Der Müllmann

(The Garbage Man)

Es war ein paar Minuten nach 22 Uhr, als sie die Mülldeponie erreichten.

George Fisher sah auf seinen zehnjährigen Sohn hinunter und flüsterte: »Du wartest hier. Ich komm dich holen, sobald ich sicher bin, dass die Luft rein ist.«

Bobby, der in seinem geliebten »Ich hasse Hippies«-Cartman-T-Shirt und seinen roten Shorts aussah wie der Inbegriff von vorpubertärer Unschuld, nickte. Er stellte die Mülltüte, in der sich die Nachbarskatze Mojo befand, auf dem Boden ab.

George trat vor das drei Meter hohe Wellblechtor. An dem Metallzaun, der die Müllkippe umgab, war links daneben ein Schild festgenagelt, auf dem Privatbesitz. Unbefugte werden erschossen – oder Schlimmeres stand.

George schluckte.

Es war eine beinahe perfekte Sommernacht – angenehm warm, kein Wind –, aber ein Blick auf das Schild genügte und kalte Angst breitete sich in seinem gesamten Körper aus.

George kannte den Besitzer der Deponie, Edmund Mullroy. Schließlich sah er ihn fast jeden Tag im Schlachthaus, das etwa zwanzig Fußminuten entfernt der direkteste Nachbar der Müllkippe war. Und außerdem der Ort, an dem er und sein Bruder Tony arbeiteten. Er war ein ruhiger Typ, der fast nie lächelte und ständig auf einer Zigarre herumkaute, aber eigentlich recht freundlich wirkte. George bezweifelte, dass Edmund wirklich ein Mann war, der Eindringlinge einfach erschoss, sofern er keinen triftigen Grund dafür hatte. Das Schild am Zaun diente ganz sicher nur der Abschreckung, um Randalierer fernzuhalten, aber das bedeutete keineswegs, dass George deswegen weniger Bedenken gehabt hätte, die Deponie unangemeldet zu betreten.

Die Müllkippe lag in einem dicht bewaldeten Gebiet am Rand der Stadt, ganz am Ende einer unbefestigten Straße, und war nicht für die öffentliche Nutzung bestimmt. Edmund sammelte gerne einmal pro Woche den Müll der Stadtbewohner ein, aber falls man kurzfristig irgendwelchen Unrat loswerden wollte, musste man erst sein Einverständnis einholen. Es bestand natürlich immer die Option, die halbstündige Fahrt hinaus zur städtischen Mülldeponie zu unternehmen, aber die meisten Leute in der Stadt waren absolut einverstanden mit der Art und Weise, wie Edmund die Müllkippe führte.

Sie wären sicher nicht mehr so ohne Weiteres damit einverstanden, wenn sie von Edmunds anderem, geheimen Geschäftszweig wüssten, dachte George.

George wusste davon, und um die Wahrheit zu sagen, wusste er nicht, was ihm mehr Angst einjagte: das Schild am Zaun, das androhte, unbefugte Eindringlinge zu erschießen – oder Schlimmeres! – oder zu wissen, was Edmund zwischen all den Müllhaufen tatsächlich versteckte.

Kalte Schweißperlen tropften über Georges Gesicht. Er wollte nicht hier sein. Er wünschte sich, er wäre zu Hause, ganz entspannt vor seinem Fernseher, und könnte einen Joint rauchen. Aber er war wegen Bobby hergekommen, das durfte er nicht vergessen.

Wenigstens musste er sich keine Sorgen wegen eines bösartigen Wachhunds machen. Nachdem Edmunds letzter Hund, Funky, vor fünf Jahren gestorben war, hatte er sich nie die Mühe gemacht, die stinkende alte Promenadenmischung zu ersetzen. Edmund hatte George bei einer ihrer seltenen Unterhaltungen irgendwann einmal erklärt, dass es nahezu unmöglich sei, Funky zu ersetzen. Dass er auch gar nicht die Absicht habe, weil er einen neuen Welpen viel zu lange abrichten müsste und ihn das Zeit und Energie kosten würde, die er gar nicht mehr hatte.

George fand damals, dass das wirklich ein Jammer sei. Aber nun, wo er kurz davor stand, sich nach Einbruch der Dunkelheit auf die Müllkippe zu schleichen, hätte er kaum erleichterter sein können, dass auf der anderen Seite des Tores kein Hund darauf wartete, ihm die Kehle zu zerfetzen.

Das Tor war mit einer massiv aussehenden Kette verschlossen. Es gelang George jedoch, die beiden Flügel zumindest so weit auseinanderzudrücken, dass er durch die Lücke schlüpfen konnte, wobei er eine Seite mit seiner Hand festhielt, damit sie nicht wieder zuknallte und ihn zerquetschte.

Als George es auf die Mülldeponie geschafft hatte, richtete er sich auf. Er atmete langsam aus und sah sich auf der Anlage nach irgendeinem Anzeichen von Edmund um.

Die Deponie ähnelte allen, auf denen er bisher gewesen war: Müllberge, die wie riesige, zerzauste Ameisenhügel aussahen, wurden von Flutlichtscheinwerfern angestrahlt, die über dem Zaun angebracht waren. Am einen Ende des Geländes stand ein langer, möglicherweise einst weißer Containerwohnwagen auf abgesägten Baumstümpfen. Er verfügte über eine Treppe und eine Rampe, die zur Vordertür führten. Seine Fassade war schmutzig, hässlich und ziemlich verbraucht – genau wie sein Besitzer. Im Inneren des Wohnwagens brannte Licht, aber Edmunds Lieferwagen war nirgends zu sehen.

Mit ein bisschen Glück bedeutete das, er war nicht da und würde nicht zurückkommen, bevor George und Bobby wieder verschwanden. George wusste jedoch, dass der Lieferwagen nicht zu sehen war, stellte keine Garantie für Edmunds Abwesenheit dar. Vielleicht parkte er seinen Wagen ja immer außer Sichtweite – für den Fall, dass irgendwelches Pack auf der Suche nach schnellem Geld hier herumschnüffelte.

Als ob jemand diese beschissene Rostlaube würde klauen wollen, dachte George. Im nächsten Moment hörte er hinter sich ein metallisches Klappern, das seine Eier auf die Hälfte ihrer normalen Größe schrumpfen ließ.

George wirbelte herum und konnte gerade noch sehen, wie sich Bobby durch den schmalen Spalt zwischen den beiden Flügeln des Tores hindurchquetschte.

»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du draußen warten sollst, bis ich dir sage, dass die Luft rein ist«, schimpfte George, auch wenn er eher erschrocken als wütend war.

»Mojo hat sich einsam gefühlt«, sagte Bobby, als er es durch das Tor geschafft hatte. Auf seinem jungen Gesicht lag ein schiefes Grinsen und seine Rehaugen schienen George geradewegs zu durchbohren.

»Verfluchter Mojo«, murmelte George. »Na ja, Edmund scheint nicht da zu sein, also lass uns die Sache hinter uns bringen, damit wir wieder nach Hause gehen können.«

»Hier stinkt’s«, stellte Bobby fest.

Es lag ein besonders penetranter Fäulnisgeruch in der Luft. Abgesehen vom üblichen Müllkippen-Gestank – einer Mischung aus vergammelten Lebensmitteln und verschimmelten, längst vergessenen Möbeln – war da diese widerliche Süße, die direkt unter der Oberfläche zu hängen schien: der Geruch des Todes.

»Versuch einfach, nicht zu tief einzuatmen«, erwiderte George.

Nein, Moment, wir sind schließlich hier, um dafür zu sorgen, dass sich der Junge nicht in einen Psychopathen verwandelt. Das ist wie beim Rauchen, richtig? Gib ihnen zehn Schachteln zu rauchen, eine nach der anderen, und sie werden hinterher nie wieder ’ne Kippe wollen. So soll das doch funktionieren, oder? Also sollte ich ihn wohl eher ermuntern, tief einzuatmen, bis ihm von dem Gestank ganz übel wird.

»Der Geruch macht mir nichts aus«, sagte Bobby beiläufig.

Vor Georges innerem Auge entstand ein imaginäres Bild von Bobby, der im Schneidersitz im Hinterhof saß, das blutige Messer in der einen Hand, die ausgeweidete Katze in der anderen.

»Na, der sollte dir aber was ausmachen«, sagte George. »Das ist ein ganz grauenhafter Geruch. Davon sollte dir kotzübel werden.«

Bobby zuckte mit den Schultern. »Warum sind wir hier? Wollen wir Mojo hier begraben?«

George seufzte. »Das wirst du noch früh genug erfahren. Komm jetzt.« Er setzte sich in Bewegung. Bobby folgte ihm und schleifte die ausgebeulte, immer nasser werdende Tüte dabei so achtlos über den Boden, als handele es sich um einen Sack voller Steine.

George ließ seinen Blick über die Müllhaufen schweifen, ohne genau zu wissen, was er eigentlich suchte. Alles, was er sehen konnte, waren Berge voller Müll, hoch aufgehäuft aus einer bunten Ansammlung alter Stühle, Toaster, Lampen, vereinzelter abgenutzter Sofas, zertrümmerter Fernseher und natürlich Hunderter und Aberhunderter von Mülltüten.

Sind sie das?, fragte sich George. Er bezweifelte es. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Edmund das Risiko eingehen würde, sie so offen hier herumliegen zu lassen, wo jeder sie sehen konnte.

Hinter ihm fragte Bobby: »Hörst du das?«

George blieb stehen und horchte. Alles, was er hören konnte, war das dumpfe Pochen seines Herzens. Er drehte sich zu seinem Sohn um. »Was meinst du denn?«

»Da weint jemand. Klingt, als ob es von da drüben kommt.« Bobby hob seinen Arm und zeigte in die Richtung.

Georges Blick folgte dem ausgestreckten Finger seines Sohnes, der direkt auf Edmunds Wohnwagen am anderen Ende des Geländes deutete.

George horchte erneut.

Nun glaubte er tatsächlich, etwas hören zu können: ein leises Wimmern. Es klang wie das Weinen einer Frau. Aber Edmund lebte allein und er hatte keine Familie.

Ist sicher nur das Heulen des Windes … es weht aber gar kein Scheißwind. Oder …

»Der Fernseher«, beendete George seinen Gedanken laut. »Wahrscheinlich sieht der alte Edmund nur fern.«

»Klingt aber nicht so«, murmelte Bobby. »Können wir nicht rübergehen und nachsehen?«

George drehte sich wieder zu seinem Sohn um. Mit seinem schiefen Grinsen und seinen weit aufgerissenen Augen sah er in diesem Moment aus wie am Weihnachtsmorgen, wenn er zum ersten Mal die Geschenke zu Gesicht bekam, die unter dem Baum lagen.

»Nein. Wir sollten überhaupt nicht hier sein. Wir werden bei niemandem zu Hause rumspionieren und riskieren, geschnappt zu werden.«

»Aber …«

»Kein Aber. Du gehst nicht mal in die Nähe dieses Hauses, verstanden? Du bleibst hier bei mir und tust, was ich sage, sonst wird es dir leidtun.«

Bobbys Gesicht wirkte mit einem Mal völlig leer und finster. Er senkte seinen Blick.

»Jetzt komm, ich will das endlich hinter mich bringen«, sagte George und setzte sich in Bewegung.

Als das Geräusch der über den Boden schleifenden Tüte jedoch ausblieb, blieb er erneut stehen und drehte sich um. Bobby stand noch immer mit gesenktem Kopf da, hielt die Mülltüte aber nicht mehr mit seiner winzigen Hand umklammert. Sie lag neben ihm auf dem Boden.

»Heb die Tüte auf und komm.«

Bobby bewegte sich nicht.

»Jetzt krieg endlich deinen Arsch hoch!«, knurrte George, doch seine zitternde Stimme klang ganz und gar nicht so streng, wie er beabsichtigt hatte. »Ich werde dir kräftig den Hintern versohlen, wenn du jetzt nicht sofort diese Tüte aufhebst und deine dürren Stelzen in Bewegung setzt.«

Mit einem lauten Seufzen beugte sich Bobby nach unten und schnappte sich die Mülltüte. Er schlurfte vorwärts.

George drehte sich wieder um und ging weiter.

Sie hatten Edmunds Haus schon bald hinter sich gelassen und das Weinen verwandelte sich in einen Geist, der durch Georges fragilen Verstand huschte. Es muss der Fernseher gewesen sein, ganz bestimmt. Es kann gar nichts anderes gewesen sein … oder?

Soweit er wusste, war Edmund zwar nicht wie Tony, aber bei allem, was er über seine geheime Beschäftigung erfahren hatte, konnte er sich nicht ganz sicher sein.

Gott, ich hoffe nur, dass ich hier das Richtige für Bobby tue. Ich hoffe, ich mache nicht alles nur noch schlimmer.

Aber was konnte er sonst schon tun? Es war ja nicht gerade so, dass unzählige Alternativen zur Wahl standen, um das Problem seines Sohns zu lösen.

Bobby Fisher war kein Idiot. Er war weder geistig zurückgeblieben noch sonst etwas in der Art. Er war eben sehr still, das war er schon immer gewesen. Selbst als Baby hatte er kaum geschrien.

Als der Junge fünf Jahre alt gewesen war, hatte George sich wegen seiner scheinbaren verbalen Defizite Sorgen um ihn gemacht und ihn zu verschiedenen Ärzten geschleift. Seinem Sohn fehle nichts, hatten diese ihm versichert. Er war nicht geistig zurückgeblieben – ganz im Gegenteil. Laut der Ärzte war er für sein Alter sogar ausgesprochen intelligent. Er war eben nur ein ungewöhnlich stilles Kind.

Ein ungewöhnlich stilles Kind, das gerne Katzen das Genick bricht und dann guckt, wie ihre Eingeweide aussehen.

Je älter Bobby wurde, desto schlimmer wurde es. Seine soziale Ader war weiterhin nicht besonders ausgeprägt. Er entwickelte sich zu einem Außenseiter, auch wenn ihn das selbst nicht sonderlich zu stören schien. Richtig besorgt wurde George erst, als Bobby begann, im Hinterhof Feuer anzuzünden und massenweise tote Vögel und andere kleine Tiere achtlos dort liegen zu lassen, nachdem er ihnen vorher den Kopf oder andere Körperteile abgerissen hatte.

Anfangs hatte George diese Vorfälle als das normale Verhalten eines präpubertären Jungen abgetan.

Lag dort schon wieder ein geköpfter Vogel im Gras? Nur ein weiterer Strich auf der Liste der Opfer in Bobby Fishers Krieg gegen die Welt unserer gefiederten Freunde. Ein potenziell gefährliches Feuer im Hinterhof? Na ja, so sind Jungs eben.

Doch George erkannte die Anzeichen. Hätte er sich nicht so gerne in Bücher über wahre Verbrechen vergraben, besonders Bücher, die von ehemaligen FBI-Agenten verfasst worden waren, hätte er sie vermutlich übersehen. Er hätte seinem Sohn einfach nur eine verpasst, ihm gesagt, er solle so etwas nie wieder tun und sich anschließend nicht weiter darum gekümmert.

Die Katze hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Als er seinen Sohn nach dem Abendessen dabei erwischt hatte, wie er mit Mojos Eingeweiden spielte, hatte er der Wahrheit ins Auge blicken müssen. Und das bedeutete, dass er etwas unternehmen musste, um Bobby vom selben mörderischen Weg abzubringen, den auch sein Onkel eingeschlagen hatte. Und das Erste, was ihm dazu einfiel, war die gute alte »Gib ihnen was zu rauchen bis sie kotzen«-Methode.

Georges Eltern hatten ihn dazu gezwungen zu rauchen, bis er sich übergeben musste, als sie ihn eines Tages mit einem Glimmstängel im Mund erwischt hatten. Damals war er etwa in Bobbys Alter gewesen und sie hatten verzweifelt gehofft, ihn dadurch für den Rest seines Lebens von diesem Laster fernzuhalten. Und es hatte funktioniert – für etwa sechs Monate. Danach hatte er wieder angefangen. Die ersten paar Male hatte sein Magen zwar rebelliert, wenn er sich eine Zigarette angesteckt hatte, aber das hatte schon bald aufgehört. Seither rauchte er.

Würde in Bobbys Fall ein ähnliches Experiment auch ein ähnliches Resultat liefern?

George hoffte, dass die Abschreckung aufgrund der drastischeren Situation und dem damit verbundenen drastischeren Ergebnis länger anhalten würde. Aber bei Gott, er fragte sich trotzdem die ganze Zeit, ob er wirklich das Richtige für seinen Sohn tat.

Sie ließen einen Müllberg nach dem anderen hinter sich. Der Gestank von Verfaultem wurde immer stärker und schien die Luft förmlich zu zersetzen. Als sie schließlich einen hohen Berg umrundeten, der hauptsächlich aus Mülltüten und elektrischen Haushaltsgeräten bestand, sah George es.

Er wusste sofort, dass er gefunden hatte, weswegen er hergekommen war.

»Dort drüben«, sagte George und deutete auf etwa zehn Löcher im Boden. Die meisten waren so breit, dass ein riesiger Stier hineingepasst hätte.

Bobby hob den Kopf. Er runzelte die Stirn. »Werfen wir Mojo in eins von den Löchern?«

George nickte.

»Sind wir deshalb hergekommen?« Bobby klang nicht allzu beeindruckt.

»Genau deshalb.«

Auch wenn dies der Wahrheit entsprach, war die Tatsache, dass sie Mojo hier entsorgen würden, eher ein glücklicher Zufall als der eigentliche Grund, weshalb er seinen Sohn gezwungen hatte, meilenweit durch die Nacht zu Edmunds Müllkippe zu wandern.

Nun wusste George, wie Edmund sich der Beweise für seine geheime Beschäftigung entledigte, und es war noch besser, als er erwartet hatte. Mojo würde ein schönes neues Zuhause in einer dieser Gruben finden.

»Wieso haben wir denn nicht einfach ein Loch hinten im Hof gegraben?«, wollte Bobby wissen.

»Das werd ich dir zeigen«, antwortete George. Mit schweißnassen Handflächen und zum Zerreißen gespannten Nerven ging er zu einer der Gruben hinüber. Der Gestank des Todes wurde immer überwältigender, je weiter er sich den Löchern im Boden näherte.

Er stellte sich an den Rand einer Öffnung und blickte hinein. Als Erstes fielen ihm die nutzlosen, größeren und kleineren Körperteile der Rinder ins Auge, die Edmund im Schlachthaus zusammengesammelt hatte. Einigen war das Fleisch komplett abgezogen worden, während an anderen noch immer ein paar zottelige Fellstücke klebten, aber alle waren eindeutig als Teile von Tieren zu erkennen. Dann blieb sein Blick an den Müllsäcken unter den Kadavern hängen. Ihnen gehörte Georges eigentliches Interesse.

»Da ist doch nur noch mehr Müll drin«, bemerkte Bobby, der neben seinen Vater getreten war.

George schluckte. Sein Mund war ebenso trocken wie der Boden, auf dem sie standen. »Das ist kein gewöhnlicher Müll, mein Sohn.«

Mit leiser Stimme fragte Bobby: »Wie meinst du das?«

George drehte sich zu seinem Sohn um. »In diesen Müllsäcken stecken Leichen.«

Bobby blieb der Mund offen stehen und seine Augen weiteten sich. »Ehrlich?«

George nickte. »Die Gruben hier sind voller Leichen, die einfach hier abgeladen wurden und jetzt zwischen den ganzen Tierkadavern verrotten.«

»Verrotten« war jedoch streng genommen nicht der richtige Ausdruck. George wusste mit Sicherheit, dass Edmund den unappetitlichen Inhalt dieser Gruben verbrannte. Er war es gewohnt, während der Arbeit im Schlachthaus dicke, übel riechende Rauchwolken über der Mülldeponie aufsteigen zu sehen. »Sieht aus, als ob der gute alte Edmund mal wieder eine seiner dicken Zigarren raucht«, scherzten die Männer dann oft.

Der schwarze Erdboden rund um die Gruben war ein weiterer Beleg für Edmunds ganz besondere Form der Müllentsorgung.

»Wo sind die Leichen denn hergekommen?«, wollte Bobby wissen, dem die Ehrfurcht noch immer ins Gesicht geschrieben stand. »Sind die von Ed?«

»Na ja, nicht ganz«, antwortete George.

Edmund Mullroy war kein gewöhnlicher Müllmann. Seinen Lebensunterhalt verdiente er damit, dass er einmal in der Woche den Müll in der Stadt und im Schlachthaus abholte. Das war sein legaler Job. Edmund war jedoch auch in dunklere Aktivitäten verstrickt.

Er holte Leichen ab – und entsorgte sie. Es handelte sich dabei um die Opfer der zahlreichen Serienkiller, die in der nahe gelegenen Großstadt wohnten. Und um die des einzigen Mörders ihrer Heimatstadt: Tony Fisher.

Die Mörder konnten Edmund jederzeit anrufen, Tag und Nacht – normalerweise nachts – und er fuhr dann zu ihnen nach Hause oder zu einem anderen vereinbarten Treffpunkt, wo er die Müllsäcke mit den Leichenteilen – oder im Falle der etwas Zimperlicheren unter ihnen: noch nicht zerlegten Opfern – abholte. Dann fuhr er mit den Leichnamen wieder zurück zu seiner Müllkippe und entsorgte sie, ohne dass jemand Fragen stellte. Denn solange seine Methoden legal waren, war es Edmunds gutes Recht, seinen Müll so zu entsorgen, wie er es für richtig hielt. Daher zuckte auch niemand mit der Wimper, wenn Edmund mal wieder eines seiner Feuer entzündete. Sie wussten ja nicht, was er, abgesehen von den Abfällen aus dem Schlachthaus, noch so alles verbrannte.

George war sich nicht ganz sicher, was die exakte Zahl seiner Kunden anging, aber aufgrund seiner Unterhaltungen mit Tony schätzte er, dass Edmund mit knapp hundert Mördern in der nahen Metropole Geschäfte machte – eben mit allen, die der Meinung waren, dass die altmodische Art der Leichenentsorgung à la John Wayne Gacy viel zu riskant war und immer darauf hinauslief, dass man geschnappt wurde.

George hieß das mörderische Treiben seines Bruders nicht gut, aber er würde Tony trotzdem nicht an die Bullen ausliefern. Immerhin ging es hier um seinen Bruder, sein eigenes Fleisch und Blut. Tony hatte George praktisch großgezogen, nachdem ihre Mutter gestorben war. George war damals acht Jahre alt gewesen und sein Vater hatte immer tiefer ins Glas geschaut. Er hatte bereits zahlreiche lange Gespräche mit seinem Bruder darüber geführt, weshalb er den Drang verspürte, Leute umzubringen. Er hatte ihn sogar angefleht, damit aufzuhören, aber trotz wiederholter Versprechen schaffte Tony das ebenso wenig, wie ein Spieler oder Junkie sich von seiner Sucht befreien konnte.

Und so schwieg George weiterhin über die ruchlosen Taten seines Bruders. Was ging es ihn es schließlich auch an? Die Menschen würden sich sowieso immer gegenseitig umbringen – das lag in der menschlichen Natur. Was würde es, im Großen und Ganzen betrachtet, schon ändern, ob man nun einen mehr oder weniger einsperrte?

George nahm an, dass Edmund vermutlich einer ganz ähnlichen Philosophie folgte. Warum hätte er sich sonst bereit erklären sollen, Tony – und all den anderen Killern – zu helfen, als dieser vor sieben Jahren an ihn herangetreten war, während Edmund gerade seine übliche Abfuhr erledigte? Nach allem, was George heute Abend gehört hatte – oder glaubte, gehört zu haben –, beschlich ihn jedoch der Verdacht, dass Edmund in Tonys Fall einen persönlicheren Grund hatte, ihm zu helfen, als bei den anderen Mördern.

George hatte kurze Zeit später vom Arrangement der beiden erfahren. Tony hatte eines Nachts alles ausgeplaudert, nachdem sie gemeinsam eine ganze Flasche J&B geleert hatten: wie Edmund Tonys »schmutzige Wäsche« abholte – das war ihr Codewort für eine Leiche – und dafür eine kleine Aufwandsentschädigung in bar erhielt. Durch diese geringen Zusatzausgaben war der Mörder nicht nur von den Scherereien befreit, die die Entsorgung der Leiche bedeutete, sondern konnte auch ganz beruhigt sein, dass sämtliche Beweise restlos zerstört wurden.

So grauenvoll die ganze Angelegenheit auch sein mochte, George musste gestehen, dass es nach einem guten Geschäft aussah.

Anscheinend hatte Tony über »Freunde« von Edmunds Nebentätigkeit erfahren und das Ganze sofort für eine großartige Idee gehalten. Georges Bruder zufolge betrieb Edmund sein erfolgreiches Nebengeschäft bereits seit knapp 30 Jahren. Soweit George wusste, hatten die Bullen keinen blassen Schimmer, was da hinter ihrem Rücken passierte.

George hatte Tony versprochen, Stillschweigen über Edmunds Nebenerwerb zu bewahren, und bis zur heutigen Nacht hatte er dieses Versprechen auch nicht gebrochen.

George liebte seinen Bruder, aber er wollte verdammt sein, wenn er dabei zusehen würde, wie sein einziges Kind in Tonys Fußstapfen trat.

Er würde Bobby zeigen, was Morden wirklich bedeutete. Wie tote, verstümmelte Menschenreste aussahen und rochen. Bobby musste die Folgen seines mörderischen Treibens erkennen. Er musste einen derartigen Schock erleiden, dass er Vögeln nicht mehr die Köpfe abreißen und Katzen nicht mehr die Bäuche würde aufschlitzen wollte.

»Wirf Mojo in die Grube da«, befahl George seinem Sohn und deutete auf das am nächsten gelegene Loch im Boden. In seinem Mund machte sich allmählich ein fauliger Geschmack breit, so als wäre seine Zunge mit einer dicken Schicht aus Schimmel überzogen.

Bobby schleuderte die Mülltüte in das Loch. »Auf Wiedersehen, Mojo.« Er drehte sich zu George um und sagte: »Sollten wir nicht ein Gebet sprechen?«

George spuckte auf den Boden. »Nein, dafür haben wir keine Zeit«, antwortete er und wischte sich über den Mund. »Der wahre Grund, warum ich dich hierher gebracht habe, ist, dass ich dir zeigen möchte, wie eine Leiche aussieht.«

Bobbys Augen begannen zu leuchten. »Echt?«

George seufzte schwer. »Schau mich verdammt noch mal nicht so begeistert an. Das ist nicht cool. Jemanden umzubringen, ist kein Spaß. Es ist furchtbar und schmutzig und falsch. Genauso, wie es falsch war, Mojo umzubringen.«

»Aber es hat Spaß gemacht«, entgegnete Bobby leise und begann, sich den Hintern zu reiben. Auf seinen Pobacken hatte sich inzwischen vermutlich ein ordentlicher blauer Fleck gebildet.

George sah Bobby mit festem Blick an. »Mit Ihrem Sohn ist alles in Ordnung, Mr. Fisher. Er ist ein ganz normaler, gesunder Junge. Für sein Alter ist er sogar ausgesprochen intelligent. Er ist eben … ein ungewöhnlich stilles Kind, das ist alles.« »So etwas wirst du nie wieder denken. Ich werde dir zeigen, wie hässlich der Tod wirklich ist. Wenn wir zurück nach Hause gehen, wirst du nie wieder einen toten Menschen sehen wollen. Hast du mich verstanden?«

Bobby nickte zögerlich.

»Gut. Okay, warte hier.« George drehte sich zu der Grube um. Sein Magen schlug schon bei dem Gedanken Purzelbäume, in dieses Drecksloch hinunterspringen und einen der Müllsäcke heraufholen zu müssen.

Er war zwar an Blut und Knochen gewöhnt, aber bis zu den Ellbogen in toten Kühen und Schweinen zu stehen, war Welten von menschlichen Leichenteilen entfernt.

Denk einfach dran, dass du das tust, um Bobby zu helfen.

Anstatt direkt hinunterzuspringen, setzte sich George zunächst an den Rand der Grube und ließ seine Beine baumeln, so als teste er die Wassertemperatur, bevor er in ein Schwimmbecken sprang. Schließlich tauchte er hinein und begann mit dem Abstieg.

Der ohnehin bereits äußerst intensive, beißende Gestank traf ihn mit der Wucht einer heranrasenden Lokomotive: eine Mischung aus gebratenem und altem Fleisch und weiteren fauligen Gerüchen, über deren Herkunft George nicht näher nachdenken wollte. Es fiel ihm schon schwer genug, die beiden Hotdogs und die drei Flaschen Bier, die er sich heute zum Abendessen gegönnt hatte, bei sich zu behalten.

Er stieg über tierische Überreste und aufgrund der ausgebeulten Müllsäcke darunter war es schwierig, einen sicheren Tritt zu finden. Als er schließlich halbwegs stabil stand, beugte George sich nach unten und griff nach einem der Müllsäcke, die zuoberst auf dem Haufen lagen. Er zerrte daran, bis er ihn befreit hatte.

Was sich auch immer in dem grünen Müllsack befand, es war so schwer und sperrig, dass der Sack beinahe aus allen Nähten platzte. Dunkelrotes Blut schwappte heraus, als George begann, die menschlichen Überreste aus der Grube zu hieven. Er blickte zu Bobby hinauf, der mit angespannter Vorfreude zu George hinunterschaute.

Du wirst sehen, wie der Tod wirklich aussieht, Junge. Aus allernächster Nähe. Hässlich, schmutzig, stinkend …

Das Dröhnen eines Lieferwagens glitt wie ein scharfes Messer Georges Wirbelsäule entlang.

Ihm wurde eiskalt.

»Das ist Edmund. Versteck dich!«, bellte er.

»Warum? Ist doch nur der alte Ed«, entgegnete Bobby.

»Wir sind hier eingebrochen, schon vergessen? Das ist gegen das Gesetz. Er wird nicht sonderlich erfreut sein, wenn er uns hier findet. Also versteck dich.«

»Aber …«

»Versteck dich, verdammt!«

»Wo denn?«

George war einer Panikattacke nahe – Ich hab das Tor überhaupt nicht gehört! – und versuchte verzweifelt, eine Antwort auf Bobbys Frage zu finden. »Hinter einem von den Müllhaufen«, war alles, was er seinem Sohn anbieten konnte. »Schnell, beeil dich. Ich bin direkt hinter dir.«

Bobby zuckte mit den Schultern, drehte sich um und verschwand.

George ließ den Müllsack fallen, streckte seine Arme aus, klammerte sich mit den Händen am Rand der Grube fest und versuchte, aus der Öffnung herauszuklettern. Als er jedoch seinen linken Fuß von dem mit toten Überbleibseln bedeckten Boden hob, rutschte sein rechter ab und George verlor den Halt und kippte nach hinten. Er landete auf einem unbequemen, nassen Bett aus teils harten, teils matschigen Leichenteilen. »Scheiße«, winselte er.

Er rappelte sich hastig wieder auf, hielt sich erneut am Rand der Grube fest und streckte vorsichtig den Kopf aus dem Loch, während das Dröhnen des Motors immer lauter wurde. Er erhaschte einen Blick auf die Scheinwerfer, die sich durch die Nacht näherten, und zog seinen Kopf wieder zurück.

»Scheiße«, winselte er erneut, und dabei klang seine Stimme eine Oktave höher.

Er saß in der Falle. Er würde ganz sicher entdeckt werden. Aber was dann? Würde Edmund ihn erschießen, wie sein Schild es versprach? Würde er ihn in seinen Wohnwagen mitnehmen und foltern? Würde Edmund mit ihm in die Stadt fahren und ihn einem seiner Kunden als kleine Aufmerksamkeit überlassen? Vielleicht würde er ihn ja auch verschonen. Vielleicht konnte George ja einfach behaupten, er habe einen über den Durst getrunken, sei nur zufällig auf der Müllkippe gelandet, in die Grube geplumpst und habe dort seinen Rausch ausgeschlafen.

Klar, das würde er mir sicher glauben. Sieh’s ein, George, wenn er dich erwischt, bist du am Arsch.

Falls das tatsächlich passierte, konnte George nur hoffen, dass Bobby nicht auf die falsche Bahn geriet. Wenn sich jedoch niemand mehr um ihn kümmerte und dafür sorgte, dass er in seinem Leben nicht vom rechten Weg abwich, bezweifelte George das ganz stark.

Mein Gott, noch bist du nicht tot! Also reiß dich gefälligst zusammen und denk darüber nach, wie du hier wieder rauskommst!

Angesichts der Tatsache, dass sich ihm nur eine sehr begrenzte Auswahl an Verstecken bot und ihm die Zeit weglief, schätzte George seine Chancen, den nächsten Morgen noch zu erleben, eher gering ein.

Denk nach, denk nach, denk nach …

Die Idee traf ihn wie ein Hammerschlag auf den Hinterkopf.

Allein der Gedanke machte ihn krank. George war sich alles andere als sicher, ob er die Sache wirklich durchziehen konnte, aber es war das Einzige, was ihm in diesem Moment einfiel.

Er legte sich auf die toten Tierfragmente und Müllsäcke. Mit zusammengebissenen Zähnen begann er, einzelne Teile auf seinen Körper zu schaufeln, bis sie ihn wie eine Decke aus Haut und Knochen vor Blicken verbargen.

Nachdem er auch seinen Kopf mit einem großen Stück Tierkadaver bedeckt hatte, blieb er reglos liegen und hoffte, zwischen all dem Abfall um ihn herum nicht mehr auffindbar zu sein.

Während er zwischen den menschlichen und tierischen Überresten lag und seine Augen und Lippen fest zusammenpresste, lauschte George dem glucksenden, rumpelnden Stottern des Lieferwagens, das weiter an Intensität gewann.

Irgendwann schien der Lieferwagen direkt über ihm zu stehen. Das Motorengeräusch verwandelte sich in ein leises, beständiges Brummen und dann hörte George, wie die Tür geöffnet wurde.

Er wartete. Eine lange Stille folgte.

Irgendetwas streifte seine Hand. Beinahe hätte er laut aufgeschrien, aber es gelang ihm, den Schrei hinunterzuschlucken.

Die Stille schien sich bis in alle Ewigkeit zu erstrecken und George begann sich zu fragen, ob Edmund womöglich schon wieder verschwunden war. Vielleicht würde doch alles gut werden, machte er sich Mut.

Doch dann hörte er jemanden reden, schwach und gedämpft.

Georges erster Gedanke war, dass Edmund mit dem Opfer eines seiner Kunden plauderte, das er hierher gebracht hatte. Vielleicht suchte er ja einen Freund für das Opfer, das bereits bei ihm zu Hause »wohnte«.

Doch je länger sie sich unterhielten, desto mehr kam es George wie eine freundliche Plauderei vor.

Also kein Opfer.

Es musste ein Freund sein.

Aber Edmund hatte keine Freunde, zumindest nicht, soweit George wusste. Dann kam ihm ein Gedanke, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: Vielleicht war es ja auch einer der Killer aus der Stadt, einer von Edmunds Kunden.

Oh mein Gott …

»Die da?«

Die Worte klangen nach Edmunds leicht gedämpfter Stimme – abgenutzt und rau wie eine geliebte, gut eingetragene Lederjacke.

»Ja, die da.« Die zweite Stimme klang weicher, höher.

Bobby?

Sie hatte genau wie die Stimme seines Jungen geklungen. Aber das konnte nicht sein.

Plötzlich fiel etwas entsetzlich Schweres auf George hinunter.

Er musste sich zusammenreißen, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien.

Kurz darauf wurde George erneut von irgendetwas getroffen, doch diesmal schien das Gewicht glücklicherweise deutlich geringer zu sein.

Mein Gott, ich werde hier lebendig begraben, verdammt noch mal!

»Bist du sicher, dass du zuschauen möchtest?«, fragte Edmund und seine Stimme klang jetzt noch gedämpfter. »Das kann ganz schön stinken. Wenn das ganze tote Fleisch erst mal brutzelt …«

»Ich schau mir gern Feuer an«, erwiderte die junge Stimme.

Bobby. Das war eindeutig Bobby!

»Wenn du meinst.«

»Und dann will ich die restlichen Leichen im Lieferwagen sehen.«

Ein trockenes, knurrendes Lachen. »Sicher, Junge. So, jetzt tritt ein Stück zurück. Jetzt bekommst du deine erste Lektion in Sachen Entsorgung von schmutziger Wäsche und Zerstörung von Beweisen.«

In der Grube versuchte George, dem das Atmen zunehmend schwerer fiel, sich zu befreien. Es war ihm inzwischen egal, ob er erschossen würde – er wollte nur noch hier raus. Doch aufgrund all des zusätzlichen Gewichts, das nun auf ihm lastete, konnte er sich nicht mehr bewegen.

Plötzlich hörte er von oben ein Prasseln, so als tropfe Regen auf ein Zeltdach und dann füllte der erstickende Geruch von Benzin seinen Schädel.

Oh Gott, nein! Um Himmels willen, nein! Oh Gott, bitte nicht!

Ein schlaues Kind. Ein ganz normales Kind. Ein ungewöhnlich ruhiges Kind.

Ich schau mir gern Feuer an …

Dann wurde George Fisher von den Flammen verschlungen.

NOTIZEN ZUR ENTSTEHUNG:

Was ich an Geschichten über Serienkiller besonders spannend finde, ist weder die Forensik noch die Jagd nach dem Killer, sondern die Killer selbst. Die Frage, warum sie tun, was sie tun. Warum wurden sie zu solch grausamen Mördern? Ist es angeboren oder hat es mit ihrer Umgebung und ihrer Erziehung zu tun? In den meisten meiner Erzählungen – Romane eingeschlossen – geht es in irgendeiner Form um Serienkiller. Normalerweise finden sich darin Haupt-oder Nebenfiguren, die diesem »Beruf« nachgehen. In dieser Geschichte stelle ich eine Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie bei Ihrem Kind eindeutige Anzeichen erkennen, dass es sich zu einem potenziellen Serienkiller entwickelt?