SIEBEN

(I)

Die komischen Lichter blitzten und blitzten, als Bighead zu schlafen versuchte. Er hatte sich hinter ’nem Hügel zusammgerollt, sein Kopf war voll mit komischen Sachen. Er hatte diese leisen Blitze schon oft gesehn, aber noch nie so klar wie jetz’, weil wie er mit Grandpap im Unterwald wohnte, da war’n immer große Bäume drumrum gewesen. Aber jetz’ konnt’ er’s gut sehn, und wie komisch das aussah! Und ... und ...

Und das erinnerte ihn an was, oder?

Es erinnerte ihn an sein’ Traum.

Das war ’n Traum, den er schon länger hatte, als er sich erinnern konnte. Kam nich’ jede Nacht, aber ziemlich oft, und immer der gleiche.

Bighead träumte von ’nem Schloss und im Schloss gab’s Engel, drei oder vier davon, die alle irnkwie rumrannten, als hätten die Angst, und geschrien ham die. Und alte Männer lagen da rum und ihre alten Gesichter glotzten wie große vertrocknete Pilze, so wie die, die er in ’n Wäldern unten an ’n Bäumen gesehn hatte.

Die Engel war’n echt hübsch, und noch hübscher, wie sie so rumrannten und schrien. Dann zeigte ihm das Traumauge noch zwei Engel, und die zwei Engel war’n am Baden in ei’m von ’n Räumen im Schloss. Und Bighead, in sei’m Traum jetz’, vergeudete keine Zeit. Fickte sie beide und ersäufte sie gleich da in ihr’m hübsch riechenden Bad. Dann knackte er ihre Köpfe und mampfte ihr Hirn. Danach latschte er im Schloss rum und holte sich die ersten vier in ihr’n Engelklamotten, und die schrien immer noch und versuchten wegzurenn’. Das ließ Bighead ’türlich nich’ zu, no Sir, und er fickte sie vorne und hinten, fickte sie und ließ sie blutich liegen, weil wie Grandpap gesacht hat, man muss die Leute ficken, bevor sie ein’ ficken. Bighead war ziemlich geil in sei’m Traum, und er hatte genuch Saft für alle, und er war auch nich’ knauserich mit ’m Verteil’n! Bigheads großer, dicker Pimmel riss die Engel alle mächtich auf, und ’n paar bluteten wie verrückt, als er in ihn’ kam, und die er in ’n Arsch fickte, die bluteten sogar noch mehr, und als Bighead fertich war, lagen sie alle blutend rum und starben, ihre hübschen Engelgesichter war’n starr vor Angst, die Augen aufgerissen, auch die Mäuler weit auf, und aus ihr’n Pussys und Arschlöchern liefen Blut und Scheiße und Pisse.

So viel zu ’n Engeln.

Dann brachte der Traum ihn weiter ins Schloss rein, dahin, wo er die ganzen alten Männer rumliegen sehn hatte. Bighead dachte sich, dass die alten Männer auch Engel sein mussten, weil wieso sollten die sonst in ’nem Engelschloss sein? War lustich, ihnen die Eier abzureißen und die schrumpligen alten Pimmel abzufetzen. ’n paar von ’n alten Engeln zwang Bighead, ihre eigenen Pimmel zu fressen, er ließ sie ihr eignes Pimmelfleisch runterschlucken, yes Sir. Bighead drückte ihn’ die Augäpfel aus ’n schreienden Gesichtern, riss ihn’ die Arme aus ’n Schultern, fetzte ihr’n Bauch auf und zog ihre Innerein raus. Und als er fast fertich war, merkte Bighead, dass sein Prügel schon wieder hart war und dass sich noch mehr saftige Wichse in sei’m Unterteil aufbaute, also fickte er die letzten Alten in ’n Arsch und kam noch ’n paarmal ganz orndlich. Scheiße, Mann, als Bighead fertich war, muss er wohl so viel gekomm’ sein, dass man damit ’n Milcheimer vollmachen hätte können! Und da kuckt’ er sich um und sah, dass die ganzen alten Männerengel tot war’n, und wie’s aussah, auch die ganzen Pussyengel, und nix bewegte sich mehr im Schloss.

Das Schloss war dunkel, und dunkle Nacht war’s, und Bighead, immer noch in sei’m Traum jetz’, konnt’ manchmal fast nix sehn, bis auf die Blitze, die in ’n Fenstern blitzten.

Und als er sicher war, dass da keine Engel mehr war’n, die er ficken und abmurksen konnte, ging er raus und er stand da draußen in der großen und feinen Nacht und kuckte in ’n Himmel.

Die Blitze blitzten weiter so komisch, ohne Krach, und dann, immer noch in sei’m Traum, hörte er ’ne Stimme ...

War nich’ Grandpaps Stimme, no Sir. War überhaupt niemand seine Stimme nich’.

Die Stimme knisterte in sei’m Kopf, als er auf die Blitze glotzte, und was die Stimme sachte, war:

Sie sachte: KOMM.

Das war der Traum, den Bighead so oft hatte, und das war’s, wo er jetz’ dran denken musste, als er da am Hügel zu schlafen versuchte. Was am komischsten war, war’n nich’ die Engel, die er in sei’m Traum alle abgemurkst hatte, nee, ’s war die Stimme, die er da zischen hörte wie Waschbärfleisch auf ’m Feuer.

KOMM, hatte die Stimme gesacht.

Aber ...

Wohin kommen?

KOMM.

Bighead verstand’s nich’. Warum zur Hölle hatte er so ’n Traum? Irnkwann sachte Grandpap ihm mal, dass Träume ’ne Bedeutung hatten, dass ’n Traum so was war, wie wenn die Seele ruft. Aber was sollte der Traum bedeuten?

Er wusste, dass’s nich’ viel bringen würd’, wenn er versuchte zu schlafen, also stand er auf und streckte sich und pisste sich aus und dann kackte er ’s Opossum und Waschbärhirn und die leckern Schlangeninnerein aus, die er gegessen hatte. War spät und dunkel war’s, und das Mondlicht schien hell in seinen schiefen Augen. Er kuckte in ’n Himmel und glotzte nur.

Und da hörte er’s. Und er wusste, dass er’s nich’ träumte, er wusste, dass er jetz’ voll wach war ...

Trotzdem hörte er’s.

Er hörte die gleiche Stimme wie aus sei’m Traum und sie sachte:

KOMM.

Bighead konnte nich’ so ganz verstehn, wie er jetz’ was in echt hören konnte, was er nur in ’m Traum gehört hatte. Aber ihm war klar, dass er nur eins machen konnte.

Der Stimme folgen ...

(II)

Die Blitze peitschten stumm über die Windschutzscheibe. Wetterleuchten, erkannte Pater Tom Alexander. Statische elektrische Ladungen, die sich in einer Hochdruckzone aufbauten. Kam in Bergregionen im Sommer öfter vor.

Der Mercedes bog auf die schwarze Straße ab, auf die Route 154. Die limettengrünen Zahlen der Uhr am Armaturenbrett zeigten 00:58 an. Wie war ihm die Zeit so schnell durch die Finger geronnen? Er hätte wenigstens anrufen sollen, um Bescheid zu sagen, dass er später kam. Ah, egal. Ich habe in den Geschütztürmen von Panzern geschlafen und in Reisfeldern, in Kasernen und Notzelten und Feldlagern. Wenn die Vermieterin schläft, wird es mich nicht umbringen, wenn ich eine Nacht in einem Scheißmercedes verbringe.

Er zündete sich eine Zigarette an, ließ die warme Nachtluft über sein Gesicht strömen. Zumindest war alles gut ausgeschildert; alle paar Meilen stand ein Schild: ANNIES GÄSTEHAUS, und Halford hatte gesagt, dass sein Zimmer im Voraus bezahlt sei.

Sein Blick schweifte umher, während er fuhr. Da kann Richmond nicht mithalten, entschied er. Die Landschaft war einfach umwerfend, das musste er zugeben, und nachts sogar noch mehr. Der Mond folgte ihm wie eine bucklige Anstandsdame und raste über die Baumspitzen dahin. Die Straßen wanden sich und wanden sich und endlich war er da.

Ein malerisches altes Haus, keine Frage. Ein gewundener Weg führte zu einem Schotterparkplatz. Zwei Fahrzeuge parkten vor dem Haus, ein schnittiger roter Miata Cabrio und ein angeschlagener Pick-up, der aussah, als sei er 30 Jahre alt. Alexander parkte den Wagen, schaltete das Licht aus und stellte den Motor ab. Den ganzen Tag hatte er in seiner schwarzen Hose, dem schwarzen Hemd und dem Priesterkragen geschwitzt. Der Kragen fühlte sich wie eine Eisenmanschette an, die in das Fleisch seines Halses schnitt. Er nahm seinen Koffer und ging die Stufen hinauf.

Ein Messingtürklopfer blickte ihm entgegen, der wie ein bizarres Gesicht aussah: nur zwei Augen, kein Mund, keine anderen Gesichtszüge.

Wahrscheinlich liegen schon alle im Bett, war er sich mittlerweile sicher. Aber als er blechern klopfte, öffnete sich die Tür fast sofort, und er wurde von einer attraktiven Frau Anfang 60 empfangen, die Hausschuhe und einen indigofarbenen Hausmantel trug. »Pater Alexander?«

»Ja, und Sie müssen Miss ...«

»Annie, bitte.« Blaue Augen strahlten ihn an. »Wir haben Sie schon erwartet.«

»Es tut mir sehr leid, dass ich so spät komme«, entschuldigte sich Alexander.

»Ach, das ist schon in Ordnung.« Sie führte ihn in einen spärlich beleuchteten Salon, der vom Durchzug der offenen Fenster angenehm gekühlt wurde. »Stellen Sie Ihr Gepäck ab. Darf ich Ihnen etwas Wein anbieten?«

»Äh, ja, danke.« Alexander lächelte. Ich könnte eigentlich etwas Stärkeres gebrauchen, aber Wein wird es auch tun. Während ihrer kurzen Abwesenheit blickte er sich um. Ein schönes Haus, gemütlich und authentisch. Irgendwo in der Nähe kündigte eine Uhr sanft die erste Viertelstunde an. Annie kam mit einem Glas zurück, in dem etwas Dunkles war. »Es ist Himbeerwein, hier aus der Gegend«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie mögen es.«

Wenn Alkohol drin ist, mag ich es. »Vielen Dank«, sagte er. »Mein Chef sagte, dass das Zimmer für zwei Wochen im Voraus bezahlt ist, richtig?«

»Ja, das stimmt.«

»Ich werde Ihnen in Kürze noch einen Scheck ausstellen; wie es aussieht, werde ich wohl noch etwas länger bleiben müssen.«

»Je länger, desto besser, Pater. Wir freuen uns, dass Sie hier sind.« Sie setzten sich an einen Klapptisch, der mit filigranen Zierdeckchen bedeckt war. »Also waren Sie bereits in der Abtei?«

Alexander nickte und nippte an dem Wein, der süß und erfrischend war. »Ein völliges Chaos. Ich werde letztendlich dorthin ziehen müssen, um die Renovierungsarbeiten zu leiten, und einige Tage pro Woche nach Richmond pendeln, um meinen regulären Aufgaben nachzugehen.«

»Hatten Sie Probleme, sie zu finden?«

Alexander unterdrückte ein Lachen. »Nur ein bisschen, aber jetzt kenne ich den Weg.« Tatsächlich war er stundenlang auf der Suche nach der Tick Neck Road unterwegs gewesen, die, wie sich herausstellte, nicht auf seiner Karte verzeichnet war. »Sie wissen wahrscheinlich mehr über die Abtei als ich«, sagte er. »Die Diözese hat mir nicht allzu viel darüber berichtet. Wissen Sie, wie lange sie schon geschlossen ist?«

Ein nachdenklicher Ausdruck zog kurz über Annies Gesicht. »Oh, ich glaube, sie wurde um ’75 herum zugemacht, also vor etwas mehr als 20 Jahren.«

»Sieht mehr wie 100 Jahre aus.« Bei seiner ersten Besichtigung hatte er praktisch eine leer stehende Ruine vorgefunden, behangen mit Spinnweben so dick wie Schiffstaue. Es war ganz und gar nicht das, was er erwartet hatte; das Wort Abtei rief bei ihm ein bestimmtes Bild hervor – er stellte sich dabei ein großes Steingemäuer auf einem Hügel vor, eine stattliche mittelalterliche Erscheinung. Was er stattdessen fand, war ein schlichtes Holzgebäude mit schmalen Fenstern und einem abgeschrägten Dach, das mitten in einem dichten Wald stand. Das wahre Alter des Gebäudes wurde von seinen Außenwänden verraten: dicke anachronistische Baumstämme, die Lücken mit vergilbtem Mörtel gefüllt, doch dann hatte Alexander sich an Halfords knappe Instruktionen erinnert – die Abtei war Ende des 17. Jahrhunderts erbaut worden und das ursprüngliche Äußere war erhalten geblieben. Ein kleiner Glockenturm war jedoch das Einzige an ihr, was »kirchenähnlich« aussah. Das Innere war ein einstöckiges Labyrinth aus dunklen Hallen und vernagelten Türen, und Halford hatte nicht gescherzt, als er gesagt hatte, dass es keine Elektrizität gab. Alexander hatte bei seiner Erkundung drei Taschenlampenbatterien verbraucht, und er fand keine Hinweise darauf, dass es überhaupt irgendwelche Leitungen gegeben hatte. Eine Ruine, erkannte er. Und mein Job ist es, sie wieder aufzubauen. Ja, da kann man wirklich von Gottes Wirken reden. Sie schicken mich, um ihr Chaos wieder in Ordnung zu bringen ... Hinter dem Gebäude schimmerte ein See im Mondlicht.

»Ich brauche dringend ein paar Sachen«, sagte er. Er zündete sich eine Lucky an, als er sah, dass die alte Frau sich eine dünne weiße Pfeife angesteckt hatte. Sie hatte einen Schildkrötenpanzer als Aschenbecher auf den Tisch gestellt. »Ich brauche Spirituslampen, Taschenlampen, Putzmittel, solche Sachen. Ich hoffe doch, dass es irgendwo einen Laden in der Nähe gibt?«

»Oh, ja. Ich bin sicher, dass Hull’s alles hat, was Sie brauchen. Goop, mein Gehilfe, wird Sie morgen hinbringen. Es ist in der Stadt, nicht weit von hier.«

»Und wenn Sie mir eine Liste mit Baufirmen besorgen könnten, würde mich das sehr glücklich machen.«

»Pater, in Luntville wimmelt’s nur so von guten, starken Männern, die Arbeit brauchen, und die werden sich für Sie ’n Buckel krumm schuften, das können Sie mir glauben!«

Natürlich. Das erklärte auch die Begeisterung der Frau über seine Anwesenheit. Die gesamte Region litt seit einem Jahrzehnt unter extremer Arbeitslosigkeit. Alexander kam mit der Geldbörse der Kirche, um Jobs zu verteilen wie ein Eiswagen Schokoladeneis. Doch die Frau interessierte ihn, und er spürte, dass ihre Begeisterung tiefere Wurzeln hatte. Vielleicht war sie eine von vielen, die in einer glaubenslosen Gesellschaft das Bedürfnis nach Glauben verspürten; für sie war Alexander das Symbol einer nebelhaften Macht und Wahrheit. Und, ja, sie war recht attraktiv für ihr Alter: vollbusig, wohlproportioniert, lebhaft und schlank, ohne jede Spur des körperlichen Verfalls, mit dem ein beschwerliches Leben auf dem Lande oft die Älteren strafte. Sie war vielmehr in eleganter Anmut gealtert. Alexander hoffte, dass die Jahre ihn auch so gnädig behandeln würden.

Er trank sein Glas leer und drückte die Zigarette aus. »Nun, Annie, Sie sollten wissen, dass die Kirche Ihre Gastfreundschaft und Ihre Unterkunft sehr zu schätzen weiß. Und vielen Dank für den Wein. Ich glaube, ich sollte jetzt ins Bett gehen – es war ein langer Tag.«

»Wie gesagt, Pater, es ist schön, dass Sie hier sind.« Sie sprang behände auf und führte ihn zum Fuß der Treppe. »Und Sie werden nicht gestört werden. Die einzigen anderen Gäste sind meine Nichte Charity und ihre Freundin Jerrica, die bei einer großen Zeitung in Washington arbeitet.« Sie nannte ihm seine Zimmernummer. »Und wenn Sie was brauchen, kommen Sie einfach zu Annie.«

Alexander lächelte. »Das werde ich, vielen Dank. Und gute Nacht.«

Er stapfte die Treppe hinauf, vorbei an gerahmten Porträts und Landschaften. Die Stille im Haus war fast greifbar. Er ging über den Teppich des Flurs zu seinem Zimmer, doch vor einer der anderen Türen hielt er kurz an. Er hatte etwas gehört ...

Gemurmel, eine Frau. Sehr leise, aber unverkennbare Äußerungen von etwas, das er nur als Qualen beschreiben konnte ...

Oje, dachte er, da hat jemand einen Albtraum.

(III)

Charitys Träume durchzuckten sie im Takt der stummen Blitze hinter ihrem Fenster. Und Entsetzen drang mit grellen Bildern wie messerscharfe Glasscherben auf sie ein. Sie wälzte sich im Schlaf, wühlte in ihren Laken, sie schwitzte so stark, dass ihr Nachthemd wie feuchte Papiertaschentücher an ihrer Haut klebte.

In ihrem Traum wurde sie von Männern geliebt, zumindest dachte sie es. Alle Männer, mit denen sie je zusammen gewesen war, waren jetzt wieder mit ihr im Bett, einer nach dem anderen, verschiedene Körper, verschiedene Gesichter, aber jeder Liebesakt war in zermürbender Weise gleich, keine wirkliche Liebe, sondern etwas Automatisches, Oberflächliches, und immer so blass im Vergleich mit dem, was sie erwartet hatte. Steve, Johnny, Tim, Rick und all die anderen, und zuletzt Nate. In der warmen Dunkelheit erschienen ihre Gesichter über ihr wie schnell durchgeblätterte Spielkarten, und ebenso ihre Körper. Sie konnte ihre Penisse sehen, feucht von ihrem Fellatiovorspiel, jeder so einzigartig wie ihre Gesichter. Manche lang, manche kurz, manche dick, manche dünn. Und einer, Nates, wundervoll groß. Jedes Mal wusste Charity, dass sie verliebt war, bis ...

Einer nach dem anderen drangen sie in sie ein. Sie spürte die Penetration kaum, aber es war ihr egal. Es ging ihr um sie, nicht um die Reaktionen ihres Körpers. Trotzdem fühlte sie sich erregt und das Gefühl eines sie begehrenden, nackten Mannes über ihr war alles, was sie an Gefühl brauchte. Sie führten ihre Erektionen in sie ein, begannen sie zu lieben. Dann ...

...brach alles auseinander.

Jedes Mal hörten sie nach wenigen Augenblicken auf. Es war der Ausdruck ihrer Gesichter, der sie am meisten erschreckte: ein Ausdruck plötzlicher Verblüffung, der sich in Enttäuschung verwandelte. Was lief schief? Einer nach dem anderen zogen sie sich aus ihr zurück und verließen sie, behaupteten: »Hab’ wohl zu viel getrunken« oder »hatte heute ziemlich viel Stress bei der Arbeit« oder »bin anscheinend nicht recht in Stimmung« oder irgendeine andere erfundene Ausrede. Es ergab keinen Sinn. Bis dahin war alles wundervoll gelaufen, doch wenn sie ins Bett gingen, war alles vorbei. Und einer nach dem anderen ließen sie sie dort liegen, mit bleichem Gesicht und Tränen in den Augen.

Jedes Mal.

Und dann verwandelte sich der Traum in einen grässlichen Albtraum. Das stumme Wetterleuchten blitzte und blitzte. Weitere Männer kamen, Männer, die sie nie getroffen hatte. Männer aus der Zukunft? War dieser Albtraum der Weg, auf dem ihre Psyche ihr weitere Fehlschläge voraussagte? Grunzend und gesichtslos trieben sie grob ihre Unzucht mit ihr, schlugen sie, zogen an ihren Haaren und malträtierten ihre Brüste, nur um die Feuchtigkeit ihrer Vagina zu ignorieren und sich stattdessen über sie zu hocken und zu masturbieren. Ihre Hände glitten wild an ihren Penissen auf und ab, bis ihr Sperma herausschoss und in ihr Gesicht klatschte, in ihren Augen brannte, salzig in ihren aufgerissenen Mund drang. Und dann, wie all die anderen, ließen sie sie in der Dunkelheit allein.

Charity wälzte sich im Bett. Die Laken wanden sich um ihren Körper wie Schlangen. Die Blitze leuchteten weiter geräuschlos auf.

Und in der Geräuschlosigkeit des Albtraums hörte sie eine Stimme, als würde jemand auf der anderen Seite einer Wand oder vielleicht auf der anderen Seite ihrer Seele reden.

Ja, ja.

Eine Stimme ...

(IV)

Ein anderer Traum, in einem anderen Zimmer. Nur Bilder, nur Worte.

Ihre eigenen Worte.

Die Brühe ...

Und ihre eigenen Hände, die ihre Brüste zusammenpressten.

Daumen und Zeigefinger kniffen den Nippel, drückten ihn ...

Geraldine, Geraldine ...

Das Streichholz flammte in der körnigen Traumdunkelheit auf.

Es tut mir so leid ...

Dann berührte die Flamme den zusammengedrückten pinken Nippel, bis er zu brennen, zu brutzeln begann ...

(V)

Sie hörten Stimmen, als sie sich wieder ins Haus schlichen. »Scht ...«, flüsterte Jerrica Goop zu, als er gerade seinen großen Mund öffnen wollte. »Wir müssen leise sein.«

Die Stimmen kamen aus dem Salon, erkannte sie. Es ist Annie und ... noch jemand. Aber wer? Und warum war Annie um diese Zeit noch auf? Vorher hatte sie doch geschlafen. Doch da war noch eine andere Stimme, die Jerrica nicht erkannte.

»Komm«, flüsterte sie Goop zu, dessen große Pranke sie immer noch festhielt. Das hätte mir gerade noch gefehlt, dachte sie, dass mich Annie nachts um eins dabei erwischt, wie ich in ihrem Gästehaus herumschleiche, nachdem ich gerade in den Büschen ihren Gärtner gefickt habe. Sie biss die Zähne zusammen, holte tief Luft und huschte durch das Arbeitszimmer. Goop folgte ihr wie ein treues Hündchen. Als sie am Salon vorbeikamen, bemerkte sie zwei Schatten, die am Tisch saßen. Sie roch Annies Pfeife und Zigarettenrauch und erhaschte einen Blick auf zwei halb volle Weingläser auf dem Tisch. Mit wem unterhielt sich Charitys Tante zu so später Stunde?

Sie verdrängte den Gedanken und stieg schnell die Treppe hinauf, mit Goop im Schlepptau. Gott sei Dank!, dachte sie, als sie oben angekommen waren, ohne dass sie jemand gesehen hatte. Dann platzte Goop heraus: »Oh Gott, Miss Jerrica, das war wirklich ...«

»Scht!« Sie zog ihn schnell über den Flur und hielt vor seiner Tür an. »Geh jetzt ins Bett«, flüsterte sie wie eine Mutter zu ihrem Kind. In vielerlei Hinsicht war Goop tatsächlich ein Kind: Er hatte keine geistige Tiefe, eine kindliche Gefühlswelt, keinerlei Selbstreflexion. Aber natürlich waren das auch nicht gerade die Eigenschaften, auf die es ihr da draußen in dem dunklen Hinterhof angekommen war ...

»Geh jetzt ins Bett, Goop. Gute Nacht ...«

»Oh, Miss Jerrica«, stieß er hervor, auf seinem großen Gesicht lag ein dämliches, verklärtes Grinsen. Liebevoll nahm er ihre Hände in seine. »Sie bedeut’n mir wirklich echt viel, und ...«

Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und entzog sich ihm. »Es ist spät! Wir sehen uns morgen.«

Sie ließ ihn mit seinem liebeskranken Grinsen an der Zimmertür stehen, schlüpfte schnell in ihr eigenes Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

Scheiße, dachte sie, dieses große, dumme Kind hat sich in dich verknallt! So ein Mist!

Und dieser Mist würde zweifellos für den Rest ihres Aufenthalts ein echtes Problem darstellen. Das in den Griff zu bekommen würde mit Sicherheit kein Spaziergang werden. Ich muss ihm einfach aus dem Weg gehen, ihn höflich abweisen ...

Zumindest war der Sex nicht schlecht gewesen, aber andererseits gab es für Jerrica so etwas wie schlechten Sex eigentlich nicht. Der Augenblick und seine Intensität hatten sie wie immer überwältigt. Alles andere in ihrem Kopf war von dieser plötzlichen halb nackten Präsenz auf der Veranda ausgelöscht worden. Sie hatte ihn verführt, ihn mehr oder weniger in die dunkleren Bereiche des mondbeschienenen Hinterhofs verschleppt, wo sie eine Stunde lang wie brünstige Tiere gefickt hatten. Goop wusste nicht viel, aber das spielte für Jerrica keine Rolle. Ihre sexuelle Zündschnur brannte nur sehr kurz. Ihre Beine und ihr Geschlecht zitterten, bevor sie überhaupt ihr Nachthemd ausgezogen hatte, und ihre Hand ertastete in der Dunkelheit, dass er bereits voll erigiert war. Sie zog ihn auf sich, in sich, und beide keuchten heiß und verzweifelt in ihrer ungehemmten Geilheit. Sein kompaktes, muskulöses Gewicht presste sie auf den Boden, was sie noch zusätzlich erregte. Er wimmerte wie ein Kind und kam innerhalb einer Minute, aber bis dahin war Jerrica bereits zweimal gekommen, ihr klatschnasses Geschlecht pulsierte, als sie stöhnte und ihre Zehen in den Dreck bohrte. »Oh, oje, Miss Jerrica«, entschuldigte er sich unbeholfen. »Ich wollt’ nich’ so schnell spritz’n, aber ich konnt’ nich’ anders ...« Ihre Hand, mit der sie gegen seine massive Brust drückte, brachte ihn zum Schweigen; sie schob ihn auf den Rücken und schmeckte die klebrige Mischung seines Samens und ihrer eigenen Säfte, als sie seinen Penis in den Mund nahm. Sie lutschte gierig an ihm, spielte dabei an seinen Hoden und seinem Damm herum. Als sie sich über seine Lenden beugte und ihren Hintern in die Luft streckte, spürte sie, wie die heiße Flut seines Spermas aus ihrer Vagina lief und an den Innenseiten ihrer Beine herunterrann. Sie wollte mehr, mehr von dem, was sie brauchte. Ihre Brüste fühlten sich wie heiße Felsen an, die von den brennenden Spitzen ihrer Nippel gekrönt wurden. Seine Erektion erblühte binnen Minuten erneut in ihrem Mund und sie hockte sich über seine Lenden wie auf einen Sattel, ihr Geschlecht war so nass und schmerzhaft vor Verlangen, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Goop war sehr gut bestückt und sie zögerte nicht, sich von ihm pfählen zu lassen. Sie ritt ihn hart, mit verzweifelter Wildheit. Sie waren wahnsinnige Schatten in der Nacht, sie nahmen die feuchte Luft mit offenen Mündern in sich auf, ihre geweiteten Nasenflügel sogen die Sexgerüche zusammen mit den üppigen Aromen der Blumen um sie herum ein. Mit jeder Senkung ihrer gespreizten Hüften wurde sie tiefer durchbohrt, und sie kam noch zweimal, ihre eigenen Säfte flossen wie ein offener Wasserhahn.

Jerrica war jetzt völlig besessen; sie kletterte von ihm herab, um sich hastig in eine neue einladende Position zu platzieren: auf Händen und Knien. Goops Erektion drängte mit jedem Schlag seines Herzens nach oben. Er wollte gerade wieder in sie eindringen, als sie atemlos verlangte: »Nein, in meinen Arsch. Ich will ihn in meinem Arsch.« »A-a-aber ...«, stotterte Goop. »Nimm Spucke«, befahl sie ihm. Goop stotterte wieder. »Aber, Miss Jerrica, das hab’ ich noch nie gemacht. Ich weiß nich’, wie das geht.« Jerrica runzelte genervt die Stirn. Sie spuckte sich auf die Finger, langte nach hinten und befeuchtete ihren Anus, dann führte sie seine Eichel an den Eingang. »Drück zu«, sagte sie. »Drück ihn ganz rein. Sei nicht sanft.« Es war ein Gefühl, als würde man eine Flasche fest verkorken. Seine mehr als durchschnittliche Größe fühlte sich gewaltig an; sie fühlte sich vollgestopft, und genau das war es, was sie wollte, was sie brauchte. Die langsamen Stöße beschleunigten sich. Jerricas Gesicht lag mit einer Seite im Dreck und wurde vor- und zurückgeschoben. Sie griff zwischen ihre Beine und abwechselnd drückte sie seine Hoden und rieb ihre Klitoris, bis das Fieber ihres Verlangens den Siedepunkt erreichte. Die Massage ihrer Finger kombiniert mit seinem bis zum Anschlag eingedrungenen Schaft ließ sie vor Geilheit stöhnen, jeder Muskel ihres Körpers war angespannt. Sie sabberte in den Dreck, als sie kam, dann seufzte sie, als sie fühlte, wie sein Orgasmus ihren Darm flutete ...

Verdammt, Jerrica, dachte sie jetzt, als sie wieder in ihrem Schlafzimmer war. Ich habe ihn praktisch vergewaltigt. Sie wusste, dass es falsch war, einen Mann so zu verführen, ihn einzig für ihre eigenen verqueren Bedürfnisse zu benutzen – vor allem jemanden, der so simpel und beeinflussbar war wie Goop. Doch das hieß nicht, dass sie es nicht wieder tun würde. Was das anging, konnte sie sich selbst nicht trauen.

Was für ein Schlamassel, dachte sie. Sie betrachtete sich im Spiegel, ihr weißes Nachthemd starrte vor Dreck. Doch als sie es auszog, stellte sie fest, dass ihr Körper noch schlimmer aussah. Ihre Hände, Füße und Knie waren schmutzig, Handabdrücke aus Blumenerde bedeckten ihre Brüste und ihren Bauch. Noch mehr Dreck schwärzte ihr halbes Gesicht. Oh Gott, wenn Annie mich so gesehen hätte, hätte sie mich wahrscheinlich rausgeschmissen ...

Zum dritten Mal, seit sie angekommen war, duschte sie und ließ die Spuren ihrer Lust vom Wasser wegspülen. Dann löschte sie das Licht und legte sich nackt ins Bett, um nachzudenken und abzukühlen. Das Fieber war erloschen, hatte nur das vertraute Nachglühen verblassender Erregung hinterlassen. Sie musste noch einmal kommen, die letzte Spur von Erregung tilgen, aber so spät wagte sie es nicht. Ihr Vibrator wäre in einem so stillen Haus zu gut zu hören gewesen und selbst wenn sie ihre Finger benutzte, würde sie vielleicht zu laut stöhnen oder sogar schreien.

Großer Gott, Jerrica. Was ist nur mit dir los?

Sie versuchte es zu objektivieren, sich selbst zu rechtfertigen, wie sie es immer tat. Ich hatte einen Juckreiz und ich habe gekratzt, dachte sie, und dann, grober: Meine Pussy hat gejuckt und ich habe sie mit Goops Schwanz gekratzt. Oh, ja, und ich schätze, mein Arsch hat auch gejuckt. Nein, es gab keine Entschuldigung dafür, ganz sicher nicht. Sexsucht hin oder her, sie war immer noch ein zivilisiertes menschliches Wesen und sie wusste, dass das, was sie getan hatte, falsch war. Ich habe ein zurückgebliebenes Landei verführt, das sich in mich verknallt hat. Ich habe ihn benutzt.

Sie versuchte, es zu vergessen, etwas Schlaf zu finden. Inzwischen hatte das Wetterleuchten aufgehört und sie dort in der Dunkelheit, die nur vage vom Mondlicht aufgeweicht wurde, allein gelassen. Die Restfeuchtigkeit der Dusche erwärmte sich auf ihrer Haut; ihre Finger glitten müßig durch ihr feuchtes Schamhaar. Durch die Wand konnte sie hören, wie Charity im Schlaf stöhnte. Ein Albtraum, vermutete Jerrica. Arme Charity ...

Doch dann hörte sie noch etwas, nicht von der anderen Seite der Wand, sondern von der anderen Seite ihrer Zimmertür.

Schritte.

Wer ist denn jetzt noch hier oben?

Sie stand auf und schlich nackt zur Tür. Die Schritte passierten ihr Zimmer und gingen weiter. Sie konnte nicht widerstehen.

Sie öffnete die Tür nur einen Zentimeter und schielte mit einem Auge in den Flur. Eine Gestalt stand vor dem letzten Zimmer, eine Gestalt in schwarz. In diesem Moment drehte sie sich um, als hätte sie etwas bemerkt. Das weiße Quadrat des Priesterkragens leuchtete in der Dunkelheit.

Der Priester. Er ist angekommen.

Er blickte flüchtig den Flur entlang, dann zuckte er die Schultern und ging in sein Zimmer.

Jerrica schloss ihre Tür und blinzelte verwirrt in der Dunkelheit. Der Priester war angekommen – na und? Doch aus irgendeinem Grund erschien ihr die nächtliche Ankunft dieser Gestalt wie ein Vorzeichen, wie eine seltsame Vorahnung von Schrecken. Vielleicht sandte Gott ihr eine Nachricht, um sie an ihre Schuld zu erinnern. Jerrica zuckte die Schultern. Sie glaubte sowieso nicht an Gott.

Doch sie musste wohl an den Teufel glauben, wenn auch unterbewusst, denn was sonst sollte den Traum erklären, den sie einige Minuten später träumte, als sie eingeschlafen war?

Sie träumte davon, dass sie aus einem Tümpel dampfender Exkremente auftauchte; sie war kurz davor gewesen, darin zu ertrinken, und als ihr Gesicht endlich die Oberfläche durchbrach, würgte sie und hustete Brocken von Scheiße aus. Grobe Hände zogen sie heraus auf ein Ufer aus heißem, schleimigem Sand. Doch es waren keine Männer, die sie herauszogen, es waren Dinge, Diener dieser dämonischen Gefilde. Mit Gesichtern aus Ton und gemeißelten Schlitzen statt Augen blickten sie auf sie herab, grinsten, stießen ein tiefes, hohles Kichern aus. Ein endloser Bergrücken aus feuergeschwärztem Fels umgab den Tümpel. Der Himmel war blutrot, ein schwarzer Mond schien herab. Jerrica wehrte sich ohne Erfolg. Die Diener quälten sie mit Inbrunst, ihre fetten dreifingrigen Hände befummelten ihren nackten, verschleimten Körper, bis sie sich wünschte, wieder in dem Tümpel zu sein und in den Fäkalien zu ertrinken. Das Kichern nahm zu, als ihre luziferischen Erektionen wuchsen. Die Hände eines Teufelsdieners spreizten ihre Arschbacken, während der Monsterschwanz eines anderen sich brutal in ihren Anus bohrte. Jerrica kotzte und schrie. Der Schrei hallte wie ein Schuss durch die Schlucht. Der stämmige Schwanz in ihrem Darm schien in gleichem Maße zu wachsen wie ihr Entsetzen. Er wuchs und wuchs, ja, dehnte sich durch ihre Eingeweide hindurch aus, bis seine pfirsichgroße Eichel ihren Hals hinauf drang und schließlich durch ihren Mund hinausstieß.