SIEBZEHN

(I)

»Ich fahre jetzt zur Abtei«, sagte Alexander in der Diele. »Wollen Sie mitkommen?«

Jerrica senkte den Blick. »Nein, ich ...«

»Kommen Sie. Ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen.«

»Nein, ich sollte nicht, ich ...«

Der Priester verzog das Gesicht. »Hören Sie, ich habe gesagt, dass es mir wegen gestern leidtut. Wir können darüber reden und ich verspreche, diesmal nicht so ein Arschloch zu sein. Kommen Sie schon. Seien Sie kein Frosch.«

Sogar Jerrica musste lächeln. »Okay.«

Aber es war nicht okay, oder? Ich bin drogensüchtig. Pater Alexander wusste es und irgendwie wusste es jetzt auch Goop.

Eins nach dem anderen; sie musste erst mit Goop reden.

»Ich meine ... ich werde mitkommen, aber jetzt noch nicht«, sagte sie. »Ich kenne den Weg zur Abtei; ich komme etwas später mit meinem eigenen Wagen nach, okay?«

»Meinetwegen«, gab der Priester nach. »Sie müssen sicherlich noch an Ihrem Artikel arbeiten.«

Bei diesen Worten musste sie sich anstrengen, nicht in sich zusammenzusinken. Wem versuche ich etwas vorzumachen? Sie hatte bisher kaum an ihrem Artikel gearbeitet, dabei war das der eigentliche Grund gewesen, hierherzukommen. Zu sehr damit beschäftigt, Goop zu ficken und Koks zu schnupfen und mich in einen gottverdammten Priester zu verlieben, der 20 Jahre älter ist als ich ...

»Also dann«, fuhr der Priester fort. »Wir sehen uns später.« Er berührte leicht ihre Schulter. »Bye.«

Sie schluckte und sah ihm zu, wie er durch die Haustür hinausging. Sie blickte durch das kleine Fenster neben der Tür und sah ihn in seinem weißen Mercedes davonfahren.

Sie war nervös, aufgewühlt. Sie ging zurück ins Haus und die Treppe hinauf, und mit jedem Schritt hellte sich ihre Stimmung etwas auf. Sie erschauderte innerlich; sie hatte das neue Koks in der Tasche ihrer Shorts, aber sie weigerte sich, es zur Kenntnis zu nehmen. Sie musste stark sein, unbedingt.

Nur leider waren manche Dinge nicht ganz so einfach.

Eigentlich war nichts einfach ...

Sie nahm die Hand von der Hosentasche. Ich werde mit Goop reden, die Sache in Ordnung bringen. Mich für das, was ich heute Nacht gesagt habe, entschuldigen ...

Aber Goop ... war nicht da.

Die Tür seines Zimmers stand offen, doch Goop war nicht drinnen. Sie hatte heute Morgen schon nach ihm gesucht, nachgesehen, ob er vielleicht am Haus oder im Garten arbeitete. Doch ...

Kein Goop. Und sein Pick-up stand vor dem Haus.

Wo ist er?

Sie stand verblüfft mitten in seinem Zimmer. Es war ein spartanisches Zimmer – kein Wunder, Goop war ja auch ein einfacher Mensch. Nur ein Bett, eine Kommode, ein Stuhl, ein kleiner Tisch, der unbenutzt aussah. Und ...

Der Schrank, dachte sie.

Normalerweise wäre ihr nichts an einem Schrank im Zimmer eines Hausmeisters ungewöhnlich vorgekommen, aber dieser Schrank ...

»Was zur Hölle ist das?«, murmelte sie laut.

Die Schranktür stand offen, ja, aber in dem Schrank ...

Sie schlich vorwärts und lugte hinein.

Da schien noch eine Tür zu sein. Oder weniger eine Tür als eine fehlende Wandplatte, als wäre die Rückwand des Schrankes ein Ausgang.

Jerrica stand einen Moment lang still, dann blinzelte sie und ging hinein.

(II)

Charity schlief spät ein und wie üblich hatte sie mehr oder weniger den gleichen Traum, den sie seit ihrer Ankunft hatte. Männer vögelten sie, ihre Gesichter wurden plötzlich von Enttäuschung überwältigt, dann standen sie auf und gingen. Ein harter Schwanz nach dem anderen stieß ein paarmal in ihre Vagina, dann erschlaffte er und zog sich zurück. Sie lag da, Arme und Beine ausgestreckt wie ein heißer Seestern, und blickte unter Tränen auf, als einer nach dem anderen ohne ein Wort ging.

Immer das Gleiche, immer das Gleiche ...

Als sie erwachte, stachen die Lichtstreifen, die durch die Jalousie fielen, in ihre Augen. Sie fühlte sich immer noch abwesend und schwach. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich wach war oder nicht ...

Bin ich wach?, fragte sie sich.

Eine Stimme hämmerte in ihrem Kopf.

KOMM, sagte sie oder schien sie zu sagen.

Bin ich wach?

KOMM.

Nein, nein.

Charity setzte sich auf und rieb sich das Gesicht.

Natürlich. Es musste ein Traum gewesen sein.

(III)

Ein Durchgang ...

Ja, genau das war es. Hinter der Öffnung in Goops Kleiderschrank war ein Durchgang.

Neugier ist der Katze Tod, überlegte Jerrica, aber sie ging trotzdem weiter. Der erste Teil des Durchgangs war stockdunkel, doch dann bog sie um eine Ecke und sah ...

Licht.

Helle weiße Lichtspeere, wie Kirchturmspitzen, wie Lanzen, die in die Dunkelheit stachen.

Löcher, erkannte sie.

Sie schlich zum ersten Loch, legte ihr Auge daran und sah ...

Charitys Zimmer ...

Goop war tatsächlich ein gottverdammter Spanner! Jerrica starrte durch das Loch und sah Charity, wie sie sich im Bett aufsetzte und ihre Augen rieb. Das nächste Lichtloch war noch aufschlussreicher ...

Mein Zimmer!

Daher wusste Goop also von Jerricas Kokainkonsum. Er hat mich die ganze Zeit beobachtet. Gott weiß, was er noch alles gesehen hat!

Alle anderen Zimmer waren leer, wie sie wusste – keine Gäste, und Pater Alexander war bereits zur Abtei gefahren. Sie ging noch ein Stück weiter und fand ...

Eine Leiter.

Dort am Ende des Durchgangs führte eine Leiter nach unten. Sie sah nicht viel, aber gerade genug, dank der Lichtlanzen aus den vielen Löchern.

Eine Leiter. Nach unten.

Sie trat vorsichtig auf die oberen Sprossen, dann kletterte sie hinab und landete in einem weiteren Gang, der ohne Zweifel im Erdgeschoss lag. Ein Loch zeigte die Küche, eins das Arbeitszimmer und ein anderes ...

Annies Zimmer ...

Und dort war sie: Annie.

Was Jerrica sah, schockierte sie zuerst so sehr, dass sie es nicht glauben konnte.

Mein Gott. Was tut sie da?

Annie saß nackt auf der Kante ihres Bettes; ein weiterer Schock für Jerrica war die Tatsache, wie attraktiv diese Frau trotz ihres Alters geblieben war. Sonnengebräunte Arme und Beine, große runde Brüste, die noch kaum erschlafft waren, mit Nippeln so dunkel und frech wie Jerricas eigene.

Doch es war das, was Annie tat, was Jerrica am meisten schockierte.

Sie ... verbrennt sich ...

Tränen flossen über das Gesicht der alten Frau. »Es tut mir leid, es tut mir so leid«, weinte sie leise und führte die Flamme ihres Feuerzeugs an die Innenseite ihres Schenkels. »Oh, Geraldine, es tut mir so leid ...«

Geraldine?, fragte sich Jerrica.

Doch dann zuckte sie zusammen.

»Nicht genug, ich weiß!«, flüsterte Annie. »Nichts kann mir jemals Vergebung bringen ...«

Dann – Jerrica hätte hinter der Wand fast aufgeschrien – drückte Annie ihren rechten Nippel mit Daumen und Zeigefinger, zog an ihm –

»Vergib mir ...«

– und hob die Flamme des Feuerzeugs an die dunkle Spitze.

Jerrica biss bei dem Anblick die Zähne zusammen. Die Flamme verharrte fast eine Minute an der Spitze des Nippels. Schließlich fiel Annie vor Schmerzen auf das Bett zurück.

Was macht sie nur! Warum! Warum!

Das war krank. Das war Wahnsinn. Die Frau röstete ihre eigenen Nippel. Jerrica konnte sich die Schmerzen nicht vorstellen. Und als sie jetzt genauer hinsah, erkannte sie, dass die Frau das offenbar schon seit einiger Zeit so machte: Beide Nippel bestanden nur noch aus Narbengewebe.

Doch die Nippel waren nicht das Einzige, was sie ansengte ...

»Nicht genug«, flüsterte Annie mit tränenüberströmtem Gesicht. »Ich kann mich nicht genug für das bestrafen, was ich getan habe ...«

Und dann –

Nein, nein, nein!

– stand die alte Frau auf, spreizte die Beine –

NEIN!

– biss die Zähne zusammen, legte ihr pelziges Geschlecht mit den Fingern frei, schloss die Augen und hielt die Flamme ihres Feuerzeugs an ihre –

UM GOTTES WILLEN, NEIN!

– Klitoris.

(IV)

Die Hitze innerhalb der Abtei traf ihn wie ein Backstein mitten ins Gesicht. Mein Gott, dachte Alexander. So viel zum Durchzug durch die Fenster, die er aufgebrochen hatte. Kaum eine Stunde, nachdem er geduscht und frische schwarze Kleidung angezogen hatte, war er schon wieder nass geschwitzt. Doch er ging weiter, seine Schritte hallten im leeren Mittelsaal. Eine Hand war frei. Die andere hielt den schweren Vorschlaghammer umklammert. Er ging am frisch aufgebrochenen Verwaltungsbüro vorbei bis ans Ende der Halle.

Die Treppe zum Keller.

Was immer hinter dieser gottverdammten Wand liegt, ich werde es finden, schwor er sich.

Er zündete mehrere Spirituslampen an und wartete, bis seine Augen sich an das trübe Licht gewöhnt hatten. Die lange Ziegelsteinmauer im Keller erstreckte sich den ganzen Gang entlang. Die Ziegel sahen uralt und verblasst aus, bis auf den neueren Abschnitt, den sie vor zwei Tagen entdeckt hatten. Ja, erkannte er. Dahinter ist ein Raum und irgendjemand hat ihn zugemauert.

Aber warum? Um noch mehr Akten zu versiegeln? Unwahrscheinlich. Selbst in dem schwachen künstlichen Licht konnte er sehen, dass das Mauerwerk offensichtlich älter war und viel besser verarbeitet. Die Mauer, mit der das Büro versiegelt worden war, war ziemlich schlampige Arbeit gewesen; Alexander hatte sie in wenigen Minuten eingerissen. Und wieder fiel sein Blick auf die Bearbeitungsspuren an der Wand. Zentimetertiefe Kerben, etwa auf Augenhöhe. Die Schlussfolgerung war offensichtlich:

Vor langer Zeit hatte schon einmal jemand versucht, durch diese Mauer durchzubrechen.

Ich bin kein gottverdammter Bodybuilder, sagte sich der Priester, aber ich werde so sicher wie das Amen in der Kirche durch diese Scheißmauer brechen ...

Er machte sich bereit. Doch als er den Hammer hob, blickte er unabsichtlich zur Seite, zum entfernten Ende des schwülen Gangs, und was er dort sah ...

(V)

»Mein Gott, ist das heiß!«

Jerrica parkte ihren roten Miata vor der Abtei. Pater Alexanders Wagen stand neben dem Gebäude wie ein wartendes Haustier.

Die Abtei ragte vor ihr auf.

So ein merkwürdiges Gebäude. Jerrica zündete sich eine Zigarette an und starrte abwesend auf die Abtei. Das mit Zedernholz gedeckte Dach und die alten Baumstammwände sahen neben der Ziegelsteinfront deplatziert aus. Der seltsame Glockenturm ohne Glocke. Die schießschartenartigen Fenster.

Und das alles in der tiefsten Provinz versteckt ...

Sie versuchte, die infernalische Hitze zu ignorieren, als sie aus dem Wagen stieg. Es war Sommer, ja, und es war zu erwarten, dass es heiß war. Aber so heiß? Es müssen knapp 40 Grad sein!, schätzte sie. Sie fühlte sich schon wieder klebrig, ihre spärliche Kleidung haftete an ihrem Körper. Das knallrote Top war zu einem Baumwollschwamm geworden, der ihren Schweiß aufsaugte und wie eine zweite Haut an ihren Brüsten klebte.

Etwas kämpfte darum, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, wie eine Faust, die an eine Tür klopfte. Sie wusste, was es war: Annie.

Jerrica erschauderte, als sie sich daran erinnerte. Aber was konnte sie tun? Nichts, erkannte sie. Sollte sie etwa verraten, dass sie die alte Frau durch ein Loch in der Wand beobachtet hatte? Und so dafür sorgen, dass Goop rausflog? Nein, das konnte sie nicht machen. Geraldine, dachte sie. Diesen Namen hatte Annie während ihrer Selbstkasteiung genannt. Doch wofür hatte sie sich überhaupt selbst bestraft? Und wer war Geraldine? Sie hat den Namen vorher nie erwähnt.

Doch eins war offensichtlich: Annie hatte ein Problem, ein großes Problem. Selbstverstümmelung war etwas Schreckliches, es gab Menschen, die sich selbst verletzten, um den Druck ihrer Depressionen zu lindern. Ihr würde übel, wenn sie daran dachte, wie diese freundliche alte Frau sich selbst verbrannte. Doch ...

Es gibt nichts, was ich dagegen tun könnte. Ich kann unmöglich zugeben, dass ich sie gesehen habe. Und es ist ja auch nicht meine Sache ...

So schwer es auch war, sie musste es auf sich beruhen lassen ...

Staub wirbelte im Kreis wie ein kleiner Derwisch, als sie die große Eingangstür der Abtei aufzog. Sie sah nichts von Pater Alexander, als sie hineinschaute, nur ein paar brennende Spirituslampen. Vielleicht ist er im Verwaltungsbüro, überlegte sie. Ihre Schritte führten sie den staubigen Mittelsaal entlang. Das Gebäude fühlte sich leer an, doch als sie zum Büro kam, dessen zugemauerten Eingang der Priester vor zwei Tagen aufgebrochen hatte, sah sie ihn rauchend auf dem Schreibtisch sitzen. Er hatte wieder sein schwarzes Hemd ausgezogen, seine Muskeln wölbten sich schlank und straff unter seiner Haut. Aber er sah sie mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck an.

»Hi«, grüßte Jerrica. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich komme.«

Er nickte abwesend. »Hi.«

»Hat jemand Ihren Hund erschossen?«, versuchte sie zu scherzen.

Der Priester zuckte die Schultern. »Ich habe mir ganz schön einen abgebrochen bei meinem Versuch, die Mauer da unten mit dem Vorschlaghammer einzuschlagen. Ganz schön schwierig.«

Aber war es das? Jerrica glaubte es nicht.

»Na ja«, fügte er hinzu, »und ich habe etwas gefunden.«

»Was?«

Er zuckte wieder die Schultern und stand auf. Seine Brustmuskeln glänzten vor Schweiß. »Kommen Sie. Ich zeige es Ihnen.«

Sie folgte ihm stumm durch den Saal bis zur Treppe, die in den Keller führte. Auf dem Weg betrachtete sie seinen Rücken: straffe Haut und ausgeprägte Muskeln, die Schrapnellnarben waren über seine Seite verstreut wie planlose Stiche. Sie zwang sich, den Blick abzuwenden; dabei stach ihr ein grelles Glitzern ins Auge. »Warten Sie. Was ist das?«

Im Treppenhaus befand sich ein Spitzbogenfenster, das wie die meisten anderen zerbrochen war. Es ging zum Wald hinter der Abtei hinaus, wo das Gelände abfiel. Und durch die Bäume hindurch sah sie das Glitzern.

»Das sieht wie Wasser aus«, sagte sie.

»Ist es auch. Das ist der See«, sagte Alexander ohne jedes Interesse. Was beschäftigte ihn nur?

»Verdammt, ich habe schon wieder meine Kamera vergessen. Ich muss unbedingt ein Bild davon machen.«

»Später«, sagte er dumpf. »Ich muss Ihnen erst das hier zeigen.«

Sie folgte ihm nach unten, hinein in die plötzliche Dunkelheit. Trübes Licht flackerte im Gang: Spirituslampen, die der Priester für seine Arbeit angezündet hatte. Er nahm eine in die Hand und hielt sie näher an die Wand.

So wie vorgestern blickte sie auf einen Wandabschnitt aus neueren Steinen, als wäre dort einmal ein Eingang gewesen, den jemand – aus welchen Gründen auch immer – zugemauert hatte. »Sehen Sie diese Bearbeitungsspuren an den neueren Steinen?«, fragte er und zeigte auf die zentimetertiefen Kerben.

»Ja, aber die haben wir ja schon beim ersten Mal gesehen. Jemand ...«

»Genau«, unterbrach er sie. »Jemand hat versucht, die Mauer zu durchbrechen, wahrscheinlich schon vor langer Zeit. Das haben wir bereits festgestellt.«

Jerrica schürzte die Lippen. Was war denn jetzt die große Entdeckung? Doch dann hob der Priester etwas vom Boden auf. »Sehen Sie mal«, sagte er. »Das habe ich in der Ecke gefunden.«

Es war eine Spitzhacke.

»Wir haben sie vorgestern nicht gesehen, weil sie buchstäblich von Spinnweben bedeckt war. Ich wette, das Ding liegt hier schon seit Jahrzehnten. Und jetzt sehen Sie sich das an.« Alexander hob die Spitzhacke. Die eine Spitze der Hacke war eine schmale Haue, die andere ein scharfer, spitzer Pickel. Der Priester legte das spitze Ende der Hacke nacheinander in mehrere der Kerben in der Wand.

»Passt genau«, stellte Jerrica fest. Aber sie verstand immer noch nicht, worauf er hinaus wollte. »Okay, das ist also offenbar das Werkzeug, mit dem dieser Jemand versucht hat, die Wand einzureißen. Und?«

»Sehen Sie genauer hin. Sie denken nicht nach.«

Jerrica runzelte die Stirn. Sie verstand immer noch nicht.

»Ich bin eins achtzig, ein normal großer männlicher Erwachsener«, sagte der Priester. »Jetzt passen Sie auf.« Er imitierte einen weit ausholenden Schlag mit der Spitzhacke gegen die Wand. Die Spitze der Hacke landete ein gutes Stück oberhalb der vorhandenen Kerben.

»Wenn ein normal großer Erwachsener versucht hätte, die Wand einzureißen, würden die Bearbeitungsspuren sich weiter oben befinden, etwa hier, sehen Sie? Aber sie sind 60, 70 Zentimeter tiefer.«

Jetzt verstand Jerrica, was er damit sagen wollte.

Alexander zündete sich im Zwielicht eine Zigarette an. »Wenn es also nicht gerade ein Zwerg war, der damals versucht hat, die Mauer aufzubrechen, dann muss es –«

»– ein Kind gewesen sein«, ergänzte Jerrica langsam.