16
In der Nacht, in der wir Hochzeit
halten
»Singst du etwas für mich, Roger?«
Sie stand in der Öffnung des geborgten Zeltes und
blickte ins Freie. Von innen konnte er nicht mehr von ihr sehen als
ihre Silhouette vor dem Grau des bewölkten Himmels und ihr langes
Haar, das sich im Regenwind bewegte. Sie hatte es bei der Hochzeit
offen getragen - Maidenhaar, obwohl sie ein Kind hatte.
Es war kalt heute Nacht, so ganz anders als in
ihrer ersten gemeinsamen Nacht, jener heißen, wunderbaren Nacht,
die mit Wut und Verrat geendet hatte. Monate voll anderer Nächte
lagen zwischen dieser Nacht und heute - Monate der Einsamkeit,
Monate des Glücks. Und doch schlug sein Herz jetzt genauso schnell
wie in ihrer ersten Hochzeitsnacht.
»Ich werde immer für dich singen, mein Herz.« Er
trat hinter sie und zog sie an sich, so dass ihr Kopf auf seiner
Schulter ruhte, ihr Haar kühl und lebendig in seinem Gesicht. Er
schlang den Arm um ihre Taille und hielt sie fest. Er neigte den
Kopf, und seine Lippen suchten nach ihrem Ohr.
»Ganz egal, wie«, flüsterte er. »Ganz egal, wo.
Ganz egal, ob du da bist und es hören kannst oder nicht - ich werde
immer für dich singen.«
Da wandte sie sich zu ihm um und schmiegte sich mit
einem leisen, zufriedenen Kehllaut in seine Umarmung, und ihr Mund,
der nach Grillfleisch und Gewürzwein schmeckte, fand den
seinen.
Der Regen prasselte über ihnen auf das Zeltleinen,
und die Kälte des Spätherbstes kroch zu ihren Füßen vom Boden hoch.
Beim ersten Mal hatte die Luft nach Hopfen und Uferschlamm
gerochen; ihr Schlafgemach hatte das erdige Aroma von Heu und Eseln
gehabt. Jetzt erfüllten Kiefer und Wacholder die Luft, gewürzt mit
dem Rauch der glimmenden Feuer - und dem schwachen, süßen Unterton
von Babywindeln.
Und doch lag sie wieder in seinen Armen, dunkel und
leicht, ihr Gesicht verborgen, ihr Körper schimmernd. Damals war
sie feucht gewesen und in der Sommerhitze fast geschmolzen. Jetzt
war ihre Haut so kühl wie Marmor, außer an den Stellen, wo er sie
berührte - und doch dauerte der Sommer dort, wo er sie berührte, in
seiner Handfläche fort, süß und glatt und reif und angefüllt mit
den Geheimnissen einer heißen, dunklen Nacht. Es war gut, dachte
er, dass sie ihr Gelübde genauso abgelegt hatten wie beim erstem
Mal, im Freien, ein Teil von Wind und Erde, Feuer und Wasser.
»Ich liebe dich«, murmelte sie an seinem Mund, und
er ergriff ihre Lippe mit den Zähnen, zu gerührt, um ihr mit
denselben Worten zu antworten.
Auch damals waren Worte zwischen ihnen gewechselt
worden, genau wie
heute Nacht. Die Worte waren dieselben gewesen, und er hatte sie
damals nicht weniger ernst gemeint als heute. Und doch war
es anders.
Beim ersten Mal hatte er sie nur zu ihr
gesagt, und es war zwar im Angesicht Gottes geschehen, doch dieser
hatte sich diskret im Hintergrund gehalten und den Blick von ihren
nackten Körpern abgewandt.
Heute hatte er sie im hellen Feuerschein
gesprochen, im Angesicht Gottes und der Welt, ihrer und seiner
Familie. Schon damals hatte ihr sein Herz gehört und alles, was er
sonst noch hatte - doch jetzt gab es keine Grenze mehr zwischen ihm
und ihr, seinem und ihrem Eigentum. Der Schwur war abgelegt, der
Bund geknüpft und bezeugt. Sie waren ein Körper.
Eine Hand ihres vereinten Organismus’ drückte zu
fest auf eine Brust, und ein kurzer Laut des Unbehagens drang aus
einer Kehle. Sie wich ein Stück von ihm zurück, und er spürte ihre
Grimasse mehr, als dass er sie sah. Kalte Luft fuhr zwischen sie,
und seine Haut fühlte sich plötzlich roh an, bloßgelegt, so als
hätte man ihn mit einem Messer von ihr getrennt.
»Ich muss -«, sagte sie und berührte ihre Brust,
ohne den Satz zu beenden. »Eine Sekunde, okay?«
Claire hatte das Kind gefüttert, während Brianna
bei Reverend Caldwell gewesen war, um sich vorzustellen.
Vollgestopft mit Porridge und Pfirsichkompott, war Jemmy nur mit
Mühe und Not zu bewegen gewesen, kurz bei ihr zu trinken, bevor ihn
die Müdigkeit erneut überkam und Lizzie ihn mit seinem runden
Trommelbauch davontrug. Das mochte ja schön sein für ihre
Intimsphäre - dermaßen betäubt und satt gefressen, würde der Junge
kaum vor Tagesanbruch aufwachen. Doch der Preis dafür war die
unbenutzte Milch.
Es war unmöglich, dass jemand, der mit einer
stillenden Mutter im selben Haus lebte, sich ihrer Brüste nicht
bewusst war, schon gar nicht ihr Ehemann. Sie führten ein
Eigenleben, diese Brüste. Sie veränderten zum Beispiel von einer
Stunde zur nächsten die Größe und schwollen von einem normalen,
sanften Rund zu großen, harten Ballons an, die ihm das
gespenstische Gefühl gaben, dass sie bei der kleinsten Berührung
platzen würden.
Und dann und wann platzte tatsächlich eine, oder
zumindest erweckte sie den Eindruck. Die Kuppe aus weicher Haut
ging auf wie ein gekneteter Brotteig und schob sich langsam, aber
sicher über den Rand von Briannas Mieder. Dann erschien plötzlich
ein großer, feuchter Kreis auf dem Stoff, als hätte eine
unsichtbare Person mit einem Schneeball nach ihr geworfen. Oder mit
zwei Schneebällen - denn wenn es bei einer Brust geschah, beeilte
sich ihre Nachbarin, es ihr augenblicklich gleich zu tun.
Manchmal wurden die himmlischen Zwillinge
allerdings auch genarrt; Jemmy trank eine Seite leer, schlief aber
dummerweise ein, bevor er der anderen denselben Gefallen tun
konnte. Dann stand seine Mutter zähneknirschend da und ergriff die
geschwollene Brust mit einer Hand, um den Rand
eines Zinnbechers genau unter die Brustwarze zu pressen und die
sprühende, tropfende Milch aufzufangen und den schmerzenden Druck
so weit zu lindern, dass sie selbst schlafen konnte.
Das tat sie auch jetzt, sittsam von ihm abgewandt,
ein Schultertuch gegen die Kühle umgelegt. Er konnte das Zischen
der Milch hören, die mit leisem Klingeln auf das Metall traf.
Er übertönte das Geräusch nur ungern, weil er es
erotisch fand, ergriff aber dennoch die Gitarre und legte den
Daumen auf die Saiten, die Hand an die Griffleiste. Er schlug keine
Akkorde, sondern zupfte nur einzelne Töne, leise Echos seiner
eigenen Stimme, und der Klang der einzelnen Saite hallte unter der
Liedzeile wider.
Ein Liebeslied, natürlich. Eines der ganz alten,
auf Gälisch. Auch wenn sie nicht jedes Wort verstand, glaubte er
doch, dass sie den Sinn erfassen würde.
»In der Nacht, in der wir Hochzeit
halten,
komme ich mit Geschenken zu dir geeilt,
In der Nacht, in der wir Hochzeit halten...«
komme ich mit Geschenken zu dir geeilt,
In der Nacht, in der wir Hochzeit halten...«
Er schloss die Augen und sah in der Erinnerung,
was die Nacht jetzt verbarg. Ihre Brustwarzen hatten die Farbe
reifer Pflaumen und die Größe reifer Kirschen, und Roger konnte
sich deutlich vorstellen, wie sich eine davon in seinem Mund
anfühlen würde. Er hatte einmal daran gesaugt, vor langer Zeit -
vor Jemmys Ankunft -, aber dann nicht mehr.
»Du wirst hundert Silberlachse
bekommen...
Hundert Felle des Dachses...«
Hundert Felle des Dachses...«
Sie bat ihn nie, es nicht zu tun, wandte sich
niemals ab - doch an der Art, wie sie sacht die Luft anhielt,
konnte er erkennen, dass sie sich oft bemühte, nicht
zusammenzuzucken, wenn er ihre Brüste berührte.
War das nur Empfindlichkeit?, fragte er sich. Hatte
sie Angst, dass er nicht sanft genug sein würde?
Er floh vor diesem Gedanken, ertränkte ihn in einer
kleinen Notenkaskade, fließend wie ein Wasserfall.
Vielleicht liegt es ja gar nicht an dir,
flüsterte die Stimme, die sich beharrlich weigerte, sich ablenken
zu lassen. Vielleicht war er es ja - etwas, das er ihr angetan
hat.
Verpiss. Dich. So richtete er sich in
Gedanken kurz und bündig an die Stimme und unterstrich die Worte
einzeln mit scharf angezupften Saiten. Stephen Bonnet würde keinen
Platz in ihrem Hochzeitsbett haben. Keinen Millimeter.
Er legte kurz die Hand auf die Saiten, um sie zum
Schweigen zu bringen, und als Brianna jetzt das Tuch von ihren
Schultern gleiten ließ, begann er erneut,
diesmal auf Englisch. Auch ein besonderes Lied - eines, das nur
für sie beide da war. Er wusste nicht, ob es noch jemand hören
konnte, aber es war ihm auch egal. Sie stand auf und ließ ihre
Chemise zu Boden gleiten, als seine Finger leise die ersten Töne
spielten: »Yesterday« von den Beatles.
Er hörte sie auflachen, dann seufzen, und das
Leinen ihres Hemdes glitt flüsternd über ihre Haut, als es zu Boden
fiel.
Sie trat nackt hinter ihn, und die sanfte
Melancholie des Stückes erfüllte die Dunkelheit. Ihre Hand strich
über sein Haar und zog es im Nacken fest zusammen. Sie schwankte,
und er spürte, wie sie sich an seinen Rücken drückte. Jetzt waren
ihre Brüste weich und nachgiebig, drückten sich warm durch sein
Hemd, und ihr Atem kitzelte sein Ohr. Ihre Hand ruhte kurz auf
seiner Schulter, dann fuhr sie in sein Hemd, ihre Finger kühl auf
seiner Brust.
Er sehnte sich danach, sich umzudrehen und sie zu
packen, doch er kämpfte den Drang nieder, und seine Erregung
steigerte sich weiter. Er neigte seinen Kopf dichter über die
Saiten und sang, bis ihm die Gedanken vergingen und es nur noch
seinen Körper und den ihren gab. Er hätte nicht sagen können, wann
sich ihre Hand auf der Griffleiste um die seine schloss und er
aufstand und sich zu ihr umdrehte, immer noch von der Musik seiner
Liebe erfüllt, sanft und kräftig und rein in der Dunkelheit.
Sie lag still in der Dunkelheit und spürte, wie
der Donner ihres Herzens langsam in ihren Ohren dröhnte. Sein Echo
hallte im Puls ihres Halses, ihrer Handgelenke, ihrer Brüste, ihres
Bauches wider. Sie hatte die Grenzen ihres Körpers aus den Augen
verloren; langsam kehrte ihr Gespür für ihre Gliedmaßen und Finger,
Kopf und Rumpf, für den Raum, den sie einnahm, zurück. Sie bewegte
den einzelnen Finger, der zwischen ihren Beinen klebte, und spürte,
wie eine letzte, kribbelnde Schockwelle über ihren Oberschenkel
lief, als er davonglitt.
Sie holte langsam Atem und lauschte.
Er atmete immer noch in langen, regelmäßigen Zügen;
Gott sei Dank, er war nicht aufgewacht. Sie war vorsichtig gewesen,
hatte kaum mehr als eine Fingerspitze bewegt, doch das Aufblitzen
des Höhepunktes hatte sie schließlich so hart getroffen, dass ihre
Hüften mitgezuckt hatten, während ihr Bauch bebte und sich
verkrampfte und ihre Fersen sich unter lautem Rascheln in die
Strohmatratze bohrten.
Er hatte einen langen Tag gehabt - wie sie alle.
Dennoch konnte sie immer noch schwach hören, wie ringsum auf dem
Berg gefeiert wurde. Es gab so selten Gelegenheit zu solchen
Festivitäten, dass sich niemand von Nebensächlichkeiten wie Regen,
Kälte oder Müdigkeit davon abhalten ließ.
Sie dagegen fühlte sich, als bestünde sie aus
flüssigem Quecksilber, das bei jedem Herzschlag weich und schwer
aufschimmerte. Eigentlich war es undenkbar, jetzt die Anstrengung
einer Bewegung auf sich zu nehmen, doch ihr letztes Erbeben hatte
ihm die Bettdecke von den Schultern gezogen, und die
Haut seines Rückens lag glatt und entblößt da, dunkel im Kontrast
zum hellen Flickwerk der Quiltdecke. Sie war von einer perfekten,
kuschelig warmen Höhle umgeben, doch sie konnte diesen Luxus nicht
genießen, solange er der kühlen Nachtluft preisgegeben war. Kleine
Nebelschwaden waren unter der Eingangsklappe des Zeltes
hindurchgekrochen und hingen klamm und gespenstisch ringsum in der
Luft; sie konnte den schwachen Schimmer der Feuchtigkeit auf seinem
hohen, geschwungenen Wangenknochen sehen.
Sie rief sich die Existenz ihrer Knochen und
Muskeln wieder zu Bewusstsein, entdeckte ein funktionsbereites,
motorisches Neuron und setzte es entschlossen in Gang. Wieder im
Besitz ihres Körpers, rollte sie sich auf die Seite, so dass sie
ihm zugewandt lag, und zog ihm sanft den Quilt bis zu den Ohren
hoch. Er regte sich und murmelte etwas; sie strich ihm das
zerzauste, schwarze Haar zurück, und er lächelte schwach. Seine
Augenlider öffneten sich halb und gaben den ausdruckslosen Blick
eines Menschen preis, der nur seine Träume sieht. Dann sanken sie
wieder herab, und er holte tief und seufzend Luft und schlief
wieder ein.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie voller
Zärtlichkeit.
Sie strich ihm sacht über den Rücken und genoss es,
seine flachen Schulterblätter durch die Decke zu spüren, den festen
Knochenhügel in seinem Nacken und die lange, ebenmäßige Grube, die
in der Mitte seiner Wirbelsäule entlanglief, bis sie in seine
geschwungenen Pobacken überging. Ein kalter Luftzug ließ die
winzigen Härchen auf ihrem Arm zu Berge stehen, und sie zog ihn
wieder unter die Decke und legte ihre Hand leicht auf Rogers
Hintern.
Ihn zu spüren, war nichts Neues, doch mit seinen
perfekten, warmen Rundungen, seinem drahtigen, gelockten Haar
erregte er sie dennoch. Ein schwaches Echo ihrer einsamen Freuden
ermunterte sie, es noch einmal zu tun, und ihre freie Hand kroch
zwischen ihre Beine, doch dann gebot ihr die pure Erschöpfung
Einhalt. Ihre Finger blieben schlaff auf der geschwollenen Stelle
liegen, und einer davon zog eine träge Spur durch die
Feuchtigkeit.
Sie hatte gehofft, dass es heute Nacht anders sein
würde. Ohne die beständige Gefahr, Jemmy aufzuwecken, frei, sich so
viel Zeit zu lassen, wie sie wollten, im Sog der Emotionen nach dem
Austausch ihrer Gelübde, hatte sie gedacht... doch es war immer
dasselbe.
Nicht, dass sie nicht erregt gewesen wäre, ganz im
Gegenteil. Jede Bewegung, jede Berührung prägte sich in die Nerven
ihrer Haut ein, in ihren Mund, in ihr Gedächtnis. Die Gerüche
überfluteten sie, die Gefühle brannten sich in sie ein. Doch ganz
gleich, wie wunderbar der Liebesakt sein mochte, ein gewisses,
seltsames Gefühl der Distanz ließ sich niemals vertreiben, eine
Barriere, die sie nicht durchdringen konnte.
Und so hatte sie einmal mehr neben ihm gelegen,
nachdem er eingeschlafen war, rückblickend jede Sekunde der
Leidenschaft, die sie gerade geteilt
hatten, noch einmal durchlebt - und sich ihr rückblickend endlich
hingeben können.
Vielleicht liebte sie ihn ja einfach zu sehr,
dachte sie, vielleicht war ihr seine Befriedigung zu wichtig, als
dass sie sich der ihren hätte überlassen können. Die Genugtuung,
die sie empfand, wenn er sich verlor, in ihren Armen keuchte und
stöhnte, war viel größer als die schlichte, körperliche
Befriedigung des Höhepunktes. Und doch verbarg sich darunter etwas
Dunkleres, ein merkwürdiges Triumphgefühl, so als hätte sie einen
unausgesprochenen Wettstreit zwischen ihnen gewonnen.
Sie seufzte und lehnte ihre Stirn an seine
Schulter. Sie genoss seinen Geruch, ein starker, bitterer
Moschusgeruch, ähnlich der Poleiminze.
Der Gedanke an Kräuter erinnerte sie an etwas, und
sie fasste erneut nach unten, vorsichtig, um ihn nicht zu wecken,
und führte ihren schlüpfrigen Finger tief ein, um nachzufühlen.
Nein, es war alles in Ordnung, das in Gänsefingerkrautöl getränkte
Schwämmchen saß immer noch an Ort und Stelle, ein zerbrechlicher,
durchdringend duftender Wächter am Tor ihres Schoßes.
Sie rückte näher, und er bewegte sich unbewusst.
Sein Körper drehte sich halb, so dass sie sich an ihn schmiegen
konnte, und seine tröstende Wärme umschloss sie augenblicklich.
Seine Hand tastete sich wie ein Vogel im Blindflug vor und berührte
ihre Hüfte, ihren weichen Bauch auf der Suche nach einem
Schlafplatz. Brianna ergriff sie mit beiden Händen, die sie dann
unter ihrem Kinn faltete. Seine Hand klammerte sich um die ihre.
Sie küsste einen seiner großen, rauen Fingerknöchel, und er seufzte
tief. Seine Hand entspannte sich.
Die Geräusche der Feierlichkeiten auf dem Berg
waren verstummt, denn die Tänzer waren ermüdet, die Musiker heiser
und erschöpft. Der Regen setzte wieder ein und trommelte über ihr
auf das Zeltleinen, und grauer Nebel berührte mit kühlen, feuchten
Fingern ihr Gesicht. Der Geruch des nassen Zeltleinens weckte in
ihr die Erinnerung an die Campingausflüge, die sie als Kind mit
ihrem Vater gemacht hatte, an das Gemisch aus Aufregung und
Geborgenheit, das sie dabei empfunden hatte, und sie kuschelte sich
fester an Rogers Körper und verspürte dabei ein ähnliches Gefühl
des Trostes und der Vorfreude.
Es war noch früh, dachte sie. Sie hatten ihr ganzes
Leben noch vor sich. Die Zeit der Hingabe würde sicher
kommen.