »Du kannst mir nichts vormachen. Diese israelischen Augen sehen alles.«
»Sogar Dinge, die es gar nicht gibt«, sage ich zu ihm. »Diese israelischen Augen sind paranoid.«
»Das ist eine gute Sache. Nenn es Berufsrisiko. Wir müssen ein paar Regeln aufstellen, so lange Avi zu Besuch ist.«
Ich hasse das Wort »Regeln«. Es schränkt einen total ein: den Spaß, die Freiheit, die Spontaneität. »Hau sie mir um die Ohren«, sage ich, weil ich weiß, dass es keinen Sinn hat, darüber du diskutieren.
»Keine Jungs in deinem Zimmer. Du und Avi könnt euch im Wohnzimmer und in der Küche aufhalten.«
»Aba, ich hab ihm nur die Wohnung gezeigt.«
»Natürlich«, sagt er, und es ist offensichtlich, dass er mir kein Wort glaubt. »Regel Nummer zwei: Du schleichst dich nicht ins Wohnzimmer, um Avi mitten in der Nacht einen Besuch abzustatten.«
»Warum sperrst du mich nicht in meinem Zimmer ein, damit ich nicht entwische?«, sage ich sarkastisch.
»Provoziere mich nicht, Amy.«
Ich verdrehe die Augen. »Dad, die meisten meiner Freunde sind viel erfahrener als ich.«
»Das ist das Problem von deren Eltern, nicht meins.«
Ich stehe auf und sehe ihn an. »Also, wenn ich etwas in der Art vorgehabt hätte, dann hätte ich es getan. Aber so weit bin ich nicht. Mach dir keine Sorgen.«
Bevor er mit seinem Vortrag fortfahren kann, mache ich die Tür auf und gehe zu Avi. Er wühlt im Wohnzimmer in seinem Seesack herum.
»Alles in Ordnung?«, fragt er.
»Er hat mir den Sex-Vortrag gehalten«, informiere ich ihn.
»Avi, boyenna b’vakasha«, ruft Dad.
Oh nein. »Was hat er gesagt?«
Avi steht auf. »Ich denke, ich bekomme jetzt auch den Sex-Vortrag«, sagt er und geht nach hinten zu meinem Vater. Na toll.
Warum vertraut mir Dad nicht? Ich bin doch nicht die Art von Teenie-Göre, die rebelliert, indem sie mit Drogis und Alkis rumhängt. Ich bin doch vernünftig. Okay, ich habe die Kreditkarte meines Vaters genommen und letzten Sommer hatte ich Gefühle für Avi, die mich selbst überrascht haben … und ein Stück weit habe ich diese Gefühle auch ausgetestet. Aber genau das macht man doch in meinem Alter, oder?
Ich betrachte Avis geöffneten Seesack. Nicht viel drin, außer Jeans, Socken, Shirts und Unterwäsche – diese engen Boxershorts wie die aus der Calvin-Klein-Werbung.
Hinter mir höre ich ein Räuspern. Erschrocken richte ich mich mit einem Ruck auf und sehe Avi vor mir stehen.
Er nickt. »Es war der Sex-Vortrag.«
»Was es schlimm?«
»Sagen wir mal so: Dein Dad hat angedeutet, dass er mich mit links kaltmachen kann, wenn er will.«
Dad kommt herein – mit einem ziemlich zufriedenen Gesichtsausdruck, wie ich betonen möchte. Bestimmt hat er Avi mit Mord und Totschlag gedroht, wenn er es nur wagt, mich anzusehen.
»Ärg!«
Köter bekommt von alldem nichts mit, nimmt einen Gummi-Quietsche-Hamburger ins Maul und legt ihn vor meinen Füßen ab. Ich hebe das Ding auf und werfe es den Gang entlang. Wie der Blitz saust er hinterher und bringt es zur nächsten Runde zurück.
»Ich habe unten Mr Obermeyer getroffen, als ich mit Köter Gassi gehen war«, erzählt mir Dad, während er zusieht, wie Köter an ihm vorüberschlittert. »Wir hatten ein längeres Gespräch – anscheinend ist heute der Tag der Gespräche.«
»Und?«
»Er hat gesagt, dass er morgen mit Princess zum Tierarzt geht, um untersuchen zu lassen, ob sie Nachwuchs bekommt. Wenn ja, machen wir uns dann über die Konsequenzen Gedanken.«
»Danke, Aba.«
»Das wird schon, mach dir keinen Kopf. Hör zu, ich habe noch zu tun, und du musst morgen in die Schule, also solltet ihr euch für heute verabschieden und zu Bett gehen.«
Weil Avi auf dem Sofa schlafen muss, hole ich aus dem Schrank im Flur Laken und eine Decke. Ich spüre seinen Blick auf mir, während wir zusammen das Bett herrichten. »Ich wünschte, wir wären in Israel«, sage ich. »Letzten Sommer gab es keine tausend Regeln, an die wir uns halten mussten, niemand hat uns Vorschriften gemacht, was wir zu tun und zu lassen haben … es war ein Traum.«
»Tja, sein Revier, seine Wohnung, seine Regeln.«
»Na toll.« Ist das nicht auch mein Revier und meine Wohnung? Wann kann ich endlich meine eigenen Regeln aufstellen? Oder wann wird mir genug Vertrauen entgegengebracht, dass es ohne Regeln geht?
Als die Couch die Transformation zum Bett vollzogen hat, wende ich mich an Avi. »Du kannst als Erster ins Bad.«
»Todah«, sagt er und nimmt eine Zahnbürste, Zahnpasta und eine blaue Flanellhose.
»Bitte.«
Ich gehe schnell in mein Zimmer und schlüpfe in ein Tanktop und Shorts – mein übliches Schlafgewand. Dann setze ich mich aufs Bett, starre Avis Foto auf dem Nachttisch an und kann es noch immer nicht fassen, dass er wirklich da ist … in meiner Wohnung, in meinem Leben. Es ist nicht so perfekt, wie es in Israel war, aber Avi hat etwas an sich, das mir unheimlich guttut und mich ruhig werden lässt.
Gleichzeitig sage ich mir, dass es nur für eine Woche ist und nicht für immer. Bald fliegt er wieder zurück und dann sitze ich wieder allein da … ohne Einladung zum Valentinstanz, ohne Freund an Silvester, ohne Verabredung am Valentinstag und ohne Date für das Feuerwerk am vierten Juli, falls aus dem Sommerurlaub in Israel nichts wird.
Nathan ist da. Jeden Tag.
Warum denke ich an Nathan, wenn Avi hier ist? Ich kann Nathan nicht mal leiden, und seine Smaragdaugen auch nicht.
Bestimmt ist Avi längst mit Umziehen und Zähneputzen fertig. Doch die Badezimmertür geht gerade erst auf, als ich direkt davor stehe. Avi kommt heraus … ohne Oberteil, frisch geduscht, mit feuchten Haaren.
Braun gebrannte Haut, Schokoladenaugen, Haare, die fast schwarz wirken, wenn sie nass sind. »Hi«, sage ich.
Er kämmt sich mit den Fingern durch die nassen Haare. »Entschuldige, dass es so lang gedauert hat, aber nach dem langen Flug und so habe ich dringend eine Dusche gebraucht.«
»Ich glaube, Dad muss mir diesen Sex-Vortrag noch mal halten«, flüstere ich, dann lächle ich ihn verlegen an, husche an ihm vorbei und sperre mich im Badezimmer ein.
Ich betrachte mich im Spiegel und frage mich, wie Avi darauf kommt, dass wir aussehenstechnisch in derselben Liga spielen. Meine Zähne könnten gerader sein, meine Oberlippe verschwindet, wenn ich lächle, meine Haare sind zu kraus, und meine Brüste haben eine Körbchengröße zu viel. Unter meinem Pyjama habe ich sogar den BH anbehalten, damit Avi nicht merkt, wie sehr meine Dingdongs hängen, wenn ich »die Mädels« von der Leine lasse.
Er sagt, dass er mich dafür mag, dass ich mich nicht mit halben Sachen zufriedengebe. Aber kämpft nicht jeder dafür, dass alles so läuft, wie er es sich vorstellt? Manche finden sich wahrscheinlich mit dem Status quo ab – zum Beispiel Jessica. Aber es liegt in meiner Natur zu kämpfen. Das habe ich vermutlich von meinem Dad.
Mir ist auch nicht entgangen, dass ich seit Neuestem ziemlich verrückt nach Jungs bin. Meine Gedanken kreisen ständig um sie. Das hat angefangen, als ich Avi kennengelernt habe, und seitdem nicht wieder aufgehört. Manchmal muss ich in den seltsamsten Momenten an Jungs denken, zum Beispiel im Konversionsunterricht oder sogar beim Shoppen. Als mir Jessica letzte Woche von ihrem Tanzturnier erzählt hat, hat sich mein Gehirn an dem Wort »Tanzen« festgesaugt, und meine Gedanken sind zu meinen letzten Sommerferien in Israel abgeschweift, als ich Avi in der Disco beim Tanzen beobachtet habe. Er ist ein großartiger Tänzer und bewegt sich unheimlich entspannt zur Musik – im Gegensatz zu den meisten anderen Jungs, die ich kenne.
Vielleicht sind Dads Regeln doch nicht so verkehrt.
Bevor ich ins Bett gehe, werfe ich noch einen Blick ins Wohnzimmer. Avi liegt auf der Couch, hat jedoch die Decke nicht ganz hochgezogen, sodass seine muskulöse Brust herausschaut. Ein Arm liegt unter seinem Kopf, wodurch sein Bizeps hervortritt.
»Was?«
»Nimmst du Anabolika oder so etwas?«
Er lacht. »Halte du mal eine Kalaschnikow über den Kopf und wate damit zweimal am Tag fünf Kilometer durch hüfthohes Wasser. Dann hättest du genauso kräftige Arme. Und wenn das Gewehr mit Wasser in Berührung kommt, kriegst du einen weiteren Kilometer aufgebrummt.«
Danke nein. »Ich dachte, ihr hättet in der Wüste trainiert.«
»Dort auch. Entweder muss man einen jerikon voll Wasser tragen, der über zwanzig Kilo wiegt, oder einen von vier Trägern spielen, die den schwersten Kerl der Einheit im Laufschritt auf einer Bahre transportieren. Und egal, wo man sich gerade befindet, wenn der Anführer sagt, runter auf den Boden, dann schmeißt du dich hin – ob nun scharfer Fels drunter ist oder nicht.«
»Woher stammen die Narben auf deinen Armen?«, frage ich und mustere die raue Haut an seinen Unterarmen.
»Vom Über-den-Boden-Robben. Ein ganz besonderes Vergnügen. Können wir jetzt aufhören, über die Armee zu reden?«
»Worüber willst du denn dann reden?« Ich setze mich auf die Kante des Mahagoni-Couchtisches vor dem Sofa.
»Erzähl mir was über deine Stadt. Was ist so besonders an Chicago?«
Chicago ist einzigartig, anders als alle anderen Städte auf der Welt. Wenn es um Chicago geht, gerate ich immer ins Schwärmen. »Wir haben weltberühmte Museen, das größte Indoor-Aquarium, jeden Mannschaftssport, den man sich vorstellen kann, inklusive jeder Menge passionierter Fans. Lincoln Park Zoo ist auch super, der kostet keinen Eintritt, und die Harald-Washington-Bibliothek ist die größte ihrer Art weltweit. In Chicago stehen drei der höchsten Gebäude der Welt, und es gibt das beste Essen des ganzen Landes, zum Beispiel Pizza, Sushi, Hotdogs und Italian-Beef-Sandwiches. Soll ich weitermachen?«
Avi setzt sich auf. »Deine Augen strahlen richtig, wenn du über deine Stadt sprichst.«
»Ich liebe Chicago. Ich bin nicht allzu weit von hier im Weiss Memorial geboren und habe mein ganzes Leben hier verbracht. Meine Mom ist raus in die Vororte gezogen, deshalb wohne ich jetzt bei meinem Dad. Ich würde es nirgends anders aushalten. Die Energie der Stadt ist ansteckend. Außerdem erwarten meine Mom und ihr neuer Mann draußen in ihrem neuen Haus ein Baby, da brauchen sie mich nicht.«
»Macht es dir was aus, dass sie ein Kind bekommen?«
Ich zupfe noch mehr Lack von meinen Nägeln. »Ja, es wird unsere ganze Familie verändern. Da versuche ich gerade, mich mit einem Mann an Moms Seite zu arrangieren, und jetzt kommt auch noch ein Baby dazu. Das fühlt sich total seltsam an. Ich weiß gar nicht mehr, wo meine Familie anfängt und wo sie aufhört. Auf jeden Fall habe ich keine kleine Kernfamilie. Eigentlich weiß ich nicht mal mehr, wer zu meiner unmittelbaren Familie gehört.«
Ich mag keine Veränderungen und in meinem Leben hat sich in den letzten sechs Monaten für meinen Geschmack viel zu viel getan.
»Amy, ich dachte, du wärst im Bett«, höre ich meinen Vater vom Flur aus.
»Ich habe Avi nur Gute Nacht gesagt.«
Mein Dad überwacht uns, als wäre er ein Wachposten des israelischen Militärs.
»Lyla tov, Amy«, sagt Avi und zwinkert mir zu.
Damit ist meine Nacht vorbei, schätze ich, egal, ob ich das will oder nicht. »Gute Nacht«, sage ich, dann gehe ich in mein Zimmer und schreibe Jessica eine SMS.
Ich: Bist du da?
Jess: Japp, hab drauf gewartet, dass du mir simst. Wie läuft’s mit dem Schmacko?
Ich: Coooool
Jess: Was, keine Details?
Ich: Gibt keine.
Jess: Lügnerin. Hast du ihn schon geküsst?
Ich: Ja
Jess: Und?
Ich: –
Jess: Was ist?
Ich: War nicht dasselbe.
Jess: Kann ich ihn dann haben?
Ich: NEIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Jess: Nur ein Witz, Amy. Kein Grund, gleich zu schreien. Wusste gar nicht, dass du so besitzergreifend bist.
Ich: Bin ich nicht. Okay, bin ich.
Jess: Du verwirrst mich.
Ich: Ich verwirre mich selbst. Und ich bin müde.
Jess: Ich auch.
Ich: Gehe jetzt schlafen. Bis morgen.
Jess: Bye, Chica
Ich: Lyla tov