36
Unsichtbare Welten
Der Haushalt war still; es war die perfekte Gelegenheit für meine Experimente. Mr. Bug war nach Woolam’s Mill gefahren und hatte die Zwillinge mitgenommen; Lizzie und Mr. Wemyss halfen Marsali beim Ansetzen der neuen Maische, und Mrs. Bug hatte mir einen Teller Toast und Porridge in der Küche stehen gelassen und war ebenfalls unterwegs, um die Wälder nach den halb wilden Hennen zu durchkämmen, eine nach der anderen zu fangen und an den Füßen in den prächtigen, neuen Hühnerstall zu schleifen, den ihr Mann gebaut hatte. Brianna und Roger kamen manchmal zum Frühstück zu uns herauf, doch meistens aßen sie am eigenen Herd, so auch heute Morgen.
Ich genoss den Frieden des leeren Hauses und machte mir ein Tablett mit einer Tasse, der Teekanne, Sahne und Zucker zurecht und nahm es zusammen mit meinen Materialien mit in das Sprechzimmer. Das Licht des frühen Morgens war perfekt und strömte golden leuchtend zum Fenster herein. Ich ließ den Tee ziehen, holte ein paar kleine Glasflaschen aus dem Schrank und ging nach draußen.
Der Tag war kühl, aber schön, und der klare, blasse Himmel verhieß für den späteren Vormittag ein wenig Wärme. Doch momentan war es so kalt, dass ich froh war, mein warmes Schultertuch dabei zu haben, und das Wasser in der Pferdetränke war kalt und hatte einen Rand aus zerbrechlichem Eis. Nicht kalt genug, um die Mikroben zu töten, dachte ich; ich konnte die langen Algenstränge sehen, die an den Brettern des Troges wuchsen und sich sanft wiegten, als ich die dünne Eiskruste durchbrach und das Wasser aufwirbelte, indem ich mit einer meiner Flaschen an der schleimigen Wand des Troges entlangfuhr.
Ich entnahm weitere Wasserproben aus dem Brunnen und aus einer stehenden Pfütze in der Nähe des Abortes; dann eilte ich zum Haus zurück, um meine Versuche durchzuführen, solange das Licht noch gut war.
Das Mikroskop stand am Fenster, wo ich es tags zuvor aufgebaut hatte, ganz und gar aus glänzendem Messing und leuchtenden Spiegeln. Es dauerte ein paar Sekunden, die Wassertropfen auf die kleinen Glasscheiben aufzutragen, die ich bereit gelegt hatte, und dann senkte ich den Kopf, um voll gebannter Erwartung durch die Linse zu blicken.
Die leuchtende Ellipse wölbte sich, wurde kleiner, erlosch ganz. Blinzelnd drehte ich die Schraube, so langsam ich konnte, und... da war es. Der Spiegel kam zum Stillstand, und das Licht nahm die Form eines perfekten, blassen Kreises an, Fenster in eine andere Welt.
Ich sah verzaubert zu, wie ein Paramecium mit Hilfe seiner wie verrückt pulsierenden Wimpern eine wilde Hatz auf unsichtbare Beute unternahm. Dann eine sanfte Verschiebung, denn auch mein Blickfeld war in ständiger Bewegung, da der Wassertropfen auf der Glasscheibe mikroskopischen Gezeiten folgte. Ich wartete noch ein paar Sekunden, da ich hoffte, vielleicht ein Exemplar der schnellen, eleganten Euglena zu erspähen oder vielleicht sogar eine Hydra, doch ich hatte kein Glück; nur mysteriöse, schwarzgrüne Partikel, zelluläre Müllhäufchen oder zerplatzte Algenzellen.
Ich schob den Objektträger hin und her, fand jedoch nichts Interessantes mehr. Das war nicht schlimm; ich hatte ja noch genug andere Studienobjekte. Ich spülte das Glasrechteck in einem Becher mit Alkohol ab und ließ es kurz trocknen, dann tauchte ich ein Glasstäbchen in eines der kleinen Schälchen, die ich vor meinem Mikroskop aufgereiht hatte, und brachte einen Tropfen Flüssigkeit auf den sauberen Objektträger auf.
Es hatte einiger Experimente bedurft, bis ich das Mikroskop richtig zusammengebaut hatte; es hatte nicht viel Ähnlichkeit mit der modernen Variante, vor allem, solange es in seine Einzelteile zerlegt in Dr. Rawlings hübscher Kiste ruhte. Dennoch, die Linsen waren eindeutig erkennbar, und indem ich sie als Ausgangspunkt benutzte, hatte ich es geschafft, die optischen Teile ohne große Schwierigkeiten in den Halter einzufügen. Dagegen war es schon schwieriger gewesen, das richtige Licht einzufangen, und ich war hoch erfreut, dass es endlich funktionierte.
»Was machst du da, Sassenach?« Jamie blieb im Türrahmen stehen, ein Stück Toast in der Hand.
»Ich sehe etwas«, sagte ich und stellte die Schärfe nach.
»Oh, aye? Was siehst du denn?« Er kam lächelnd ins Zimmer. »Doch hoffentlich keine Gespenster? Davon habe ich nämlich genug.«
»Komm und sieh es dir an«, sagte ich und trat von dem Mikroskop zurück. Leicht verwundert bückte er sich und blinzelte durch das Sichtfenster, das andere Auge konzentriert zugekniffen.
Er blinzelte einen Moment hinein, dann rief er freudig überrascht aus:
»Ich sehe sie! Kleine Dinger mit Schwänzen, die überall herumschwimmen!« Er richtete sich auf und lächelte mich mit entzücktem Gesicht an, dann bückte er sich schnell wieder, um es sich noch einmal zu betrachten.
Ich spürte ein warmes Glühen des Stolzes über mein neues Spielzeug.
»Ist es nicht fantastisch?«
»Aye, fantastisch«, sagte er hingerissen. »Sieh sie dir nur an! Was für unermüdliche, kleine Kämpfer sie sind, und wie sie drängeln - und was für eine Masse!«
Unter leisen Ausrufen beobachtete er die Vorgänge unter dem Mikroskop noch ein paar Sekunden, dann richtete er sich auf und schüttelte staunend den Kopf.
»So etwas habe ich noch nie gesehen, Sassenach. Du hast mir ja schon von den Keimen erzählt, aye, aber so hätte ich sie mir nie im Leben vorgestellt! Ich dachte, sie hätten vielleicht Zähnchen, und das stimmt gar nicht - aber ich hätte nie gedacht, dass sie solche prächtigen, kräftigen, kleinen Schwänze hätten oder so zahlreich herumschwimmen.«
»Nun, bei manchen Mikroorganismen ist das so«, sagte ich und trat vor, um selbst noch einen Blick in das Mikroskop zu werfen. »Diese kleinen Biester hier sind aber keine Keime - es sind Spermien.«
»Was?«
Seine Miene war völlig verständnislos.
»Spermien«, sagte ich geduldig. »Männliche Samenzellen. Du weißt schon, woraus die Babys entstehen?«
Ich dachte, er würde einen Erstickungsanfall bekommen. Sein Mund öffnete sich, und ein ausgesprochen hübscher Rosaton überflutete sein Gesicht.
»Du meinst Samen?«, krächzte er. »Glibber?«
»Nun... ja.« Ohne ihn aus den Augen zu lassen, goss ich ihm ein wenig dampfenden Tee in einen sauberen Becher, den ich ihm zur Stärkung reichte. Er ignorierte ihn jedoch, den Blick fest auf das Mikroskop geheftet, als könnte jede Sekunde etwas aus der Linse gehüpft kommen und sich zu unseren Füßen auf dem Boden winden.
»Spermien«, brummte er vor sich hin. »Spermien.« Er schüttelte heftig den Kopf, dann wandte er sich zu mir um, denn ihm war gerade ein entsetzlicher Gedanke gekommen.
»Von wem sind sie?«, fragte er im Tonfall finstersten Argwohns.
»Äh... nun, von dir natürlich.« Ich räusperte mich leicht verlegen. »Von wem sollen sie sonst sein?«
Er fuhr sich reflexartig mit der Hand an den Schritt und bedeckte sich schützend.
»Wo zum Teufel hast du sie her?«
»Was glaubst du denn?«, sagte ich ausgesprochen kühl. »Ich habe sie heute Morgen beim Aufwachen in meiner Obhut gefunden.«
Seine Hand entspannte sich, doch eine tiefe Verlegenheit färbte seine Wangen dunkelrot. Er ergriff die Teetasse und leerte sie trotz ihrer Temperatur in einem Zug.
»Ich verstehe«, sagte er und hustete.
Es folgte ein Augenblick tiefen Schweigens.
»Ich... äh... wusste gar nicht, dass sie am Leben bleiben können«, sagte er schließlich. »Äääh... draußen, meine ich.«
»Nun, wenn man sie als Klecks auf dem Laken trocknen lässt, können sie das auch nicht«, sagte ich nüchtern. »Aber wenn man verhindert, dass sie austrocknen -«, ich wies auf die kleine, zugedeckte Schale mit der weißlichen Flüssigkeit, »dann halten sie es ein paar Stunden aus. In ihrer natürlichen Umgebung können sie nach der... äh... Freilassung bis zu einer Woche überleben.«
»Natürliche Umgebung«, wiederholte er mit nachdenklichem Gesicht. Er warf mir einen raschen Blick zu. »Du meinst...«
»Genau«, sagte ich mit einem Hauch von Strenge.
»Mmpfm.« In diesem Moment fiel ihm die Toastscheibe wieder ein, die er nach wie vor in der Hand hielt, und er biss hinein und kaute meditativ.
»Wissen die Leute davon? Jetzt, meine ich?«
»Wissen sie was? Wie Spermien aussehen? Mit ziemlicher Sicherheit. Mikroskope gibt es schon seit über hundert Jahren, und das Erste, was man mit einem funktionierenden Mikroskop anfängt, ist, sich die Dinge in Reichweite anzusehen. Und da der Erfinder des Mikroskops ein Mann war, gehe ich fest davon aus... Du nicht?«
Er sah mich an, biss erneut in seinen Toast und kaute betont darauf herum.
»>In Reichweite< ist vielleicht nicht die Bezeichnung, die ich wählen würde, Sassenach«, sagte er, den Mund voller Krümel, und schluckte. »Aber ich verstehe, was du meinst.«
Wie von einer unwiderstehlichen Macht angezogen, näherte er sich dem Mikroskop und beugte sich darüber, um erneut einen Blick hineinzuwerfen.
»Sie sehen wie rechte Rabauken aus«, sagte er nach kurzer Betrachtung.
»Nun, das müssen sie ja auch sein«, sagte ich und unterdrückte ein Lächeln über seinen leicht verlegenen Stolz auf den Heldenmut seiner Gameten. »Es ist schließlich ein langer Weg, an dessen Ende ein heftiger Kampf steht. Schließlich wird nur einem die Ehre zuteil.«
Er blickte mit ausdrucksloser Miene auf. Mir wurde allmählich klar, dass er tatsächlich keine Ahnung hatte. Er hatte in Paris Sprachen, Mathematik und die Philosophie der Griechen und Römer studiert, nicht aber Medizin. Und selbst wenn den Naturwissenschaftlern dieser Zeit bewusst war, dass Sperma aus einzelnen Zellen bestand und keine homogene Substanz war, dämmerte mir jetzt, dass sie wahrscheinlich keine Vorstellung davon hatten, wie die Spermien tatsächlich funktionierten.
»Was dachtest du denn, wo die Babys herkommen?«, fragte ich nach einem aufklärenden Vortrag über Eizellen, Spermien, Zygoten etcetera, an dessen Ende Jamie ausgesprochen benommen aussah. Er warf mir einen entrüsteten Blick zu.
»Bin ich vielleicht schon mein Leben lang Bauer? Ich weiß genau, wo sie her kommen«, teilte er mir mit. »Ich wusste nur nicht, dass... äh... diese ganzen Spielchen dahinter stecken. Ich dachte-nun ja, ich dachte, ein Mann pflanzt seinen Samen in den Bauch einer Frau, und dann... äh... wächst er.« Er machte eine vage Handbewegung in Richtung meines Bauches. »Du weißt schon - wie... Samen eben. Rüben, Mais, Melonen und so. Ich wusste nicht, dass sie wie Kaulquappen herumschwimmen.«
»Ich verstehe.« Ich rieb mir mit dem Finger die Nase und versuchte, nicht zu lachen. »Daher die landwirtschaftliche Einteilung in fruchtbare und unfruchtbare Frauen.«
»Mmpfm.« Er tat diese Bemerkung mit einer Handbewegung ab und betrachtete das Gewimmel auf dem Objektträger mit nachdenklich gerunzelter Stirn. »Eine Woche, sagst du. Also ist es möglich, dass der Kleine tatsächlich von der Drossel stammt?«
Da es noch so früh am Tage war, brauchte ich eine Sekunde, um den Sprung von der Theorie zur praktischen Anwendung zu vollziehen.
»Oh - du meinst Jemmy? Ja, es ist gut möglich, dass er Rogers Kind ist.« Roger und Bonnet hatten innerhalb von zwei Tagen mit Brianna geschlafen. »Das habe ich dir - und Brianna - doch schon erklärt.«
Er nickte mit geistesabwesendem Gesicht, erinnerte sich erneut an seinen Toast und schob sich den Rest in den Mund. Dann beugte er sich kauend über das Mikroskop, um noch einmal hineinzusehen.
»Sind sie unterschiedlich? Von Mann zu Mann, meine ich?«
»Äh... dem Aussehen nach nicht, nein.« Ich ergriff meine Teetasse, trank einen Schluck und genoss den zarten Geschmack. »Sie sind natürlich unterschiedlich - sie tragen die Charakteristika, die ein Mann an seine Nachkommen weitergibt -« Ich hielt es nicht für klug, weiterzugehen; er war durch meine Beschreibung der Befruchtung schon genug erschüttert; eine Erörterung über Gene und Chromosomen war vielleicht im Augenblick etwas übertrieben. »Aber man kann die Unterschiede nicht sehen, nicht einmal mit einem Mikroskop.«
Er grunzte, schluckte den Mund voll Toast herunter und richtete sich auf.
»Warum siehst du sie dir denn dann an?«
»Nur aus Neugier.« Ich deutete auf die Ansammlung von Flaschen und Schälchen auf der Arbeitsfläche. »Ich wollte sehen, wie weit das Mikroskop vergrößert, was für Dinge ich damit erkennen kann.«
»Oh, aye. Und was dann? Wozu ist das gut, meine ich?«
»Nun, um mir bei der Diagnose zu helfen. Wenn ich zum Beispiel eine Stuhlprobe eines Patienten nehme und sehen kann, dass er Darmparasiten hat, dann weiß ich besser, welche Arznei ich ihm verabreichen muss.«
Jamie machte ein Gesicht, als zöge er es vor, unmittelbar nach dem Frühstück nicht von solchen Dingen zu hören, doch er nickte. Er leerte seine Tasse und stellte sie auf die Arbeitsfläche,
»Aye, das ist vernünftig. Dann lasse ich dich jetzt weitermachen.«
Er bückte sich und küsste mich, dann ging er zur Tür. Kurz davor drehte er sich jedoch noch einmal um.
»Die, äh, Spermien«, sagte er etwas umständlich.
»Ja?«
»Kannst du sie nicht nach draußen bringen und sie vielleicht anständig beerdigen?«
Ich lächelte insgeheim in meine Teetasse.
»Ich werde mich gut um sie kümmern«, versprach ich ihm. »Das tue ich doch schließlich immer, oder nicht?«
 
Da waren sie ja. Dunkle Stängel mit keulenförmigen Sporen an der Spitze, solide vor dem hell erleuchteten Hintergrund des Sichtfeldes in meinem Mikroskop. Vergewisserung.
»Hab’ ich euch.« Ich richtete mich auf und rieb mir das Kreuz, während ich den Blick über meine Vorbereitungen wandern ließ.
Eine Reihe von Objektträgern lag in einem ordentlichen Fächer neben dem Mikroskop ausgebreitet. Jeder von ihnen war in der Mitte mit einer dunklen Substanz beschmiert und an der Kante mit einem Code beschriftet, den ich mit einem Wachsstückchen von einem Kerzenstummel aufgebracht hatte. Schimmelproben, die von feuchtem Maisbrot stammten, von einem verdorbenen Brötchen und einem weggeworfenen Stück Kruste von der Wildpastete, die es zu Hogmanay gegeben hatte. Die Kruste hatte bei weitem den besten Wuchs produziert, woran zweifellos das Gänseschmalz die Schuld trug.
Von allen Testsubstraten, die ich ausprobiert hatte, waren es diese drei Schimmelkulturen, die den höchsten Anteil an Penicillium enthalten hatten - zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass es Penicillium war. Über die Dutzende verschiedener Penicilliumstämme hinaus, gab es eine bedrückend große Anzahl von Schimmelpilzen, die auf feuchtem Brot wuchsen, doch die Sporophyten in den Proben, die ich ausgewählt hatte, sahen den Lehrbuchillustrationen des Penicillium, die ich mir vor Jahren in einem anderen Leben eingeprägt hatte, am ähnlichsten.
Ich konnte nur hoffen, dass ich mich richtig erinnerte - und dass die mir vorliegenden Schimmelstämme tatsächlich zu jenen Arten zählten, die eine große Menge Penizillin produzierten, dass ich der Fleischbrühemixtur nicht unbeabsichtigt irgendwelche virulenten Bakterien beigefügt hatte, und dass... nun, ich konnte auf vieles hoffen, aber es gab einen Punkt, an dem aus Hoffnung Gottvertrauen wurde und man auf die Gunst des Schicksals baute.
Eine Reihe mit Brühe gefüllter Schalen stand an der Rückseite meiner Arbeitsfläche, jede mit einem Stück Musselin bedeckt, um zu verhindern, dass etwas hineinfiel - Insekten, Staubpartikel und Mäusekot, von Mäusen ganz zu schweigen. Ich hatte die Brühe gefiltert und abgekocht und dann jede einzelne Schale mit kochendem Wasser ausgespült, bevor ich sie mit der dampfenden, braunen Flüssigkeit füllte. Das war das sterilste Medium, das ich zuwege brachte.
Dann hatte ich von jeder meiner besten Schimmelproben etwas abgeschabt und das Messer sanft durch die abgekühlte Brühe gezogen, um die weichen, blauen Klümpchen so gut wie möglich zu verteilen, bevor ich die Schale wieder mit ihrem Tuch zudeckte und sie einige Tage zur Inkubation stehen ließ.
Einige der Kulturen waren gut gediehen, andere waren eingegangen. Ein paar der Schalen wiesen haarige Klumpen auf, die wie abgetauchte Meerestiere dunkel und unheimlich unter der Oberfläche dahintrieben. Irgendein Eindringling - eine Schimmelart, ein Bakterium oder vielleicht eine Algensorte, aber nicht das kostbare Penicillium.
Ein anonymes Kind hatte eine der Schalen verschüttet; Adso hatte eine weitere zu Boden gestoßen, vom Geruch der Gänsebrühe zum Wahnsinn getrieben, und hatte ihren Inhalt inklusive Schimmel mit allen Anzeichen des Hochgenusses aufgeschleckt. In dieser Schale hatte sich offensichtlich keine toxische Substanz befunden; ich blickte zu der kleinen Katze hinunter, die sich an einem sonnigen Fleck auf dem Boden zusammen gerollt hatte, ein Bild schlaftrunkenen Wohlbefindens.
Doch in drei der verbleibenden Schalen war die Oberfläche von schwammigen Matten aus blau geflecktem Samt überzogen, und meine Untersuchung einer Probe daraus hatte mir gerade bestätigt, dass ich tatsächlich hatte, wonach ich suchte. Es war nicht der Schimmelpilz selbst, der antibiotisch wirkte - es war ein klares Sekret, das von ihm abgesondert wurde, als Mittel zum Schutz vor Bakterienattacken. Diese Substanz war das Penizillin, und das war es, was ich wollte.
Ich hatte Jamie das alles erklärt, während er auf einem Hocker saß und mir zusah, wie ich die Brühe mit den lebenden Kulturen erneut durch ein Stück Gaze goss, um sie zu filtern.
»Dann hast du jetzt also Brühe, in die der Schimmelpilz gepisst hat, aye? Das ist sehr vernünftig.«
»Ach ja?«
»Nun, man benutzt ja auch andere Pissearten als Arznei, warum also nicht auch diese?«
Er hob zur Illustration das große, schwarze Notizbuch. Ich hatte es aufgeschlagen auf der Arbeitsfläche liegen gelassen, nachdem ich die jüngste Serie meiner Experimente protokolliert hatte, und er hatte sich mit der Lektüre einiger Seiten amüsiert, die der Vorbesitzer des Buches, ein gewisser Dr. Daniel Rawlings, beschriftet hatte.
»Daniel Rawlings vielleicht - ich nicht.« Da ich beide Hände voll zu tun hatte, wies ich mit dem Kinn auf den Eintrag auf der geöffneten Seite. »Wozu hat er sie denn benutzt?«
»Latwerge zur Behandlung von Skorbut«, las er, und sein Finger folgte den kleinen Zeilen in Rawlings’ ordentlicher Schrift. »Zwei Knoblauchknollen, mit sechs Radieschen zerstampft, dazu Perubalsam und zehn Tropfen Myrrhe, zu mischen mit dem Wasser eines männlichen Kindes, bis es gut trinkbar ist.«
»Von der letzten Zutat abgesehen, hört es sich wie eine ziemlich exotische Würzmischung an«, sagte ich belustigt. »Was meinst du, wozu sie wohl am besten passt? Hasenschmorbraten? Kalbsragout?«
»Nein, Kalb schmeckt zu mild für die Radieschen. Hammeleintopf vielleicht«, erwiderte er. »Hammel kann alles vertragen.« Er fuhr sich geistesabwesend mit der Zunge über die Oberlippe.
»Warum ein männliches Kind, was meinst du, Sassenach? Diese Vorschrift habe ich schon öfter in solchen Rezepten gefunden - Aristoteles spricht davon, und einige andere der antiken Philosophen auch.«
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und begann, meine Objektträger wegzuräumen.
»Nun, es ist in jedem Fall einfacher, den Urin eines Jungen aufzufangen als den eines kleinen Mädchens; probier es ruhig einmal aus. Und seltsamerweise ist der Urin männlicher Babys sehr sauber, wenn auch nicht ganz steril; vielleicht ist den antiken Philosophen ja aufgefallen, dass ihre Formeln bessere Ergebnisse zeitigten, wenn sie Kinderurin an Stelle des üblichen Trinkwassers benutzten, falls sie dies aus öffentlichen Aquädukten und Brunnen holten.«
»Steril bedeutet Freiheit von Keimen, nicht Unfruchtbarkeit?« Er warf meinem Mikroskop einen argwöhnischen Blick zu.
»Ja. Oder besser - es vermehren sich keine Keime darin, weil keine da sind.«
Da ich jetzt die Arbeitsfläche bis auf das Mikroskop und die Gefäße mit der penizillinhaltigen Brühe - zumindest hoffte ich, dass sie penizillinhaltig war - leer geräumt hatte, begann ich mit den Vorbereitungen für die Operation. Ich holte die kleine Kiste mit meinen chirurgischen Instrumenten herunter und nahm eine große Flasche mit Rohalkohol aus dem Schrank.
Ich reichte sie Jamie zusammen mit dem kleinen Alkoholbrenner, den ich konstruiert hatte - eine leere Tintenflasche mit einem gedrehten Docht aus gewachstem Flachs, der durch einen Korken im Hals der Flasche lief.
»Mach mir das bitte voll, ja? Wo sind die Jungen?«
»Betrinken sich in der Küche.« Er runzelte konzentriert die Stirn, während er den Alkohol eingoss. »Ist der Urin kleiner Mädchen denn nicht sauber? Oder ist er nur schwieriger zu bekommen?«
»Nein, er ist tatsächlich nicht so sauber wie der eines Jungen.« Ich breitete ein sauberes Tuch auf der Arbeitsfläche aus und legte zwei Skalpelle, eine langschenklige Zange und eine Handvoll kleinerer Kautereisen darauf zurecht. Ich kramte im Schrank herum und brachte ein paar Baumwollbäusche zum Vorschein. Baumwollstoff war fürchterlich teuer, aber ich hatte das Glück gehabt, Farquard Campbells Frau im Austausch für ein Glas Honig einen Sack Rohbaumwolle abzuluchsen.
»Man könnte es so ausdrücken, dass der... äh... Weg nach draußen weniger direkt ist. Also nimmt der Urin Bakterien und Ablagerungen aus den Hautfalten mit.« Ich sah mich nach ihm um und lächelte. »Nicht, dass du deshalb Grund hättest, dir überlegen vorzukommen.«
»Das würde mir im Traum nicht einfallen«, versicherte er mir. »Bist du fertig, Sassenach?«
»Ja, geh sie holen. Oh, und bring die große Schüssel mit!«
Er ging aus dem Zimmer, und ich drehte mich zum Fenster um, das nach Osten zeigte. Tags zuvor hatte es heftig geschneit, doch heute war ein schöner, heller Tag, klar und kalt, und die Sonne spiegelte sich mit dem Funkeln einer Million Diamanten in den schneebedeckten Bäumen. Ich hätte mir keinen besseren Tag wünschen können; ich würde jedes Fünkchen Licht brauchen, das ich bekommen konnte.
Ich legte die Kautereisen zum Erhitzen in das kleine Kohlebecken. Dann holte ich mein Amulett aus dem Schrank, legte es mir um den Hals, so dass es unter dem Mieder meines Kleides hing, und nahm die schwere Leinenschürze von ihrem Haken hinter der Tür. Ich zog auch diese an, dann trat ich zum Fenster und blickte auf die gefrorene Zuckergusslandschaft hinaus, um meinen Verstand zu leeren und meinen Geist auf mein Vorhaben vorzubereiten. Es war keine schwierige Operation, und ich hatte sie schon oft durchgeführt - allerdings noch nie an einem Patienten, der aufrecht und bei Bewusstsein vor mir saß, und das war immer etwas anderes.
Außerdem war das letzte Mal mehrere Jahre her, und ich schloss die Augen, um mich daran zu erinnern, mir die einzelnen Schritte bildlich vorzustellen, und ich spürte, wie die Muskeln meiner Hand als Reaktion auf meine Gedanken zuckten und die Bewegungen vorweg nahmen, die ich machen würde.
»Gott steh mir bei«, flüsterte ich und bekreuzigte mich.
Stolpernde Schritte, kichernde Stimmen und Jamies brummende Stimme kamen aus dem Flur, und ich drehte mich lächelnd um, um meine Patienten zu begrüßen.
Ein Monat mit gutem Essen, sauberen Kleidern und warmen Betten hatte den Beardsleys immens gut getan, sowohl, was ihre Gesundheit, als auch ihre Erscheinung anging. Sie waren beide immer noch klein, hager und leicht o-beinig, doch ihre eingefallenen Gesichter hatten sich ein wenig ausgefüllt, ihr dunkles Haar umrahmte weich ihre Köpfe, und der Ausdruck gehetzten Argwohns war zumindest zum Teil aus ihren Augen gewichen.
Im Moment war der Blick besagter Augen leicht glasig, und Lizzie sah sich gezwungen, Keziah am Arm zu packen, damit er nicht über einen Hocker stolperte. Jamie hatte Josiah fest an der Schulter ergriffen; er schob den Jungen zu mir herüber, dann stellte er die Puddingschüssel ab, die er unter dem anderen Arm trug.
»Alles in Ordnung?« Ich lächelte Josiah an und drückte ihm beruhigend den Arm. Er schluckte krampfhaft und grinste mich Schauder erregend an; er war nicht betrunken genug, um keine Angst zu haben.
Ich ließ ihn Platz nehmen, plauderte beruhigend auf ihn ein, schlang ihm ein Handtuch um den Hals und stellte ihm die Schüssel auf den Schoß. Ich hoffte, er würde sie nicht fallen lassen; sie war aus Porzellan und war die einzige, große Schüssel, die wir hatten. Zu meiner Überraschung stellte sich Lizzie hinter ihn und legte ihm ihre kleinen Hände auf die Schultern.
»Willst du wirklich hier bleiben, Lizzie?«, fragte ich skeptisch. »Ich glaube, wir kommen gut zurecht.« Jamie war an Blut und allgemeines Gemetzel mehr als gewöhnt; dagegen konnte ich mir nicht vorstellen, dass Lizzie jemals mehr als die üblichen Krankheiten und vielleicht die eine oder andere Geburt mit angesehen hatte.
»Oh, nein, Ma’am; ich bleibe.« Sie schluckte ebenfalls, machte aber ein tapferes Gesicht. »Ich habe Jo und Kezzie versprochen, dass ich die ganze Zeit bei ihnen bleibe.«
Ich sah Jamie an, und er zog eine Schulter zu einem angedeuteten Achselzucken hoch.
»Nun gut.« Ich ergriff eins der Steingutgefäße mit der Penizillinbrühe, verteilte sie auf zwei Tassen und gab jedem der Zwillinge eine zu trinken.
Die Magensäure würde wahrscheinlich den Großteil des Penizillins außer Gefecht setzen, doch es würde - so hoffte ich - die Bakterien in ihren Hälsen abtöten. Eine weitere Dosis, mit der ich die wunden Stellen nach der Operation spülen würde, beugte vielleicht einer Entzündung vor.
Es war unmöglich, exakt zu wissen, wie viel Penizillin sich in der Brühe befand; möglich, dass ich ihnen massive Dosen verabreichte - oder zu wenig, um etwas zu bewirken. Immerhin war ich mir einigermaßen sicher, dass das Penizillin in der Brühe - wie viel es auch sein mochte - im Augenblick aktiv war. Ich hatte keine Möglichkeit, das Antibiotikum zu stabilisieren, und keine Ahnung, wie lange es wirksam bleiben mochte - doch so frisch, wie die Lösung war, musste sie einfach medizinisch aktiv sein, und die Chancen, dass der Rest der Brühe wenigstens die nächsten paar Tage brauchbar blieb, standen nicht schlecht.
Ich würde neue Kulturen ansetzen, sobald die Operation vorüber war; mit etwas Glück konnte ich den Zwillingen das Mittel drei oder vier Tage lang regelmäßig verabreichen und so - mit noch mehr Glück - eine Infektion verhindern.
»Oh, man kann es also auch trinken, aye?« Jamie betrachtete mich zynisch über Josiahs Kopf hinweg. Ich hatte ihm vor einigen Jahren nach einer Schussverletzung Penizillin gespritzt, und offensichtlich war er jetzt der Meinung, dass ich dies aus reinem Sadismus getan hatte.
Ich erwiderte seinen Blick.
»Man kann. Injizierbares Penizillin ist viel effektiver, vor allem im Fall akuter Infektionen. Allerdings habe ich nicht die Mittel, es zu injizieren, und dies soll nur verhindern, dass sie sich eine Infektion zuziehen, es soll keine heilen. Wenn wir dann jetzt fertig sind...«
Ich hatte gedacht, dass Jamie den Patienten fest halten würde, doch Lizzie und Josiah beharrten darauf, dass dies nicht nötig sei; Josiah würde ganz still sitzen, ganz gleich, was geschah. Lizzie umfasste dennoch seine Schultern, ihr Gesicht blasser als das seine, und ihre kleinen Fingerknöchel traten scharf und weiß hervor.
Ich hatte die beiden Jungen tags zuvor ausführlich untersucht, betrachtete sie jedoch auch jetzt noch einmal rasch, bevor ich anfing. Ich behalf mir mit einem Zungenstäbchen aus Eschenholz. Ich zeigte Jamie, wie er es benutzen musste, um die Zunge beiseite gepresst zu halten, dann griff ich zu Zange und Skalpell und holte tief Luft.
Ich blickte Josiah tief in die dunklen Augen und lächelte; ich konnte zwei winzige Spiegelbilder meines Gesichtes darin sehen, und beide trugen einen angenehm kompetenten Ausdruck.
»Kann es losgehen?«, fragte ich.
Er konnte nicht sprechen, da seine Zunge niedergepresst war, doch er gab ein gutmütiges Grunzen von sich, das ich als Zustimmung interpretierte.
Ich musste schnell sein, und das war ich auch. Die Vorbereitungen hatten Stunden in Anspruch genommen; die Operation selbst dauerte nicht mehr als ein paar Sekunden. Ich ergriff die erste der schwammigen, roten Mandeln mit der Zange, zog sie zu mir hin und machte mehrere kleine, schnelle Schnitte, so dass die Gewebeschichten ordentlich durchtrennt wurden. Ein Blutrinnsal lief dem Jungen aus dem Mund und über das Kinn, doch es war nichts Ernstes.
Ich löste das Gewebeklümpchen, ließ es in die Schüssel fallen und nahm die andere Mandel in die Zange, um den Vorgang dort zu wiederholen, diesmal etwas langsamer, da ich mit der falschen Hand arbeiten musste.
Das Ganze konnte nicht länger als dreißig Sekunden pro Seite gedauert haben. Ich zog die Instrumente aus Josiahs Mund, und er starrte mich erstaunt an. Dann hustete er, würgte, beugte sich vor, und ein weiteres Fleischstückchen landete mit einem leisen Pitsch in der Schüssel, zusammen mit ein wenig hellrotem Blut.
Ich packte ihn bei der Nase und schob seinen Kopf zurück, stopfte ihm Wattebäusche in den Mund, um so viel Blut zu absorbieren, dass ich sehen konnte, was ich tat, dann ergriff ich ein kleines Kautereisen und versorgte die größeren Blutgefäße; die kleineren konnten von selbst verkrusten und heilen.
Seine Augen tränten heftig, und seine Hände hielten die Schüssel in einem Würgegriff umklammert, doch er hatte sich weder bewegt noch ein Geräusch gemacht. Nach allem, was ich gesehen hatte, als Jamie die Brandmarke von seinem Daumen entfernte, hatte ich auch nicht damit gerechnet. Lizzie hatte ihn immer noch an den Schultern gepackt, ihre Augen fest geschlossen. Jamie streckte eine Hand aus und klopfte ihr auf den Ellbogen, und sie riss die Augen auf.
»So, a muirninn, er ist fertig. Nimm ihn mit und bring ihn zu Bett, aye?«
Doch Josiah weigerte sich zu gehen. Stumm wie sein Bruder schüttelte er heftig den Kopf und setzte sich auf einen Hocker, auf dem er schwankend und bleich sitzen blieb. Er grinste seinen Bruder mit blutumrahmten Zähnen Schauder erregend an.
Lizzie stand zögernd zwischen den beiden Brüdern und blickte vom einen zum anderen. Jo fing ihren Blick auf und wies entschlossen auf Keziah, der jetzt mit gespielter Tapferkeit und erhobenem Kinn auf dem Patientenhocker Platz genommen hatte. Sie tätschelte Josiah sanft den Kopf und trat dann unverzüglich zu Keziah, um ihm die Hände auf die Schultern zu legen. Er spähte hinter sich und lächelte sie erstaunlich liebenswert an, dann neigte er den Kopf und küsste ihr die Hand. Schließlich wandte er sich mir zu, schloss die Augen und öffnete den Mund; er sah aus wie ein Jungvogel, der um Würmer bettelt.
Diese Operation war etwas komplizierter; seine Mandeln und Polypen waren fürchterlich angeschwollen und durch chronische Infektionen schlimm vernarbt. Es war eine blutige Angelegenheit; sein Handtuch und meine Schürze waren voller Spritzer, als ich schließlich zum Ende kam. Ich kauterisierte die Wunden und warf einen genauen Blick auf meinen Patienten, der so weiß war wie der Schnee draußen und dessen Blick vollkommen glasig geworden war.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich. Er konnte mich nicht hören, aber meine besorgte Miene war deutlich genug. Sein Mund zuckte in einem tapferen Versuch zu lächeln. Er begann zu nicken; dann verdrehten sich seine Augen, und er rutschte vom Hocker und landete mit einem Krach zu meinen Füßen. Jamie fing zielsicher die Schüssel auf.
Ich fürchtete, dass auch Lizzie womöglich in Ohnmacht fallen würde; alles war voller Blut. Sie torkelte ein wenig, setzte sich aber auf meine Anweisung hin gehorsam neben Josiah. Josiah saß da, schaute zu und drückte Lizzie fest die Hand, während Jamie und ich Ordnung schafften.
Jamie nahm Keziah in die Arme; der Junge hing schlaff und blutbefleckt da und sah aus wie ein ermordetes Kind. Josiah stand auf, den Blick ängstlich auf den bewusstlosen Körper seines Bruders gerichtet.
»Keine Sorge«, sagte Jamie im Tonfall absoluter Zuversicht zu ihm. »Ich habe dir doch gesagt, dass meine Frau eine große Heilerin ist.« Daraufhin drehten sie sich alle um und sahen mich lächelnd an: Jamie, Lizzie und Josiah. Ich hatte das Gefühl, mich verbeugen zu müssen, begnügte mich aber damit, ebenfalls zu lächeln.
»Keine Sorge«, wiederholte ich Jamies Worte. »Geht jetzt und ruht euch aus.«
Die kleine Prozession verließ das Zimmer sehr viel stiller, als sie gekommen war, und ich blieb zurück, um meine Instrumente zu verstauen und aufzuräumen.
Ich war sehr glücklich und glühte vor stiller Genugtuung, wie sie einer erfolgreich ausgeführten Arbeit folgt. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr gemacht; die Nöte und Einschränkungen des achtzehnten Jahrhunderts ließen nicht viele Operationen zu, es sei denn, sie wurden im Notfall durchgeführt. Ohne Anästhesie und Antibiotika waren nicht lebensnotwendige Operationen einfach zu schwierig und zu gefährlich.
Doch jetzt hatte ich wenigstens Penizillin. Und es gab keinen Grund zur Sorge, dachte ich und summte beim Löschen der Alkohollampe vor mich hin. Ich hatte es den Jungen angefühlt, als ich sie während der Arbeit berührte. Kein Keim würde sie bedrohen, keine Infektion die Sauberkeit meiner Arbeit beflecken. Die medizinische Praxis war immer auch Glückssache - doch heute war mir das Glück hold gewesen.
»Und siehe da, es war sehr gut«, zitierte ich an Adso gewandt, der geräuschlos auf der Arbeitsplatte erschienen war, wo er eifrig eine der leeren Schalen ausleckte.
Das große, schwarze Notizbuch lag aufgeschlagen auf der Arbeitsfläche, wo Jamie es liegen gelassen hatte. Ich blätterte die hinteren Seiten auf, wo ich den Verlauf meiner Experimente protokolliert hatte, und griff nach meinem Federkiel. Später, nach dem Abendessen würde ich die Details der Operation niederschreiben. Für den Augenblick... ich hielt inne und schrieb dann »Heureka!« an den Fuß der Seite.
Das Flammende Kreuz
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